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Veröffentlicht am 25.07.2022

Eine wunderbare Erzählung

Beifang
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Die Zechensiedlung Beifang am Rande des Ruhrgebiets.
Hier lebt in den Nachkriegsjahren der Hilfsarbeiter und
zwölffache Vater Winfried Zimmermann ein Leben zwischen Armut
und Verzweiflung.
Sein Enkel, ...

Die Zechensiedlung Beifang am Rande des Ruhrgebiets.
Hier lebt in den Nachkriegsjahren der Hilfsarbeiter und
zwölffache Vater Winfried Zimmermann ein Leben zwischen Armut
und Verzweiflung.
Sein Enkel, Frank Zimmermann arbeitet als Dialogautor für Werbefilme
in Berlin. Von Frau und Sohn lebt er getrennt.
Gelegentlich trifft er die gut situierte Marie aus Leipzig.
Marie ermuntert den zu Schwermut Frank, sich stärker mit seiner Herkunft
auseinanderzusetzen.
Denn: Erwachsenwerden heißt eben auch zu wissen,
was vor der eigenen Geburt geschehen ist.

Es geht im Wesentlichen um drei Fragen.
Was war Winfried für ein Mensch?
War er wirklich bei der Waffen-SS?
Wurde er später von einem seiner Söhne ermordet?
Jedes seiner Kinder erzählt seine eigene Wahrheit.
Auch lässt sich der Großvater nicht in eine Schublade stecken.

Es gibt viele Wahrheiten und es steht schnell fest,
sichere Antworten gibt es nicht.
Nur die eine: Blutsbande sind enger als Freundschaften.

Das erzählt Martin Simons so wunderbar messerscharf und doch
auch sehr einfühlsam.
Er kann die Momente der wahren Empfindung gekonnt sammeln und
literarisch auf den Punkt bringen.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und mit ihren Ecken und
Kanten sehr authentisch.

Eine gut ausgearbeitete Handlung, die Suche nach den familiären Wurzeln.
Man kann sich sehr gut in diese Nachkriegszeit, in die Enge des
Zechenhauses und dem Kampf gegen die Armut hineinversetzen.
Das alles mit einem zutiefst traumatisierten Vater und einer gänzlich
überforderten Mutter.
Ein sehr interessanter Roman über eine ungewöhnliche Familie und ihr
Kampf um das Dasein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2022

Sehr gelungener Auftakt der Mütter-Trilogie

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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Düsseldorf 1924

Minna, eine junge Schneiderin, ist eine sehr selbstständige Persönlichkeit.
In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, strebt sie nach höherem.
Ihr Wunsch ist es, sich aus der Armut befreien, ...

Düsseldorf 1924

Minna, eine junge Schneiderin, ist eine sehr selbstständige Persönlichkeit.
In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, strebt sie nach höherem.
Ihr Wunsch ist es, sich aus der Armut befreien, glücklich zu werden und eine
Familie zu gründen.
Als sie Fred, aus gutem Hause kennenlernt, scheint das alles greifbar zu sein.
Doch ihre selbstbewusste Art und ihre Erfolge als Schneiderin und Geschäftsfrau
stellen ihre Ehe immer wieder auf die Probe.
Bald muss Minna sich entscheiden. Frauen, die eigene Entscheidungen treffen
sind in diesen Zeiten nicht erwünscht.
Doch Minna ist bereit, um ihr Glück zu kämpfen.

Das Lebensgefühl und der Zeitgeist dieser Jahrzehnte wird sehr gut
wiedergegeben und wunderbar in die Geschichte eingebunden.
Ob Weltwirtschaftskrise, Naziterror und oder auch die Nachkriegszeit
das Frauenbild wird geschickt miteinander verknüpft.
Es geht um die Liebe, um Träume, Machtkämpfe und um ein selbstbestimmtes Leben.

Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil zu sein.
Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah mit. Das Leiden der Menschen wird
schonungslos wiedergegeben.
Die Geschehnisse sind sehr echt und packend beschrieben.
Die Mischung zwischen Dichtung und Wahrheit ist wunderbar gelungen.
Sehr ernste Töne und Begebenheiten sind durchaus vorhanden, aber
es gibt auch viel erfrischende Leichtigkeit. Genau diese Mischung
macht aus diesem Buch ein Leseerlebnis. Dazu kommt die Schreibweise
der Autorin, die voller Esprit und Leidenschaft ist.

Ein sehr gelungener, 1. Band der Mütter-Trilogie.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.07.2022

Ein magisches Lesevergnügen

Die versteckte Apotheke
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London 1791
Die Apothekerin Nella hat es sich zur Aufgabe gemacht,
Frauen, die von ihren Männern betrogen oder enttäuscht wurden
zu helfen. Sie betreibt eine geheime Apotheke mit tödlichen
Arzneien.
Gegenwart
Caroline, ...

London 1791
Die Apothekerin Nella hat es sich zur Aufgabe gemacht,
Frauen, die von ihren Männern betrogen oder enttäuscht wurden
zu helfen. Sie betreibt eine geheime Apotheke mit tödlichen
Arzneien.
Gegenwart
Caroline, eine junge Historikerin,
will ihren 10. Hochzeit gemeinsam mit ihrem Mann James
feiern. Aber als sie feststellt, dass James sie hintergangen hat
reist Caroline allein nach London. Als sie im Schlamm der Themse
ein geheimnisvolles Fläschchen entdeckt, erwacht ihre Neugier und
sie fängt an, nachzuforschen. Sie macht sich nicht nur auf die Suche
nach der Wahrheit um Nella. Caroline muss sich selbst finden und
klären, was sie wirklich will.

Die Autorin hat eine bezaubernde Art zu schreiben.
Ihr Schreibstil ist wie ein Eintritt in eine andere Welt.
Es macht sehr viel Spaß, mit den Charakteren in ein längst vergangene
Zeit zu reisen und das London von vor 200 Jahren zu erleben.
Atmosphärisch dicht und sehr detailgetreu werden die Erlebnisse
wieder gegeben. Man hat das Gefühl, direkt mit vor Ort zu sein.

Erzählt wird auf zwei Zeitebenen.
Die Figuren sind bis in die Nebenrollen liebevoll gezeichnet, sodass man ganz
schnell Sympathien oder auch Antipathien hegt.
Und genau diese Fehler und Macken lassen sie so natürlich und echt wirken.
Während der Erzählstrang über Nella mich richtig mitgerissen hat,
fand ich den Zweiten weniger fesselnd.
Alles in allen aber ist es eine schöne Geschichte über die Liebe,
Rache, Gift und einem geheimen Frauenbund.
Ein magisches Lesevergnügen.

Erwähnenswert ist noch der Stadtplan Londons um 1781,
der alte Apothekerschwur und die schönen Rezepte.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.06.2022

Sehr unterhaltsamer Auftakt

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Die Autorin nimmt uns mit in die 1950er Jahre.
Aus ihrer Sicht wird diese Zeit noch einmal lebendig.
Inmitten des Kalten Krieges wachsen drei junge Frauen auf.
Mit den Augen dieser drei Hauptcharaktere ...

Die Autorin nimmt uns mit in die 1950er Jahre.
Aus ihrer Sicht wird diese Zeit noch einmal lebendig.
Inmitten des Kalten Krieges wachsen drei junge Frauen auf.
Mit den Augen dieser drei Hauptcharaktere durchlebt der Leser eine vergangene Zeit. Bildreich und sehr lebendig, fesselnd und auch wieder federleicht wird das Zeitgeschehen von damals wiedergegeben.
Die Charaktere sind einfach super gewählt.
Mit ihnen erlebt man alle Höhen und Tiefen hautnah.
Die guten und auch die sehr schmerzlichen Erlebnisse.
Dazu kommen die historischen Ereignisse, die sich wie ein roter Faden durch diese Geschichte ziehen.
Ein wunderbarer Roman mit sehr ernsten Hintertönen.
Trotz der damaligen Zwangslage und Schwere ist die Geschichte um Betty, Martha und Clara kurzweilig geschrieben.
Die Charaktere sind alle sehr ausdrucksstark und liebenswert.
Haben ihre Ecken und Kanten. Das macht das Geschehen recht lebendig.
Mit großer Wärme erzählt die Autorin von Lebensträumen, Erinnerungen, Scheitern, Entwurzelung und verpassten Chancen auf dem schwierigen Weg zum Erwachsenwerden.
Ein sehr unterhaltsamer Sommerroman, nicht nur für das Strandbad.

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Veröffentlicht am 20.06.2022

Ein Wohlfühlkrimi

Bitterwasser
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Im beschaulichen Gastein geschehen seltsame Dinge. Carolin Halbach zieht aus Deutschland nach Österreich, um die Stelle der Bibliotheksleiterin anzutreten. Während der Eröffnungsfeierlichkeiten geschieht ...

Im beschaulichen Gastein geschehen seltsame Dinge. Carolin Halbach zieht aus Deutschland nach Österreich, um die Stelle der Bibliotheksleiterin anzutreten. Während der Eröffnungsfeierlichkeiten geschieht ein Mord. Waren die Häppchen etwa vergiftet? Die Polizei vermutet einen Sabotageakt. Carolin sieht das etwas anders und fängt selbst an nachzuforschen. Das macht sie so gut, dass sie sich selbst in Gefahr begibt.

Bitterwasser ist ein solider Krimi mit viel spannenden Elementen.

Ruhig geschrieben, bleibt der Spannungsbogen bis zum Schluss erhalten. Das liegt nicht nur an der guten Schreibweise, sondern auch an den sehr gut beschriebenen Charakteren.

Die Hauptfigur ermittelt mit Köpfchen und Gefühl und macht Mrs. Marple alle Ehre. Es macht Spaß, ihr bei diesen Ermittlungen zu folgen.

Dazu passt der sehr gut zu verstehende Dialekt und die genauen Ortsbeschreibungen. Das Kopfkino läuft auf Hochtouren.

Auch die Gemütsklage und Atmosphäre der Bewohner werden sehr gut wiedergegeben. Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz.

Ein guter Krimi, mit viel Lokalkolorit, und einer sehr sympathischen Privatschnüfflerin.

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