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Veröffentlicht am 22.01.2023

Mord im Heimatmuseum

Borkumer Brandung
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Mit viel Lokalkolorit ist dieser kurzweilige Küstenkrimi versehen. Ich bin gut unterhalten worden. In der Story geht es um eine Frau, welche leblos im Heimatmuseum von Borkum aufgefunden wird. Alsbald ...

Mit viel Lokalkolorit ist dieser kurzweilige Küstenkrimi versehen. Ich bin gut unterhalten worden. In der Story geht es um eine Frau, welche leblos im Heimatmuseum von Borkum aufgefunden wird. Alsbald gehen die Spekulationen auf der Insel in der Bevölkerung um. Ein paar sind der Meinung, dass die Frau auf der Suche nach dem sagenumwobenen Schatz des berühmten Seeräubers Klaus Störtebecker war. Der vom Festland hinzugerufene Kommissar Busboom ermittelt mit seinen Kollegen vor Ort auf der Insel. Handelt es sich um eine Beziehungstat oder steckt gar etwas viel Größeres hinter diesem Mord? Eine interessante Suche nach den Tätern beginnt.

Die Geschichte lebt von den vielen vorkommenden Personen. Dabei hat mir neben Kommissar Busboom gerade die Rolle des Sebastian Friedland sehr gut gefallen. Friedland ist ein Lebenskünstler, welcher keine Lust auf einen geregelten Lebensablauf hat. Er lässt sich von seiner Tante Erika Becker verwöhnen und gerät dabei in das ein oder andere Schlammassel. Der Aufbau der Handlung ist sehr stringent und spielt in der heutigen Zeit. Zeitsprünge sind keine erkennbar und der Leser kann der Geschichte ohne Probleme folgen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, schön erzählend und dialogorientiert. Sehr positiv zu erwähnen sie die vielen Details über das Leben auf Borkum, welches die Autorin sehr gut beschreibt. Gerade für Touristen oder Besucher verbleiben viele Details oft im Schatten und dieser wird durch die vielfältigen und detailreichen Erklärungen der Autorin oft gelüftet. Ich hätte mir an manchen Stellen zwar etwas mehr Tiefgang in der eigentlichen Story gewünscht, aber die sehr sonderbaren Charaktere sowie die lokalen Besonderheiten machen diesen kleinen Makel durchaus wett. Das Fazit ist insgesamt recht positiv. Mit vielem Inselflair und lustigen Charakteren ist dieser Kriminalroman eine sehr gute Urlauslektüre für alle Freunde und Fans dieser naturbelassenen und liebevollen Insel.

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Veröffentlicht am 14.08.2022

Eine besondere Frau

Ich bin ja heut so glücklich
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Mit einer schönen, aber auch tragischen Geschichte nach wahren Begebenheiten ist dieser Roman eine schöne Ode an eine interessante, aber nicht sehr bekannte Persönlichkeit. Ich war fasziniert, aber auch ...

Mit einer schönen, aber auch tragischen Geschichte nach wahren Begebenheiten ist dieser Roman eine schöne Ode an eine interessante, aber nicht sehr bekannte Persönlichkeit. Ich war fasziniert, aber auch traurig über das Schicksal von Renate Müller, einer eindrucksvollen Persönlichkeit in einer Zeit, wo die Menschheit auf einen historischen Tiefpunkt hinsteuerte. In der wesentlichen Handlung geht es um das Leben von Renate Müller, welche ihren Traum als Filmschauspielerin lebt. Aufgewachsen in der Provinz schafft sie es mit ihrer besonderen Art und der Unterstützung ihrer Familie ihren Traum zu verwirklichen. Doch bald droht der Traum aufgrund der politischen Verhältnisse in Deutschland zu zerplatzen. Das schönste Lächeln kann die Fratzen des Nationalsozialismus leider nicht zu Umkehr bewegen. Ein verhängnisreicher und tragischer Kampf beginnt.

Die Hauptprotagonistin ist eine sehr lebensfrohe und weltoffene Person. Obwohl in einem kleinen Ort großgeworden, ist sie Veränderungen gegenüber sehr aufgeschlossen und versucht diese positiv anzunehmen. Ihre herausragende Persönlichkeit ist dabei ihre größte Waffe, schafft sie es doch fast alle Menschen positiv zu beeinflussen. Als wesentliche Nebendarsteller der Handlung können die Schauspielerin Sybille, ihre engste Freundin, Georg Deutsch ihre große Liebe sowie ihr Freund aus Kindertagen, Werner Lohse genannt werden. Dabei war mir der Charakter Werner Lohses etwas zu überzeichnet. Anfangs etwas dümmlich verliebt dargestellt entwickelt sich dieser zu einem „Handlanger“ des Naziregimes was ich persönlich etwas zu konstruiert dargestellt fand. Dies ist aber mein einzig größerer Kritikpunkt an diesem insgesamt sehr schön geschriebene Roman. Der Aufbau ist stringent und wird durch punktierte Zeitsprünge unterbrochen, was auf den Lesefluss keinen größeren Einfluss hat. Der Schreibstil der Autorin ist gehoben, dialogorientiert, flüssig und sehr gut lesbar. Als Besonderheit ist ein ausführliches Glossar über die damaligen Handlungsorte, sowie Begriffe der Zeit am Ende des Buches anzumerken. Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der „innerlichen“ Zerrissenheit von Renate Müller. Sie ist gefangen in ihrem eigenen Schicksal. Dabei wird sie angetrieben von ihrem Traum ihre Liebe zu dem Juden Georg Deutsch unbeschwert fortzuführen, was angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umstände sehr schwierig ist. Dabei ist eine Passage im Roman, welche diese innere Leere am besten beschreiben kann. Auf Seite 363 (E-Book) sagt Renate Müller zu ihrer Freundin Sybille: „Ich kann in keine fremde Wirklichkeit mehr hineinschlüpfen, weil meine eigene mich übermannt hat“. Dies ist sinnbildlich für die Tragik der damaligen Schauspielerin. Sie hat es nie mehr geschafft so glücklich zu sein, wie sie es doch einmal gewesen war.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Es ist nie zu spät für einen Neuanfang

Oma macht klar Schiff
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Liebevoll und locker leicht kommt dieser lebensfrohe Nordsee-Roman daher. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar ist eine ältere Frau, welche dem Leser den Rücken ...

Liebevoll und locker leicht kommt dieser lebensfrohe Nordsee-Roman daher. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar ist eine ältere Frau, welche dem Leser den Rücken zuwendet und auf das offene Meer hinausblickt. Im Vordergrund des Bildes ist ein Seehund sowie im Hintergrund ein roter Kutter abgebildet. Der Klappentext ist sehr allgemein gehalten und versucht den Leser zu informieren, ohne jedoch zu viel schon zu verraten. In der wesentlichen Geschichte geht es um die 72-jährige Frauke Hansen, welche in einer luxuriösen Seniorenresidenz beheimatet ist. Der doch sehr komfortable Alltag ist für die frühere politische Rebellin sehr langweilig. Sie hat die Möglichkeit einen alten Kutter zu kaufen, was sie auch schnell in die Tat umsetzt. Damit nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand und lernt trotz ihres Alters sehr viel über das Leben kennen. Wird sie ihre Träume verwirklichen können?

Die Protagonistin ist trotz ihres fortgeschrittenen Alters eine im Kopf „junggebliebene Frau“. Sie lässt sich trotz der Bedenken ihres Freundeskreises von ihrem Vorhaben nicht abbringen und geht ihren Weg. Dabei beweist sie trotz ihrer lockeren und unkomplizierten Persönlichkeit Weitsicht in ihrem Vorhaben. Ich konnte mich sehr gut in diese sympathische Figur hineinversetzen. Als wesentliche Nebenfiguren in der Handlung können die Altenpflegerin Sanja und ihr Sohn Keno, Fraukes Freunde Barbara und Heinz, Malte, der Opa von Keno sowie Frau Woltermann, eine Heimbewohnerin, aufgeführt werden. Gerade Keno hat mir dabei am besten gefallen. Am Anfang der unsympathische pubertierende Teenager entwickelt er sich im Laufe der Geschichte zum positiven weiter, auch wenn er für eine dramatische Wendung der Geschichte mit verantwortlich ist. Aber auch die Freunde von Frauke, Barbara und Heinz machen in der Erzählung eine Charakterwandlung durch, welche am Anfang überhaupt nicht abzusehen war. Der Aufbau der Geschichte ist stringent und es sind keine Zeitsprünge zu erkennen. Die Story ist in der heutigen Zeit angesiedelt und ist damit sehr gut einordbar. Der Schreibstil der Autorin ist liebevoll, dialogorientiert und sehr gut lesbar. Die Spannung der Geschichte entwickelt sich sukzessive und erfährt nochmals in der zweiten Hälfte eine interessante Wendung. Das Fazit ist positiv. Ein Buch gegen das Altern und den Beweis, dass es im Leben nie zu spät für Veränderungen ist. Eine klare Leseempfehlung für alle Leser, welche an einer schönen Geschichte für den Sommerurlaub interessiert sind.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Helgoland Pur

Die Insel der Wünsche - Klippen des Schicksals
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Nun heißt es Abschied nehmen von Helgoland und Tine. Es hat mir große Freude bereitet Tine und ihre Familie begleiten zu dürfen.

Das Cover passt sehr gut in die Reihe und hat einen hohen Wiedererkennungswert. ...

Nun heißt es Abschied nehmen von Helgoland und Tine. Es hat mir große Freude bereitet Tine und ihre Familie begleiten zu dürfen.

Das Cover passt sehr gut in die Reihe und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Wir sehen wieder eine Frau, diesmal in grün und weiß gekleidet vor den Klippen, den Dünen und der See. Der Klappentext umreißt gut, worum es diesmal geht. Der Roman spielt wieder ausschließlich auf Helgoland in den 20er und 30er Jahren. Helgoland hat sich gemausert als Kurbad der Schönen und Reichen, die gestressten Städter suchen auf der Insel Ablenkung und Erholung.

Im Mittelpunkt steht wieder die Blumenhändlerin und Hebamme Tine Tiedkens mit ihrer Familie. Ihre Tochter Henriette (Jette) hat inzwischen geheiratet und selbst Kinder. Auch treffen wir Tines alte Freundin Hedi wieder. Es ist ein klein wenig wie nach Hause kommen, nach bereits zwei Bänden hat man doch viele Inselbewohner ins Herz geschlossen.

Im Zentrum des Romans steht das Schicksal der Hauptfiguren Tine und Jette, wir begleiten beide Frauen durch die Zeiten. Die Inflation und der Börsencrash machen auch vor Helgoland nicht halt. Schließlich nehmen auch der Antisemitismus und der Nationalsozialismus zu.

Aber auch das persönliche Schicksal der Hauptfiguren wird auf eine harte Probe gestellt. Das Leben einer Familie kann mitunter turbulent, anstrengend und ereignisreich sein.

Der Roman gliedert sich in fünf große und einen letzten kleineren Teil. Innerhalb der einzelnen Teile gibt es keine größeren Zeitunterschiede, allerdings setzt meist der nächste Teil mit einem größeren Zeitsprung ein. Gerade am Ende waren mir die Sprünge zu heftig und es ging für mich alles viel zu schnell.

Es ist gut, wenn man sich in der Zeit ein wenig auskennt, es ist aber nicht zwingend für das Verständnis des Romans erforderlich.

Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen, beschreibende Passagen und Dialoge ergänzen sich gut, sodass der Lesefluss sehr angenehm ist.

Es befinden sich zwei Karten im Buch. Die Autorin beschließt ihre Trilogie mit einem umfangreichen Nachwort, wo sie „Dichtung und Wahrheit“ explizit erklärt.

Ein Roman wieder vor allen Dingen für die weibliche Leserschaft, da hier der Fokus noch stärker auf die Frauen gelegt wird. Aber auch allen, die sich für Helgoland interessieren kann ich diesen Roman nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Psychologie oder Psychopathologie?

Mehr als die Erinnerung
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Melanie Metzenthin gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe die Reihe um die Hafenschwester Martha geliebt. Dieses Buch lag schon länger auf meinem SUB, die Leserunde bei den Büchereulen habe ich ...

Melanie Metzenthin gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe die Reihe um die Hafenschwester Martha geliebt. Dieses Buch lag schon länger auf meinem SUB, die Leserunde bei den Büchereulen habe ich zum Anlass genommen es endlich mal zu lesen, schließlich hat die Autorin für das Buch den DeLiA-Literaturpreis bekommen.

Das Cover ist sehr schön gestaltet, die schwarz-weiß Aufnahme einer Frau vor einem großen Gebäude mit einem grasenden Pferd, wecken das Bild einer Idylle. Doch diese Idylle täuscht, im Umfeld von Gut Mohlenberg, der Pflegeanstalt für Menschen mit einer geistigen Schwäche, geschehen zwei Morde.

Im Mittelpunkt steht Frederike von Aalen, eine junge Frau, die ihr Medizinstudium für ihren an der Front verwundeten Mann Bernhard aufgibt, um voll und ganz für ihn da zu sein. Bernhard hat nach einer Explosion schwere Kopfverletzungen davongetragen, welche seine geistigen Fähigkeiten stark einschränken. Eines Tages tauch Walter Pietsch auf Gut Mohlenberg auf, Bernhard hat direkt Vertrauen zu dem Mann, die beiden begegnen sich mit Sympathie.

Als Patientin kommt Juliane Brunner in die Klink von Friederikes Vater, sie gibt Frederike zuerst noch so einige Rätsel auf, aber dann schaffen die beiden Frauen es gemeinsam den dunklen Schleier zu lüften, der Juliane umgibt.

Frederike ist eine sehr starke und tapfere Frau, ich habe eine gewisse Bewunderung für sie, aber ich konnte mich dennoch leider nicht zu 100% mit ihr identifizieren.

Das Buch spielt 1920 und ist damit zeitlich sehr gut einordbar. Es wird stringent erzählt, lediglich in der Mitte gibt es einige Rückblenden um Bernhard, die sich um die Explosion im 1. Weltkrieg drehen.

Das Buch ist sehr gut recherchiert, die Autorin weiß zu jeder Sekunde, worüber sie schreibt. Mich haben teilweise die Methoden, welche den Patienten zu teil wurden, abgeschreckt und verstört. Ich habe keinen medizinischen Hintergrund und teilweise fiel es mir schwer, den abscheulichen und abstoßenden Theorien zu folgen.

Ich hatte eine andere Vorstellung von dem Buch, sodass ich mich während des Lesens neu orientieren musste. Es ist zwar in gewisser Weise ein historischer Roman, aber teilweise ist es ein sehr düsterer Roman, welcher einen großen Anteil an Kriminalelementen enthält. Immerhin gibt es fünf Tote zu beklagen, wovon vier mehr oder weniger gewaltsam ums Leben kommen, bzw. post mortem geschändet werden.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt gut zu lesen, die Wortwahl ist treffend. Die beschreibenden Passagen und die Dialoge werden gut eingesetzt, um die Spannung bis zum Ende hochzuhalten.

Insgesamt habe ich den Roman gerne gelesen, auch wenn mich das Ende geschockt hat. Es mag psychologisch korrekt sein, aber ich hätte mir trotzdem ein anderes Ende gewünscht.

Ein Roman für alle, die sich gerne mit der Psychiatrie in den 20er Jahre auseinandersetzen möchten.

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