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Veröffentlicht am 24.03.2023

Eine Wette und ihre Folgen

30 Tage Dunkelheit
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Die renommierte, aber wenig erfolgreiche dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix wirft einem von ihr verhassten bekannten Krimiautoren vor versammelter Fangemeinde vor, jeder Idiot könne in einem ...

Die renommierte, aber wenig erfolgreiche dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix wirft einem von ihr verhassten bekannten Krimiautoren vor versammelter Fangemeinde vor, jeder Idiot könne in einem Monat einen Krimi schreiben. Nach diesem markigen Statement bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich selbst an einem Krimi zu versuchen und diesen innerhalb von vier Wochen zu beenden. Da sie in ihrer eigenen kleinen Wohnung in Kopenhagen alles andere als inspiriert ist, beschließt ihr Agent, dass Island ein guter Ort für das Vorhaben sein könnte. Ella, eine Bekannte von ihm, erklärt sich bereit, Hannah für die Zeit ihres Aufenthalts bei sich einzuquartieren.
Kaum ist Hannah in Island gelandet, überschlagen sich die Ereignisse. Ellas Neffe Thor wird tot aufgefunden. Hannahs Interesse ist geweckt, denn sie hat den sympathischen jungen Mann kurz vor seinem Tod noch gesehen. Wer könnte ihm Böses wollen und warum? Als Hobbyermittlerin macht sie sich allerdings keine Freunde, am wenigsten begeistert von ihrer Einmischung ist der örtliche Polizist, Viktor. Auch so manchem Einwohner des kleinen Ortes wäre es am liebsten, wenn die dänische Autorin so schnell wie möglich wieder verschwinden würde. Doch dann geschehen weitere Verbrechen. Und Hannah, die inzwischen selbst liebend gern wieder in ihr beschauliches Leben in Dänemark zurückkehren würde, muss aufgrund eines Schneesturms vorerst in Island bleiben.
Mir hat die Mischung von spannendem Krimi und Humor ausgesprochen gut gefallen, lediglich den Schluss fand ich nicht so geglückt. Hervorheben möchte ich noch das wunderschön in türkis und blau gestaltete Cover, Nordlichter über isländischen Gletschern. Schon allein aufgrund des Covers hätte ich in der Buchhandlung sicher zu diesem Buch gegriffen.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Ein unmoralisches Angebot

Die Herzchirurgin
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Als die erfolgreiche Herzchirurgin Anna Jones eines Abends von der Klinik nach Hause kommt, findet sie fremde Männer in ihrem Haus vor. Sie haben die Babysitterin ermordet und ihren Sohn Zack entführt. ...

Als die erfolgreiche Herzchirurgin Anna Jones eines Abends von der Klinik nach Hause kommt, findet sie fremde Männer in ihrem Haus vor. Sie haben die Babysitterin ermordet und ihren Sohn Zack entführt. Anna bekommt ihren Sohn nur dann lebend zurück, wenn sie den prominenten Politiker Ahmed Shabir, der gute Chancen hat, der nächste Premierminister Großbritanniens zu werden, auf dem OP Tisch sterben lässt. Damit Anna nicht auf die Idee kommt, irgendjemandem Bescheid zu sagen, wird ihr gesamtes Haus mit Kameras versehen und ihre Handys abgehört.
Anna ist panisch. Was bleibt ihr anderes übrig, als Shabir zu ermorden? Doch natürlich ist sie im OP unter ständiger Beobachtung und außerdem hat sie den hippokratischen Eid geschworen. Und wer sagt ihr, dass die Entführer Wort halten und Zack unbeschadet an sie zurückgeben?
Mittlerweile wurde die Leiche von Annas Babysitterin und Nachbarin gefunden und die Polizei taucht bei Anna zuhause auf. Der Kommissarin Rachel entgeht nicht, dass Anna äußerst nervös und abweisend ist. Sie hat den Verdacht, dass Anna ihnen etwas verschweigt. Die dritte Person, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist die OP Schwester Margot, die selbst in größten Schwierigkeiten steckt. Ihre finanzielle Lage ist dermaßen prekär, dass sie damit begonnen hat, die Spinde ihrer Kollegen aufzubrechen, um an Geld und Wertsachen zu kommen. Sie hat etwas gegen Dr. Jones in der Hand und kommt auf die Idee, die Schwierigkeiten der wohlhabenden Ärztin für ihre Zwecke zu nutzen.
Die erste Hälfte dieses Thrillers habe ich mit atemloser Spannung gelesen. Der Schreibstil des Autors ist angenehm zu lesen und die kurzen Kapitel fliegen nur so dahin. Endlich mal ein Thriller, der diese Bezeichnung verdient! Auch die zweite Hälfte ist gut, allerdings wird die Spannung nicht durchgehend aufrechterhalten und teilweise fehlt es auch an Logik. Dies ist der Grund, weshalb ich nur vier Sterne vergebe. Trotzdem von mir eine klare Leseempfehlung für dieses beachtliche Debüt.

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Veröffentlicht am 26.01.2023

Zwei Lebensentwürfe

Mehr als ein Leben
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Als die Ehe von Helens Eltern zerbricht, ertränkt die Mutter ihren Kummer in Alkohol. Tagelang liegt sie im Bett und kümmert sich nicht um die kleine Helen. Die Rollen sind vertauscht: Helen vertuscht ...

Als die Ehe von Helens Eltern zerbricht, ertränkt die Mutter ihren Kummer in Alkohol. Tagelang liegt sie im Bett und kümmert sich nicht um die kleine Helen. Die Rollen sind vertauscht: Helen vertuscht Veras Alkoholexzesse und lernt sich allein durchzuschlagen. Zum Glück wohnt im Haus Familie Esposito, deren Sohn Frank Helens bester Freund ist und dessen Mutter Helen wie eine Tochter behandelt.
Helens Vater Luc widmet sich vornehmlich seinem Beruf und seinen wechselnden Freundinnen. Doch nach ein paar Jahren scheint er die Richtige gefunden zu haben und kommt auf die Idee, das Sorgerecht für Helen zu beantragen. Eine befreundete Sozialamtsmitarbeiterin soll die katastrophalen Zustände in Veras Wohnung dokumentieren, danach dürfte es ein Leichtes sein, Helen zu sich zu holen. Helen wird in den Plan eingeweiht und gerät in einen Gewissenskonflikt. So gern sie zu ihrem Vater in das schöne Fachwerkhaus ziehen möchte, sie liebt ihre Mutter trotz allem und möchte sie nicht verraten.
In diesem Roman schildert die Autorin Milena Moser zwei verschiedene Lebensentwürfe. Was wäre gewesen, wenn? Nicht nur die Eltern sind Schlüsselfiguren in Helens Leben, auch ihre Sandkastenliebe Frank spielt eine wichtige Rolle. Soll sie ihr Leben mit ihm verbringen oder lieber doch fliehen, nach San Francisco, endlich jung und unbeschwert sein? Eine der beiden Helens nennt sich später Elaine, die andere Luna. Beide Personen begleiten wir durch ihre sehr unterschiedlichen Leben mit den entsprechenden Höhen und Tiefen. Für mich war dies das erste Buch der Schweizer Autorin und es hat mich wirklich begeistert, nicht zuletzt, weil ich auch eine Zeitlang in Kalifornien gelebt habe und die Lektüre viele Erinnerungen bei mir geweckt hat. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es manchmal extrem verwirrend ist, ständig zwischen Luna und Elaine hin- und herzuwechseln. Ich wusste oft nicht mehr, von wem gerade die Rede ist, vor allem bei den vielen anderen Personen, mit denen Luna und Elaine sich umgeben. Trotzdem kann ich „Mehr als ein Leben“ wärmstens empfehlen. Es wird mit Sicherheit nicht das einzige Buch sein, das ich von der Autorin lese.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Die faszinierende Welt der Bücher

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Der zehnjährige Robert Steinfeld wurde Zeit seines Lebens in einem fensterlosen Raum voller Bücher gefangen gehalten. Seine Eltern kennt er nicht und er weiß er nicht, warum er dort ist. Seine einzigen ...

Der zehnjährige Robert Steinfeld wurde Zeit seines Lebens in einem fensterlosen Raum voller Bücher gefangen gehalten. Seine Eltern kennt er nicht und er weiß er nicht, warum er dort ist. Seine einzigen Erfahrungen von der Welt erhält er durch die zahllosen Bücher, die er liest.
In der Nacht 1943, in der Leipzig bombardiert wird, steht das Gebäude, in dem Robert festgehalten wird, in Flammen. In letzter Minute wird er von einem geheimnisvollen Fremden befreit, der von ihm als Gegenleistung verlangt, ein bestimmtes Buch aus einem zerstörten Raum zu holen. Die beiden entkommen dem Flammenmeer und Robert schließt sich dem Fremden an. Gemeinsam reisen sie durch das kriegszerstörte Deutschland und stehlen wertvolle Bücher aus den Ruinen.
Viele Jahre später im Jahr 1971 meint Robert den Fremden auf einer Beerdigung wiederzuerkennen. Robert ist inzwischen ein Experte für wertvolle alte Bücher geworden. Eine Freundin, Marie, die im selben Fachgebiet arbeitet, wurde mit der Auflösung einer Sammlung betraut und entdeckt dabei Bücher, die von Roberts Vater, dem bekannten Buchbinder Jakob Steinfeld, gebunden wurden. Dieser starb während des Krieges, doch einige der Bücher aus der Sammlung weisen ein späteres Datum auf. Robert und Marie versuchen, das Rätsel zu lösen und gleichzeitig Fragen nach Roberts Herkunft und Familiengeschichte zu lösen.
Das Buch spielt auf vier Zeitebenen, 1933, 1943, 1971 und das letzte Kapitel im Jahr 1990. Wir lernen eine Welt von Büchernarren kennen, die für Bücher alles tun würden (und tun). Sehr interessant fand ich die Schilderungen des Graphischen Viertels in Leipzig, in dem vor dem Krieg die wichtigsten und größten Buchverlage Deutschlands ihren Sitz hatten. Man erfährt viel über die Zeitgeschichte, vom Aufkommen und Erstarken des Nationalsozialismus, den Schrecken des Krieges und natürlich Roberts persönlicher Geschichte. Kai Meyer springt zwischen den Zeitebenen hin und her, was manchmal frustrierend ist, weil man gerne wüsste, wie es auf einer Zeitebene weitergeht, andererseits erhöht es die Spannung, die allerdings nicht durchgehend gehalten wird. Trotzdem ist es ein faszinierender Roman, vor allem für Bibliophile und historisch Interessierte.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Wie gut kennt man seine Familie?

Die Rückkehr der Kraniche
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Die 50jährige Grete hat ihr Elternhaus in der Elbmarsch nie verlassen. Als junger Mensch träumte sie davon, zu studieren und zu reisen, doch eine ungeplante Schwangerschaft setzte diesen Träumen ein Ende. ...

Die 50jährige Grete hat ihr Elternhaus in der Elbmarsch nie verlassen. Als junger Mensch träumte sie davon, zu studieren und zu reisen, doch eine ungeplante Schwangerschaft setzte diesen Träumen ein Ende. Tochter Anne ist längst aus dem Haus, nun lebt Grete allein mit der wortkargen Mutter Wilhelmine unter einem Dach, die es nach dem frühen Tod des Ehemanns nie geschafft hat, den Töchtern ihre Zuneigung zu zeigen.
Als Wilhelmine einen Schwächeanfall erleidet und ins Krankenhaus muss, informiert Grete ihre jüngere Schwester Freya, die in Berlin ein erfolgreiches Startup-Unternehmen leitet, sowie Anne, die sehr an der Großmutter hängt. Beide Frauen kommen in die Heimat, um Wilhelmine nahe zu sein.
Für Freya ist es gleichzeitig eine Flucht. In der Firma gibt es Probleme und ihr langjähriger Partner, mit dem sie eine Familie gründen wollte, hat sie verlassen. Auch Anne, die mittlerweile in Bremen studiert, hat Liebeskummer.
Das Verhältnis der Frauen untereinander ist nicht einfach. Jede verschweigt den anderen etwas. Alte Wunden brechen auf und unweigerlich kommt es zu Konflikten. Nach und nach nähern sie sich jedoch einander an und alte Geheimnisse kommen ans Licht.
„Die Rückkehr der Kraniche“ ist ein leiser und melancholischer Familienroman, der zugleich die Natur der Elbmarsch detailreich beschreibt. Das wunderschön gestaltete Cover gibt einen Eindruck der unberührten Natur der Elbmarsch mit ihren vielen geschützten Vogelarten.
Ich konnte mich sehr gut in die Frauen mit ihren Problemen und Ängsten hineinversetzen. Romy Fölck beweist mit diesem Roman, dass sie nicht nur gute Krimis schreibt.
Mir hat das Buch ein schönes, entspanntes Lesewochenende geschenkt.

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