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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2022

Erschreckend und doch großartig

Lügen über meine Mutter
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Ursprünglich wollte ich dieses Buch erst lesen, wenn ich mein aktuelles beendet habe. Das hat allerdings nicht funktioniert, denn aus einem „Nur-mal-kurz-reinlesen" wurde ein „ Ich-kann-nicht-mehr-aufhören". ...

Ursprünglich wollte ich dieses Buch erst lesen, wenn ich mein aktuelles beendet habe. Das hat allerdings nicht funktioniert, denn aus einem „Nur-mal-kurz-reinlesen" wurde ein „ Ich-kann-nicht-mehr-aufhören". Die Geschichte hat einen Sog entwickelt, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte.

Worum geht’s?
„Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman mit autobiografischen Zügen.
Vater, Mutter, Kind - eine Familie Mitte der 80er Jahre in einem kleinen Ort im Westen Deutschlands.
Daniela Dröscher erzählt von ihrer Familie, von ihrer Kindheit. Von einem Vater, der seine beruflichen und gesellschaftlichen Misserfolge seiner Frau zuschiebt und deren Übergewicht. Zwischen beiden Elternteilen steht Ela, die Tochter. Sie ist hin- und hergerissen, wird manipuliert, versucht zu vermitteln.

Das alles ist so schrecklich, dass man nicht weiß, ob man schreien oder lachen soll. Es macht einen wütend, zornig, traurig, sprachlos. Und trotz allem ist es ein großartiges Buch, das man gelesen haben muss. Ich bin begeistert!
Der Roman steht verdient auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und auf der Shortlist für den Preis der unabhängigen Buchhandlungen 2022.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Atmosphärisch sehr stark

Zur See
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Es gibt Bücher, da weiß man im Vorfeld schon, dass sie Bestseller werden. Dörte Hansens neuer Roman „Zur See“ gehört dazu - und das absolut berechtigt!

Er erzählt von den Menschen einer Nordseeinsel. ...

Es gibt Bücher, da weiß man im Vorfeld schon, dass sie Bestseller werden. Dörte Hansens neuer Roman „Zur See“ gehört dazu - und das absolut berechtigt!

Er erzählt von den Menschen einer Nordseeinsel. Menschen, die seit Generationen Seefahrer in ihren Familien haben. Die Familie Sander ist eine von ihnen. Jens, der Vogelwart, seine Frau Hanne und ihre erwachsenen Kinder.
Da ist Sohn Ryckmer, dem sein Kapitänspatent entzogen wurde, der in der Kneipe den Alltag vergessen will und von Killerwalen im Mittelmeer, von Portugiesischen Galeerenquallen, Elmsfeuern und grünen Lichtern auf See erzählt.
Tochter Eske, eine Altenpflegerin, die Heavy Metal braucht und auf Tätowierungen steht.
Und Henrik, der Jüngste, der erste Sander, der kein Seefahrer wurde, der nicht mehr als seinen Strand und seine See braucht. Ein Künstler, immer auf der Suche nach Treibholz für seine Objekte, seine Treibgutwesen, mit denen er spricht wie mit seinem Hund und seinen Freunden.

Dörte Hansen erzählt von den Einheimischen und ihrem Verhältnis zu den Touristen, welche ins Leben der Inselleute eingreifen, Besitz ergreifen und die Insel sowie die Menschen dort verändern.
Die Autorin lässt einen eintauchen in ein Buch mit einer ganz besondere Atmosphäre. Für mich ist diese Lektüre ein Lese-Highlight, das weit oben steht auf meiner ganz persönlichen Bestenliste.
Meisterhaft geschrieben - unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Erstklassig

Nachmittage
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Um es gleich vorweg zu nehmen - ich bin begeistert von Ferdinand von Schirachs neuer Lektüre „Nachmittage“!

Wie bereits „Kaffee und Zigaretten“ ist auch das neue Buch ein Erzählband - eine Sammlung aus ...

Um es gleich vorweg zu nehmen - ich bin begeistert von Ferdinand von Schirachs neuer Lektüre „Nachmittage“!

Wie bereits „Kaffee und Zigaretten“ ist auch das neue Buch ein Erzählband - eine Sammlung aus 26 Essays, Notizen, Beobachtungen. Es sind Erzählungen aus dem Leben, aus verschiedenen Städten weltweit.
Manche ganz kurz, andere länger.
Facettenreiche Erzählungen, thematisch breit gefächert, mit oftmals unerwartetem Ende - teilweise erschreckend, verblüffend, manchmal auch ein wenig amüsant.
Ferdinand von Schirach schreibt wie immer mit einer Eleganz, sehr melancholisch. Kein Wort ist zu viel, kein Satz überflüssig.

Einfach brillant und absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Nominiert für den Deutschen Buchpreis

Nebenan
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Jedes Jahr im Oktober zur Frankfurter Buchmesse wird der Deutsche Buchpreis verliehen. Seit einer Woche stehen die 20 Nominierten für 2022 fest. Auch der Roman „Nebenan“ von Kristine Bilkau hat es auf ...

Jedes Jahr im Oktober zur Frankfurter Buchmesse wird der Deutsche Buchpreis verliehen. Seit einer Woche stehen die 20 Nominierten für 2022 fest. Auch der Roman „Nebenan“ von Kristine Bilkau hat es auf die Longlist geschafft.

Es ist ein leiser Roman, der unter anderem von drei Frauen erzählt - von Astrid, einer Ärztin, Anfang 60. Sie ist verheiratet, hat Kinder und Enkel - von Julia, einer Keramikerin, Ende 30, die ebenfalls verheiratet ist und sich sehnlichst ein Kind wünscht - von Elsa, Astrids fast 80-jähriger Tante. Da sind deren Ängste, Geheimnisse, Sehnsüchte, unausgesprochene Wünsche und Gedanken.

Und da ist das plötzlich leerstehende Nachbarhaus, das zum Thema wird. Wohin sind die Bewohner verschwunden? Was ist mit der Mutter und den Kindern passiert in dem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal?

Ebenso wie die Protagonistinnen machen wir uns unsere Gedanken. Es geschehen merkwürdige Dinge. Alltägliche Situationen in der Geschichte lassen uns zunehmend misstrauischer werden.

„Nebenan“ ist ein feinsinniges Buch. Vieles wird angedeutet, vieles bleibt offen. Ein Buch, das lange nachklingt. Mir fällt es gar nicht so leicht, diese Lektüre zu beschreiben. Hier spielt sich vieles zwischen den Zeilen ab.
Auf jeden Fall sehr zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Zwei unterschiedliche Frauen - eine gravierende Gemeinsamkeit

Die Definition von Glück
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Ein sommerliches Cover, ein schöner Titel, ein interessanter Klappentext – was verbirgt sich dahinter?

Der Roman „Die Definition von Glück“ erzählt von zwei ganz unterschiedlichen Frauen, die beide Anfang ...

Ein sommerliches Cover, ein schöner Titel, ein interessanter Klappentext – was verbirgt sich dahinter?

Der Roman „Die Definition von Glück“ erzählt von zwei ganz unterschiedlichen Frauen, die beide Anfang der 1960er Jahre geboren sind. Clarisse lebt in Paris, zwischendurch auch immer wieder mal an anderen Orten weltweit. Sie ist den Männern verfallen, wird benutzt, kommt nicht von ihnen los. Ève dagegen wohnt mit ihrer Familie in New York. Ihr Leben scheint gut situiert und konservativ. Von 1976 über die Jahrzehnte hinweg bis ins Heute erfahren wir die Geschichte der beiden und das, was sie miteinander verbindet.

Das Buch entwickelt von Anfang an einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Es erzählt über Liebe und Glück, Muttersein, das Älterwerden, toxische Beziehungen. Und beim Lesen empfindet man die unterschiedlichsten Gefühle – Mitleid, Wut, Freude, Entsetzen…
Mit „Die Definition von Glück“ von Catherine Cusset hat der Eisele Verlag erstmals einen französischen Roman in sein Programm aufgenommen. Eine sehr gute Entscheidung - gerne mehr davon!
Die Lektüre ist am 28. Juli erschienen, hat 384 Seiten und wurde von Sabine Schwenk aus dem Französischen übersetzt.

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