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Veröffentlicht am 26.02.2021

Schwierige Familiengeschichte

Nächstes Jahr in Berlin
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Nach dem Tod der Mutter erzählt Astrid Seeberger, was sie von der Lebensgeschichte ihrer Mutter Rose weiß. Das ist wenig genug, denn die Mutter war ihrer Tochter gegenüber sehr verschlossen. ...

Nach dem Tod der Mutter erzählt Astrid Seeberger, was sie von der Lebensgeschichte ihrer Mutter Rose weiß. Das ist wenig genug, denn die Mutter war ihrer Tochter gegenüber sehr verschlossen. In Ostpreußen aufgewachsen, muss Rose kurz vor Kriegsende fliehen und kommt nach Schwaben, wo sie ihr Erwachsenenleben verbringt. Obwohl sie dort heiratet und ihre Tochter bekommt, ist sie alles andere als ein glücklicher Mensch. Es ist die Geschichte einer Frau, die nie das Leben annimmt, das ihr gegeben wurde, sondern bis zum letzten Tag dem durch die Flucht verlorenen Leben in Ostpreußen nachtrauert und dadurch eigentlich das Leben verpasst hat. Die Vorstellung, als kleines Mädchen bei dieser bitteren Frau aufzuwachsen, hat mich sehr erschüttert. Fröhlich war die Mutter eigentlich nur in den Sommern bei ihrer Familie, aber da hat sie sich nicht weiter um ihre Tochter gekümmert.

Die Grundfarbe dieser Geschichte ist für mich dunkelgrau. In distanziertem, fast schon kaltem Schreibstil mit kurzen, manchmal wie abgehackt wirkenden Sätzen reiht die Autorin die Ereignisse im Leben ihrer Mutter aneinander. Selbst als die Mutter ihr die vollständige Geschichte der verlorenen Schwester verweigert, zeigt die Tochter keine Regung, sie nimmt die Weigerung einfach hin, wo grenzenloser Zorn und Trauer eher normal wären. Das hat mich sehr befremdet. Diese Emotionslosigkeit ist wahrscheinlich der Grund, warum ich bis zur letzten Seite keinen wirklichen Zugang zur Geschichte gefunden habe. Auch die sehr zahlreichen Zeitsprünge waren nicht eben förderlich für den Lesefluss. Manche Passagen musste ich mehrfach lesen, um wenigstens einigermaßen an der Geschichte dran zu bleiben.

Mein Fazit: Alles in allem hat mich dieses Buch verstört und traurig gemacht. Es ist wirklich schwere Kost, auch wenn eine interessante Familiengeschichte dahinter steckt. Aufgrund von Klappentext und Leseprobe hatte ich mehr erwartet, deshalb vergebe ich 3 Sterne.




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Veröffentlicht am 24.07.2020

Ein schweres Erbe

Willkommen im Flanagans (Das Hotel unserer Träume 1)
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Linda ist erst 21 und im ländlichen Fjällbaka in Schweden aufgewachsen, als sie Anfang der 1950-er Jahre das heruntergewirtschaftete Hotel ihres Vaters in London erbt. Sie stellt sich mutig der ...

Linda ist erst 21 und im ländlichen Fjällbaka in Schweden aufgewachsen, als sie Anfang der 1950-er Jahre das heruntergewirtschaftete Hotel ihres Vaters in London erbt. Sie stellt sich mutig der Herausforderung und schafft trotz aller Schwierigkeiten in der Nachkriegszeit es mit der Hilfe ihrer Freundin Mary und ihrer Großmutter, das Hotel wieder auf eine solide Grundlage zu stellen. Doch nun - 10 Jahre später - kommt eine neue Bedrohung auf sie zu und sie muss all ihren Mut zusammen nehmen, um nicht alles zu verlieren. Auch in ihrem Privatleben, das in den 10 Jahren des Aufbaus brach gelegen hat, kommen gravierende Veränderungen auf sie zu.

In sehr anschaulichem Schreibstil schildert Asa Hellberg die Geschichte Linda Lansings und des Flanagans, eine Geschichte von Emanzipation, Ehrgeiz und Intrigen. Linda muss so manchen Kampf mit ihren Gegnern ausfechten, bevor sie die Schlacht gewinnen kann. Letztlich muss sie dafür auch ihre Skrupel über Bord werfen. Interessant ist auch ein zweiter Handlungsstrang, der auf der Etage der Bediensteten spielt . Emma und Elinor kämpfen ebenso wie Linda um die Gleichberechtigung, Elinor nicht nur als Frau sondern gleich als farbige Frau. Dabei verstricken sie sich in Liebesgeschichten und Familienprobleme, die sie nicht ohne Hilfe lösen können.

Aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe hatte ich erwartet, über die Zeit des Aufbaus, in der Linda sich in die Hotelleitung einarbeitet und über ihre Probleme dabei zu lesen. Diese Zeit wird jedoch völlig ausgespart, was mich ziemlich enttäuscht hat. Die Handlung setzt quasi erst 1960 ein, als die neue Bedrohung auf das Hotel zukommt. Die Geschichte plätschert irgendwie dahin, einige Passagen erinnern mich ein bisschen an Groschenromane. Spannender wird es erst im letzten Viertel, da überstürzen sich die Ereignisse bis zu einem gar nicht überraschenden Happy End. Allerdings bleiben viele Fragen offen, was sicher der Tatsache geschuldet ist, dass "Willkommen im Flanagans" der Auftakt zu einer Buchserie ist.

Tja, Asa Hellberg lässt mich hier ein wenig ratlos zurück. Ich weiß nicht genau, was sie mit dem Buch ausdrücken will. Ist es ein Liebesroman mit Ausflügen in den beruflichen Alltag einer Frau Anfang der 1960-er Jahre? Oder ist es eine Geschichte über den Kampf um die Gleichberechtigung der Frau? Auch einige der Charaktere sind meiner Meinung nach nicht schlüssig dargestellt. Sebastian z.B. dreht sich vom erbitterten Gegner um 180° zum "Best Friend" dem Linda dann sofort und uneingeschränkt vertraut. Das geht mir doch ein wenig schnell.

Sehr gefallen hat mir der Schreibstil, der mich sofort in die Geschichte hinein geholt hat und das Flanagans vor meinem inneren Auge erscheinen ließ. Auch dass die Geschichte quasi auf zwei gesellschaftlichen Ebenen spielt, verleiht ihr doch einen gewissen Reiz. Mehr als drei Sterne hat sie meiner Meinung nach trotzdem nicht verdient.


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Veröffentlicht am 23.03.2020

Ein "Putzbuch" der anderen Art?

Glanz und Gloria
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Dann mach ich mal den Anfang:

Vreni Frosts Ansatz, ein „Putzbuch“ zu schreiben, ist der Gedanke, dass jedes Zimmer einer Facette der Persönlichkeit zuzuordnen ist. So gehören die Ernährungsgewohnheiten ...

Dann mach ich mal den Anfang:

Vreni Frosts Ansatz, ein „Putzbuch“ zu schreiben, ist der Gedanke, dass jedes Zimmer einer Facette der Persönlichkeit zuzuordnen ist. So gehören die Ernährungsgewohnheiten logischerweise zur Küche, das Selbstbild ins Bad und die Seelenhygiene ins Schlafzimmer. Die sozialen Gewohnheiten sind dem Wohnzimmer zugeordnet während das Berufsleben im Arbeitszimmer seinen Platz hat. Diese Zuordnung ist logisch und nachvollziehbar.
Wir lernen im Verlauf des Buchs Vreni recht gut kennen, denn sie schreibt sehr offen über ihr bisheriges Leben, in dessen Verlauf sie einiges mitgemacht hat. Magersucht, eine Autoimmunerkrankung und daraus folgende psychische Probleme haben sie immer wieder ausgebremst. Jetzt scheint sie ihren Platz im Leben gefunden zu haben.
Neben der sehr ehrlichen Schilderung ihrer Probleme sind in dem Buch auch zahlreiche praktische Tipps zum Thema Putzen enthalten, die für einen „Putz-Neuling“ der die erste eigene Wohnung hat sehr wertvoll sein können. Ich konnte allerdings bis zum Schluss nicht den Zusammenhang herstellen zwischen meinen seelischen Befindlichkeiten und der Reinigung der einzelnen Räume. Sicher fühle auch ich mich besser, wenn meine Wohnung sauber ist, aber mein Selbstbild ist kein anderes, wenn mein Bad frisch geputzt ist. Das funktioniert irgendwie nicht. Ich kann leider überhaupt nicht nachvollziehen, woher die Überschrift des Klappentexts „Putzen ist Psychohygiene vom Feinsten“ kommen könnte, denn Putzen hat bei mir noch nie Klarheit in die Seele gebracht.

Mein Fazit: Schade, ich hatte mir von Vrenis interessantem Ansatz einen neuartigen Zugang zum Thema Putzen versprochen. Das hat leider nicht geklappt. Wahrscheinlich bin ich mit falschen Erwartungen an das Thema herangegangen.
Trotzdem ist das Buch angenehm zu lesen, Vrenis lockerer Schreibstil hält den Leser bei der Stange. Auch die Offenheit, mit der sie über ihr Leben und ihren Werdegang schreibt ist richtig toll. Super finde ich auch die Tipps für selbst hergestellte Putzmittel am Ende des Buchs. Diese reißen es aber nicht raus, ich würde das Buch trotzdem in der Buchhandlung liegen lassen, sorry!

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Sylt mal ohne Bling-Bling

Gefährlicher Sog
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Bei den Tetrapoden vor Hörnum wird ein grausam zugerichteter Leichnam gefunden. Timur Roters war Erzieher in einer Wohngruppe von „problematischen“ Jugendlichen, die auf Sylt nicht sehr erwünscht waren. ...

Bei den Tetrapoden vor Hörnum wird ein grausam zugerichteter Leichnam gefunden. Timur Roters war Erzieher in einer Wohngruppe von „problematischen“ Jugendlichen, die auf Sylt nicht sehr erwünscht waren. Doch reicht das als Motiv, den Mann so grausam hinzurichten? Liv Lammers und ihr Team haben hier eine harte Nuss zu knacken.
Obwohl ich den Schreibstil von Sabine Weiss sehr schätze und auch schon den einen oder anderen ihrer Liv-Lammers-Krimis gelesen habe, bin ich in diese Geschichte nur schwer hinein gekommen. Die Protagonisten sind mir allesamt fremd geblieben. An sich ist die Story gut aufgebaut, viele Verdächtige machen das Miträtseln spannend. Die Autorin hat mich einige Male ganz schön aufs Glatteis geführt. Aber für mich gibt es hier zu viele störende Nebenschauplätze, die vom eigentlichen Fall ablenken und mit der Auflösung gar nichts zu tun haben, sei es in Livs Privatleben, im Team oder in der Jugendgruppe.
Insgesamt bin ich nicht gerade begeistert von diesem Krimi, finde ihn aber auch nicht ganz schlecht. Ich konnte, obwohl ich bereits ein oder zwei der Vorgängerbände gelesen hatte, Liv und ihren Kollegen diesmal nicht nahe kommen, war nie „mittendrin“. Möglicherweise liegt das an dem Konflikt im Kollegenkreis, den ich extrem nervig fand. Auch die Jugendlichen und ihre Betreuer sind mir wohl wegen ihres durchgehend merkwürdigen Benehmens eher fremd geblieben. Die Geschichte an sich war gut, die Auflösung schlüssig und nachvollziehbar. Trotzdem bleibe ich ein bisschen unzufrieden zurück.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Gute Story, leider nicht gut umgesetzt

Dunkle Gemäuer
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Im Spukhaus von Willstädt, wo vor vielen Jahren ein Serienmörder sein Unwesen getrieben haben soll, wird ein Horrorfilm gedreht. Die Dreharbeiten stehen unter keinem guten Stern, zuerst verschwinden wichtige ...

Im Spukhaus von Willstädt, wo vor vielen Jahren ein Serienmörder sein Unwesen getrieben haben soll, wird ein Horrorfilm gedreht. Die Dreharbeiten stehen unter keinem guten Stern, zuerst verschwinden wichtige Requisiten, dann die Kamerafrau. Die Privatermittlerin Suzanne Griesbaum und ihr Team sind kaum mit den Ermittlungen beauftragt, als die Leiche der Kamerafrau im Spukhaus auftaucht. Mord oder Unfall?
Julia Bernards Schreibstil hat mich schnell gefangen genommen, er ist anschaulich, detailliert und flüssig zu lesen. Die Personen werden ausführlich charakterisiert, teilweise schon fast skurril überzeichnet, so richtig warm geworden bin ich nicht mit ihnen. Teilweise hat das schon ein bisschen Witz, ist aber leider etwas zu dick aufgetragen, so dass der Witz verpufft.
Die Geschichte ist spannend, meiner Meinung nach leidet die Spannung allerdings teilweise sehr unter der ausführlichen Schilderung der Befindlichkeiten einiger Protagonisten. Besonders nervig finde ich die teenagerhafte Verliebtheit Suzannes in den erfolglosen und mich als Leser extrem nervenden Rockmusiker Liam, die in aller Ausführlichkeit mehrfach behandelt wird. Auch die Leiden von Suzannes Mitarbeiter Henry auf dem Filmset werden in epischer Breite erzählt. Die eigentliche Story tritt dabei in den Hintergrund, so dass wichtige Aspekte des Kriminalfalls unerzählt bleiben.
Mein Fazit: Spannende Story die leider unter den Schrullen der Hauptakteure leidet und so nicht richtig zur Geltung kommt – die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Ich glaube nicht, dass ich mir die nervigen Protagonisten in einem weiteren Band antun möchte. Schade, denn aus der Geschichte hätte man mehr machen können.

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