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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2022

Eine schöne Cozy Winter Love Story

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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Vicky ist eine ambitionierte Kunsthändlerin, die für das Auktionshaus ihres Vaters arbeitet. Eines Tages fällt ihr zufällig der Brief eines Jungen in die Hände, den dieser per Luftballon an seine tote ...

Vicky ist eine ambitionierte Kunsthändlerin, die für das Auktionshaus ihres Vaters arbeitet. Eines Tages fällt ihr zufällig der Brief eines Jungen in die Hände, den dieser per Luftballon an seine tote Mutter geschrieben hat. Im Hintergrund des beigelegten Fotos ist eine seltene Erstausgabe von Alice im Wunderland zu sehen. Ihr Vater beauftragt Vicky, die Ausgabe zu beschaffen, dann erhält sie die lange erhoffte Beförderung. Und so reist sie von München nach Schottland in das charmante Dörfchen Swinton-on-Sea, das sich durch seine zahlreichen Buchhandlungen einen Namen gemacht hat. Ihr Aufenthalt dort gestaltet sich jedoch ganz anders, als sie es erwartet hätte.

Das verschneit-buchige Cover verspricht eine gemütliche Wohlfühlgeschichte und ich war zu Beginn der Lektüre neugierig, was Vicky in Schottland wohl erleben wird. Schon nach wenigen Seiten ist sie mit einer beruflichen Mission auf dem Weg dorthin. Die meisten Kapitel sind aus ihrer Perspektive erzählt, doch von Beginn an wechselt die Perspektive auch regelmäßig zu dem verwitweten Buchhändler Graham, dem Besitzer der ältesten Buchhandlung im Dorf und Vater von Finlay, dessen Brief Vicky gelesen hat. Dadurch erhielt ich gleich einen Einblick in das Dorfleben und freute mich, die einzelnen Charaktere genauer kennenzulernen.

Vicky wird bei ihrer Ankunft von den meisten Dorfbewohnern herzlich empfangen. Eigentlich hatte sie einen Tagestrip geplant, doch aus verschiedenen Gründen wird daraus ein längerer Aufenthalt. Im vorweihnachtlichen Swinton-on-Sea warten allerlei Aktivitäten wie Schlittenfahren und Eisbaden auf sie. Mir hat es Spaß gemacht, die mehr über die einzelnen Bewohner zu erfahren und im Hinblick auf die Liebesgeschichte, die sich allmählich entwickelt, mitzufiebern. 

Der wahre Grund für Vickys Reise gerät dabei nie ganz in Vergessenheit. Der Verlauf der Geschichte ist recht vorhersehbar. Die ein oder andere Überraschung hätte ich schön gefunden, allerdings gibt es auch noch zwei Geheimnisse, die vermutlich in weitern Bänden gelüftet werden. Letztlich bietet das Buch alles, was man für eine cozy Winter Love Story braucht: Zwei sympathische Protagonisten, ein bezaubernder Ort voller Bücher, liebenswürdiger Einwohner und einige Hindernisse, die es zu überwinden gilt.

Veröffentlicht am 08.10.2022

Einblicke in die frühen Jahre des Aleksander Morozova

Demon in the Wood. Schatten der Vergangenheit
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Der Dunkle ist eine der zentralen Figuren des Grishaverse. Doch wie ist er zu dem Charakter geworden, den ich in den Romanen kennenlernte? In dieser Graphic Novel gibt Leigh Bardugo zusammen mit der Illustratorin ...

Der Dunkle ist eine der zentralen Figuren des Grishaverse. Doch wie ist er zu dem Charakter geworden, den ich in den Romanen kennenlernte? In dieser Graphic Novel gibt Leigh Bardugo zusammen mit der Illustratorin Dani Pendergast einen Einblick in die frühen Jahre des Aleksander Morozova. Gemeinsam mit seiner Mutter reist er von Ort zu Ort und nimmt jedes Mal eine neue Identität an. Gerade sind die beiden als Eryk und Madraya auf dem Weg zu einem Grisha-Lager, in welchem sie hoffen, überwintern zu können. Doch die andersartigen Kräfte der beiden sorgen bei den anderen Grisha für Argwohn. Und Aleksander hat ein Geheimnis, das um jeden Preis gewahrt werden muss.

Als Fan des Grishaverse freue ich mich über jede neue Story, welche die von Leigh Bardugo geschaffene Welt erweitert. Die Idee, die Vorgeschichte des Dunklen in Form einer Graphic Novel zu veröffentlichen, hat mir gefallen. Die winterlichen Illustrationen von Dani Pendergast versorgen die Geschichte mit der passenden Atmosphäre. Je nach Situation und Stimmung sind die Seiten mal in kühlen, mal in warmen Farben gestaltet. Sie laden dazu ein, das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen und sich durch die Szenen zu blättern.

Der Verlauf der Geschichte stimmte mich nachdenklich im Hinblick auf die Frage, ob der Weg des Dunklen von Beginn an vorgezeichnet war oder er erst durch das Erlebte auf den mir aus den Romanen bekannten Pfad geschickt wurde. Ich lernte hier einen Jungen kennen, der sich nach Freundschaft und Anerkennung sehnt. Doch die schrecklichen Dinge, die er miterleben und selbst tun muss, werden sein weiteres Leben prägen. 

Mir hat diese Graphic Novel geholfen, ein besseres Verständnis für den Dunklen zu entwickeln. Wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn sein Umfeld in den entscheidenden Momenten dieser Geschichte anders reagiert hätte? Hätte das langfristig etwas geändert? Sehr gern empfehle ich "Demon in the Wood" an alle Fans des Grishaverse weiter!

Veröffentlicht am 07.10.2022

Unterhaltsame Liebesgeschichte mit wissenschaftlichem Setting

Das irrationale Vorkommnis der Liebe – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain«
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Für Dr. Bee Königswasser geht ein Traum in Erfüllung: Sie ist zur Leiterin eines Forschungsprojekts für Neurotechnik ernannt worden, bei dem die NASA zusammen mit ihrem Forschungsinstitut, dem NIH, kooperiert. ...

Für Dr. Bee Königswasser geht ein Traum in Erfüllung: Sie ist zur Leiterin eines Forschungsprojekts für Neurotechnik ernannt worden, bei dem die NASA zusammen mit ihrem Forschungsinstitut, dem NIH, kooperiert. Als Bee jedoch erfährt, wer ihr Co-Leiter von der NASA ist, weicht Ernüchterung der Euphorie. Es ist ausgerechnet Dr. Levi Ward, der ihr schon während der Promotion bei jeder sich bietenden Gelegenheit gezeigt hat, wie wenig er sie mag. Die ersten Tage in Houston schließen an diese Erfahrung an: Levi hat ihr kein Equipment besorgt, weist sie auf die Kleidungsvorschriften hin und schnappt ihr den einzigen veganen Donut vor der Nase weg. Emotionale Unterstützung erhält sie durch ihre Twitter-Gemeinschaft, wo sie anonym als @WhatWouldMarieDo unterwegs ist und Frauen in der Wissenschaft zusammenbringt, die sich dort über ihre Erfahrungen austauschen. Als die Situation im Büro sich weiter verschärft, muss Bee sich entscheiden, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll.

Nachdem mich Ali Hazelwood im Frühjahr mit ihrem Debütroman begeistern konnte, habe ich mich sehr gefreut, dass nun schon ihr zweites Buch ins deutsche übersetzt wurde. Auch dieses Buch hat ein wissenschaftliches Setting, diesmal zieht die Protagonistin Bee vorübergehend nach Houston, um an einem Helm zu arbeiten, der Astronauten unterstützen soll. Durch das Wiedersehen mit ihrer alten Nemesis Dr. Levi Ward ist ein emotionales Chaos vorprogrammiert.

Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten können. Bee ist eine intelligente und ehrgeizige Protagonsitin, die Levi endlich die Stirn bieten will. Ich habe mitgefiebert, ob sie ihr Projekt trotz der Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, zum Erfolg führen kann. Die Szenen zwischen Bee und Levi sind wirklich amüsant. Auch Bees wissenschaftliche Mitarbeiterin Rocío, die Gothic und Sarkasmus liebt, schloss ich mit ihrer unvergleichlichen Art schnell ins Herz.

Sicherlich lassen sich viele Entwicklungen vorausahnen, doch der Weg ist hier das Ziel und diesen fand ich gelungen. Neben der Liebesgeschichte spielen auch Themen wie Familie und Freundschaft eine wichtige Rolle. Das wissenschaftliche Setting empfand ich als authentisch und ich mir hat gefallen, dass die Autorin ihre Stimme nutzt, um Testverfahren wie die GRE kritisch zu hinterfragen. Zum Ende hin wird die Dramatik sehr hochgeschraubt, was für meinen Geschmack in diesem Ausmaß gar nicht hätte sein müssen. Ingesamt ist Ali Hazelwood mit "Das irrationale Vorkommnis der Liebe" wieder ein sehr schöner, unterhaltsamer Liebesroman gelungen, den ich sehr gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 25.09.2022

Wird das Comeback gelingen?

Carrie Soto is Back
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Carrie Soto hat die Tennis-Szene über ein Jahrzehnt dominiert, indem sie zwischen 1976 und 1987 zwanzig Grand-Slam-Titel im Einzel der Damen gewonnen hat, was vor ihr noch keiner gelungen ist. Doch dann ...

Carrie Soto hat die Tennis-Szene über ein Jahrzehnt dominiert, indem sie zwischen 1976 und 1987 zwanzig Grand-Slam-Titel im Einzel der Damen gewonnen hat, was vor ihr noch keiner gelungen ist. Doch dann zieht im Jahr 1994 die Spielerin Nicki Chan mit ihr gleich. Daraufhin kündigt Carrie Soto ihr Comeback an: Sie wird in der Saison 1995 alle vier Grand-Slam-Turniere spielen, um erneut die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten zu sein. Hat sie, die von den Medien nur "Die Kampfmaschine" genannt wird, mit ihren 37 Jahren eine Chance, ihr Ziel zu erreichen?

Das Buch beginnt mit dem Gewinn des zwanzigsten Grand-Slam-Tiels für Nicki Chan, den Carrie gemeinsam mit ihrem Vater live im Stadion miterlebt. Ihres Empfindens nach hat Nicki ihr damit alles weggenommen, wofür sie je gearbeitet hat. Sie ist wild entschlossen, es mit einem Comeback zu versuchen, auch wenn sie weiß, dass dieses fürchterlich schief gehen kann. Würde sie ihr Ziel erreichen, wäre sie nicht nur wieder die Spielerin mit den meisten Grand-Slam-Titeln, sondern auch die älteste, die je ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat.

Im folgenden wird auf rund 70 Seiten Carries bisherige Tenniskarriere in zügigem Tempo zusammengefasst: Von den ersten Anfängen mit ihrem Vater als Trainer und dem Spiel, das ihr den Spitznamen "Die Kampfmaschine" einbrachte über zahlreiche Siege bis hin zu ihrem verletzungsbedingtes Karriereende 1989. Ich lernte Carrie als extrem ehrgeizige Person kennen, die keine Freundschaften sucht und nicht versucht, zu gefallen. Mir hat es gefallen, dass die Autorin eine Protagonistin abseits des "Beliebte Sportlerin"-Klischees geschaffen hat, die sich nicht darum schert, was andere über sie denken. Das heißt allerdings nicht, dass ich Carries Entscheidungen alle gutgeheißen habe, denn diese sind tatsächlich oft rücksichtslos und egozentrisch.

Mir hat es Spaß gemacht, mit Carrie mitzufiebern, ob sie ihr Ziel erreichen wird. In den Kapitelüberschriften läuft meist ein Countdown bis zum nächsten Grand-Slam-Turnier und ich begleitete Carries Vorbereitungen und die einzelnen Spiele. Ich selbst habe wenig Ahnung von Tennis, was meine Lesefreude aber nicht trübte, da das Tempo hoch ist und die Beschreibungen der technischen Feinheiten des Spiels zwar vorhanden sind, eher kurz ausfallen. Schön fand ich, dass es stets nicht nur um das Tennisspiel an sich geht, sondern Carries Beziehungen zu ihr nahestendenden Personen wie ihrem Vater und ihrem Trainingspartner Bowe Huntley beleuchtet werden sowie ihr schwieriges Verhältnis zu den Medien und anderen Spielerinnen. Carrie macht eine emotionale Entwicklung durch, die ich gerne beobachtet habe. 

Taylor Jenkins Reid ist es mit "Carrie Soto s Back" erneut gelungen, einen fiktiven Charakter auf fesselnde Weise in das Rampenlicht eines realistischen Settings zu setzen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass sie über jede beliebige Sportart hätte schreiben können, sie hätte mich so oder so gehabt. Entsprechend empfehle ich das Buch sehr gerne weiter, ganz unabhängig davon, ob ihr begeisterte Tennis-Fans seid oder nicht!

Veröffentlicht am 20.09.2022

Neue Todesumstände wollen gelüftet werden

Wer mit den Toten spricht
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Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin im Institut für Rechtsmedizin in Camden. Oft hat sie das Gefühl, dass die Toten zu ihr sprechen und ihr einen Hinweis auf die Todesursache geben. Sie selbst ...

Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin im Institut für Rechtsmedizin in Camden. Oft hat sie das Gefühl, dass die Toten zu ihr sprechen und ihr einen Hinweis auf die Todesursache geben. Sie selbst erklärt sich das mit Wahrnehmungen ihres Unterbewusstseins. Der Pathologe Curzon Bradley, dem sie bei der Untersuchung der Todesursache eines vemeintlichen Selbstmordes eines Teenagers unterstützt, weiß das jedoch wenig zu schätzen. Cassie will ihren "Gast" trotzdem nicht im Stich lassen und seinen Eltern Gewissheit verschaffen.

Seit der Enthüllung ihrer Großmutter, dass ihre Eltern nicht bei einem Autounfall gestorben sind, sondern ihr Vater ihre Mutter ermordet hat, ist Cassie emotional sehr aufgewühlt. Als ihr Vater sie plötzlich kontaktiert und seine Unschuld beteuert, will sie den Ereignissen von damals auf den Grund gehen. Unterstützung bei der Recherche erhofft sich Cassie von DS Phyllida Flyte, die sie bei den Ermittlungen der Todesumstände ihrer ehemaligen Lehrerin zu schätzen gelernt hat.

Der erste Band rund um die Sektionsassistenin Cassie Raven hat mich im letzten Jahr fesseln können, sodass ich diesen zweiten Band bereits vorfreudig erwartet habe. Nachdem auf den letzten Seiten die Wahrheit über den Tod von Cassies Mutter enthüllt wurde, lässt das Thema Cassie keine Ruhe mehr. Sie beginnt, alte Freunde und Kontakte ihrer Eltern aufzusuchen und erfährt dabei allerlei Überraschendes, das ihre Eltern und deren Beziehung in neuem Licht erscheinen lässt. Aber lassen sich hier wirklich Hinweise finden, dass ihr Vater unschuldig sein könnte? DS Flyte kommt ihr zur Hilfe, wie beim vorherigen Band sind einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben. Diese Einblicke boten viel Potenzial, sodass ich mich freuen würde, in Zukunft noch mehr von ihr zu lesen.

Der zu klärende Fall hat eine sehr starke persönliche Bedeutung für Cassie, es gibt jedoch keine frische Leiche, die untersucht werden kann. Damit die Arbeit im Sektionssaal nicht gänzlich in den Hintergrund gerät gibt es zusätzlich den Fall des eingangs erwähnten Teenagers, in welchem Cassie in Sachen Aufklärung auf ihre ganz eigene Weise nachhilft. Dieser Handlungsstrang ist allerdings schon vor Ende des Buches abgeschlossen. Eine besonders dramatische Entwicklung lässt die Spannung auf den letzten 100 Seiten noch einmal nach oben schnellen. Mir ging es hier etwas zu schnell: Cassie hat kaum Zeit, das Erlebte zu verarbeiten, und muss gleich weitermachen.

Insgesamt schließt das Buch in Sachen Spannung und Atmosphäre nahtlos an seinen Vorgänger an. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für alle Fans des ersten Teils. Auch Leser*innen ohne Vorkenntnisse, die Lust auf einen schnellen und emotionalen Thriller mit einer toughen Sektionsassistentin haben, können bedenkenlos zugreifen.