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Veröffentlicht am 20.06.2022

Wenn aus Freunden Liebende werden - Unterhaltsam aber auch nicht mehr

Kein Sommer ohne dich
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Nach einer kurzen, aber denkwürdigen Begegnung bei der Orientierung für Studienanfänger treffen sich Poppy und Alex nicht wieder, bis sie im Sommer danach eine Fahrgemeinschaft nach Hause bilden. Ihre ...

Nach einer kurzen, aber denkwürdigen Begegnung bei der Orientierung für Studienanfänger treffen sich Poppy und Alex nicht wieder, bis sie im Sommer danach eine Fahrgemeinschaft nach Hause bilden. Ihre Verachtung füreinander verwandelt sich bald in Sympathie, und die beiden entwickeln eine tiefe und dauerhafte Freundschaft, die sich über 10 Jahre erstreckt. Ihre jährlichen gemeinsamen Sommerferien festigen, sorgen aber auch für Risse in ihrer Freundschaft, da die gemeinsam verbrachten Urlaube Alex und Popper wahre Gefühle füreinander ans Licht bringen und sie dazu zwingen, sich mit ihrer Beziehung auseinanderzusetzen. Werden sie sich für die Liebe entscheiden oder ist das Risiko, ihre Freundschaft zu ruinieren, zu groß?

Die Geschichte wird aus Sicht Poppys erzählt und wechselt zwischen den gegenwärtigen Ferien und den vergangenen hin und her. Es ist humorvoll und locker geschrieben und die Geschichte hat eigentlich alles, was für eine gute Liebesgeschichte zwischen zwei Freunden spricht. Zwei liebenswerte Protagonisten, deren freundschaftliche und romantische Gefühle sich echt anfühlen, zärtliche und emotionsgeladene Momente, doch beim Lesen habe ich zwar Konflikt und die Chemie zwischen Poppy und Alex gespürt, aber nicht so intensiv, wie ich es mir für einem Liebesroman erhofft habe. Auch wurde es zum Ende hin etwas langatmig. Besonders die Fehlkommunikation zwischen Poppy und Alex störte mich, all die verpassten Gelegenheiten oder Probleme, die sie beide hatten und die Unfähigkeit beider, ihre Gefühle mitzuteilen, minderten meine anfängliche Begeisterung für das Buch.

Es war nett zu lesen und das Buch hat einige gute Momente, mehr aber auch nicht. Es konnte mich nicht so sehr berühren, wie ich es mir erhofft habe. Gut für zwischendurch und für heiße Sommertage.

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Veröffentlicht am 07.10.2023

Interessante Dystopie mit Schwächen

Der Vorweiner
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In "Die Vorweiner" findet man sich in einer dystopischen Welt Ende des 21. Jahrhunderts wieder. Von dem uns bekannten Europa gibt es nur noch Resteuropa, dass mittels von einer dicken Schicht aus Beton ...

In "Die Vorweiner" findet man sich in einer dystopischen Welt Ende des 21. Jahrhunderts wieder. Von dem uns bekannten Europa gibt es nur noch Resteuropa, dass mittels von einer dicken Schicht aus Beton über den steigenden Meeresspiegel angehoben wird. Zu Resteuropa gehört das, was einmal Deutschland war und ist ein beliebtes Ziel von Flüchtlingen, wie heute auch. Viele der Flüchtlinge werden als sogenannte Vorweiner für die Oberschicht der Resteuropäer. Vorweiner sind Trauergastarbeiter, die die Tränen vergießen und die Trauer zeigen, zu der die Resteuropäer nicht mehr fähig sind.
A wie Anna hat Jan als Vorweiner in ihren Dienst gestellt. Die Geschichte der beiden wird von B wie Berta, ihre Tochter erzählt.

Wie die Inhaltsangabe schon vermuten lässt, handelt es sich um "Die Vorweiner" um ein eigenwilliges und skurriles Buch, auf das man sich einlassen muss und das demzufolge nicht jeden ansprechen wird.
Beginnend mit Kapitel 2 anstatt mit Kapitel 1 und geschrieben ähnlich wie ein Filmdrehbuch und abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Berta und dann der Er-Perspektive von Anna erzählt, lernt man die wichtigsten handelnden Personen kennen und gewinnt einen Einblick in eine Welt, die durch Bürgerkriege, Naturkatastrophen und Zerstreuung auf den ersten Blick stark verändert daherkommt, aber nicht unrealistisch in ihrer Darstellung erscheint.

Dem Autor gelingt es hierbei kurzweilig auf etwas mehr als 200 Seiten eine durchaus interessante und fesselnde Geschichte über eine dystopische Welt zu erschaffen, die jedoch zum Ende hin etwas zu mäandern anfängt und sich teilweise zu absurd und abstrus präsentiert. So konnte sich mir auch nicht immer der Sinn mancher Handlungsszenen erschließen, sodass der Roman mich etwas zwiespältig zurücklässt. Zudem waren mir manche Textabschnitte zu geschmacklos formuliert, was aber vielleicht auch einfach nur die Entmenschlichung der Resteuropäer Rechnung tragen sollte.

Einerseits fand ich Bjergs düster dystopischen Blick auf ein Europa in ferner Zukunft interessant und auch nicht so abwegig, andererseits konnte mich die Erzählstruktur und die fehlende inhaltliche Tiefe nicht ganz überzeugen.
Für Liebhaber von experimenteller Literatur mit Aktualitätsbezug sicherlich interessant.

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Geld regier die Welt - Für Fans der Reihe um Gabriel Allon

Die Cellistin
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Als die zur Kunsthändlerin gewordene CIA-Agentin Sarah Bancroft die Leiche von Wiktor Orlow findet, einem wohlhabenden Zeitungsverleger und russischen Dissidenten, führt die düstere Entdeckung Gabriel ...

Als die zur Kunsthändlerin gewordene CIA-Agentin Sarah Bancroft die Leiche von Wiktor Orlow findet, einem wohlhabenden Zeitungsverleger und russischen Dissidenten, führt die düstere Entdeckung Gabriel Allon, den Chef des israelischen Geheimdienstes, zu einer Fundgrube von Dokumenten, in denen massive Finanzverbrechen beschrieben werden. Sobald er die Frau aufgespürt hat, die diese Dokumente durchgesickert ist, sieht Gabriel endlich die Möglichkeit, den Autokraten im Kreml zu Fall zu bringen.

„Die Cellistin“ von David Silva ist ein kurzweiliger Spionageroman, dem leider etwas an Spannung und Tiefe meiner Meinung nach fehlte. Zum einen lag es daran, dass der Namensgeber der Gabriel- Allon-Reihe diesmal eher im Hintergrund agierte und dass die titelgebende Protagonistin Isabel Brenner als Charakter mir zu flach und eindimensional war, ihre Motivation für ihr Handeln blieb im Dunklen und als Person blieb einen fremd. Zum anderen wurden sehr viele Themen von Kunstmarkt über den Geld- und den Finanzsektor bis hin zur Politik viele Themen behandelt, viele davon nur oberflächlich. Ebenso trat teils die eigentliche Agentenhandlung in den Hintergrund zugunsten einer fiktiven Handlung, die sehr nach an den politischen Ereignissen und Entwicklungen in Amerika in den letzten Jahren war, was dem Lesevergnügen eher abträglich war.

Für Fans ist „Die Cellistin“ bestimmt ein unterhaltsamer weiterer Band der Reihe um den Agenten Gabriel Allon, für neue Leser*innen eher weniger.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Ein Roman über eine selbstbewusste Frau, der nicht so richtig abhebt

Die Wolkenstürmerin
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„Die Wolkenstürmerin“ von Birgit Zimmermann ist hauptsächlich ein kurzweiliger und eingängig geschriebener seichter Liebesroman, der verpackt als historischer Roman über eine selbstbewusste Frau, die sich ...

„Die Wolkenstürmerin“ von Birgit Zimmermann ist hauptsächlich ein kurzweiliger und eingängig geschriebener seichter Liebesroman, der verpackt als historischer Roman über eine selbstbewusste Frau, die sich als Pilotin beweisen will, zu einer Zeit, als Frauen nur als Hausfrau gesehen wurden, daherkommt.

Marlene Lilienthal ist Pilotin aus Leidenschaft und verbringt gerne Zeit im Cockpit ihrer Vega Gull. Ihre Begeisterung für das Fliegen wurde ihr schon in die Wiege gelegt, baut ihre Familie seit Generationen Flugzeuge. Doch für das Unternehmen ihrer verstorbenen Eltern sieht es wirtschaftlich nicht gut aus. Um das Unternehmen zu retten, schlägt Marlene ihrem Onkel und Vetter vor, ein Flugtaxiunternehmen zu gründen, gegen das vor allem ihr Vetter Vorbehalte hat. Wären das nicht schon genug Probleme und Sorgen für Marlene, trifft sie bei einem Aufenthalt an der Ostsee in dem elterlichen Ferienhaus auf einen mysteriösen Mann beim Schwimmen, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern …

Wie schon gesagt, wer sich einen Roman über eine selbstbewusste Frau, die sich Ende der 50er-Jahre in der von Männern geprägten Flugzeugbranche durchsetzt, erhofft, wird nur zum Teil glücklich mit dem Roman. Zwar werden die Hürden und Intrigen, die Marlene auf ihren Weg zum Flugtaxiunternehmen überwinden muss, aufgezeigt, doch steht dabei eher die Leidenschaft Marlenes für Fliegen im Vordergrund und aufkommende Herausforderungen und Konflikte werden schnell und ohne größere Probleme gelöst. Die Handlung wirkt hier zum Teil etwas oberflächlich und vorhersehbar.
Auch der Handlungsteil, der die Liebesgeschichte behandelt, fehlt die nötige Tiefe trotz der eingebauten Ost-West-Thematik. Entscheidet Marlene in Bezug auf das Unternehmen eher rational, lässt sie sich in Bezug auf ihr Liebesleben hier sehr von ihren Gefühlen leiten, was nicht weiter schlimm wäre, wenn die Liebesgeschichte im Verlauf des Buches nicht immer mehr Raum einnehmen und unnötig dramatisiert werden würde.

Insgesamt lässt „Die Wolkenstürmerin“ mich etwas enttäuscht zurück, hatte ich mir doch einen historischen Roman mit mehr Tiefe und weniger Liebesgeschichte erhofft.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Hyänen ohne Biss

Die Stunde der Hyänen
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"Die Stunde der Hyänen" von Johannes Groschupf ist eine Milieustudie mit Krimi- und Spannungselementen, die mich leider nicht wirklich überzeugen konnte.

Brennende Autos, Berlin-Kreuzberg als Handlungsort, ...

"Die Stunde der Hyänen" von Johannes Groschupf ist eine Milieustudie mit Krimi- und Spannungselementen, die mich leider nicht wirklich überzeugen konnte.

Brennende Autos, Berlin-Kreuzberg als Handlungsort, brisante Themen und interessante Charaktere aus unterschiedlichen Milieus, die durch die Brände mehr oder weniger direkt miteinander verbunden sind, stehen im Mittelpunkt dieses Romans.

Eine intensive und klare Sprache lässt einen in das Leben der handelnden Personen eintauchen und es wird teils auch ein gutes Charakterbild gezeichnet trotz mancher Klischees. Doch schon nach den ersten Seiten verliert der Roman deutlich an Fahrt und ich musste mich trotz der kurzen Kapitel nahezu zwingen weiterzulesen. Zum Spannungsabfall hat geführt, dass zum einen schon ziemlich früh klar ist, wer der Brandstifter ist und man Zeuge wird, was ihn antreibt und zum anderen, dass sich eher auf das Leben und die Probleme der einzelnen Hauptpersonen fokussiert wird als auf die Handlung. Zwar werden hier interessante Beobachtungen angestellt, jedoch verliert sich die Erzählung teils in Nebensächlichkeiten und die Ermittlungen treten in denen Hintergrund, was ich so nach Lesen des Klappentextes nicht erwarte habe. Auch dass Jette ein Super Recognizer ist, spielte kaum eine Rolle.
War der Anfang streckenweise langatmig und verlor sich in uninteressanten Erzählungen, überschlugen sich die Ereignisse zum Ende hin regelrecht und die Handlung insgesamt verlor an Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Der Autor versucht mehrere Themen wie z. B. Brandstiftung, Kindermissbrauch, Sekten, Mobbing und Beziehungsgewalt in zu wenig Seiten zu packen und lässt so die Chance verstreichen, ihnen alle die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdient hätten.

"Die Stunde der Hyänen" ist ein Roman, der vielversprechend beginnt und mit einer guten Handlungsidee aufwartet, doch leider zu viel auf einmal sein will und dadurch sein Potenzial verschenkt. Eine überfrachtete Handlung mit Längen im ersten Teil und Charaktere, die zum Ende hin an Profil verlieren, sorgen eher für Frust als spannenden Lesegenuss.

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