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Veröffentlicht am 18.09.2022

Zarte Geschichte mit Tiefgang

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Darum geht’s:
Ein schwerer Schicksalsschlag zieht Dot den Boden unter den Füßen weg. Ihr einziger Anker ist ihre Arbeit im Londoner Fundbüro. Es gibt für sie nichts Schöneres, jemandem einen verlorenen ...

Darum geht’s:
Ein schwerer Schicksalsschlag zieht Dot den Boden unter den Füßen weg. Ihr einziger Anker ist ihre Arbeit im Londoner Fundbüro. Es gibt für sie nichts Schöneres, jemandem einen verlorenen Gegenstand wiedergeben zu können. Sie vergräbt sich so sehr in die Arbeit, dass sie nicht bemerkt, wie sie sich immer mehr selbst verliert. Erst als ein älterer Herr verzweifelt nach seiner Tasche sucht, in der sich ein wertvolles Andenken an seine verstorbene Frau befindet, gerät ein Stein ins Rollen, der Dots Leben verändern wird.

So fand ich’s:
Das grazil gezeichnete Cover suggeriert uns Lesern eine zarte, feinfühlige Geschichte, die man dann auch tatsächlich bekommt. Allerdings verschweigt die Kurzbeschreibung tiefgreifende Themen wie Demenz und Suizid, die den einen oder anderen in ihrer Intensität dann doch auch kalt erwischen kann. Mir ist es damit jedenfalls so ergangen und deshalb ist es mir ein Anliegen, diese Punkte gleich als Trigger Warnung zu erwähnen.

Helen Frances Paris erzählt die Geschichte auf sehr einfühlsame, ja fast schon lyrische Weise, was mir gleich von Anfang an sehr gut gefallen hat. Der Schreibstil passt perfekt zur Protagonistin Dot, die mir sehr sympathisch war. Es gab zwar immer wieder Momente in denen ich ihr Verhalten nicht wirklich nachvollziehen konnte. Allerdings hat mich das nicht weiter gestört, da man mit der Zeit immer besser verstanden hat, warum Dot so geworden ist. Ihre weitere Entwicklung hat mir dann auch sehr gut gefallen und auch der Schluss ist der Autorin ganz nach meinem Geschmack gelungen.

Durch die bereits erwähnten einschneidenden Themen war dies trotz aller leichten Töne im Schreibstil kein leichtes Buch für mich und ich konnte es nicht in einem Rutsch lesen. Ich musste immer wieder das Gelesene etwas sacken lassen, da sehr oft persönliche Erinnerungen geweckt wurden. Trotzdem empfinde ich jetzt im Nachhinein „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ als ein schönes und berührendes Buch. Die Autorin findet in all der Tragik auch immer wieder Tröstendes und verliert nie ein kleines Augenzwinkern, um die Geschichte etwas aufzulockern.

Die Autorin hat gezeigt, dass sie eine gefühlvolle und behutsame Erzählerin ist. Und da ich ja jetzt vorgewarnt bin, dass sie auch schwierige Themen in ihre Geschichten einbaut, kann ich mir gut vorstellen, ein weiteres Buch von ihr zu lesen.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Spannende Zeitreisegeschichte mit wohldosierter Prise Romantik

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Darum geht‘s:
Zoes großer Traum geht in Erfüllung: Sie darf ein Austauschjahr in London verbringen. Ganz so einfach wie gedacht ist es dann zwar nicht. Dennoch findet sie rasch Freundinnen und somit auch ...

Darum geht‘s:
Zoes großer Traum geht in Erfüllung: Sie darf ein Austauschjahr in London verbringen. Ganz so einfach wie gedacht ist es dann zwar nicht. Dennoch findet sie rasch Freundinnen und somit auch Verbündete für geheime Mitternachtspartys. Auf so einer Party geschieht es dann auch und Zoe findet sich plötzlich im Jahr 1816 als Zofe von Miss Lucie, Tochter der wohlhabendenden Familie Arlington, wieder. Miss Lucie steht kurz vor ihrem Ball-Debüt, hat jedoch eine Riesenangst davor. Nur gut, dass Zoe ihr mit Tipps und Tricks zur Seite steht, damit der erste Ball nicht zur Katastrophe wird. Dabei verliert Zoe fast ihr eigenes Ziel, in ihre eigene Zeit zurückzukehren, aus den Augen - bis sie dem Jungen Lord Falcon-Smith begegnet, der ein ähnliches Geheimnis wie Zoe zu verbergen scheint.

So fand ich’s:
„Schon wieder ein Zeitreiseroman.“ So könnte man bei diesem Buch tatsächlich denken. Aber es wäre meiner Meinung nach viel zu kurz gedacht. Natürlich sind die klassischen Elemente von Zeitreisegeschichten auch hier vorhanden. Aber obwohl der Plot und seine Entwicklung vorgegeben scheinen, schaffte es die Autorin Aniela Ley, mich auf eine originelle und teilweise ganz neu erzählten Zeitreise mitzunehmen und mich mit für mich neuen Ideen und Theorien rund um das Zeitreisen zu begeistern.

Die Sprache ist locker, modern und altersgemäß. Und auch mit den Figuren, vermochte mich die Autorin zu überzeugen. Sie wirken absolut lebendig und immer passend für die jeweilige Zeitepoche. Gerade auch Zoe schlich sich mit ihrer Quirligkeit und Lebensfreude schnell in mein Herz.

Einzig ihre überraschend lockere Reaktion auf ihre Zeitreise und auf ihre neue Rolle als Zofe fand ich nicht ganz so schlüssig. Ich selbst würde bestimmt erstmal in Panik geraten, wenn ich mich plötzlich in einer anderen Zeitepoche befinden würde. Zoe steckt das jedoch locker-flockig weg, ohne sich große Gedanken zu machen. Im Gegenteil, sie bleibt sehr cool und schafft es somit, Miss Lucie nicht nur eine Freundin sondern eine Riesenstütze zu sein. Auch ihr Wissen über das viktorianische Zeitalter empfand ich für ihr Alter doch außergewöhnlich. Da mich jedoch ansonsten die Geschichte wunderbar unterhalten hat und das Buch viel weniger kitschig rüber kommt als erwartet, kann ich da sehr gut beide Augen zuzukneifen.
Auch das offene Ende vermochte mich nochmals zu überraschen, kam doch einiges anders als gedacht und die Geschichte wurde immer verschachtelter und komplexer. Dieser erste Teil lässt uns Leser an einer sehr spannenden Stelle zurück, die auch zum Spekulieren einlädt. Jedenfalls freue ich mich sehr auf das Weiterlesen.

Für mich ist „London Whisper“ eine ideale Mischung aus spannendem Jugendroman, Fantasy und einer wohldosierten Prise Romantik – kurzum eine sehr positive Überraschung unter den Zeitreiseromanen.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein Panoptikum an skurrilen Figuren und bizarren Situationen

Bullet Train
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Darum geht’s:
Fünf Killer treffen im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen aufeinander. Jeder hat einen eigenen Auftrag und ein persönliches Ziel und Argwohn und Misstrauen liegen förmlich in ...

Darum geht’s:
Fünf Killer treffen im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen aufeinander. Jeder hat einen eigenen Auftrag und ein persönliches Ziel und Argwohn und Misstrauen liegen förmlich in der Luft. Als ein Entführungsopfer auf mysteriöse Weise stirbt und ein Koffer voller Geld verschwindet, nimmt das Schicksal für alle Beteiligten ihren Lauf und die Situation rast genauso schnell wie der Zug in Richtung Eskalation.

So fand ich‘s:
Fünf Killer (einer spleeniger als der andere), ein Entführungsopfer, ein von allen begehrter Koffer voller Geld und das besondere Setting im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen sind Kotaro Isakas Zutaten für diesen ungewöhnlichen Thriller. Doch was auf den ersten Blick wie ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel wirkt, entwickelt sich immer mehr zu einem wahren Panoptikum an skurrilen Figuren und bizarren Situationen. Das ist es dann auch, was für mich die Stärke dieses Buches ausmacht. Wenn man diese Art von schwarzem Humor mag, dann kann man sich hier köstlich amüsieren.

Die Thrillerelemente waren für meinen Geschmack zu grausam und zu reißerisch. Aber auch dafür gibt es Liebhaber und der Vergleich mit Tarantino, der immer wieder in Rezensionen zu finden ist, ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen.

Für mich persönlich hätte die Spannung – vor allem zum Schluss hin – ruhig tempomäßig den Zug überholen dürfen. Das Tempo der Geschichte geriet meiner Meinung nach da etwas ins Stocken. Trotzdem fand ich den Schluss dann wiederum passend zur Gesamtgeschichte.

Im Großen und Ganzen habe ich mich gut unterhalten gefühlt und diese (Zug-)Reise in ein für mich ungewöhnliches Genre war so abenteuerlich wie ich es von der Kurzbeschreibung her erwartet hatte. Es ist in der Tat ein Thriller der besonderen Art: unterhaltsam bis hin zu abstrus – genau das Richtige für Fans von schwarzem Humor und hochstilisierten Figuren.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Ein "ehrenwertes" Haus

Abendrot
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Darum geht‘s:
Nach einem Vorfall fliegt die junge Engländerin Jess zu ihrem Bruder nach Paris, der ihr versprochen hatte, sie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen. Als sie mit ihrem Koffer vor dem ...

Darum geht‘s:
Nach einem Vorfall fliegt die junge Engländerin Jess zu ihrem Bruder nach Paris, der ihr versprochen hatte, sie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen. Als sie mit ihrem Koffer vor dem mondänen Haus im Pariser Stadtviertel Montmartre steht, in dem Ben wohnt, klingelt sie jedoch umsonst. Ihr Bruder antwortet weder auf das Klingeln noch auf Handy-Nachrichten. Es gelingt ihr dennoch ins Haus und in Bens Wohnung zu gelangen. Je länger sie kein Lebenszeichen von ihrem Bruder bekommt, umso größer wird ihre Sorge, ihm könne etwas zugestoßen sein. Die Nachbarn in dem scheinbar ehrenwerten Haus sind leider keine Hilfe. Im Gegenteil: Jess trifft auf eine Wand von Schweigen und Ablehnung. Die Hausbewohner scheinen alle etwas zu verbergen zu haben. Jess beginnt Nachforschungen anzustellen und findet Unfassbares heraus.

So fand ich‘s:
Was auf den ersten Blick sofort auffällt sind die kurzen Kapitel und vor allem auch die zahlreichen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Da mich die Autorin bereits in ihrem vorherigen Buch „Sommernacht“ überzeugt hat, dass sie den Dreh definitiv raushat, ein solch komplexes Erzählgeflecht ohne Verwirrungen und Irrungen für den Leser zu knüpfen, hatte ich daher keine Bedenken, mich im Plot zu verlieren. Und das ist Lucy Foley in diesem Buch auch wieder sehr gut gelungen, was ihre originelle Erzählweise speziell und interessant macht.

Trotzdem vermochte mich „Abendrot“ nicht ganz so zu begeistern wie „Sommernacht“. Trotz der knackigen Kapitel dauerte es für meinen Geschmack zu lange, bis der Plot an Fahrt aufnahm. Gleichzeitig fand ich die Charakterstudien der Einwohner des „ehrenwerten Hauses“ überaus spannend und pointiert, was für mich den sich zu Beginn hinziehenden Geschichtsverlauf wieder wett machte.

Als die Geschichte sich zum Ende hin zu einem wahren Höhepunkt steigerte, erkannte ich Lucy Foleys Erzähltalent wieder und auch hier vermochte sie mich mit unerwarteten Wendungen, die stets in sich schlüssig blieben, zu überraschen, so dass sich schlussendlich doch noch den für Psychotriller üblichen Lesesog einstellte.

Alles in allem habe ich „Abendrot“ gerne gelesen und für mich bleibt Lucy Foley auf der Liste der Autoren, auf deren neuen Bücher ich mich freue, ohne Genaueres darüber zu wissen. Ihre ganz eigene Erzählweise und auch die so unterschiedlichen Themen, die sie in ihre Geschichten einbaut, waren für mich bis jetzt immer ein gelungenes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Tolle Geschichte für lesebegeisterte Tanzmäuse und tanzende Bücherwürmer

Ballet School - Der Tanz deines Lebens
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Darum geht’s:
April wächst bei ihren Großeltern auf. Obwohl ihre viel zu früh verstorbene Mutter eine berühmte Primaballerina war, hat das Mädchen überhaupt nichts mit Ballett am Hut. Im Gegenteil! Da ...

Darum geht’s:
April wächst bei ihren Großeltern auf. Obwohl ihre viel zu früh verstorbene Mutter eine berühmte Primaballerina war, hat das Mädchen überhaupt nichts mit Ballett am Hut. Im Gegenteil! Da sie davon überzeugt ist, dass das Tanzen schuld am Tod der Mutter ist, macht sie einen großen Bogen um das Thema – bis zu dem Tag, an dem sie aufgrund einer verlorenen Wette gegen ihre beste Freundin Mimi eine Probestunde absolvieren muss. Das Tanzen löst in April ungeahnte Gefühle aus und stellt ihre Wünsche und Träume allesamt auf den Kopf. April scheint wie ihre Mutter für das Ballett geboren zu sein. Aber ihr fehlen einige Jahre an Training. Ob sie das aufholen kann, um eine Chance zu bekommen an der „Royal Ballet School“ in London vorzutanzen?

So fand ich‘s:
Wie so viele kleine Mädchen, habe ich auch schon damals die Ballerinas bewundert wie sie scheinbar schwerelos über die Bühne gleiten und die Faszination ist bis heute geblieben. Und da ich kürzlich eine Jugendserie aus der Welt des Balletts richtiggehend inhaliert hatte, ist es nicht verwunderlich, dass mich das Thema von Gina Mayers neuem Jugendbuch direkt ansprach.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir entsprechend leicht und die Figur der April brauchte nicht lange, um mich für sich einzunehmen. Im Grunde ist sie ein ganz normales junges Mädchen von nebenan. Nur hat sie eben ein Riesentalent für das Ballett, was viel zu lange unerkannt blieb. Der Autorin ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die Gefühlswelt und die innere Zerrissenheit von jungen Menschen darzustellen. Auch die Ballettszenen haben mir außerordentlich gut gefallen. Ich fühlte mich als regelrechte Zuschauerin und sah alles bildlich vor mir.

Einzig Aprils extrem schnellen Fortschritte haben mich etwas verwundert. Dass sie als Anfängerin andere Schüler, die bereits viel länger trainieren so rasch überholt, empfand ich schon als unrealistisch. Aber da die Autorin mit ihrer charmanten, packenden und altersgerechten Erzählweise das rasch wieder wettmacht, konnte ich ganz gut drüber hinwegsehen.

Daher habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es hat mich berührt und zum Schluss hin wurde es auch noch richtig spannend. Es ist genau die richtige Lektüre für lesebegeisterte Tanzmäuse und tanzende Bücherwürmer.

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