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Veröffentlicht am 30.09.2022

Unverhofft Detektiv

Die Passage nach Maskat
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Inhalt: Spätsommer 1929, der letzte Sommer der Goldenen Zwanziger. Niemand erkennt die Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise. Noch bestimmen Luxus und Frivolität, Jazz und Kokain den Rhythmus des Lebens ...

Inhalt: Spätsommer 1929, der letzte Sommer der Goldenen Zwanziger. Niemand erkennt die Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise. Noch bestimmen Luxus und Frivolität, Jazz und Kokain den Rhythmus des Lebens – auch auf dem Ozeanliner Champollion, der von Marseille aus Richtung Orient in See sticht: Port Said, der Suezkanal, Jemen, Oman ... Zu den illustren Passagieren gehören eine skandalumwitterte Nackttänzerin aus Berlin und ein mysteriöser römischer Anwalt, eine adelige englische Lady und ein nur scheinbar naiver amerikanischer Ingenieur, ein Schläger aus der Unterwelt – und Theodor Jung, traumatisierter Kriegsveteran und Fotoreporter der Berliner Illustrirten, der größten Zeitschrift Europas. Er soll eine Reportage über die Reise machen. Seine Frau Dora begleitet ihn. Sie entstammt der Hamburger Kaufmannsfamilie Rosterg, die ebenfalls nach Maskat reist, um mit den sagenhaften Gewürzen Arabiens zu handeln. Theodor hofft, dass die abenteuerliche Passage die Leidenschaft in ihrer Ehe neu entfacht. Doch Doras herrische Eltern und ihr gewalttätiger Bruder verachten ihn, und Bertold Lüttgen, der intrigante Prokurist der Firma, hat selbst ein Auge auf die Tochter seines Chefs geworfen. Als Dora nach wenigen Tagen auf der Champollion spurlos verschwindet, wird die Reise für Theodor zum Albtraum – denn nicht nur die Familie Rosterg, auch die anderen Passagiere und Besatzungsmitglieder behaupten, Dora nie an Bord gesehen zu haben …

Den Autor Cay Rademacher kannte ich bereits im Vorfeld von seiner Krimi-Reihe rund um den Kommissar Roger Blanc, die ich sehr gerne lese. Umso gespannter war ich auf einen Krimi, der in den zwanziger Jahren spielt und vom Setting ein bisschen an Agatha Christies „Tod auf dem Nil“ erinnert. Mit einem dem Jahrzehnt angepasstem Sprachstil ist es Cay Rademacher sehr gut gelungen, mich in die späten Zwanziger zu entführen. Die Atmosphäre hat mich schnell in den Bann gezogen und schnell grübelte ich über die verschiedenen Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren nach. Der Protagonist Theodor Jung war mir sehr sympathisch, vielmehr hatte ich oft Mitleid mit ihm – denn er hat eine furchtbare Schwieger-Familie! Zudem wird er unverhofft zum Detektiv, um seine Ehefrau wiederzufinden. Dabei schlägt er sich erstaunlich wacker. Wenn auch das „Agatha Christie Niveau“ nicht erreicht wurde, war der Roman durchweg spannend und unterhaltsam. Das Finale war überraschend und ich hoffe, dass dies nicht der letzte Fall für Theodor Jung gewesen sein wird.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Hund und Katz

Zehn Jahre du und ich
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Nachdem Becca’s beste Freundin, die zugleich Charlie’s Verlobte war, verstorben ist, fallen beide in ein tiefes Loch. Anstatt sich dabei gegenseitig herauszuhelfen, machen sie sich das Leben schwer und ...

Nachdem Becca’s beste Freundin, die zugleich Charlie’s Verlobte war, verstorben ist, fallen beide in ein tiefes Loch. Anstatt sich dabei gegenseitig herauszuhelfen, machen sie sich das Leben schwer und brechen den Kontakt ab, weil sie bereits seit der Uni eine tiefe Feindschaft pflegen. Als Ally die beiden jedoch in einer Nachricht „aus dem Jenseits“ bittet, stellvertretend für sie ihre Bucket List zu vollenden, haben die beiden mehr Kontakt miteinander als ihnen lieb ist. Können sie doch gemeinsam ihre Wunden heilen?

„Zehn Jahre du und ich“ ist ein zugleich trauriger, aber auch schöner Liebesroman. Das Konzept erinnerte mich spontan an eine moderne Version von Cecilia Aherns „P.S. Ich liebe dich“, findet dabei aber einen neuen Weg. Die Protagonisten Becca und Charlie sind sich zunächst spinnefeind, was für viele ulkige Situationen sorgt, die mit Wortwitz gut herausgearbeitet wurden. Besonders gut gefallen hat mir, wie die beiden Hauptfiguren sich verändern und (unfreiwillig) miteinander (und aufeinander zu) wachsen. Diese Entwicklung ist Hauptessenz der Geschichte und hat mich sehr positiv beeindruckt. Leider war der Ausgang der Geschichte von Anfang an vorhersehbar und einige Streitigkeiten á la „wir können nicht zusammen kommen, weil …“ wirkten aufgesetzt und haben mich schnell genervt. Dennoch habe ich den Roman genossen und zudem den Umgang mit dem Thema Tod als leicht, aber stets angemessen empfunden. Der Sprachstil ist modern, leicht verständlich und von einem ironischen Unterton geprägt.

Fazit: Ein Hund und Katz Spiel der Protagonisten, die eine beeindruckende Entwicklung hinlegen. Ein ironischer Unterton und ulkige, als auch anrührende Situationen gleichen vorhersehbare und aufgebauschte Diskussionen aus.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Umfassendes Epos

Violeta
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Inhalt: Eine außergewöhnliche Frau. Ein turbulentes Jahrhundert. Eine unvergessliche Geschichte. An einem stürmischen Tag des Jahres 1920 kommt sie zur Welt, jüngste Schwester von fünf übermütigen Brüdern, ...

Inhalt: Eine außergewöhnliche Frau. Ein turbulentes Jahrhundert. Eine unvergessliche Geschichte. An einem stürmischen Tag des Jahres 1920 kommt sie zur Welt, jüngste Schwester von fünf übermütigen Brüdern, Violeta del Valle. Die Auswirkungen des Krieges sind noch immer spürbar, da verwüstet die Spanische Grippe bereits ihre südamerikanische Heimat. Zum Glück hat der Vater vorgesorgt, die Familie kommt durch, doch schon droht das nächste Unheil, die Weltwirtschaftskrise wird das vornehme Stadtleben, in dem Violeta aufwächst, für immer beenden, die del Valles ziehen sich ins wild-schöne Hinterland zurück. Dort wird Violeta volljährig, und schon steht der erste Verehrer vor der Tür …

Violeta erzählt uns selbst ihr Leben, am Ende ihrer Tage schreibt sie ihrem geliebten Enkel einen langen Brief – sie schreibt von ihren halsbrecherischen Affären, den Jahren der Armut, von schrecklichen Verlusten und tiefempfundener Freude, von historischen Vorkommnissen, die ihr Leben geprägt haben: von dem Kampf für die Rechte der Frauen, dem Aufstieg und Fall von Tyrannen und von zwei schrecklichen Pandemien.

„Violetta“ ist der neue Roman von Isabel Allende und mein erster Roman der Autorin. Das Leben der Protagonistin Violeta ist sehr intensiv und geprägt von vielen Schicksalsschlägen. Der Roman ist als Brief aus Sicht der Protagonistin an ihren Enkel geschrieben worden. Violeta erzählt ihm dabei ungeschönt von ihren Erlebnissen aus jüngster Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter. Vor allem der wort- und bildgewaltige Sprachstil der berühmten Autorin übte dabei einen unglaublichen Sog auf mich aus. Auch, wenn ich nicht alle Handlungen der Figur nachvollziehen konnte, imponiert Violetta mit einer beeindruckenden Willensstärke, Lebensmut und Eigensinnigkeit. Keine Figur wird geschönt dargestellt, keine Tat übersehen. Die Eindringlichkeit und die unverblümte Art haben mir bei diesem Roman am besten gefallen. Obwohl er auf mich stellenweise etwas ausufernd wirkte, ist der Roman ein spannendes Epos einer jungen Chilenin im 20. Jahrhundert.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Donnerstags am Küchentisch

Am liebsten sitzen alle in der Küche
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Die frisch geschiedene Hausfrau Almut, die Erfolgsfrau Yeliz und die Urologin Tille freunden sich durch einen Zufall miteinander an. Gemeinsam genießen sie ihre donnerstäglichen Frauenabende und plaudern ...

Die frisch geschiedene Hausfrau Almut, die Erfolgsfrau Yeliz und die Urologin Tille freunden sich durch einen Zufall miteinander an. Gemeinsam genießen sie ihre donnerstäglichen Frauenabende und plaudern über Gott und die Welt. Aufgrund ihrer starken Unterschiede gibt es dabei auch hin und wieder mal ordentlich Zündstoff. Eines Tages stellen sie jedoch fest, dass sie alle eins gemeinsam haben: Sie wurden von demselben Mann reingelegt, wenn auch auf unterschiedliche Arten. Gemeinsam vereinen sie ihre Unterschiede und schmieden einen Racheplan…

„Am liebsten sitzen alle in der Küche“ ist Julia Karnicks Debütroman. In einer herzlichen und humorvollen Geschichte wird vermittelt. Dass man auch ab 50 noch einmal von vorne beginnen und ein neues zu Hause finden kann. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt und verschiedene Lebensmodelle. Der Roman wird in Kapiteln wiedergegeben, bei denen man jeweils eine der Protagonistinnen begleitet. Der Sprachstil ist angenehm, pointiert und leicht. Der Autorin eigen sind Detailerläuterungen, die in Klammern gesetzt wiedergegeben werden, was ich zunächst als humorvoll, zuletzt als etwas zu redundant empfunden habe. Die Protagonistinnen sind jede für sich gut charakterisiert. Sie waren für mich gut greifbar und mir hat gefallen, dass trotz ihrer großen Unterschiede eine tiefe Freundschaft möglich ist. Almut ist sehr lieb und fürsorglich, Tille frech und abgeklärt, Yeliz tough und rational- Die Kombination hat es mir angetan und immer wieder für ein Schmunzeln gesorgt. Die Haupthandlung rund um den „Bösewicht“ Frederik ist insgesamt etwas kurz geraten und wurde mir persönlich zum Ende hin zu schnell abgehandelt. Zu gerne wäre ich dabei gewesen, wie die 3 die Details des Plans ausarbeiten. Mir haben aber an der Geschichte vor allem die zwischenmenschlichen Begegnungen, die Art wie die Figuren miteinander umgehen und wie sie sich selbst sehen, gefallen. Ich habe mich durchweg sehr gut unterhalten gefühlt und empfand die Lektüre als perfekt passend zu den aktuell sehr warmen Sommertagen. Zu gerne hätte ich mich mit an den Küchentisch gesetzt. Gerne wieder!

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Geheimnisse zwischen Buchseiten

Das Antiquariat der verlorenen Dinge
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Inhalt: Ein Traum geht für die 16-jährige Clara in Erfüllung als sie ein Praktikum in einem alten Antiquariat mitten in Lyon machen darf. Doch kaum angekommen, merkt sie, dass es dort nicht mit rechten ...

Inhalt: Ein Traum geht für die 16-jährige Clara in Erfüllung als sie ein Praktikum in einem alten Antiquariat mitten in Lyon machen darf. Doch kaum angekommen, merkt sie, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht: Sobald Clara ein Buch findet, in dem ein Vorbesitzer einen Gegenstand vergessen hat, verhalten sich der grummelige Monsieur Mathis und die Antiquariatsbesitzerin Yvette Lombard äußerst merkwürdig. Noch dazu scheinen die Bücher selbst und die Dinge in ihnen Geheimnisse in sich zu tragen. Und ehe sie sichs versieht, befindet Clara sich auf einer Reise quer durch Frankreich, bei der sie den Rätseln zwischen den Seiten nachjagt und mit magischen Familiengeheimnissen konfrontiert wird.

„Das Antiquariat der verlorenen Dinge“ ist der erste Jugendroman, den ich von der Autorin Daphne Mahr gelesen habe. In seinem Stil ähnelt er den Jugendromanen von Kerstin Gier, was mir sehr gut gefallen hat. Allerdings ist er nicht ganz so ulkig und spritzig wie ich es von Gier’s Romanen gewöhnt bin. Dennoch ist die Geschichte sehr unterhaltsam und spielt im Sommer im wunderschönen Frankreich. Die Protagonistin Clara war mir auf Anhieb sympathisch – sie ist ein „normales“ 16-jähriges Mädchen, das mit den altersentsprechenden Problemen zu kämpfen hat, insbesondere ihrer Unsicherheit. Diese legt sie jedoch schnell ab, als sie auf eine Abenteuertour mit dem etwas älteren Theo geht, um herauszufinden, was hinter dem Tod seiner Eltern steckt. Das Abenteuer ist niedlich, gesprickt von fantasievollen Ideen und ein paar romantischen Momenten. Die Spannung ist im mittleren Segment angesetzt, die Hintergründe schlussendlich eher harmlos. Der Sprachstil ist flüssig und gut zu lesen. Hin und wieder waren mir die diversen Beschreibungen jedoch etwas zu viel. Auch, dass der Leser (Achtung Spoiler!) schlussendlich keinen Magier kennenlernt, der mit den zusammengesetzten Zaubersprüchen zaubert, fand ich etwas schade. Es wirkte, als ob die Geschichte nicht ganz zu Ende erzählt worden wäre. Nichtsdestotrotz wohnt ihr ein Charme inne, der mir gut gefallen und mich angenehm unterhalten hat. Ein süßer Jugendroman, den ich gerne weiterempfehle.

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