Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2022

Es geht weiter mit Ria Nachtmann!

Das zweite Geheimnis
0

Bereits mit dem ersten Teil der Trilogie ‚Die fremde Spionin‘, welches im Jahr 1961 handelt hat Titus Müller mich von seinem Können und seiner Recherche überzeugt. Nun geht es im zweiten Teil ‚Das zweite ...

Bereits mit dem ersten Teil der Trilogie ‚Die fremde Spionin‘, welches im Jahr 1961 handelt hat Titus Müller mich von seinem Können und seiner Recherche überzeugt. Nun geht es im zweiten Teil ‚Das zweite Geheimnis‘ weiter im Jahr 1973 und im kommenden Jahr wird die Reihe mit ‚Der letzte Auftrag‘ beendet, der Band spielt dann im Jahr 1989.
Nun zu ‚Das zweite Geheimnis‘. Es geht weiter um das Leben der Ria Nachtmann, die nicht mehr als Spionin tätig ist und ihrer Familie zu Liebe im Osten blieb statt zu Jens in den Westen zu ziehen. Natürlich hängt sie noch immer ihrer großen Liebe nach und trifft sich auch heimlich mit ihm in Albanien. Dann passiert das unfassbare: Ihr Bruder versucht einen Fluchtversuch und scheitert. Ria geriet in Sippenhaft mit ihrer Familie und wird von der Stasi durchleuchtet, eine der Damen dort hat es auf sie abgesehen.
Ria ist ganz ihrer Tochter verschrieben, durch die wir einen Einblick in den DDR-Hochleistungssport bekommen. Wahnsinn wie das vor sich ging.
Überhaupt bekommt man durch die fiktive Lebensgeschichte der Ria Nachtmann einen spannenden Einblick in die willkürlichen Staatsgebaren der DDR. Ein autoritärer Staat, der seinen Bürgern wenig Freiheit lies. Es werden viele historische Ereignisse und die politische Lage gut in die Geschichte eingebettet und ich finde man merkt die genauen Recherchen des Autors Titus Müller. Er macht auf diesem Weg Geschichte lebendig!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2022

Mafia – Wie rutscht man rein und wieder raus?

Alles andere ist eine Lüge
0

Nach der Lektüre hat mich erstaunt, dass dieser Roman im Selbstverlag erschienen ist und damit leider nicht unterstützt wird von der „Marketing-Maschinerie“ der großen Verlage! Deshalb falle ich gleich ...

Nach der Lektüre hat mich erstaunt, dass dieser Roman im Selbstverlag erschienen ist und damit leider nicht unterstützt wird von der „Marketing-Maschinerie“ der großen Verlage! Deshalb falle ich gleich mit der Tür ins Haus: Es ist ein lesenswerter Roman!
Wer sich für Mafiastrukturen interessiert und wie handelnde Personen mit viel Gewalt und vor allem Macht ihre Entourage am Laufen halten, sollte dieses Buch lesen. Wie eine Schlange hat die Mafia die Bevölkerung in Neapel im Würgegriff. Es ist ein Roman wie schon erwähnt und kein Sachbuch, aber mir scheinen die zugrundeliegenden Verzahnungen und die ungeschriebenen Gesetzte so real, dass hier nicht von Fiktion die Rede sein kann.
Die Geschichte, die hier um Nino Alfieri erzählt wird, ist in der Tat ausgedacht und eine gute Rahmenhandlung. Nino wacht nach einem Mordanschlag auf ihn im Krankenhaus auf und weiß er muss weg sonst kriegen „sie“ ihn.
Er ist in Neapel und es passieren täglich viele unglaubliche Taten, da wird ein Mann auf der Straße mit einem Kopfschuss exekutiert, ein Hund wird von Schrotkugeln durchsiebt und ein Mann verblutet auf einer Straßenkreuzung. Was ist hier los?
Nino flüchtet nach dem Angriff auf ihn zu seiner Großtante, die auf einem entlegenen Bauernhof lebt, aber hier fühlt sich Nino wie ein Tiger im Käfig. Selbstmord oder aufdecken was hier geschieht? ‚Alles andere ist eine Lüge‘ ist ein spannendes Buch, dass harte Szene beinhaltet und eigentlich hofft man fortwährend, dass es so was im echten Leben nicht gibt, aber die Sorge wächst von Seite zu Seite, dass die Welt sehr viel schlechter ist als man ahnt.
Michele Lo Chiatto schreibt eingängig gut. Der Schreibstil gefällt mir. Spannend, aber doch reflektiert und die Charaktere sind gut gezeichnet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2022

Kunsthistoriker auf der Spur von Beutekunst

Das neunte Gemälde
0

Wir lernen Dr. Lennard Lomberg kennen, ein Mann der weiß was er geschafft hat und sich nach vielen Jahren in London nach einer Karriere im Auktionshaus Christie’s wieder nach Bonn begibt um dort als Kunstsachverständiger ...

Wir lernen Dr. Lennard Lomberg kennen, ein Mann der weiß was er geschafft hat und sich nach vielen Jahren in London nach einer Karriere im Auktionshaus Christie’s wieder nach Bonn begibt um dort als Kunstsachverständiger zu arbeiten. Sein Spezialgebiet: NS-Beutekunst, wir schreiben das Jahr 2016. Er hat auch eine Tochter Julie, die Anfang 20 ist und dabei ist ihre Karriere zu starten im investigativen Journalismus.
Lomberg bekommt einen Auftrag von einem gewissen Dupret ein vermisstes Gemälde – Das neunte Gemälde - wieder an die Besitzer zurück zu führen. Kurz darauf ist Dupret tot und Lomberg muss sich im Strudel der Geschehnisse zischen BKA-Untersuchungen der Chefermittlerin Röhm, dem zwielichten Detektiv Deveraux der auf der Spur des Gemäldes ist und seinem guten vertrauten Mentor sowie Freund Peter Barrington den Fakten stellen.
Die spannende Geschichte treibt uns nicht nur historisch in verschiedene Zeitebenen, denn die Geschichte nimmt zu Begin des 1. Weltkriegs seinen Lauf und spinnt die Fäden bis in die Gegenwart zu Lomberg. Auch treibt es uns durch Europa, von Bonn nach Paris und weiter nach Barcelona und zu vielen anderen Handlungsorten.
Andreas Strom hat die geschichtlichen Dimensionen aus meiner Sicht hervorragend mit den kulturellen Facetten verlinkt und das Schicksal einzelner spannend erzählt. Wer einen schnöden Krimi erwartet, bekommt mehr als er eventuell möchte. Ich fand es super!
Andreas Storm schreibt genau die Art von Spannungsliteratur die ich mag! Europäisch, historisch verankert und dazu noch spannend ohne in der Summe trivial zu werden. Besonders erfreulich an diesem Debüt ist, dass es ein Auftakt einer Krimireihe sein wird. Denn Storm ist bereits im Band 2 und dort spielt wohl der spanische Bürgerkrieg eine Rolle. Ich bin sehr sehr gespannt!
PS: Auch wenn es nichts mit dem eigentlichen Text zu tun hat, gefallen mir die Karten im Vorsatz sehr wie auch das Cover.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2022

Entwicklungsziel: Medienkompetente Familien!

Begleiten statt verbieten
0

Meine Tochter kam diese Woche in die weiterführende Schule und durch den neuen Schulweg, der auch eine Ubahnfahrt beinhaltet, hat das gute Kind nun auch ein Smartphone. Ich schreibe bewusst nicht Handy, ...

Meine Tochter kam diese Woche in die weiterführende Schule und durch den neuen Schulweg, der auch eine Ubahnfahrt beinhaltet, hat das gute Kind nun auch ein Smartphone. Ich schreibe bewusst nicht Handy, denn wenn es „nur“ ein Telefon wäre, hätte ich nicht so viele bedenken! Davon mal abgesehen gibt es im Haushalt mehrere Tablets, Spielekonsolen, Laptops und natürlich den smarten Fernseher – alles mit dem Wlan verbunden! Das ich da angesichts der Fülle an Toren zur Welt kleine Sorgenfalten bekomme, ist doch verständlich, oder?
Daher habe ich mir „Begleiten statt verbieten“ durchgelesen um mich besser zu rüsten! Dieses Buch hat mich ein wenig aufatmen lassen. Es ist sehr pragmatisch geschrieben, mit vielen Tipps gespickt und macht konkrete Handlungsräume auf. Es wird zwar auch einiges erklärt, aber das hält sich in den Grenzen des notwenigen.
Aufgeteilt ist das Buch in zwei große Blöcke, die dann wiederum runtergebrochen werden. Der erste große Block beleuchtet die „Zukunftskompetenz – warum es ohne sie nicht geht“ und geht auf die notwenigen digitalen Kompetenzen ein, die unser aller Kinder noch dringender brauchen werden als wir es bisher taten. Hier wird dann ganz konkret auf Bedienen und Anwenden eingegangen, die kompetente Recherche, Kompetenz Problemlösen und Handeln und vieles mehr. Im Text sind immer wieder Sätze grün hervorgehoben um deren Bedeutung hervorzuheben, daher ist auch ein blättern und suchen nach Stichworten kein Problem.
Der zweite große Block beschäftigt sich damit wie „Kinder sich in der digitalen Welt sicher bewegen“. Dieser Teil lag mir besonders am Herzen und geht auf das cyber mobbing ein, wie das Suchtverhalten bei Gamern und wie man soziale Medien dosieren sollte und dann wird natürlich der Titel noch in den Fokus gestellt: Begleiten statt verbieten. Immer nah dran bleiben und zeigen lassen was das Kind dort im Netz macht und besprechen.
Vor allem fand ich die letzten Teile mit Tipps zu Webseiten und Apps hilfreich sowie die Anregungen zu den digitalen Familienregeln.
Aus meiner Sicht haben Leonie Lutz und Anika Osthoff hier einen kompakten und zugleich umfangriechen Ratgeber zusammen geschrieben, der leicht konsumierbar ist und Erziehungsberechtigten hilft sich zu orientieren!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2022

Wann will man weiterlesen und wann fühlt man sich als Leser ernst genommen?

Bei Regen in einem Teich schwimmen
0

Beinahe wäre mir dieses gute Buch durch die Lappen gegangen und dann sah ich es doch an vielen Stellen auftauchen, sei es bei Bloggerinnen, bei redaktionellen Literaturkritiker(innen) oder auch einfach ...

Beinahe wäre mir dieses gute Buch durch die Lappen gegangen und dann sah ich es doch an vielen Stellen auftauchen, sei es bei Bloggerinnen, bei redaktionellen Literaturkritiker(innen) oder auch einfach nur bei Bekannten. Zum Glück, denn sonst wäre mir ein Lesevergnügen entgangen mit den Abhandlungen des texanischen Literaturprofessors George Saunders „Bei Regen in einem Teich schwimmen“ über seine liebsten russischen Meistergeschichten des 19. Jahrhunderts. Ich habe das Buch in der Tat verkannt und dachte es wäre mehr ein Buch für Schreibende als für Lesende! Aber nein, ein Buch (wie so oft) für alle! Es ist eine Schule des Lebens, nicht nur des Schreibens!
Er selbst, Georg Saunders, ist ein begnadetere Kurzgeschichtenschreiber und lehrt seit 1997 an der Uni Syracuse creative writing und dieses Buch ist im Grunde die Essaysammlung aus all den Jahren der Lehre nun als zusammengetragen.
Es sind in der Summe 7 russische Erzählungen. Erst liest man die jeweilige Geschichte und dann geht es in die Analyse von Saunders. Aber keine Angst, kein staubtrockener wissenschaftlicher Text. Er nähert sich literarisch. Macht Interpretationsangebote und bindet die Leserschaft in seine Gedankenwelt ein. Er hat viel Gutes aufzuzeigen, wenn er die Konstruktionen auseinander nimmt, aber er scheut auch Kritik an den großen Meistern nicht. Im Grunde steht immer die Frage im Raum: Wie gut funktioniert eine Geschichte?
Fazit: Dieses Buch bietet nicht nur unverhofft 7 gute Kurzgeschichten der russischen Meister sondern grandioserweise auch gleich die Interpretationen von Saunders en detail mit. Sprachlich auf allen Seiten ein Genuss!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere