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Veröffentlicht am 07.08.2022

Neuer Fall für Jan Storm im gar nicht so beschaulichen Brodersby

Schatten über Brodersby
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Im dritten Band der Brodersby-Reihe muss der Landarzt Jan Storm seinem Freund Jörg beistehen. Ida, die Tochter von Jörgs Freundin, wird erpresst. Als Jörg der Sache nachgehen und den Erpresser treffen ...

Im dritten Band der Brodersby-Reihe muss der Landarzt Jan Storm seinem Freund Jörg beistehen. Ida, die Tochter von Jörgs Freundin, wird erpresst. Als Jörg der Sache nachgehen und den Erpresser treffen möchte, geht die Sache ziemlich schief, denn Jan findet seinen Freund bewusstlos und den mutmaßlichen Erpresser unweit davon tot. Jörg wird verdächtigt, den jungen Mann umgebracht zu haben und muss in Untersuchungshaft. Für den engagierten Polizisten ist das eine schlimme Sache und totale Demütigung. Nur gut, dass er Freunde hat, die nicht ruhen, bis sie der Wahrheit auf der Spur sind.
Auch dieser dritte Teil um den Landarzt Jan Storm und seine Freunde ist wieder fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Da kommt garantiert keine Langeweile auf. Wie in bisher allen Bänden, so wird auch hier das Thema Freundschaft und Zusammenhalt groß geschrieben. Nicht nur Jan und seine Freunde aus Brodersby, sondern auch Jörgs Kollegen aus Kiel tun alles, um Jörg zu entlasten, und man merkt bei jedem Satz, dass er sich auf die Jungs verlassen kann. Diesmal spielt das Thema Drogen eine große Rolle, und der Fall um den toten jungen Mann zieht ungeahnte Kreise. Seltsamerweise verhält sich auch Jans Lebensgefährtin Lena plötzlich sehr distanziert, als würde sie etwas vor Jan verbergen, und Jan fragt sich, wem er überhaupt noch vertrauen kann. Die Charaktere sind wieder sehr interessant und lebendig gezeichnet, und auch wenn von der ländlichen Idylle um Brodersby nicht allzu viel zu spüren ist, habe ich mich in der Geschichte wohl gefühlt. Ich hatte diesmal schon ziemlich früh einen Verdacht, wer in der Geschichte mit drin hängen könnte, habe meine Vermutung aber dann zwischenzeitlich wieder verworfen. Es war wieder sehr spannend, die Entwicklung des ziemlich diffizilen Falls zu verfolgen, und ich freue mich schon sehr auf weitere Abenteuer mit Jan, seinen Freunden und seiner liebenswerten Arzthelferin, die in ihrer mütterlichen Art immer dafür sorgt, dass es Jan gut geht, vor der er aber auch nichts verheimlichen kann, denn an Gerda ist glatt eine Detektivin verloren gegangen. Der nächste Band liegt schon bereit, und ich freue mich, wieder in Jans Welt eintauchen zu können.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Wunderbarer zweiter Teil

Die Hofgärtnerin − Sommerleuchten
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Es ist immer gar nicht so leicht, über Fortsetzungen von Mehrteilern zu sprechen. Gerade wenn, wie es hier der Fall ist, der erste Band mit einem Cliffhanger endete, empfehle ich dringend, zuerst diesen ...

Es ist immer gar nicht so leicht, über Fortsetzungen von Mehrteilern zu sprechen. Gerade wenn, wie es hier der Fall ist, der erste Band mit einem Cliffhanger endete, empfehle ich dringend, zuerst diesen zu lesen, denn wenn man gleich beim zweiten Teil einsteigt, gehen viele Feinheiten verloren, auch kann man dann die Wandlung, die manche Charaktere durchmachen, nicht so deutlich nachvollziehen. Zwar gibt es immer wieder kleine Rückblicke auf die Handlung des ersten Teils, was ich gut fand, da dieser bereits vor einem Jahr erschienen ist, aber die Handlung war nicht abgeschlossen, und die Rückblenden kamen mir sehr recht, um mich noch besser an die damaligen Ereignisse zu erinnern. Bei meiner Rezension gehe ich davon aus, dass alle, die sie lesen, den ersten Band bereits kennen, so dass ich nicht zu viel verrate.

Marleene ist inzwischen verlobt, und das junge Paar hat Träume für die Zukunft. Diese sind nicht leicht umsetzbar, denn es fehlt an allen Ecken und Enden am Geld für wichtige Anschaffungen. Zwar erhalten sie die Gelegenheit, ein Grundstück zu bewirtschaften, aber sie müssen sich beweisen, und beim Ringen um den begehrten Titel der Hofgärtnerei läuft ihnen die Zeit davon.
Auch bekommen sie so einige große Steine in den Weg gelegt, und sie erleben immer wieder Rückschläge in ihrer Arbeit.
Man begegnet hier „alten Bekannten“ aus dem ersten Band wieder, wobei sich einige von ihnen innerhalb der kurzen Zeit ziemlich verändert haben, teils zum Guten, teils auch zu ihrem Nachteil. Vor allem in einem Fall, der sehr gravierend ist, fand ich es schon sehr erstaunlich bzw. konnte ich die wundersame Wandlung nicht so ganz nachvollziehen, weil sie doch ziemlich plötzlich kam. Die meisten Charaktere sind jedoch sehr lebendig und ausdrucksvoll dargestellt. Es kommen auch einige neue Personen dazu, die mir sehr gefallen haben. Vor allem Alma, deren Vater seinen Bauernhof in der Nachbarschaft der neu errichteten Gärtnerei von Marleene und Julius hat, ist eine so quirlige und liebenswerte junge Frau und für Marleene immer als gute Freundin zur Stelle, wenn sie gebraucht wird. Marleene und auch Julius sind nach wie vor einfach zu gutmütig für die Welt und werden nicht nur einmal schwer enttäuscht. Auch Marleenes Cousine Frieda ist wieder dabei, und auch sie muss so manche Niederlage wegstecken.
Ein großes Thema im Roman ist auch in diesem Band wieder die Stellung der Frauen in der damaligen Zeit. Immer wieder wird deutlich, wie eng gesteckt die Rechte der Frauen zum Ende des 19. Jahrhunderts waren, nicht nur bei der einfachen Bevölkerung, sondern fast noch stärker in der besseren Gesellschaft, wo Unabhängigkeit verpönt war und sich die meisten Frauen nur über ihren Ehemann definieren konnten.
Sehr interessant fand ich die Erläuterung der norddeutschen Bräuche, beispielsweise die Unterschiede zwischen einer gutbürgerlichen Hochzeit in der Stadt und einer Bauernhochzeit. Im Anhang sind ein kleiner Lehrgang für Plattdeutsch sowie die Erklärung des „Fächercodes“ eingefügt. Mit abwechslungsreichen Themen bringt die Autorin viel Zeitkolorit und Authentizität in ihren Roman. Rezepte zu Gerichten, die im Verlauf der Handlung gereicht werden, runden das Buch ganz wunderbar ab.
Alles in allem finde ich diesen zweiten Band sehr gelungen. Die schön gestaltete Klappbroschur passt perfekt zum ersten Buch. Dieser zweite Teil war meines Erachtens stimmiger als der Vorgänger, zumindest hat er mir noch etwas besser gefallen. Diesmal gibt es keinen Cliffhanger, aber es bleiben doch einige Sachen ungeklärt, so dass ich schon neugierig auf den dritten Teil bin, der meines Wissens im kommenden Januar erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

1816, das Jahr ohne Sommer

Der dunkle Himmel
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Der Roman beginnt 1816, im Jahr nach dem gewaltigen Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora, der in großen Teilen der Welt für gravierende Klimaveränderungen sorgte. Auch in dem kleinen schwäbischen ...

Der Roman beginnt 1816, im Jahr nach dem gewaltigen Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora, der in großen Teilen der Welt für gravierende Klimaveränderungen sorgte. Auch in dem kleinen schwäbischen Leinweberdorf Hohenstetten bekommen die Menschen diese Veränderungen zu spüren und erleben das Jahr ohne Sommer, in dem die Ernte von Starkregen und Frost schwer beeinträchtigt wird. Dass das Wetter mit dem besagten Vulkanausbruch zusammenhängt, wissen die Menschen zu dieser Zeit nicht und machen sich ihre eigenen Gedanken. Viele halten das Unheil, das über die Menschheit hereinbricht, für eine Strafe Gottes. Die Klimakatastrophe hat verheerende Folgen, denn die Menschen verlieren reihenweise ihre Arbeit, müssen hungern und leben zum Teil in elenden Zuständen.

Die Protagonisten, die in diesen schweren Zeiten bestehen müssen, sind in erster Linie die Wirtstochter Paulina und der junge Schulmeister Friedhelm. Im Rahmen der Ereignisse entscheidet sich auch das Schicksal dieser jungen Menschen. Sie sind sich sehr zugetan, aber ihre Liebe scheint aussichtslos, denn Paulinas Vater hat andere Pläne mit seiner Tochter.
Ein weiterer starker Charakter im Roman ist Pfarrer Unterseher, der seine Gemeinde mit Weitsicht und Empathie betreut. Auch er hat private Probleme, denn in seiner Familie läuft nicht alles wie gewünscht, aber Unterseher versucht, aus allem das Beste zu machen.

Alles in allem ist dies ein sehr fesselnder Roman, der die Probleme der Menschen in dieser schwierigen Zeit sehr eindrucksvoll darstellt. Mit Paulina und Friedhelm und seiner Mutter, mit Pfarrer Unterseher und seiner Familie hat die Geschichte sehr liebenswerte Charaktere, die alles tun, um ihren Mitmenschen beizustehen. Aber es gibt auch die andere Seite, nämlich Leute, die sich am Elend anderer bereichern und dafür ganz unverfroren mit faulen Tricks arbeiten. Nur zum Teil konnte ich die Aktionen und auch die Wandlung von Paulinas Vater nachvollziehen. Anfangs hatte man den Eindruck, dass er seine Tochter liebt und das Beste für sie will. Aber irgendwann fand ich diesen Charakter sehr überzeichnet und konnte seine Beweggründe nicht mehr verstehen. Aber auch wenn nicht alles an der fiktiven Handlung so ganz realistisch auf mich wirkte, habe ich die Handlung bis zuletzt mit Spannung verfolgt. Hohenstetten, wo sich ein großer Teil der Geschichte abspielt, ist ein fiktiver Ort, der aber das damalige Leben auf der Rauhen Alb sehr lebendig und authentisch repräsentiert. Viele Details im Roman zeugen von einer ausführlichen Recherche, und die damaligen Zustände während dieser Hungersnot sind absolut glaubwürdig und nahe an den historischen Tatsachen dargestellt.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Ein beeindruckendes und meines Erachtens sehr wichtiges Buch

Fritz, der Gorilla
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Schon das Foto von Fritz auf dem Buchumschlag ist sehr ausdrucksstark und hat mich fasziniert. Bisher wusste ich so gut wie nichts über Gorillas, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, und ...

Schon das Foto von Fritz auf dem Buchumschlag ist sehr ausdrucksstark und hat mich fasziniert. Bisher wusste ich so gut wie nichts über Gorillas, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, und ich wollte unbedingt mehr erfahren. Im Nachhinein vermute ich, dass ich Fritz eventuell schon persönlich begegnet sein könnte, denn laut Zeitleiste hinten im Buch ist der Gorilla 1970 nach Nürnberg gekommen, und damals, in meiner Kindheit, war ich einige Male im Nürnberger Zoo zu Besuch. Inzwischen verzichte ich auf Zoobesuche, aus Gründen, die ich hier im Buch noch bestätigt bekam. Wenn man sich den Lebenslauf von Fritz ansieht, soweit man die Daten überhaupt noch feststellen konnte, dann zeigt mir dies alles andere als ein glückliches Leben.
Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und sich mit vielen Menschen unterhalten, die Fritz während seines Lebens eine Zeitlang begleitet haben.
Was sie nicht nur über Fritz sonder auch über seine vielen Nachkommen herausgefunden hat, ist berührend und zum Teil schockierend, denn damals, als Fritz nach Deutschland kam, wussten auch die „Fachleute“ in den Zoos nicht wirklich viel über diese gigantischen Tiere. Viel wurde damals falsch gemacht. Die heutigen Zoos, die nach neuesten Erkenntnissen gestaltet sind, geben da ein besseres Bild ab, und doch frage ich mich, mit welchem Recht wir diese großartigen Lebewesen ihrer Freiheit berauben und derart bis ins kleinste Detail über ihr Leben bestimmen.

Das Buch besteht aus drei großen Teilen:

1. Fritz, das Waisenkind
Hier erfährt man alles, was man über das Leben der Gorillas im Dschungel Kameruns weiß. Die Autorin schildert sehr eindringlich die Art, wie kleine Gorillas damals von ihren Eltern getrennt und nach Europa geschickt wurden. Sie erläutert die vielen Fehler, die bei der Aufzucht der jungen Tiere gemacht wurden, was schon mit der falschen Ernährung begann, denn den Vegetariern wurde Fleisch vorgesetzt. Das Kapitel endet mit dem sogenannten „Erhaltungsaufzuchtprogramm“, was bedeutet, dass heutige Zoos ihren „Bedarf“ an Tieren durch eigene Aufzucht decken, ja decken müssen, weil der Wildfang mittlerweile verboten ist.

2. Fritz, das Gründertier
In diesem großen Abschnitt lernt man Fritz‘ Nachfahren kennen. Einige von ihnen werden sehr ausführlich dargestellt, und man erfährt, dass auch hier bei der Haltung der Tiere so einiges schief gelaufen ist.

3. Fritz, der Zeitzeuge
Hier begleitet man Fritz auf seinen Reisen. Man erfährt, was Stammgäste im Zoo für Gorillas bedeuten und wie andererseits Gorillas das Leben der Menschen beeinflussen können. Die Autorin berichtet über die Art, wie Fritz sich gegen jüngere Konkurrenten durchsetzte, was sich in den Zoos verändert hat und über Zipperlein und Krankheiten, die Gorillas im Alter ebenso heimsuchen wie uns Menschen.

Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt und einerseits meine Meinung bestätigt, dass man Tiere nicht derartig einsperren und zur Schau stellen sollte. Andererseits haben Zoos auch eine wichtige, sehr verantwortungsvolle Aufgabe, denn viele Tierarten sind in freier Natur vom Aussterben bedroht. Hier können Zoos dafür sorgen, dass diese Arten erhalten werden.
Was ist richtig, was ist falsch? Diese Frage kann wohl nicht eindeutig beantwortet werden, denn es ist eine Gratwanderung, zu entscheiden, was jeweils richtig ist. Das betrifft bei weitem nicht nur Gorillas oder andere Menschenaffen, sondern sehr viele Spezies aus dem Tierreich. Verantwortliche müssen das Für und Wider berücksichtigen und in Einzelfällen entscheiden, was wichtiger ist, die Bewahrung von Würde und Freiheit einer Tierart oder ihr Schutz vor Ausrottung.
Zahlreiche Bilder im Buch unterstreichen das Geschriebene auf eindrucksvolle Weise. Die umfangreiche Liste der Quellenangaben im Anhang zeigt, wie intensiv sich die Autorin mit dem Thema befasst hat. Das daraus resultierende Buch, die Biografie eines faszinierenden Menschenaffen, ist sehr eindrucksvoll, und ich kann es allen Menschen, denen Tiere am Herzen liegen, sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Packender Auftakt einer dramatischen Familiensaga

Zeiten des Wandels
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Dieser erste Teil der Quadrologie um die Familie Delgado beginnt im Jahr 1913. Die dreizehn folgenden Jahre begleiten wir das Ehepaar Delgado und ihre vier Kinder durch bewegte Zeiten.
Das einst erfolgreiche ...

Dieser erste Teil der Quadrologie um die Familie Delgado beginnt im Jahr 1913. Die dreizehn folgenden Jahre begleiten wir das Ehepaar Delgado und ihre vier Kinder durch bewegte Zeiten.
Das einst erfolgreiche Weingut der Delgados wirft nicht mehr genügend ab, die Weinwirtschaft Mallorcas steht vor dem Ruin. Um dem zu entgehen, beschließt Juan Delgado Soler, auf Trockenfrüchte umzusteigen. Seine Frau Maria unterstützt ihn bei seinen Bestrebungen. Nicht bei allen vier Kindern der Eheleute stößt diese neue Geschäftsidee auf Zustimmung.
Diego, der älteste Sohn, der laut seiner Eltern das Weingut eines Tages übernehmen soll, interessiert sich nicht dafür, denn sein Traum ist es, Fischer zu werden und zur See zu fahren. Antonia, die ältere Tochter, ist verliebt und trägt sich mit Heiratsgedanken. Schweren Herzens stimmt sie den Plänen ihres Verlobten zu, nach der Heirat nach Kuba auszuwandern und dort ein eigenes Weingut zu gründen. Die fünfzehnjährige Carla ist traurig, dass ihre Schwester so weit fortgeht. Um das Unternehmen ihrer Eltern mit zu unterstützen, fängt sie in einer Schuhfabrik an. Von den anfänglichen Arbeiten als Näherin dort wird sie schon bald zur angesehenen Designerin, die neue, modische Schuhe entwirft. Aber ihr Weg ist nicht leicht, denn sie muss sich gegen Anfeindungen behaupten. Letztendlich steht sie zwischen zwei Männern. Der eine kann ihr Sicherheit und Wohlstand bieten, den anderen liebt sie. Da ihre Familien verfeindet sind, können sich die Liebenden nur heimlich treffen, und Carla muss eine schwere Entscheidung treffen.
Leo, das jüngste Kind der Delgados, kann seine Eltern nicht verstehen und möchte unbedingt verhindern, dass sie den Weinbau aufgeben. Für ihn liegt darin seine Zukunft. In seinem Bestreben, seinen Weg ohne die Familie zu gehen, gerät er mit dem Gesetz in Konflikt.
Es sind wahrlich bewegte Jahre, und die Familie Delgado erlebt manch Schönes, aber auch schreckliche Ereignisse säumen ihren Weg. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder erzählt, und man lernt die unterschiedlichen Sichtweisen kennen. So springt die Handlung immer wieder zwischen Mallorca und Kuba hin und her. Sehr ausführlich wird geschildert, wie Antonia bei ihrer Auswanderung einige Weinstöcke vom elterlichen Weingut mit auf die Reise nach Kuba nimmt, was sich als nicht so einfach herausstellt. Anhand solcher Details sieht man deutlich, wie stark sich das Leben seit damals verändert und vereinfacht hat, gerade was Entfernungen und Zeiten betrifft.
Die Charaktere sind alle sehr ausgefeilt und plastisch dargestellt. Ich konnte mich gut in die verschiedenen Personen hinein versetzen, auch wenn ich nicht für alle ihre Handlungen Verständnis aufbringen konnte. Meist entwickelt man ja beim Lesen eine Vorliebe für bestimmte Charaktere. Mir persönlich war Carla besonders sympathisch, und ich konnte ihre Beweggründe am besten verstehen.
Es kommt zu einigen sehr dramatischen Szenen im Roman, und die Handlung ist spannend bis zur letzten Seite. Das Buch ist 555 Seiten stark, und doch gab es besonders aufs Ende zu einige größere Zeitsprünge, und einige Szenen endeten recht abrupt. Hier hätte ich manchmal gerne noch etwas mehr über die dazwischen liegenden Zeiten erfahren, aber das hätte vermutlich den Rahmen gesprengt. Ich habe die Familie Delgado sehr gerne begleitet und mit ihnen gebangt, gehofft und getrauert. Dass es noch drei Folgebände geben wird, gefällt mir sehr, und ich bin schon gespannt darauf, wie es für die Familie weitergehen wird.

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