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Veröffentlicht am 04.10.2022

Freundschaft macht reich

Feuerwanzen lügen nicht
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Nits (eigentlich Nityananda) und Mischa sind seit der zweiten Klasse beste Freunde. Nits ist leicht hyperaktiv und haut einen Spruch nach dem anderen raus. Mischa findet das cool. Er selbst ist eher Nits ...

Nits (eigentlich Nityananda) und Mischa sind seit der zweiten Klasse beste Freunde. Nits ist leicht hyperaktiv und haut einen Spruch nach dem anderen raus. Mischa findet das cool. Er selbst ist eher Nits Ruhepol und weiß sehr viel über Tiere, da seine Mutter Forscherin im Dschungel ist. Er lebt mit seiner kleinen Schwester Amy und seinem Dad zusammen. Als nun im Sportunterricht Schwimmen auf dem Programm steht, sieht Nits zum ersten Mal, dass Mischa den Lehrer anlügt, als wär es nichts. Das hätte er seinem Freund gar nicht zugetraut. Wachsam geworden merkt er, dass kaum etwas so ist, wie Mischa ihn hat glauben lassen und so manches Familiengeheimnis kommt ans Licht. Ob ihre Freundschaft diesen Vertrauensbruch aushält?

Die Inhaltsbeschreibung hatte mich sehr angesprochen, das Cover kam mir jedoch etwas altbacken vor. Auch nach dem Lesen finde ich, dass es viel zu nichtssagend ist und kann mir nicht vorstellen, dass es die Zielgruppe besonders anspricht. Das ist sehr schade, denn hinter diesem Buchdeckel steckt eine sehr wichtige, toll erzählte Geschichte, die ein großes Problem unserer Gesellschaft anspricht, nämlich das Leben von Kindern, deren Eltern ihr Leben einfach nicht auf die Reihe bringen und überfordert sind. Armut und Zukunftsangst sind die Folge. Begriffe wie Tafel, Kindeswohlgefährdung und Jugendamt sind wie Nadelstiche im Herzen des Lesers.

Im Buch geht es aber vor allem auch um die starke Freundschaft zwischen Nits und Mischa, die sich wie zwei Puzzleteile ergänzen und eigentlich unzertrennlich sind, bis Nits herausfindet, dass ein gefälschtes Attest nicht alles ist, was bei Mischa nicht stimmt. Er beginnt über ihre Freundschaft nachzudenken, darüber, was sich durch die Lüge ändert. Die Gedanken von Nits, aber auch die Handlungsweisen von Mischa sind für mich authentisch und sehr fesselnd beschrieben. Die Gefühle übertragen sich sehr gut auf den Leser. Angst, Scham, Traurigkeit, Enttäuschung, aber auch gute Gefühle.

Mit der Art, wie Nits Sprüche raushaut, bin ich zunächst nicht so warm geworden, aber mit der Zeit fand auch ich sie ziemlich cool, die fast-gerapten Reime, die Alliterationen und anderen Stilmittel, die aus ihm herauspurzeln. Zudem sind die Kapiteleinleitungen, die in Verbindung mit tierischen Eigenheiten stehen, die aber auch zu den Buchcharakteren passen eine tolle Idee. Alles in allem könnte dieses Buch meiner Meinung nach sehr viele Jugendliche ansprechen und man kann nur hoffen, dass sie das Cover nicht abschreckt. Denn das Buch könnte vielen die Augen öffnen, wie gut sie es eigentlich haben mit den vielen materiellen Sachen, die sie besitzen, aber gar nicht mehr wahrnehmen. Und es vermittelt die Botschaft, dass Freundschaft reich machen kann. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Unerwartet tiefgründig

Die Hochzeit meines besten Exfreundes
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Sophie ist zur Hochzeit ihres Exfreundes Tim und seiner zukünftigen Vanessa eingeladen. Dieser hatte sie vor Jahren verlassen, als sie ihn am meisten gebraucht hätte. Seitdem lief es für sie ganz anders, ...

Sophie ist zur Hochzeit ihres Exfreundes Tim und seiner zukünftigen Vanessa eingeladen. Dieser hatte sie vor Jahren verlassen, als sie ihn am meisten gebraucht hätte. Seitdem lief es für sie ganz anders, als sie sich in jungen Jahren erträumt hat und entgegen dem Ratschlag ihrer Schwester nimmt sie die Einladung an. Auch Adam, der eigentlich mal Tims bester Freund war ist unterwegs zur Hochzeit. Die beiden haben sich allerdings in letzter Zeit etwas auseinandergelebt, was vor allem an ihren unterschiedlichen Lebenseinstellungen liegt. Gerade am Tag vor der Hochzeit erreichen Adam, der als Musikjournalist bei einer Zeitschrift arbeitet, schlechte Nachrichten. Doch was wäre eine Hochzeit ohne Jungesellen- und Junggesellinnenabschied oder Singletisch?

Das Cover und die Beschreibung des Buches, die eine lustige, etwas kitschige Liebesgeschichte vermuten lassen, sind hier zum Glück nicht so gut gewählt, denn im Buch geht es um viel mehr als die typischen "Mein-Ex-heiratet-Klischees". Der Protagonistin Sophie ist auch gar nicht zum Lachen zumute. Im Prinzip weiß sie gar nicht, warum sie zur Hochzeit fährt. Tief drinnen erhofft sie sich vielleicht ein Happy End mit ihrem Ex. Man kann sich vorstellen, wie ihr manche Situationen zusetzen, wie man auch nach Jahren einfach nicht loslassen will oder kann. Doch das damalige Ende mit Tim hat Sophie blockiert, nicht nur was Beziehungen betrifft, sondern auch ihren beruflichen Werdegang, ihre Wohnsituation usw. All das beschreibt die Autorin wirklich gut.

Auch Adam, zu dessen Perspektive die Autorin regelmäßig wechselt hat Probleme, vor allem mit der Veränderung in seinem Berufszweig, aber auch mit dem Älterwerden und damit, Bindungen einzugehen, da er auf etwas Besonderes wartet. Er kommt etwas arrogant rüber, ist aber eigentlich eine Seele von Mensch. Nicht nur er und Sophie werden vom Brautpaar am Singletisch platziert. Es gibt noch mehr Charaktere, die in ihrem Leben auf der Stelle treten oder Fehler gemacht haben. Tasmina Perry verbindet all diese Einzelschicksale auf der Hochzeit zu einem manchmal lustigen, manchmal nachdenklichen Roman, der mit so einigen Geheimnissen und Wendungen aufwarten kann, die man anfangs gar nicht erwartet hätte. Dabei ist der Schreibstil sehr flüssig und man kann sich alles Details dieser Märchenhochzeit wunderbar vorstellen. Denn genau wie im Märchen und im echten Leben gibt es auch hier Frösche und hochmütige Prinzessinnen genauso wie gute Feen und Menschen, die ihr letztes Hemd für andere geben würden und oft ist nichts so, wie es scheint.

Bis zum Schluss konnte mich dieses Buch über die Unwägbarkeiten des Lebens fesseln. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Highlightverdächtig

Emily Seymour, Band 1: Totenbeschwörung für Anfänger (Bezaubernde Romantasy voller Spannung und Humor)
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Emily Seymour lebt in einer Familie von bekannten Totenbeschwörern, in der sie wenig beachtet wird, da ihr selbst jegliche magische Fähigkeiten fehlen. Trotzdem weiß sie einiges über die Zwischenwelt, ...

Emily Seymour lebt in einer Familie von bekannten Totenbeschwörern, in der sie wenig beachtet wird, da ihr selbst jegliche magische Fähigkeiten fehlen. Trotzdem weiß sie einiges über die Zwischenwelt, die neben der normalen Welt existiert. Ihre beste Freundin Santana ist eine Hexe, genau wie ihre Tante. Als ein Mitglied der verfeindeten Familie Goodwin eintrifft, um nach Jahren des Konflikts einen Vertrag auszuhandeln soll Emily ihn ablenken. Das sollte ihr nicht schwer fallen, ist er doch ein gutaussehender junger Typ, doch sein Benehmen geht für sie gar nicht. Trotzdem kann sie nicht leugnen, dass sie schnell in ihn verschossen ist. Doch dann geschieht ihr ein Missgeschick, das tödlich endet. Um den nun toten Ashton Goodwin widerzubeleben muss Emily gegen die Gesetze der Zwischenwelt verstoßen. Doch damit nicht genug steckt hinter dem ganzen Vorfall eine üble Verschwörung, die die beiden aufdecken müssen.

Zunächst einmal war ich begeistert vom Cover, auf dem Emily zu sehen ist und in dem Bild von ihr eine Fluchtszene. Die Farben und silbernen Elemente lassen sofort auf ein fantastisches Abenteuer hoffen. Der Farbschnitt der Erstauflage ist einfach traumhaft schön. Aber nicht nur optisch hat das Buch etwas zu bieten.

Sofort hegt man Sympathien für Emily, die etwas clumsy daherkommt. Dass sie neben ihrem Vater die einzige in der Familie ist, die keine Nekromantin ist, setzt ihr ziemlich zu. Ständig wird sie außen vor gelassen und bekommt so wenig von den magischen Tätigkeiten ihrer Familienmitglieder mit. Sogar den Spott ihrer Cousine muss sie ertragen. Nur Freundin und Hexe Santana versteht sie. Kaum begegnet sie Ashton Goodwin aus der Familie der Erzfeinde ist sie ziemlich hingerissen von ihm. Es ist wirklich witzig, wie die beiden sich Schlagfertige Duelle liefern und Emily dann wieder irgendetwas Peinliches passiert.

Doch dann nimmt die Geschichte an Dramatik und Geheimnissen zu, denn Ashton stirbt bei einem Auftrag der Seymours und Emily trägt Schuld daran. Sie setzt alles daran, ihn zurückzuholen. Allerdings ohne die Hilfe ihrer verschlagenen Familie. Die Suche nach einer Lösung und auch der weitere Verlauf bergen tolle Rätsel, Wesen und Abenteuer in der fantastischen Zwischenwelt. Es gibt verbotene Rituale, magische Siegel, Schnellreisen über Raumfalten und viele weiter Ideen, die faszinieren und das Lesevergnügen hoch halten. Dabei sind die Dialoge jugendlich frisch gehalten, mal witzig, mal ernst, aber immer unterhaltsam. Auch wenn Ashton manchmal etwas schlecht gelaunt wirkt, passt das für mich sehr gut zur Situation, in der er sich befindet.

Auch die Vielfalt der Zeiten und Orte, die gut beschrieben sind und sich manchmal in unserer Welt und manchmal in der Zwischenwelt befinden, sorgt für Abwechslung. Zudem weiß man nie, welchen Personen man trauen kann, denn es geht nicht nur um eine Verschwörung, sondern zudem um Mord und beide Protagonisten schweben in Lebensgefahr. Am Ende wartet - Überraschung! - eine nahezu unerwartete Wendung und damit ein bös-genialer Cliffhanger. Hätte ich den zweiten Band nicht ohnehin schon lesen wollen, müsste ich ihn jetzt auf jeden Fall haben. Für mich in diesem Jahr ein kleines Highlight bei den fantastischen Jugendbüchern. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Anschaulicher Einblick in Berufe für alle

Edition Piepmatz: Wenn ich groß bin, kann ich alles werden
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Mit "Wenn ich groß bin, kann ich alles werden" liegt ein weiteres Pappbilderbuch aus der Edition Piepmatz vor, die sich vor allem an die Kleinsten richtet. Wie alle Bücher der Edition ist auch dieses sehr ...

Mit "Wenn ich groß bin, kann ich alles werden" liegt ein weiteres Pappbilderbuch aus der Edition Piepmatz vor, die sich vor allem an die Kleinsten richtet. Wie alle Bücher der Edition ist auch dieses sehr hochwertig verarbeitet und stabil. Das Buch wird ab 3 Jahren empfohlen, das Format ist also schon etwas größer. Das Cover zeigt Abbildungen aus dem Buch.

Wie der Titel schon sagt, zeigt das Buch Kindern, dass sie alles werden können, wenn sie mal groß sind. Es geht also um Berufe oder allgemein ihre Zukunftsperspektiven. Viele Kinder haben besondere Wünsche und allzu oft greifen Eltern in ihre Wahl ein, weil sie noch in alten Rollenbildern verhaftet sind oder sich etwas Anderes, vermeintlich Besseres für ihre Kinder vorstellen.

Und hier setzt eigentlich das Buch an. Es ist frei von Text und zeigt mal durch männliche mal durch weibliche Figuren verkörpert, welchen Tätigkeiten Kinder später nachgehen könnten. Dabei wird das, was man einen typischen Männer- oder Frauenberuf nennt nicht beachtet, denn jeder Beruf, steht jedem Kind offen. Dadurch, dass der Text fehlt, ist das Buch vollkommen wertungsfrei. Die Bilder, die auf mich etwas detailarm und knubbelig aber genau richtig für die Altersgruppe wirken, zeigen die unterschiedlichsten Berufe vom Ballonverkäufer bis zum Winzer. Man erkennt sie sofort. Einige kennen Kinder vermutlich noch gar nicht und es gibt jede Menge Gelegenheit, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, was sie sich unter einem bestimmten Beruf vorstellen oder welche Tätigkeiten sie mögen. Ob der Beruf später erreicht werden kann, steht in den Sternen, aber das Kind wird darin bestärkt, seine Träume zu verfolgen.

Ein schönes, grenzenloses und offenes Buch für die Superhelden, Bauern und Künstler von morgen. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Nichts ist, wie es scheint

Schau durchs Fenster!
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Durch ein Fenster sieht man im Haus den Wolf sitzen, aus seinem geöffneten Mund blitzen spitze Zähne und er leckt sich schon die Lippen, während er gierig auf sein Opfer hinunterschaut, das er gleich verspeisen ...

Durch ein Fenster sieht man im Haus den Wolf sitzen, aus seinem geöffneten Mund blitzen spitze Zähne und er leckt sich schon die Lippen, während er gierig auf sein Opfer hinunterschaut, das er gleich verspeisen wird. Schon das Titelbild von "Schau durchs Fenster" ist eindrucksvoll und ausdrucksstark gestaltet und wirkt durch das gestanzte Fenster beinahe plastisch. Die Szene im Fenster wirkt mehr als bedrohlich und ganz selbstverständlich reimen wir uns durch den Ausschnitt zusammen, dass gleich etwas Schlimmes passieren wird. Und genau mit diesen Erwartungen spielt die Autorin Katerina Gorelik in diesem Bilderbuch, das uns sofort magisch angezogen hat.

Auf jeweils einer Doppelseite sieht man einen neuen Fensterausschnitt und die Erwartungen werden durch den Text in eine bestimmte Richtung geleitet. Wir kombinieren je nach Bildausschnitt, dass hinter dem Fenster etwas Schreckliches oder etwas besonders Schönes vor sich geht, doch beim Umblättern auf die nächste Doppelseite müssen wir unsere vorgefertigte Meinung doch revidieren, denn der Wolf ist gar nicht böse, sondern sitzt gemütlich in seinem Sessel und liest ein Märchenbuch. Plötzlich wirkt die Szene ganz anders: freundlich und gemütlich. Und der Wolf gar nicht böse.

Vor allem beim ersten Ansehen ist das Buch richtig spannend und man ist doch überrascht, wie leicht man sich beeinflussen lässt, ohne die ganze Wahrheit zu kennen und das ganz einfach durch Erkennen und ohne erhobenen Zeigefinger. Mit den Kindern lässt sich dabei ganz vortrefflich über Erwartungen und Vorurteile reden und sie erfahren, wie wichtig es ist, Dinge oder Personen kennnenzulernen, bevor man über sie urteilt. Die Illustrationen dazu sind so ganz anders, in wenigen Farben wie warmen Rot- und Brauntönen und kalten Grüntönen sowie Schwarz gehalten und sehr ausdrucksstark, so dass sie die positiven und negativen Gefühle beim Lesen noch weiter auf die Spitze treiben.

Durch die gestanzten Fenster wirken die Illustrationen schon ziemlich plastisch und auch die Perspektive trägt dazu bei, dass man wirklich denkt, man sieht von außen in die Räume hinein. In den Häusern finden sich viele kleine Details, so dass man jedes Mal, wenn man das Buch anschaut und vorliest Dinge entdecken kann, die einem vorher entgangen sind. Die Atmosphäre des Buches insgesamt finde ich richtig toll gelungen. Es hält uns den Spiegel vor und lässt uns über unser Verhalten nachdenken. Wirklich großartig!

Fazit: Ein richtig spannendes Bilderbuch darüber, wie wichtig es ist, das große Ganze zu betrachten, bevor man Schlüsse zieht.

5 Sterne

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