Cover-Bild MTTR
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Wallstein Erfolgstitel - Belletristik und Sachbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 421
  • Ersterscheinung: 10.08.2022
  • ISBN: 9783835352575
Julia Friese

MTTR

Roman
Ein Millenial soll Mutter werden und will alles, nur nicht die eigene deutsche Familie reproduzieren. Ein gesellschafts- und sprachkritischer Roman erzählt drei Trimester – und die Zeit danach.

»Alle Befürchtungen waren wahr, und alles war gerecht gewesen.«
Ein Test im Büro bringt die Gewissheit: Teresa Borsig ist schwanger. Von der Idee einer Familie fühlt sie sich gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Da sind die Erinnerungen an ihre Kindheit, an Distanz, Disziplin und Schläge. In der Abtreibungsklinik von den Schwestern zum Schlucken der Tablette gedrängt, geht Teresa in den Widerstand: Sie will doch Mutter werden. Nein, Mama will sie werden. Kann man geben, was einem selber fehlt?
Das Gesundheitssystem nimmt die Schwangere auf wie einst die Eltern. Effizient. Kalt. Man will doch nur ihr Bestes. Und ihr Baby in einem Wärmebett isolieren. Wie hoch ist die Überlebenswahrscheinlichkeit ihres Säuglings? Ärzte und Schwestern sprechen über ihren Kopf hinweg. Teresa schreit. Sie solle sich mal nicht so wichtig nehmen, sagt das Krankenhaus.
»MTTR« erzählt von den Auswirkungen deutscher Nachkriegserziehung, erzählt die Unfähigkeit der Babyboomer, Gefühle zu zeigen, und wenn dann nur durch Ersatzhandlungen: Kauf, Korrektur und Sorge. Jeder Dialog ist eine Boshaftigkeit. Fast bemerkt man sie nicht, denn aktengraue Gefühlstemperatur und grobe Unbeholfenheit sind Alltag in Deutschland. Werden Millennials, wie Teresa, sie reproduzieren?

MTTR: Mean Time To Recover bzw. auch Mean Time To Repair (abgekürzt jeweils MTTR) wird als die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Systems definiert. Diese gibt an, wie lange die Wiederherstellung des Systems im Mittel dauert. Sie ist somit ein wichtiger Parameter für die Systemverfügbarkeit. (Quelle: Wikipedia)

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2023

Klasse Debüt

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MTTR
Julia Friese

Teresa ist schwanger. Eigentlich wollte sie gar nicht schwanger werden. Sie ist erst fünf Monate mit Erks zusammen - viel zu früh, um jetzt ein gemeinsames Kind zu bekommen.
Wenn man ...

MTTR
Julia Friese

Teresa ist schwanger. Eigentlich wollte sie gar nicht schwanger werden. Sie ist erst fünf Monate mit Erks zusammen - viel zu früh, um jetzt ein gemeinsames Kind zu bekommen.
Wenn man nicht verhütet, kann man schwanger werden, das ist Fakt. Warum nahm sie täglich Folsäure ein, wo man doch weiß, das Folsäure nur für schwangere Frauen ist oder für diese, die es werden wollen? Vielleicht wollte sie herausfinden, ob sie überhaupt schwanger werden kann? Schließlich konnten ihre Tanten keine Kinder bekommen - und ihre Mutter nur eins. Ein Kind, das ihre Mutter ständig berufen hat: „Mach dies nicht, tu das nicht.“ Und wenn sie nicht hörte, setzte es etwas.
Und jetzt? Soll sie die gleichen Fehler wie ihre Mutter machen? Deren Fehler wiederholen? Alles aufgeben für ein Kind? „Nicht mehr ausgehen, nicht mehr leben, sich nichts mehr gönnen und auf jede Kleinigkeit verzichten - alles nur für dich!“, hört sie ihre Mutter noch immer meckern.
Erks würde das Kind behalten wollen, aber Teresa entscheidet sich dagegen.
Bis zu dem Tag, als sie in der Abtreibungsklinik die Tablette schlucken soll, dort entscheidet sie sich anders. Sie möchte Mutter werden und lässt uns sehr intensiv an ihrer Schwangerschaft, Geburt und dem Wochenbett teilhaben.

Was für ein großartiges Buch! Zugegeben, zu Beginn hätte ich es fast abgebrochen. Dieser Schreibstil mit den viel zu kurzen Sätzen, den wirren Gedanken und dann die fehlenden Satzzeichen! Aber auf Seite 40 hatte ich mich eingelesen. Vielleicht sind Satzzeichen doch überbewertet?! Wie dem auch sei, das Buch ist ein starkes Debüt. Teilweise dachte ich, ich säße mit Loriot, Ekel Alfred und Teresas Eltern im Wohnzimmer beim Kaffee. Köstlich für uns, aber nicht für Teresa. Warum haben die jungen Leute den Eltern nicht Einhalt geboten?

Fazit:
Starkes Debüt und absolut kurzweilig.
5/ 5

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Mutter werden

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"MTTR", Mean Time To Recover bzw. auch Mean Time To Repair wird als die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Systems definiert. Diese gibt an, wie lange die Wiederherstellung des Systems im ...

"MTTR", Mean Time To Recover bzw. auch Mean Time To Repair wird als die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Systems definiert. Diese gibt an, wie lange die Wiederherstellung des Systems im Mittel dauert. Es kann aber auch als Mutter gelesen werden und ist ein Buchtitel von Julia Friese.
Im Mittelpunkt steht hier Teresa Borsig, die im Büro auf der Toilette feststellt, dass sie schwanger ist. Danach reflektiert sie, ob sie eine Familie will, was das bedeutet, ob sie das kann.
Teresa ist hier schonungslos offen, sie geht bei jedem Thema in die Tiefe, sie zerpflückt es regelrecht. Ihre Kindheit, ihre Eltern, die Vorsorge in der Schwangerschaft und auch die Geburt selber. Sie schafft es Erlebnisse, aber auch hauptsächlich Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. In Worte, wo ich mehr als einmal dachte, ja, genauso ist es, so habe ich das auch empfunden.
Die Beziehung zu den Eltern, dieses eintauchen in eine gefühlskalte Welt und andere Zeit, das tut schon manchmal fast weh, so wie sie es beschreibt. Grade wenn man selber diese Zeit gelebt hat. Mir gefällt es, das alles durch ihre Augen zu sehen, zu hinterfragen und einige Dinge besser zu verstehen.
Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbdürftig, holprig, unbequem, wie Lesen im Stehen auf einem Bein, aber er prägt sich ein, man fließt irgendwann mit und kann folgen. Er passt auch gut zu dem Gesagten.
Ich würde vor dem Kauf das Lesen einer Leseprobe empfehlen. Mir hat das Buch sehr gefallen, keine seichte Lektüre für nebenbei, nein, das geht unter die Haut und strengt an. Einfach mal anlesen!

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Unverklärter Blick auf Mutterschaft

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Ein Schwangerschaftstest auf der Bürotoilette verändert Teresas Leben, aber will sie wirklich Mutter sein? Erinnerungen an eine lieblose Kindheit und ein angespanntes Verhältnis zu den eigenen Eltern machen ...

Ein Schwangerschaftstest auf der Bürotoilette verändert Teresas Leben, aber will sie wirklich Mutter sein? Erinnerungen an eine lieblose Kindheit und ein angespanntes Verhältnis zu den eigenen Eltern machen die Entscheidung nicht einfacher. Doch als man sie in der Abtreibungsklinik zum Eingriff drängt, erwacht ihr Kampfgeist. Teresa wagt den Schritt in ein neues Leben als Mutter – wird sie ihrem Kind das geben können, was ihr selbst verwehrt blieb?

Julia Friese erzählt in „MTTR“ die Geschichte ihrer Protagonistin Teresa in der Ich-Perspektive und der Gegenwartsform. Zu Beginn ist der Stil ungewohnt kühl, wie ein Bericht, mit knappen, stakkatoartigen Sätzen und ungekennzeichneter mündlicher Rede. Teresa schildert wie in einem einzigen langen Gedankenstrom alles, was ihr widerfährt und was sie epmfindet. Dabei entspricht sie so gar nicht dem Klischee der freudigen werdenden Mutter, die schon vor der Geburt die Antworten auf alle Fragen hat.

Teresa ist eine ungemein „echte“ Figur. Die Beziehung zu ihrem Partner Erk hat Unsicherheiten, aber beide wollen gute, gleichberechtigte Eltern sein. Über ihnen schwebt das jeweilige Elternpaar, in den Nachkriegsjahren erzogen und sozialisiert. Vor allem Teresas Eltern behandeln ihre Tochter sehr abwertend und machen erst gar nicht den Versuch, deren Bedürfnisse zu befriedigen. Als Kind, das selbst mit Eltern dieser Generation aufgewachsen ist, sind mir viele der von ihnen verwendeten Sätze nicht unbekannt.

„MTTR“ steht als Abkürzung eigentlich für „Mean Time To Recover“, also die Zeit, welche ein System nach der Reparatur zur Wiederherstellung benötigt. (Sinnigerweise ist hier aber auch das Wort „Mutter“ ohne Vokale versteckt.) Wie ein defektes System, so fühlt sich Teresa – eine Frau, die an sich und ihren Qualitäten als Mutter zweifelt. Einige Schilderungen, zum Beispiel über die Tage im Krankenhaus, vor und nach der Entbindung, sind schwer zu ertragen, aber umso wichtiger. Es gibt schon genug Romane, die Schwangerschaften als einfache, romantische Angelegenheit verklären und damit Frauen unnötig unter Druck setzen. Ein bedeutsames und längst überfälliges Buch!

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Sprachgewaltiges Porträt einer Frau und einer Gesellschaft

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„MTTR“ von Julia Friese ist nur auf den ersten Blick ein Buch über Mutterschaft. Denn es geht nicht nur ums Muttersein und Mutterwerden, sondern um eine ganze Generation und ihren Umgang mit der Welt. ...

„MTTR“ von Julia Friese ist nur auf den ersten Blick ein Buch über Mutterschaft. Denn es geht nicht nur ums Muttersein und Mutterwerden, sondern um eine ganze Generation und ihren Umgang mit der Welt. In teils gewöhnungsbedürftiger, aber immer präziser Sprache seziert Julia Friese meisterhaft die Verhaltensweisen einer ganzen Gesellschaft.

Inhaltlich ist „MTTR“ schnell zusammengefasst: Teresa, eine junge Frau aus der Millenial-Generation, wird schwanger. Als Leserinnen begleiten wir sie auf ihrem Weg zur Mutterschaft: von den Besuchen beim Gynäkologen bis zu den Gesprächen mit ihrem Partner Erk, der Offenbarung gegenüber den Eltern und dem Gang zum Geburtsvorbereitungskurs und in die Klinik. Vordergründig eine so profane Abfolge von Ereignissen, steckt in jeder Szene so viel Sprengstoff, dass das Buch einen regelrecht aufgerüttelt zurücklässt. Dabei muss man sich an Julia Frieses reduzierten, nüchternen Sprachstil erst einmal etwas gewöhnen.

Der Roman lässt keine Wunde aus, um Salz hineinzustreuen: Die Dialoge sind so lebensnah, die Figuren mit ihren Verhaltensweisen so authentisch, dass sie ebenso gut aus den Seiten hervorspringen könnten. Und gerade das trifft besonders tief, denn es zeigt schamlos und ungeschminkt, wie Menschen miteinander umgehen. Teresas Eltern sind kontrollierend, distanziert und auf Erfolg gepolt, Erks Eltern überbehütend und übergriffig. Der Geburtsvorbereitungskurs kennt nur Überflieger und vermittelt ein Gefühl von Unzulänglichkeit und Hilflosigkeit, während die gleichaltrigen Freunde ihre Überforderung durch Witze und Distanzierung zu überspielen versuchen. Teresa schwimmt in diesen Reaktionen mit all ihren eigenen Sorgen und Ängsten, die sie zwar genau reflektiert und sich bewusst macht, jedoch nie überwinden kann. So schonungslos direkt ist das Buch erzählt, dass wir als Leser
innen förmlich in ihrem Kopf zu stecken scheinen und, genau wie Teresa, nicht aus ihrer Haut können.

„MTTR“ beschreibt ein Lebensgefühl, mit dem sich viele Menschen aus Teresas Generation sicher genau identifizieren können. Schonungslos seziert das Buch das Zusammenleben in einer Gesellschaft, die sich weiterentwickeln möchte, aber doch immer in alten Verhaltensmustern stecken bleibt. Unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Schwierig zu lesen, aber brillant geschrieben

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„MTTR“ ist ein starkes Debüt der in Berlin lebenden Kulturjournalistin Julia Friese .

Ein Schwangerschaftstest bestätigt Teresa, dass sie schwanger ist. Aber Teresa will nicht Mutter werden. Die Erinnerungen ...

„MTTR“ ist ein starkes Debüt der in Berlin lebenden Kulturjournalistin Julia Friese .

Ein Schwangerschaftstest bestätigt Teresa, dass sie schwanger ist. Aber Teresa will nicht Mutter werden. Die Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend ängstigen sie und sie ist zutiefst verunsichert, glaubt, keine gute Mutter sein zu können. Sie macht einen Termin in einer Abtreibungsklinik, den sie dann aber nicht wahrnimmt.

Der Schreibstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig. Sie verwendet kurze, klare und unkomplizierte Sätze, aber statt dass sie das Lesetempo erhöhen, geriet ich dadurch ins Stocken, musste immer wieder absetzen und kam in keinen Lesefluß. Auch die fehlende Interpunktion bei der Dialoge, machen das Lesen nicht einfacher. Dennoch ist es genau das, was das Buch gut macht. Es ist unbequem und das in mehrfacher Hinsicht, da es auch inhaltlich voller unbequemer Wahrheiten steckt. Über Teresa erfährt man die Probleme, denen sich eine Schwangere stellen muss. Da sind gesellschaftliche Erwartungen, die es zu erfüllen gilt, Großeltern, die vieles als ganz selbstverständlich voraussetzen, ein kaltes Krankenhaus und vieles mehr. Es ist nur verständlich, das Teresa an sich zweifelt.

Mit diesem Buch – dessen Titel „Mean Time To Recover“ = „Mittlere Zeit bis zur Wiederherstellung“ bedeutet – verdeutlicht Julia Friese die Auswirkungen der deutschen Nachkriegserziehung und macht darauf aufmerksam, mit welchen gesellschaftlichen Problemen Schwangere zurechtkommen müssen.

Obwohl ich das Gelesene anstrengend und schwierig fand, ist es einfach brillant. Hier werden unbequeme Wahrheiten mehr als deutlich ans Licht gebracht. Meiner Meinung nach ist es ein rundum gelungenes Debüt.

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