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Veröffentlicht am 15.08.2022

Massen- oder Manufakturschokolade?

Wie ein Stern in dunkler Nacht
1

Die Handlung:

Fehlgeburt! Die Zweite innerhalb kürzester Zeit. Christina ist am Boden zerstört. Die angehende Ärztin verzweifelt und weiß sich nicht mitzuteilen. Sie verschließt sich ihrem Partner gegenüber ...

Die Handlung:



Fehlgeburt! Die Zweite innerhalb kürzester Zeit. Christina ist am Boden zerstört. Die angehende Ärztin verzweifelt und weiß sich nicht mitzuteilen. Sie verschließt sich ihrem Partner gegenüber und verliert den Mut, die Hoffnung und die Kraft zum Weitermachen. Ihr Leben scheint zu zerbrechen und sie hat keine Motivation mehr, sich dagegen zu währen.
Doch dann kommt eine einmalige Gelegenheit: ein Angebot, das sie als Vertretung für 9 Monate nach Schottland versetzt. Nach einigen Unsicherheiten erkennt Christina ihre Chance auf einen Tapetenwechsel und nimmt an.
In Schottland angekommen, trifft sie auf mürrische Einheimische und weltoffene Mitarbeiter. Schnell werden Freundschaften geschlossen und mit der Vergangenheit, scheint für den Moment, abgeschlossen worden zu sein.
Als Dorfärztin setzt Christina sich durch und erlangt so manche Hochachtung, doch als Tierärztin? Als ein Notfall eintrifft, muss Christina schnell handeln: das Fohlen verbluten lassen oder wenigstens versuchen das kleine Lebewesen zu retten? die Entscheidung ist schnell getroffen und Christina schafft es, das Leben des Fohlens zu retten. Der verschlossene Besitzer des Tieres bleibt rätselhaft verschlossen, zeigt sich jedoch dankbar und lädt sie zum Essen ein. Aus einem Treffen werden mehrere und eine einzigartige Verbindung zwischen den Beiden ist nicht zu übersehen. Was wird Christina tun, nachdem die 9 Monate um sind? Wird sie ihre Koffer packen und ihre jetzt erst gefundene Lust auf das Leben in Schottland lassen oder stellt sie sich dem Abenteuer und bleibt?

Meine Sicht auf das Buch:



Violet Thomas hat die Bücherwelt mit "Wie ein Stern in dunkler Nacht" erweitert. Das verschnörkelte, verträumte und rätselhafte Cover ist nicht neu für die Autorin und doch passt es sehr gut zur Erzählung.
Die ersten Kapitel haben mich gefesselt und nicht mehr losgelassen. Sobald ich ein Buch in den Händen halte, welches mich fasziniert, erzähle ich meinen Mitmenschen von den Protagonisten oder den Handlungen. Das Buch lässt mich gedanklich nicht mehr los und ich verliere mich im Geschriebenen. Vor diesem Buch ist mir das schon lange nicht mehr passiert. Und was soll ich sagen? Ich war begeistert. Bis zu dem Punkt in der Handlung, der mich zum Nachdenken gebracht hat und meine Meinung sich verändert hat. Aus purer Überzeugung wurde Stutzen und Verblüffung.
Leider habe ich dann doch ein paar Kritikpunkte gefunden:
Als Erstes, ist die erzählte Zeit zu erwähnen, die sich für mich, als Leser, nicht nach 9 Monaten und mehr angefühlt hat. Wenn für Christina mehrere Tage oder sogar Wochen vergangen sind, ist der Leser nicht so richtig mitgenommen worden. Mehrmals findet man sich in der Handlung nicht zurecht und ist überrascht wie viel Zeit Christina bereits durchlebt hat. Ich habe mich teilweise aussenvorgelassen gefühlt und finde es schade, dass man nicht mehr von ihrem Leben und ihren neuen Mitmenschen erfährt.
Die teilweise unrealistisch wirkenden Geschehnisse, nehmen der Erzählung die Glaubwürdigkeit und machen den zweiten Kritikpunkt aus. Wie kann es sein, dass man sich in Freundschaft von seinem langjährigen Partner, über Telefon, aus einem fremden Land und ohne sich zuvor ausgesprochen zu haben, trennen kann? Solcher Passagen gibt es mehrere und jede bringt einen zum Überdenken.
Als Dritten und letzten Punkt möchte ich erwähnen, dass die dramatische Wendung, die das Buch, gegen Ende hin nimmt, einfach nicht mit meiner Vorstellung zusammengepasst hat. Das Cover und die Beschreibung, weisen auf eine komplizierte Liebesgeschichte hin, nicht jedoch auf eine dramatische Schicksalsschläge-Anreihung. Ich habe nichts gegen unerwartete Twists, im Gegenteil, ich bin ein Fan von ungewöhnlichen, unerwarteten Büchern. Leider finde ich, dass dieser Twist zu spät kam und dem Leser die Freude genommen hat. Christinas Leiden nimmt keine Ende und die erst gewonnene Hoffnung, verpufft schlagartig.
Nichtsdestotrotz verliert das Buch dadurch nicht an Charme, im Gegenteil, ich finde diese Schicksalsschläge machen das Buch aus. Im Buch werden wichtige Themen wie Trauer, Verlust, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung aufgegriffen. Chapeau für Violet Thomas, die es geschafft hat, dass man sich so mit den Charakteren auseinandersetzen kann, sich in diese und deren Situationen versetzen kann und das Lesen trotz Enttäuschungen und Kritikpunkten durchgehend spannend bleibt.

Fazit:



Ja und Nein.
Ja, ich empfehle das Buch und nein, es ist nicht mein neues Lieblingsbuch geworden. Es steht im gleichen Regal, wird es jedoch nie auf vorderste Stelle schaffen. Das Lesen hat Spaß gemacht und war erfrischend. Anfangs dachte ich, des Covers wegen, dass das Buch sehr klischeehaft und schnulzig werden würde. Das Gegenteil ist eingetreten und hat mich vom Buch überzeugt. Ja, es besteht eine gewisse Enttäuschung und doch ist es auf keinen Fall ein schlechtes Buch. Die Autorin hat etwas geschaffen, dass einen einlullt und nicht mehr so richtig gehen lässt. Sei es aus positiver oder aus negativer Sicht. Ich bin dankbar,
für das Buch und die dadurch gewonnenen Gedanken und Erschließungen.
Meiner Meinung nach, kein handelsübliches Buch und ein definitiv sehr charakterabhängiges Buch.

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Schwierig zu beurteilen...

Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht
2

Eigentlich ist eine Rezension ja keine Beurteilung, es ist eine Stellungnahmen. Doch auch das fällt mir schwer. Hat mir das Buch gefallen oder nicht? Mal sehen:

Angefangen hat alles mit Jenny, die komplett ...

Eigentlich ist eine Rezension ja keine Beurteilung, es ist eine Stellungnahmen. Doch auch das fällt mir schwer. Hat mir das Buch gefallen oder nicht? Mal sehen:

Angefangen hat alles mit Jenny, die komplett verloren in ihren Gedanken auf ihre Mutter wartet. Keine der beiden wirkt äusserst erfreut bei diesem Zusammentreffen.

In den folgenden Kapiteln wird Jennys anormale, verstörende Sucht nach Social Media, hauptsächlich Instagram, beschrieben.
Es vergeht fast keine Seite, geschweige denn ein gesamtes Kapitel, ohne die Erwähnung der Sozialen Medien. Jenny ist abhängig davon, was andere über ihr Profil und ihre Posts denken könnten. Außerdem verfolgt sie jeden Atemzug einer gewissen Suzy Brambles. Kurz gesagt, ihr gesamtes Leben spielt sich auf ihrem Handy ab. Das geht sogar soweit, dass sie während den intimsten Momenten mit ihrem Freund Art checkt, was in der Welt gerade los ist. Kurz danach trennen sich die Beiden, freundschaftlich versteht sich, so macht die moderne Gesellschaft das schließlich heutzutage.
Im Laufe der Handlung stößt die Kolumnisten einer feministen Zeitschrift auf Situationen mit denen sie bereits in der Vergangenheit zu kämpfen hatte.
Die schwierige Relation zu ihrer Mutter, durch die sie einige Traumata mit sich trägt, die Fehlgeburt, die sie mehr mitnimmt als sie zugeben mag, die Eifersucht gegenüber Arts neuer Partnerin, allgemein dem Leben der Millionen anderen Instagram Nutzer und ihren Mitmenschen. Jenny ist unzufrieden, überfordert, handelt egoistisch, gesteht sich ihr Problem nicht ein und versteht die Menschen nicht, die ihr versuchen klarzumachen, dass ihre Art und Weise zu leben alles andere als gesund ist.

Das geht soweit, dass sie Streit mit ihren Untermietern und ihrer besten Freundin bekommt. Sie vernachlässigt alles und jeden, hintergeht Mitmenschen und verletzt deren Privatsphäre mehrmals.

All die eben genannten Aspekte behandelt Emma Jane Unsworth auf ungewöhnliche Weise. Die Kapitel sind nicht kohärent und es kommt regelmäßig zu verwirrenden Zeitsprüngen. Ihr Hauptcharakter Jenny ist mir größtenteils äußerst unsympathisch. Zudem gibt sie dem Leser das Gefühl, sie hätte so viele Ideen die sie versucht mit dieser Geschichte zu thematisieren, dass Jennys Leben und die ihr zu Verfügung stehenden Mittel, einfach nicht ausreichend sind. Es passiert viel, es gibt wenig Lösungen und es bleiben zig unbeantwortete Fragen bezüglich Jennys Vergangenheit und den Lösungen die sie gefunden zu haben scheint.

Als Antwort auf meine oben genannte Frage ob mir das Buch nun gefällt oder nicht, kann ich antworten: ich würde es nicht weiterempfehlen. Bereue ich es, das Buch gelesen zu haben? Nein, ich bereue es nicht. Es hat mich so einige Nerven gekostet und sogar meine Schwester musste sich meine Kritik daran anhören, bevor ich überhaupt fertig war mit Lesen und doch finde ich es mutig von Emma Jane Unsworth, ein so aktuelles gesellschaftliches Problem anzugehen. Ihr gesamtes Werk kann man als Gesellschaftskritik betrachten, die sich als moderner, zum Teil lustig, erscheinender Roman verkleidet hat.
Ich musste das Buch mehrmals zur Seite legen, da Jennys Handlungen und Aussagen mich so schockiert haben, dass ich es nicht geschafft habe weiterzulesen. Wegen eben diesen, mehrmals auftretenden Überwindungen zum Weiterlesen, die ich unternehmen musste, muss ich schweren Herzens zugeben, dass ich das Buch nicht mag.

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