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Veröffentlicht am 01.07.2017

Im Zeichen der Triskele

Im Zeichen der Triskele
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Es ist ein stürmischer Januartag in der Bretagne, als die Leiche eines Mannes am Strand von Pors Rand angespült wird. Gendarm Robert Le Clech muss sich mit dem Fall befassen. Bei seinen Recherchen kommt ...

Es ist ein stürmischer Januartag in der Bretagne, als die Leiche eines Mannes am Strand von Pors Rand angespült wird. Gendarm Robert Le Clech muss sich mit dem Fall befassen. Bei seinen Recherchen kommt er nur mühsam vorwärts, denn bei der Bevölkerung findet er kaum Hilfe, und auch die Unterstützung seiner Kollegen lässt zu wünschen übrig.
Der Tote stellt sich als deutscher Geschäftsmann heraus, und er wurde erschlagen. Rätselhafterweise hat er ein Hakenkreuz auf der Stirn eingeritzt. Zudem wollen mehrere Dorfbewohner den Todesboten „Ankou“aus der bretonischen Mythologie an diesem Morgen gesehen haben.
Dann wird eine junge Frau als vermisst gemeldet, und an einem anderen Ort taucht die Triskele, ein altes keltisches Zeichen, auf. Hängt das Verschwinden der jungen Frau mit dem Mord zusammen? Le Clech steht vor einem Rätsel.

Mit der Bretagne verband ich bisher in Gedanken hauptsächlich sonnige Tage, idyllische Landschaften und Strandurlaub. Die Schilderung dieses Landstrichs an einem stürmischen Januartag war ein völlig neuer Eindruck für mich. Das Wetter, wie es in der Geschichte beschrieben wird, passt gut zur ganzen Atmosphäre des Romans, denn die ist alles andere als sonnig, und Urlaubsstimmung kommt hier ganz bestimmt nicht auf. Im Gegenteil, es ist stürmisch, kalt und neblig, und wenn dann noch die Sagengestalt Ankou durch die Gassen schleicht, kann man schon eine Gänsehaut bekommen und ist froh, das alles nur zu lesen und nicht selbst dabei zu sein, sondern aus dem gemütlichen Lieblingssessel heraus zu rätseln, was es mit dem Mord auf sich hat.
Mit Robert Le Clech hat der Roman einen sehr sympathischen und besonnenen Ermittler, und auch sonst hat der Krimi einige interessante Charaktere zu bieten, die zudem sehr lebendig dargestellt sind. Alles in allem ist dieser Krimi so recht nach meinem Geschmack, lediglich am Schluss ging es mir etwas zu schnell. So ganz überzeugend fand ich die Auflösung nicht, vor allem die Hintergründe der Tat kamen meiner Meinung nach dann doch etwas zu kurz.
Der Schreibstil der Autorin und die Kulisse für diesen Roman waren jedoch ganz nach meinem Geschmack, und ich würde mich über weitere Kriminalfälle mit Robert Le Clech freuen.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Das Geheimnis von Chaleran Castle

Das Geheimnis von Chaleran Castle
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Die Reisejournalistin Felicia wird nach Schottland geschickt, um für ihr Magazin einen Bericht mit Insider-Tipps zu schreiben. Als sie auf der Isle of Skye ankommt, hat sie schnell das Gefühl von Vertrautheit, ...

Die Reisejournalistin Felicia wird nach Schottland geschickt, um für ihr Magazin einen Bericht mit Insider-Tipps zu schreiben. Als sie auf der Isle of Skye ankommt, hat sie schnell das Gefühl von Vertrautheit, als wäre sie hier zuhause. Während ihres Aufenthalts wohnt sie auf Chaleran Castle. In Tagebuchaufzeichnungen und Briefen, die Amelia Chaleran, die Besitzerin des Castles, ihr zu Recherchezwecken überlässt, erfährt sie vom tragischen Schicksal eines Vorfahren. Die Geschichte führt nach Spanien, zu einem Obsthof, den Logan Chaleran um 1900 aufsuchte, um Zitronenbaumsetzlinge zu erwerben. Dabei lernt er die Tochter des Obstbauern kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Doch diese Verbindung mit Sofia hat keine Zukunft, denn Logan ist in seiner Heimat bereits verlobt.
Auf der rauen Insel taucht Felicia nicht nur in die tragische Familiengeschichte der Chalerans ein, sondern sie beginnt, auch über ihre eigene Vergangenheit nachzudenken, denn da gibt es ein „schwarzes Loch“. Mit Hilfe der liebenswürdigen Menschen, die sie kennenlernt, findet sie auch zu sich selbst.

Der Schreibstil dieses Romans ist sehr schön, kurzweilig und fesselnd. Besonders die detaillierten und lebendigen Landschaftsbeschreibungen der schottischen Insel haben es mir angetan. Ich konnte Felicia nur allzu gut verstehen, dass sie am liebsten bei jedem Stein Halt gemacht hätte, um den Anblick des Landes und der Natur in vollen Zügen zu genießen.
Die Hauptgeschichte spielt in der Gegenwart, aber es gibt noch einen zweiten Handlungsstrang, der im Jahr 1900 spielt und den Leser nach Spanien entführt. Sofias und Logans Schicksal ist sehr berührend geschildert.
Auch die Handlung in der Gegenwart ist unterhaltsam und farbig dargestellt. Allerdings waren die Ereignisse hier für mich nicht immer realistisch. Das beginnt schon damit, dass Amelia Chaleran ihrem Gast schon kurz nach der Ankunft Sofias Tagebücher und Briefe überlässt. Immerhin hat sie Felicia gerade erst kennengelernt, und ich fand es nicht unbedingt glaubwürdig, dass sie einer Frau, über die sie kaum etwas weiß, so persönliche Unterlagen anvertraut.
Felicias Geschichte entwickelt sich überraschend und weist einige Höhen und Tiefen auf. Es ist ein unterhaltsamer Roman, in dem man auch einiges über die Isle of Skye erfährt. Aber bei so einigen Ereignissen und Wendungen beschlichen mich immer wieder leise Zweifel, weil der Zufall hier schon sehr kräftig zur Hilfe kommen musste, um die Handlung zum gewünschten Ende zu führen. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und auch genossen, aber eben immer mit einer gewissen Skepsis im Hinterkopf, weil sich alles einfach zu glatt entwickelte.

Veröffentlicht am 29.05.2017

Ein Weinberg zum Verlieben

Ein Weinberg zum Verlieben
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Rose Bennett steckt gerade in einer schweren Krise. Ihr Freund hat sich von ihr getrennt, und seitdem ist sie pleite und ohne Wohnung. Auch im Beruf ist die gelernte Köchin nicht gerade vom Glück verfolgt. ...

Rose Bennett steckt gerade in einer schweren Krise. Ihr Freund hat sich von ihr getrennt, und seitdem ist sie pleite und ohne Wohnung. Auch im Beruf ist die gelernte Köchin nicht gerade vom Glück verfolgt. Ihr älterer Bruder Henry vermittelt ihr einen Job bei einer dreiköpfigen Familie auf einem australischen Weingut im Shingle Valley, allerdings hat er dabei auch ein persönliches Anliegen. Kurz entschlossen fliegt sie nach Australien und nimmt die Herausforderung an. In ihrem neuen Job hat sie sich um den Haushalt und das leibliche Wohl des Winzers Mark und seiner beiden Kinder zu kümmern. Was Rose anfangs völlig abwegig erscheint, passiert schon nach kurzer Zeit: sie verliebt sich in dieses idyllische Fleckchen Erde und fühlt sich heimisch auf dem Weingut. Die Kinder hat sie schnell in ihr Herz geschlossen, und selbst der verschlossene Mark findet nicht nur Gefallen an ihren Kochkünsten...

Schon das romantische Cover und der Titel lassen erahnen, in welche Richtung sich dieser Roman entwickelt. Kayte Nunn schreibt kurzweilig und locker, und man hat das Buch in kurzer Zeit durchgelesen, denn die Handlung gestaltet sich interessant. Ähnliche Geschichten gibt es viele, aber das Flair des Handlungsortes und die ausführlichen Schilderungen der Landschaft sowie fachkundige Erläuterungen zu verschiedenen Themen des Weinbaus verleihen dem Roman Charakter. Die ziemlich verzwickte Situation, in die Rose hier hinein gerät, ist glaubwürdig dargestellt und ihre Reaktionen durchaus nachvollziehbar. Die Art, wie sie mit den anstehenden Problemen umgeht, macht Rose zu einer liebenswerten und natürlichen Protagonistin. Rose gewinnt mit ihrem Koch- und Backkünsten nicht nur die Herzen der Familie, für die sie arbeitet, sondern es tun sich weitere Chancen für sie auf. Es ist im Roman so häufig von erlesenen Speisen und feinen Weinen die Rede, dass einem beim Lesen förmlich das Wasser im Munde zusammenläuft. Ein wenig schade fand ich daher, dass sich die Autorin nicht dem aktuellen Trend angeschlossen hat, ein paar ihrer Rezepte im Buch zu veröffentlichen. Ansonsten hat man mit diesem Buch eine leichte Geschichte, in der es zwar auch einige Probleme gibt, die aber trotzdem insgesamt ein Wohlgefühl beim Lesen vermittelt.
Ich habe Rose Bennett sehr gerne bei ihren Unternehmungen im Shingle Valley begleitet und einige kurzweilige Lesestunden mit dem Roman verlebt.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Goethe und des Pudels Kern

Goethe und des Pudels Kern
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Das relativ schmale Büchlein ist in der Arena Bibliothek des Wissens erschienen und gehört zur Reihe "Lebendige Biographien". Hier werden berühmte Personen ihrer Zeit vorgestellt, in diesem Fall ist es ...

Das relativ schmale Büchlein ist in der Arena Bibliothek des Wissens erschienen und gehört zur Reihe "Lebendige Biographien". Hier werden berühmte Personen ihrer Zeit vorgestellt, in diesem Fall ist es Johann Wolfgang von Goethe.
Das Buch bietet einen relativ knapp gefassten Abriss zum Leben des großen Dichters. Das Besondere an den Büchern dieser Reihe ist, dass sie in der ersten Person geschrieben sind, was hier den Eindruck entstehen lässt, Goethe würde höchst persönlich über sein Leben erzählen. Humorvolle Illustrationen von Klaus Puth lockern das Geschriebene zusätzlich auf. Die Bücher dieser Reihe sind in erster Linie für Jugendliche gedacht, aber ich finde, auch als Erwachsener und "Einsteiger" kann man hier viel Neues über historische Persönlichkeiten erfahren.
Die wichtigsten Ereignisse bekommt man hier auf jeden Fall geboten. Zwischen den Ich-Erzählungen, die eher im lockeren Plauderton geschrieben sind, finden sich immer wieder Abschnitte mit den historischen Eckdaten und Tatsachen zur Person, stets auch ergänzt durch Fotos von alten Gemälden, die in irgend einer Weise etwas mit dem Dichter, seinem Umfeld und seinen Werken zu tun haben.
So hat man am Ende einen guten Überblick. Ein Glossar und eine Zeittafel runden das Wissen zu Goethe ab. Von der Geburt bis zum Tod findet man dort die wichtigsten Lebensdaten auf einen Blick.
Das Büchlein kann wirklich nur einen Überblick geben und nicht in die Tiefe gehen. Wer sich ausführlicher mit Goethe auseinandersetzen möchte, der wird sicher zu umfangreicheren Werken greifen, aber für einen ersten Eindruck sind diese knappen und kurzweiligen Biographien wirklich gut geeignet. Die lockere und amüsante Gestaltung wirkt sicher gerade auf ältere Kinder und Jugendliche besonders einladend, und wenn es dieses Büchlein schafft, einigen jungen Menschen den großen Dichter Goethe ein wenig näher zu bringen, dann hat es seine Aufgabe schon bestens erfüllt. Auch ich konnte hier noch so manches an Neuem zu Goethe und seiner Zeit erfahren, obwohl ich der eigentlichen Zielgruppe schon sehr lange entwachsen bin. Ich bin durch dieses Buch auf den Geschmack gekommen, denn mir gefällt die unkomplizierte Art der Wissensvermittlung, und sicher werde ich mir noch weitere dieser kleinen Biographien ansehen.

Veröffentlicht am 28.11.2016

Unter dem Banner des Kreuzes

Unter dem Banner des Kreuzes
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Freiburg im Jahr 1212: Ein Schildknappe ruft auf dem Jahrmarkt die Bevölkerung dazu auf, mit ihm nach Straßburg zu kommen. Dort sammeln sich die Gläubigen, um das heilige Kreuz zu nehmen und gemeinsam ...

Freiburg im Jahr 1212: Ein Schildknappe ruft auf dem Jahrmarkt die Bevölkerung dazu auf, mit ihm nach Straßburg zu kommen. Dort sammeln sich die Gläubigen, um das heilige Kreuz zu nehmen und gemeinsam nach Jerusalem zu ziehen und das Heilige Grab von den Sarazenen zu befreien. Einem Hirtenjungen namens Nikolaus sei ein Engel erschienen und hätte diesen erwählt, den friedlichen Kreuzzug anzuführen. Die siebzehnjährige Anna, die unter ihrem jähzornigen Vater leidet, beschließt, das Wagnis auf sich zu nehmen. Hauptsächlich junge Leute folgen dem Knappen und wandern nach Straßburg, wo sie sich mit Gläubigen aus anderen Orten treffen. Tausende junger Menschen, hauptsächlich Kinder und Frauen, begeben sich auf diese lange, gefährliche Pilgerreise. Mit Anna sind noch einige Freiburger unterwegs. Als der angehende Priester Konrad zu den Pilgern stößt und sie von dieser weiten, gefährlichen und seiner Meinung nach sinnlosen Reise abhalten möchte, stoßen seine Argumente auf taube Ohren. Aber er hat seinem Oheim, dem Freiburger Stadtpfarrer, versprochen, die Kinder zurück zu holen. Da sich die Freiburger Schar nicht umstimmen lässt, folgt er den Pilgern schweren Herzens, um ihnen wenigstens seinen Schutz angedeihen zu lassen. Obwohl immer mehr Zweifel aufkommen, weil sich ihr Anführer Nikolaus feiern lässt wie ein König, zieht die riesige Pilgerschar weiter, in dem Glauben, dass sich in Genua für sie das Meer teilen wird, wie es ihnen der Hirtenjunge prophezeit hat. Es wartet ein riskantes und mühevolles Abenteuer auf die Pilger, denn Hunger, Durst und Erschöpfung sind ihre ständigen Begleiter.

Diesem Roman von Astrid Fritz liegt eine wahre Begebenheit zugrunde, denn im Jahr 1212 brachen wirklich zwei Kinderkreuzzüge auf, um das Heilige Land zu retten. Neben dem deutschen Kinderkreuzzug unter Nikolaus, gab es eine ähnliche Bewegung auch in Frankreich.
Über die Hintergründe zu diesem wahnsinnigen Unterfangen kann man heute nur spekulieren, aber die Autorin hat hier eine enorme, sehr gründliche Recherchearbeit geleistet und die damaligen Vorgänge so realitätsnah wie möglich rekonstruiert. Anhand der Freiburger schildert sie sehr ausführlich und detailgetreu, wie es den Menschen auf dieser gigantischen Reise erging. Nicht überall waren sie willkommen, und nicht wenige fanden unterwegs den Tod. Es ist uns heute bewusst, dass das Wunder, auf das die Pilger in Genua warteten, nämlich die Teilung des Meeres, nicht eintraf. Wie es den Menschen, die an dem Kreuzzug teilnahmen, erging, kann man hier gut nachempfinden. Das fiktive Schicksal der Freiburger Protagonisten macht das Ausmaß des Unterfangens sehr deutlich. Es treffen hier ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander. Da ist einmal Anna, die ihr Elternhaus klammheimlich verlässt, weil sie unter der ungerechten Strenge ihres Vaters leidet. Der angehende Priester Konrad versucht, ihr die Augen zu öffnen, dass vieles, was sie glaubt, nicht der Realität entspricht. Konrad ist ein vernünftiger, sehr umsichtiger Mann, der den größtenteils zu gutgläubigen Pilgern aus Freiburg zur Seite steht. Aber Anna wirkt sehr naiv, was vermutlich für ein Mädchen der damaligen Zeit auch normal war.
Es sind auch weniger sympathische Charaktere dabei, wie beispielsweise der junge Taglöhner Jecki, der stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und unterwegs nicht nur einmal zu unlauteren Mitteln greift, um das, was er will, zu kriegen.
Auch der Anführer Nikolaus und seine Beschützer, die Knappen, sind gut charakterisiert. Bei dem Hirtenjungen wird die Diskrepanz deutlich, zwischen dem, was er vorgibt zu sein und dem, was er wirklich ist.
Das Thema ist insgesamt sehr interessant dargestellt, und auf den inneren Buchdeckeln gibt es jeweils eine Karte, wo man den Weg des Kreuzzugs der Kinder mitverfolgen kann. Es ist auch ein ausführliches Nachwort der Autorin enthalten, wo sie weitere Informationen zu den historischen Tatsachen gibt. Ein umfangreiches Glossar schließt sich an.
Der flüssige Schreibstil der Autorin liest sich leicht und angenehm, und doch habe ich für diesen Roman unverhältnismäßig lange gebraucht, denn so manche Passage hat sich für mich ziemlich in die Länge gezogen. Es gibt auf dieser langen Reise viele Situationen, die sich häufig in immer ähnlicher Weise wiederholen. Hier hätte es für mich gerne ein wenig knapper gefasst sein dürfen.

Aber der Roman ist, trotz mancher Längen, auf jeden Fall sehr interessant und lesenswert. Insgesamt hat er mir gut gefallen und konnte mich nachhaltig beeindrucken.