Profilbild von Readaholic

Readaholic

Lesejury Star
offline

Readaholic ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Readaholic über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2022

Der Weg ist das Ziel

Fast bis zum Nordkap
0

Bea, erfolgreiche Mitarbeiterin einer Hamburger Werbeagentur, leidet an Burnout-Symptomen. Sobald sie die Agentur betritt, wird ihr schwindlig. Ihre beste Freundin rät ihr dazu, eine Auszeit zu nehmen ...

Bea, erfolgreiche Mitarbeiterin einer Hamburger Werbeagentur, leidet an Burnout-Symptomen. Sobald sie die Agentur betritt, wird ihr schwindlig. Ihre beste Freundin rät ihr dazu, eine Auszeit zu nehmen und in sich zu gehen, um herauszufinden, was sie schon immer tun wollte. Daraufhin kauft sich die sonst so durchgetaktete, karriereorientierte Bea einen alten VW-Bus, mit dem sie zum Nordkap fahren will. Sechs Monate soll die Reise dauern. Weder ihr Freund Marco noch der Chef der Agentur sind von ihrem Plan begeistert, aber Bea hat sich entschieden.
Leider gibt ihr Oldtimer-Bulli in Schweden, in the middle of nowhere, den Geist auf: Motorschaden. Sie findet zwar einen Mechaniker, der ihr einen neuen Motor beschaffen und einbauen will, doch das dauert. So verbringt sie wohl oder übel einige Zeit in dem Dorf Sjöhyttan, wo sie im einzigen Café des Orts ein Zimmer mieten kann. Bald lernt sie einige Bewohner des Dorfs kennen, unter anderem Per, der sich seinen Lebensunterhalt durch den Bau von Tiny Houses verdient. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch, doch Per ist alleinerziehender Vater zweier Töchter und will sich keineswegs in eine Frau verlieben, die sowieso bald wieder weg ist, und Bea hat ihren Freund und ihren Lebensmittelpunkt in Hamburg. Doch nicht immer siegt der Verstand.
„Fast bis zum Nordkap“ ist eine richtig schöne Feelgood-Lektüre. Ich konnte mich sehr gut in Bea hineinversetzen, vieles könnte sich tatsächlich genauso zutragen. Die Dialoge sind witzig, und die Geschichte ist nicht so überfrachtet mit künstlichen Dramen wie es bei romantischen Romanen manchmal der Fall ist.
Mein einziger Kritikpunkt ist Beas Blauäugigkeit, was ihren Freund Marco anbelangt. Meinen Lesegenuss hat dies allerdings nur geringfügig geschmälert. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der eine amüsante Sommerlektüre sucht, die aber trotzdem weder seicht noch trivial ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2022

Lesenswertes Debüt

Die Ewigkeit ist ein guter Ort
0

Die Endzwanzigerin Elke ist kurz davor, ihre Ausbildung zur Pastorin abzuschließen. Ihr Vater, der ebenfalls Pastor ist, erwartet selbstverständlich, dass sie eines Tages seine Gemeinde übernimmt.
Elke ...

Die Endzwanzigerin Elke ist kurz davor, ihre Ausbildung zur Pastorin abzuschließen. Ihr Vater, der ebenfalls Pastor ist, erwartet selbstverständlich, dass sie eines Tages seine Gemeinde übernimmt.
Elke arbeitet ehrenamtlich in einem Pflegeheim, eine Aufgabe, die ihr sehr viel Freude macht. Selbst während des Kölner Karnevals übernimmt sie gern eine Schicht, damit die Kollegen feiern können. In dieser Nacht passiert es. Eine sterbende Frau bittet sie, mit ihr das Vaterunser zu beten, doch Elke kann sich plötzlich nicht mehr an den Text erinnern. Sie diagnostiziert sich selbst mit „Gottdemenz“. Es bleibt nicht bei dem einen Vorfall und Elke beginnt zu zweifeln, ob sie überhaupt Pastorin werden will und kann.
Ihr äußerst verständnisvoller Partner Jan beruhigt sie damit, es könne sich nur um eine Phase handeln, doch die Ursachen liegen tiefer. Vor Jahren hat Elke ein Trauma erlitten. Ihr Bruder kam ums Leben. Weder sie noch ihre Eltern haben dieses Trauma je überwunden. Als Elkes Vater schwer krank wird, fährt sie nach Hause und beginnt, sich der Vergangenheit zu stellen.
„Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ ist sowohl sprachlich als auch inhaltlich überzeugend. Elke ist zwar eine sehr eigenwillige Persönlichkeit und manche ihrer Handlungen sind so skurril, dass ich sie in keinster Weise nachvollziehen konnte, doch habe ich gerne ihre Entwicklung mitverfolgt. Der Roman behandelt ernste Themen und ist gleichzeitig stellenweise urkomisch. Ein ganz bemerkenswertes Debüt, das ich absolut empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2022

Äußerst unterhaltsam

Der Tod macht Urlaub in Schweden
0

Nach einer Reihe von Ohnmachtsanfällen beschließt der Stockholmer Kriminalkommissar Peter Vinston, einen ruhigen und erholsamen Sommer in Österlen, in der Nähe seiner Ex-Frau und Tochter zu verbringen. ...

Nach einer Reihe von Ohnmachtsanfällen beschließt der Stockholmer Kriminalkommissar Peter Vinston, einen ruhigen und erholsamen Sommer in Österlen, in der Nähe seiner Ex-Frau und Tochter zu verbringen. Dumm nur, dass kurz nach seiner Ankunft dort eine Frau ums Leben kommt. Es handelt sich um die von vielen gehasste Immobilienmaklerin Jessie Anderson, die einen ruhigen Strandabschnitt mit Luxusvillen - hässlichen Betonklötzen, die ganz und gar nicht in die ländliche Gegend passen - bebauen wollte. War es wirklich ein Unfall? Oder doch Mord? Die örtliche Polizeidirektion bittet Peter Vinston um Mithilfe, denn mit einer eventuellen Mordermittlung haben die örtlichen Beamten keinerlei Erfahrung. Die leitende Ermittlerin Tove Esping ist allerdings alles andere als begeistert, diesen Stockholmer Schnösel im feinen Zwirn und handgearbeiteten Schuhen an ihrer Seite zu haben. Als ein zweiter Unfall geschieht, der sich schnell als Mord herausstellt, ist klar: das beschauliche Österlen wird von einem Serienmörder heimgesucht. Trotz der anfänglichen Vorbehalte auf beiden Seiten bilden Vinston und Esping mit der Zeit ein gutes Team. Gemeinsam schaffen sie es, diesen verzwickten Fall aufzuklären.
Mir hat die Lektüre von „Der Tod macht Urlaub in Schweden“ sehr viel Spaß gemacht. Die Personen sind gut gezeichnet, die Handlung ist spannend, die Dialoge amüsant. Den Buchtitel finde ich jedoch ziemlich albern und auch die Klassifizierung „cosy crime“ (noch schlimmer: Häkelkrimi!) wird diesem Krimi nicht gerecht. Auf die weiteren Bände der Reihe freue ich mich schon.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2022

Zwei mysteriöse Fälle

Vertrauen
0

Ein neugeborenes Mädchen wird in der Nähe eines Krankenhauses ausgesetzt. Die Frau, die das Baby dort zurückließ, ist auf einer Überwachungskamera zu sehen und wird ermittelt. Zunächst streitet sie alles ...

Ein neugeborenes Mädchen wird in der Nähe eines Krankenhauses ausgesetzt. Die Frau, die das Baby dort zurückließ, ist auf einer Überwachungskamera zu sehen und wird ermittelt. Zunächst streitet sie alles ab, dann behauptet sie, das Baby zur Welt gebracht zu haben, es aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht behalten zu können. Ein DNA-Test zeigt aber, dass sie nicht die Mutter sein kann.
Am selben Tag erhält die Polizei den Anruf aus einem Hotel, dass ein Gast ohne zu zahlen das Hotel verlassen habe. Kommissar Avi Avraham kümmert sich persönlich darum und fährt zum Hotel, wo ihm mitgeteilt wird, am Nachmittag hätten Verwandte des Mannes dessen Gepäck abgeholt und die Rechnung beglichen. Avraham ist misstrauisch, da es sich bei dem Mann um einen Touristen handelt, der laut seiner Tochter keine Verwandtschaft in Israel hat, jedoch ihrer Meinung nach für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet hat. Als er nachforscht, wird ihm von Vorgesetzten nahegelegt, diese Spur nicht weiterzuverfolgen. Doch Avraham lässt die Sache nicht los, zumal er herausfindet, dass der angebliche Schweizer Staatsbürger mehrere Pässe besessen hat.
Beide Fälle sind sehr vielschichtig und die ungewohnten israelischen Namen machen die Lektüre nicht einfach. Ich habe „Vertrauen“ mit Interesse gelesen, an die Faszination, die Mishanis letztes Buch, „Drei“ auf mich ausgeübt hat, kommt es allerdings nicht heran. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr lesenswerter spannender und anspruchsvoller Krimi, der aus dem üblichen Krimiraster herausfällt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2022

Drei Kämpferinnen, Überlebende, Kriegerinnen

Das Mädchen mit dem Drachen
1

Die französische Lehrerin Léna will nach einem Schicksalsschlag eine Auszeit nehmen. Sie fliegt nach Indien in eine Gegend, die ihr Partner immer besuchen wollte, sich diesen Traum jedoch nie erfüllen ...

Die französische Lehrerin Léna will nach einem Schicksalsschlag eine Auszeit nehmen. Sie fliegt nach Indien in eine Gegend, die ihr Partner immer besuchen wollte, sich diesen Traum jedoch nie erfüllen konnte.
Als sie eines Morgens beinahe im Meer ertrinkt und nur dank des beherzten Eingreifens eines kleinen Mädchens gerettet wird, ändert sich alles. Sie sucht nach der Kleinen, um ihr zu danken. Dabei erfährt sie, dass sie von Frauen der sogenannten Roten Brigade gerettet wurde, einer Gruppe von Frauen, die durch die Straßen patrouillieren, um andere Frauen vor Vergewaltigungen und anderer Gewalt zu schützen. Léna erhält Einblick in ein Indien, das vom touristischen Indien Lichtjahre entfernt ist und beschließt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas zu verändern. Ihr schwebt eine Schule für Dalits, die sogenannten „Unberührbaren“, vor, eine Kaste, die nur niedrige Arbeiten verrichtet und der keinerlei Bildung zuteil wird. Zusammen mit der lokalen Anführerin der Roten Brigade, Preeti, beginnt sie den langen und mühsamen Weg durch die Instanzen, bis es ihr tatsächlich gelingt, mithilfe von Spenden eine Schule für die Ärmsten der Armen zu eröffnen.
Das Buch spricht viele Missstände an, die selbst im 21. Jahrhundert noch in Indien herrschen: Kinderarbeit, Zwangsehen, Massenvergewaltigungen, um nur ein paar zu nennen. Dennoch ist das Buch keine ganz und gar bedrückende Lektüre, denn es gibt auch Hoffnungsschimmer und Menschen, die sich von den jahrhundertealten Traditionen und Zwängen befreien möchten. Beim Lesen dieses Buchs wird einem klar, in welch privilegierter Welt wir hier im Westen leben und auf welch hohem Niveau hier gejammert wird! „Das Mädchen mit dem Drachen“ ist auf jeden Fall ein sehr berührendes Buch, das viele wichtige Themen anspricht und aufzeigt, dass auch Einzelne etwas bewegen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere