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Veröffentlicht am 13.01.2017

Liebe zum Detail

Goddess of Poison - Tödliche Berührung
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Klingt dieser Klappentext dort oben nicht perfekt? Also ich finde schon! Und schaut Euch nur das Cover an - ein Traum! :D Genau deshalb, wusste ich ab dem ersten Moment, dass ich dieses Buch haben muss. Vor ...

Klingt dieser Klappentext dort oben nicht perfekt? Also ich finde schon! Und schaut Euch nur das Cover an - ein Traum! :D Genau deshalb, wusste ich ab dem ersten Moment, dass ich dieses Buch haben muss. Vor wenigen Minuten habe ich es dann nach vier Tagen Lesen beendet und bin wirklich begeistert. Die Welt, in der Twylla lebt, ist so unglaublich komplex, facettereich und mysteriös! Es ist der pure Wahnsinn wie viele Mythen, Märchen und Traditionen sich die Autorin hat einfallen lassen, die absolut keine Ähnlichkeit zu denen in unserer Gesellschaft besitzen. Man lernt eine ganz neue Götterwelt, mit ihren Helden und ihren Bösewichten, mit ihren Erfolgen und ihren Sünden und all den vielen Nachwirkungen kennen. Es gibt zu jetzigen Zeit drei große Ländern und alle sind durch Kriege und Wissenschafen gezeichnet und hätten sich nicht unterschiedlicher entwickeln können. Ein großes Lob für diese Detailliertheit!

Fast die gesamte Handlung spielt sich am Königshof von Lormere - einem der drei Königreiche - ab und nur ab und zu gibt es Zeitsprünge zurück in Twyllas Vergangenheit, zu ihrer alten Familie oder ihrer Ankunft im Schloss. Diese Einschübe kamen für mich immer genau passend  und machen gewissermaßen auch ein Teil des Wiedererkennungseffektes dieses Buches aus. Die Kapitel sind grundsätzlich normal lang, aber im Inneren in sehr kurze und prägnante Abschnitte eingeteilt, die mir das schnelle Vorrankommen noch mehr erleichtert haben. Die Gewänder, Möbel und Statuen am Hof werden toll beschrieben und verstärkten den Eindruck eines makellosen Schlosses. Manchmal habe ich mich wie mitten im Buch gefühlt, was wirklich angenehm war.

Twyllas Schicksal ist, seit sie denken kann, vorherbestimmt. So etwas wie freier Wille, eigene Meinung und Lernen aus Fehlern sind ihr vollkommen fremd, denn sie durfte ihr ganzes Leben nur das tun, was andere Menschen von ihr wollten oder ihr Geburtsrecht so verlangte. Als erste Tochter ihrer Mutter war klar, dass sie später ihre Nachfolge antreten muss. Sie sollte die nächste Sündenesserin werden und wurde schon in ihrer Kindheit dafür ausgebildet. Eine Tradition in Lormere ist es, bei der Beerdigung eines geliebten Menschens Speisen auf seinen Sarg zu stellen. Diese stehen symbolisch für die Sünden, die der Tote über sein Leben begangen hat, und werden in einem langwierigen Ritual von der Sündenesserin verspeist. Sie birgt somit für seine Selle und sorgt dafür, dass er in den Himmel darf und nicht für Ewig auf der Erde wandeln muss.
Als Jugendliche jedoch wird Twylla an den Königshof gebracht, denn sie soll angeblich Daunen, die wiedergeborene Tochter der Götter sein. Sie hat rotes Haar, eine wunderschöne Stimme und soll ein Zeichen dafür sein, dass sich Lormere gerade in einem goldenen Zeitalter befindet. Hier am Hof steht sie nun nicht mehr unter dem Einfluss ihrer störrischen Mutter, sondern unter dem der bösartigen Königin.

Dementsprechend beeinflusst ist Twylla. Sie ist ein unselbstständiges und in sich gekehrtes Mädchen, dass einem wirklich leid tun kann. Die Stimmung zu Beginn ist sehr melancholisch und erst als Lief auftaucht, kommt Hoffnung auf. Er versucht ihr beizubringen, wie sich normale Jugendliche verhalten und, dass es auch eine andere Welt außerhalb ihrer kleinen Vorstellung gibt. Diese Versuche sind aber leider oft vergeblich, da sich Twylla noch nicht einmal bemüht. Sie badet im Selbstmitleid, aber tut rein gar nichts, um etwas an ihrer Situation zu ändern. Schön und gut, dass hier eine längerfristige Entwicklung aufgezeigt werden soll, aber muss sie so langsam vorangehen? Auch der Prinz bemüht sich von Herzen, Twylla glücklich zu machen, doch sie geht einfach nicht darauf ein. Sie ist ständig überfordert, sagt gar nichts oder stottert nur rum. Das fand ich auf Dauer leider nervig und nicht ganz glaubwürdig, da sie erst seit vier Jahren und nicht schon von Geburt an am Königshof lebt.

Der Handlungsraum ist zwar etwas begrenzt, aber das hat mich wiederum gar nicht gestört, da ich das Feeling einer Königsfamilien mit Dienern, Wächtern und prunkvollen Sälen in jedem Buch liebe. Vor allem zum Ende hin werden einige Lügen aufgedeckt, sodass genügend Spannung aufkommt. Mir war klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt, aber so ein abgekartetes Spiel hätte ich dann doch nicht erwartet. Erst in den letzten zwei Kapiteln wurde mir bewusst, dass die Autorin nicht nur ein riesiges Netzwerk aus Sitten, Ritualen und Nacherzählungen geschaffen hat, sondern auch ein Netz aus Verrat, Intrigen und hinterlistigen Plänen. Außerdem wird ein kleines Häppchen aus Band 2 angekündigt, sodass man richtig Lust auf die Fortsetzungen bekommt.

Fazit:
"Goddess of Poison - Tödliche Berührung" ist ein Must-Read für all diejenigen, die noch an Märchen und Götter glauben oder zumindest gerne Bücher über diese lesen. Melinda Salisbury hat sich viele Traditionen und Sagen ausgedacht und sie mit einer unglaublichen Detailliertheit in ihr Buch einfließen lassen. Jeder Charakter und jedes Land hat eine einzigartige Vergangenheit, was dieses Buch ganz besonders macht. Twylla ist zu Beginn eine sehr unselbstständige Hauptprotagonistin und ich hätte sie gerne manchmal geschüttelt, damit sie endlich mal den Mund aufmacht, doch mit der Zeit ist sie mir trotzdem ans Herz gewachsen. Die Kulisse des Königshofes und die gewaltigen Spannungsmomente ganz am Ende machen dieses Buch fast perfekt!
Ich freue mich schon sehr auf Band 2, doch leider ist noch kein Erscheinungsdatum für die deutsche Ausgabe bekannt gegeben worden.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Wer Band 1 & 2 mochte, wird auch diesen mögen

Black Blade
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Meine heutige Rezension wird ein wenig kürzer als sonst ausfallen, denn wir haben es mit einem dritten Band zu tun. Vielleicht erinnern sich noch einige: Beiden Vorgängern habe ich 5 von 5 Sternen gegeben ...

Meine heutige Rezension wird ein wenig kürzer als sonst ausfallen, denn wir haben es mit einem dritten Band zu tun. Vielleicht erinnern sich noch einige: Beiden Vorgängern habe ich 5 von 5 Sternen gegeben und war vollauf begeistert. Auch dieser Band der "Black Blade"-Trilogie steht dem in nichts nach! Nun habe ich schon zwei ausführliche Rezensionen geschrieben und möchte mich nicht zwanghaft wiederholen. Versteht mich nicht falsch, das Buch war keineswegs langweilig, sondern einfach genauso spannend, actionreich und nahezu perfekt, wie wir es gewohnt sind. Als es in meinem Briefkasten lag, habe ich sofort alles stehen und liegen lassen und wurde nicht enttäuscht. Schon nach den ersten paar Seiten habe ich mich wieder wie zu Hause gefühlt, mittendrin in der geheimnisvollen Stadt Cloudburst Falls.

Im letzten Band bekommen wir es nun mit dem mächtigsten aller Gegner, mit Victor Draconi zu tun. Der Leser weiß, was dieser Mann schon alles geschafft und wen er schon alles besiegt hat, aber er weiß auch, wie stark und mutig Lila ist. Sie hat die Sinclair-Familie nahezu "revolutioniert" und so hatte ich zu Beginn absolut keine Ahnung, wie die Reihe enden könnte. Der Spannungsaufbau geht diesmal etwa schneller vonstatten und schon nach etwa 70 Seiten fängt der alles entscheidende Kampf an. Er zieht sich über mehrere Tage und trotzdem kommt keine Langeweile auf. Auf einen Heldenmoment, kommt der nächste Schockmoment und das Erzähltempo ist genau richtig.

Wirklich gefreut hat mich die Entwicklung zwischen Lila und Devon. Wenn ich bisher überhaupt Kritik äußerte, dann war es wegen dem ewigen Hin und Her in ihrer Beziehung. Lila kam einfach nicht in die Pötte und ich war ein wenig genervt. Jetzt ist endlich alles klar gestellt und die Zeit kann anderweitig genutzt werden, wie zum Beispiel für die Familienzusammenführung. Es gibt gottseidank Annäherungen zwischen Lila, Deah und Celeste und gegen Ende hin sind sie fast so etwas wie eine richtige Familie, nur eben ohne Vater. Außerdem kommen auch die Monster nicht zu kurz. Sie überlassen den Kampf nicht allein den Menschen, sondern unterstützen, wo sie nur können.

Zum Abschluss meiner Rezension kann ich sagen, dass ich mit dem Ende absolut zufrieden bin. Die Trilogie ist abgeschlossen und alle offenen Fragen wurden beantwortet, aber eine Wiederkehr ist nicht unmöglich. Ich würde mich freuen, wenn sich Jennifer Estep irgendwann entscheidet, uns auf weitere Abenteuer nach Cloudburst Falls mitzunehmen. Schließlich haben alle ihre anderen Reihe auch sechs und nicht nur drei Teile ;D

Fazit:
Wer die ersten beiden Bände der "Black-Blade"-Trilogie mochte, wird auch den dritten mögen! Er lässt mit keiner Silbe nach, ist eher noch besser als gewohnt. Ich bin sehr froh, dass ich zu dieser Reihe gegriffen habe, denn alles ist stimmig und in sich abgeschlossen. Natürlich vergebe ich wieder einmal 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Fulminanter Abschluss einer meiner Lieblingsreihen

Red Rising - Tag der Entscheidung
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Es tut mir leid, aber diesmal muss ich mal eine Rezension der etwas anderen Art schreiben. Ihr werdet heute kein einzig negatives Wort von mir lesen, denn so sehr ich mich auch bemühe, ich finde keine ...

Es tut mir leid, aber diesmal muss ich mal eine Rezension der etwas anderen Art schreiben. Ihr werdet heute kein einzig negatives Wort von mir lesen, denn so sehr ich mich auch bemühe, ich finde keine Schwächen. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, möchte ich heute ein kleines Loblied verfassen. Denn dieses Buch - nein, diese ganze Reihe - ist eine Sensation!

Noch nie habe ich ein Buch mit so einem perfekten Hauptprotagonisten wie Darrow gelesen. Nicht im Sinne von perfekt, ohne Fehler, sondern perfekt, eben weil er Fehler macht. Er bereut sie, lernt aus ihnen und versucht alles, um sie nicht zu wiederholen. Mittlerweile ist er erwachsen und es sind sechs Jahre vergangen, seit er sich in einen Goldenen verwandelt hat. Er denkt nun anders über seine Zeit am Institut, denkt anders über seine damaligen Freunde und Feinde. Er versteht, dass er auch Menschen töten muss, dass es irgendwer tun muss, um diese Rebellion zu führen. Und trotzdem verlernt er nicht Menschen jedes Standes Mitleid entgegen zu bringen. Er weiß nun, wer er ist, was er kann und was er will. Er ist stolz darauf, was er schon geschaffen hat. Er ein einzelner kleiner Mann, der sich gegen so eine große und unfaire Gesellschaft erhoben hat. Es fällt mir schwer zu beschreiben, wie viel Bewunderung und Respekt ich Darrow entgegen bringe, aber glaubt mir, man muss ihn lieben.

Und in diesem Band macht er endlich nicht mehr alles allein. Sein größtes Ziel ist die Veränderung der Gesellschaft, aber direkt danach kommen Liebe und Familie. Er gibt Menschen eine zweite Chance und behält keine Rückversicherung in der Hand. Er sieht zu, wie sie ihn verraten oder ihm treu ergeben sind und gerade deswegen sterben müssen, und lässt sich trotzdem nicht unterkriegen. Gerade zu Beginn, nach der Gefangennahme vom Schakal, muss er sich im Hintergrund halten. Seine Heldenmomente verwandelt sich in die Momente seiner Freunde. Er verliert die Maske des unerreichbaren Schnitters und zeigt dem Leser nochmals einen anderen Darrow.

Unbestreitbar ist Pierce Brown ein grandioser Autor! Meine Meinung zu seinem Schreibstil hat seit dem ersten Band eine 180-Grad-Drehung vollführt. Ich bin sicher, niemand anderes würde es schaffen, Charaktere mit so wenigen Worten so eindrucksvoll und authentisch darzustellen. Sein Schreibstil ist unglaublich poetisch und bildhaft. Pierce Brown schafft es außerdem, dass ich sämtliche Qualen eines Lesers durchleiden musste. Die Momente, in denen ich dachte, jetzt ist endlich alles gut und er doch noch eine Pointe oben drauf setzte. Oder andersrum, wenn ich dachte, jetzt ist alles verloren und Darrow doch noch ein Ass aus dem Ärmel zieht. "Red Rising" ist seine Debütreihe und ich hoffe sehr, dass er in Zukunft noch mehr Bücher schreibt. Ich werde sie kaufen, ohne mir überhaupt den Klappentext durchzulesen!

Aber nicht nur die emotionalen Szenen sind beispiellos, sondern auch an Dramatik und Action geht gar nicht noch mehr. Und jetzt wiederhole ich mich wirklich, aber der Leser kommt durch die unzähligen Höhepunkte nie zur Ruhe! Ob halsbrecherische Aktionen oder epische Weltraumschlachten, man muss einfach weiterlesen! Es gibt so viele Überraschungsmomente, denn skrupellose Intrigen sind in anderen Intrigen versteckt und kluge Pläne durch andere Pläne getarnt. Geheimnisse werden erst auf der allerletzten Seite gelüftet und bis zum Epilog hatte ich wirklich keine Ahnung, wie diese Geschichte ausgehen soll. Politische Angelegenheiten werden strategisch unfassbar gut ausgearbeitet und geben noch einmal den letzten Kick.

Und kennt Ihr das, wenn euch ein Buch einfach nur am Boden zerstört zurück lässt? Nicht weil das Ende so schlecht war, sondern weil es ein Ende gab. Wenn ihr so versunken wart, dass Ihr euch nicht bewusst wart, jetzt die letzte Seite aufzuschlagen. Wenn Ihr nach dem Zuschlagen an nichts mehr anderes denken könnt. Wenn es unmöglich erscheint, Euch je wieder auf ein anderes Buch einzulassen und wenn Ihr es dann doch tut, dass neue Buch nur mit dem alten vergleicht. So ging es mir hier ...

Fazit:
Abschließend kann ich sagen, dass mich diese Trilogie nach den ersten Kapiteln umgeworfen und nicht wieder hat aufstehen lassen. Ein Sturm aus Action, Dramatik, Überraschungen und Emotionen von der ersten bis zur letzten Seite. Drecksverdammt gut! ;D 
Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wieso sie im deutschsprachigen Bereich noch so unbekannt ist, denn für mich gehört sie in jedes Bücherregal. Es gibt Bücher, die möchte man am liebsten der ganzen Welt in die Hand drücken und diese gehören dazu. 
An Band 3 hatte ich so hohe Erwartungen und wurde trotzdem noch einmal geflasht. Wenn ich könnte, würde ich viel mehr als fünf Sterne vergeben. In den Bestenlisten meiner liebsten Fantasy- und Dystopie-Bücher stehen jetzt nicht mehr "Die Farbe des Blutes" oder "Die Tribute von Panem" ganz oben, sondern die "Red Rising"-Bücher.

Veröffentlicht am 24.08.2017

Außergewöhnlich witzig und locker für ein Buch von Colleen Hoover

Love and Confess
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Nachdem mich "Zurück ins Leben geliebt" so begeistern konnte, war ich genau in der richtigen Stimmung für ein weiteres Buch von Colleen Hoover. Noch dazu wo "Love and Confess" versprach, mir ganz spezielle ...

Nachdem mich "Zurück ins Leben geliebt" so begeistern konnte, war ich genau in der richtigen Stimmung für ein weiteres Buch von Colleen Hoover. Noch dazu wo "Love and Confess" versprach, mir ganz spezielle Lesestunden zu bescheren, denn die Geschichte ist unterlegt mit wunderschönen Schwarz-Weiß-Bildern, die die Gemälde des männlichen Malers Owen darstellen sollen.

Neben den Bildern besticht das Buch auch durch die anonymen Geständnisse, die - so heißt es zumindest in der Widmung - echt sind und der Autorin von Leserinnen zugeschickt wurde. Diese Offenbarungen sind geschickt in die Hauptgeschichte eingebaut und zeigen all die schrecklichen, aber auch schönen Facetten des alltäglichen Lebens. Das Problem, vor das Colleen Hoover ihre Hauptprotagonisten diesmal stellt, kam mir dafür etwas weniger dramatisch und nicht ganz so unbezwingbar vor wie sonst. Daher entwickelt sich die Beziehung zwischen Auburn und Owen außergewöhnlich schnell und locker. Die Dialoge sind auch mal witzig und charmant, sodass ich als Leserin nicht ständig kurz vor den Tränen stand.

Außerdem verläuft die Geschichte ohne großen Überraschung, denn der tiefste Abgrund wird schon im Prolog gezeigt. Das war einerseits entspannend, andererseits aber auch ein wenig enttäuschend. Vor allem, weil ich persönlich die ganze Zeit noch auf den großen Knall gewartet habe, denn ich dachte, dass die Geschichte 30 Seiten länger sei, als sie es dann tatsächlich war. Das Buch beherbergt nämlich hinten eine Leseprobe und das kann E-Book-Leser wie mich ziemlich in die Irre führen. Dafür gibt es also einen halben Stern Abzug.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Noch besser als "Die Bestimmung"!

Rat der Neun - Gezeichnet
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Veronica Roth ist eine Bestsellerautorin und ihre Trilogie "Die Bestimmung" konnte mich - genauso wie Tausend andere Menschen überall auf der Welt - vollends begeistern. Deswegen wollte ich auch ihre neue ...

Veronica Roth ist eine Bestsellerautorin und ihre Trilogie "Die Bestimmung" konnte mich - genauso wie Tausend andere Menschen überall auf der Welt - vollends begeistern. Deswegen wollte ich auch ihre neue Reihe kennenlernen, allerdings habe ich mir dafür etwas Zeit gelassen. Tatsächlich habe ich im Vorfeld nämlich viele negativ gestimmte Rezensionen gelesen, das Buch seie zu kompliziert. Deswegen habe ich mir etwas überlegt, was mir im Nachhinein sehr geholfen hat und was ich Euch allen nur empfehlen kann: Nehmt Euch Zettel und Stift zur Hand oder speichert Euch meinetwegen Notizen im Handy ab und schreibt während der ersten paar Kapitel alle Namen plus Verwandtschaftsverhältnisse mit. Außerdem findet sich ganz hinten ein Glossar mit den erwähnten Orten und Fremdwörtern, da könnt Ihr Euch ja ein zweites Lesezeichen reinlegen.

Nach dieser Vorkehrung stand meinem Lesevergnügen also nichts mehr im Weg, und ich stellte schnell fest: Dieses Buch macht süchtig! An vorderster Front finden sich die Hauptprotagonisten Akos und Cyra, die einen großen Teil der Genialität dieses Buches ausmachen. Akos stellt den gutmütigen, sanften und ruhigen Part da, was ich sehr erfrischend fand, da diese Rolle nun mal zumeist den Frauen teil wird. Schon von Anfang an waren mir die beiden daher überaus sympathisch, doch nach 600 Seiten habe ich noch viel mehr als das für sie gefühlt. Ihre Geschichte ist düster und brutal, doch trotzdem haben sie nicht vergessen, was Gerechtigkeit und vor allen Loyalität bedeutet. Ihre menschliche Ausstrahlung wird noch durch den fantastischen Schreibstil der Autorin unterstützt, denn sie lässt ihre Figuren alles offen, ehrlich und zügig aussprechen. Es gibt keine Geheimniskrämerei, sodass sich Cyra und Arkos nicht noch gegenseitig behindern, wie es so oft in Büchern der Fall ist. Die Dialoge waren durchgängig einfach gehalten und so formuliert, wie ich es auch selbst im echten Leben gesagt hätte. 

Das Worldbuilding ist kreativ und vielschichtig und erinnerte mich das ein oder andere Mal an die fantastische "Red Rising"-Trilogie. Verschiedene Planten, Völker sowie komplexe Machtgefüge fordern den Leser wirklich heraus, belohnen ihn aber gleichzeitig mit einer einzigartigen Geschichte. Plötzlich wartet man hinter jeder Ecke auf das nächste Geheimnis, das erst noch enthüllt werden muss, oder auf die nächste grausame Tat, die noch geschehen wird. Besonders die Gaben aller Charaktere fand ich extrem interessant, denn hier finden sich eine Vielzahl an neuen Ideen: Während Akos Immunität schon aus "Twilight" (Bella) und Cyras Schmerz aus "Goddess of Poison - Tödliche Berührung" (Twylla) bekannt sind, gibt es des weiteren Figuren, die ihre eigenen Erinnerungen gegen die anderer Menschen austauschen können oder die vollkommen unempfindlich gegenüber jeder Art von Schmerz sind und trotzdem sterben können.

Als Leser fliegt man also nur so durch die Seiten und doch sind mir ganz am Ende ein paar Dinge aufgefallen, die man hätte besser machen können: Der Leser weiß, dass es neun Hauptplaneten gibt, die jeweils ein Mitglied des Rates stellen, aber mehr auch nicht. Die Geschichte spielt immer nur auf Thuve und man hat keinerlei Hintergrundwissen über die anderen Planeten: Wie steht die Bevölkerung dort zum Strom, der ihr Sonnensystem umfließt? Wie sind die Regierungen politisch eingestellt? Wann und wie ist der sogenannte Rat der Neun entstanden? Und just in diesem Moment, in dem ich diese Rezension schreibe, kommt mir noch eine viel wichtigere Frage: Wieso nennt man diese Buch überhaupt "Rat der Neun"? Der Rat wurde in ein paar Nebensätzen erwähnt, hat ansonsten aber keinerlei Rolle gespielt. Natürlich kann das auch noch in Band 2 kommen, aber ich finde, dann hätte man diese Bezeichnung wirklich nicht als Reihentitel wählen müssen.

Fazit:
Mit der Geschichte um Tris und Four hat Veronica Roth in vielen Ländern einen absoluten Hype ausgelöst und auch ihr neuer Reihenauftakt hat einen großen Marketingaufwand erfahren. Verdient? Und ob! Ich bin ein Fan beider Reihen und wage zu behaupten, dass "Rat der Neun" vom Worldbuilding und Suchtfaktor noch um einiges besser ist als "Die Bestimmung". Akos und Cyra sind geniale Protagonisten, denen ich mich von Anfang an verbunden gefühlt habe. Auch wenn der Leser für meinen Geschmack zu wenig Hintergrundwissen bekommt und ich auch den Titel des Buches als irreführend empfinde, freue ich mich sehr auf Band 2, dessen Erscheinungsdatum aber leider noch nicht bekannt gegeben wurde.