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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2022

ein blutig-grausamer Thriller für starke Nerven

Schmerzwinter
5

Der aus Schweden stammende Hamburger Ermittler Jan Nygård bekommt aufgrund seiner Probleme die Polizeipsychiaterin Anna Wasmuth an seine Seite gestellt; und in ihrem ersten gemeinsamen Fall haben sie den ...

Der aus Schweden stammende Hamburger Ermittler Jan Nygård bekommt aufgrund seiner Probleme die Polizeipsychiaterin Anna Wasmuth an seine Seite gestellt; und in ihrem ersten gemeinsamen Fall haben sie den Mord an zwei jungen Frauen aufzuklären, die im Schnee gefunden wurden, mit Ösen an den durchbohrten Händen und implantierte Uhren beim Herzen.
Das erinnert Jan an den langen zurückliegenden Fall des Puppenmachers, der junge Frauen zu Marionetten gemacht hat - doch der sitzt immer noch im Gefängnis. Ist ein Nachahmer unterwegs? Oder hat der Puppenmacher einen Schüler gefunden?


Meine Meinung:
Der Schreibstil von Aaron Sander ist rasant und schnell, und auch ein konstant hoher Spannungsbogen peitscht einen durch die Geschichte. Man wird sofort ins Geschehen geworfen, indem man live bei der Entführung von Mareike mit dabei ist und was der Täter dann mit ihr anstellt. Gänsehautfeeling pur!

Die Protagonisten Jan und Anna sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht, und genau deshalb ergänzen sie sich so gut. Allerdings ging mir Jan mit seinem Verhalten, dass er einfach immer drauflosprescht und sich nicht an Regeln hält, mit der Zeit auf die Nerven. Doch das musste wohl so sein, denn ansonsten wäre der Fall wohl nicht gelöst worden. Jan hat nämlich auch eine perfekte Kombinationsgabe. Dies, und auch die authentisch dargestellte Polizei- und Ermittlungsarbeit, gefielen mir sehr gut.

Bei den grausamen Quälereien hat der Autor viel Fantasie bewiesen, denn aus jungen Frauen Marionetten zu machen, sie an den Körper geschraubte Ösen aufzuhängen und ihnen auch eine Uhr zu implantieren, ist einfach nur unheimlich. Die Taten sind brutal und gruselig, und der Autor hat es (leider ;) geschafft, dass man alles genau vor Augen hat, auch die Umgebung des winterlichen Hamburgs und man spürt die Eiseskälte beim Lesen.

Den Täter hat man meiner Meinung nach schon relativ früh kennengelernt und hat sich dann gedacht: war das schon alles? Was kommt jetzt noch? Doch der Autor kann mit einer gelungenen Wendung überraschen.
Der Showdown ist rasant, mir ging es jedoch teilweise zu schnell und daher waren auch einiges für mich unlogisch und nicht nachvollziehbar. Die Auflösung gefiel mir gut, die genauen Details sind mir selbst erst kurz vor Schluss klar geworden.
Ich fand nicht alles in der Story wirklich authentisch, trotzdem wurde ich großartig unterhalten und freue mich auf eine Fortsetzung.


Fazit:
Ein brutaler Thriller mit hohem Tempo im eiskalten Hamburg. Überraschende Auflösung; durch die Schnelligkeit waren einige Dinge für mich nicht ganz nachvollziehbar; und Jan ging mir manchmal echt auf die Neven ;) Dennoch spannend von der ersten bis zur letzten Seite!

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  • Spannung
Veröffentlicht am 04.10.2022

Die Krähe ermittelt in ihrem 6. Fall

Sterbende Seelen
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Die Kommissarin Mara Billinsky, die von allen nur die Krähe genannt wird, hat die interimistische Dezernatsleitung übertragen bekommen, was ihren Kollegen nicht gefällt - außer natürlich Jan Rosen, ihren ...

Die Kommissarin Mara Billinsky, die von allen nur die Krähe genannt wird, hat die interimistische Dezernatsleitung übertragen bekommen, was ihren Kollegen nicht gefällt - außer natürlich Jan Rosen, ihren Partner.
Als eine brutale Mordserie Frankfurt in Atem hält, dringt Mara in die Tiefen von Zwangsprostitution von afrikanischen Frauen und dem zugehörigen Aberglauben ein. Ihre Ermittlungen führen sie auch nach Sizilien, wo sie Hilfe von Commissario Domenico Manzoni erhält, der als Tipp die Prostituiere Joy angibt, die als Einzige Licht ins Dunkel bringen kann. Doch Joy flieht nach Hamburg, wo sie von ihren Peinigern gejagt wird. Kann Mara sie zuerst finden?


Meine Meinung:
"Sterbende Seelen" ist der 6. Teil der Reihe um die "Krähe" Mara Billinsky, die sie diesmal in die Abgründe von Zwangsprostitution von afrikanischen Frauen in Hamburg führt; und sogar nach Sizilien.
Der Fall ist wie immer in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Wichtige Vorkommnisse aus den vorigen Bänden werden geschickt in die Geschichte integriert.
Der Schreibstil von Leo Born ist wie gewohnt packend, spannend und die Szenensprünge sowie Cliffhanger an den Kapitelenden lassen einen nur so durch das Buch fliegen, weil man immer wissen will, wie es weitergeht.

Das Thema dieses Buches hat mich sehr berührt, das Schicksal der afrikanischen Frauen, die eigentlich für ein besseres Leben nach Europa kommen und dann die Hölle erleben, ist einfach nur unfassbar traurig. Der Aberglaube der afrikanischen Frauen und der Druck, der auf sie ausgeübt wird, wenn sie nicht spuren (Bedrohung der Familien), macht einen großen Teil deren Gehorsams aus.
Und ganz besonders schlimm finde ich das System mit den Mesdames, also weibliche Zuhälterinnen, die früher auch mal Prostituierte waren, und trotz ihres eigenen Schicksals dies nun auch anderen Mädchen antun.

Mara ist für mich diesmal etwas braver bzw. nicht ganz so aggressiv in ihrem Vorgehen, und Jan hadert mich sich selbst. Ich mag beide immer noch sehr, doch haben sie diesmal ein bisschen Pepp verloren.
Die Verwicklungen, deren Aufklärung und die Auflösung am Schluss haben mich überzeugt.

Leider hatte dieser Band kleine Längen, die Ermittlungen kamen nicht richtig in Gang, und auch der Part von Manzoni konnte mich nicht so ganz überzeugen; trotzdem hat mich das Thema und der Spannungsaufbau gefesselt und ich freue mich schon auf den nächsten Band mit der Krähe!


Fazit:
Ein nahegehendes Thema im 6. Fall der Krähe, packend umgesetzt, leider jedoch kleine Längen.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

wenn ein berühmtes Insta-Kind entführt wird...

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
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Lotte Wiig und ihr Mann Jens fahren anlässlich Lottes Geburtstag in ein Spa. Die 2jährige Tochter Poppy ist einstweilen bei Jens' Eltern. Doch Poppy ist keine normale 2jährige, sie sieht aus wie eine Puppe ...

Lotte Wiig und ihr Mann Jens fahren anlässlich Lottes Geburtstag in ein Spa. Die 2jährige Tochter Poppy ist einstweilen bei Jens' Eltern. Doch Poppy ist keine normale 2jährige, sie sieht aus wie eine Puppe und ist ein berühmtes Insta-Kind mit Millionen von Followern auf der ganzen Welt.
Und als Jens kurz darauf den schockierenden Anruf erhält, dass Poppy spurlos verschwunden ist, nehmen alle an, dass es mit einem kürzlich passierten Ereignis zusammenhängt, bei dem auch ein Kind verschwunden ist, das jedoch nach einigen Stunden wieder unversehrt aufgetaucht ist.
Als Poppy jedoch nicht wieder zurückkommt, stürzt sich die Kommissarin Emer Murphy trotz ihrer psychischen Erkrankung in die Ermittlungen.


Meine Meinung:
Der Schreibstil ist flott, lebendig und abwechslungsreich. Zeitungsartikel, Darknet-Chats und E-Mailverkehr peppen die Story auf.
Abwechselnd liest man aus Sicht von Lotte, Jens, Marie oder Emer, und deckt nach und nach die Puzzleteilchen auf, was zu dem Zeitpunkt des Verschwindens von Poppy passiert ist. Manchmal war dies etwas zäh, da man nichts Neues erfährt bzw. einiges wiederholt wird.

Die Protagonistin ist Emer Murphy, eine leicht übernatürlich begabte Ermittlerin, die aufgrund eines Anfalls in psychiatrischer Behandlung ist. Doch genau diese Anfälle sind ihre Gabe, sie hat einfach ein natürliches Empfinden für die Gründe und Handlungen von Personen, und dies kombiniert mit ihrer perfekten Beobachtungsgabe ist ausschlaggebend für die Lösung des Falls - der mich wirklich nach vielen Wendungen total überrascht und überzeugt hat.
Emer wäre eigentlich noch krankgeschrieben, doch sie muss einfach das kleine Kind finden. Sie ist trotz ihre Probleme eine taffe Frau, deren Selbstbewusstsein und Kraft durch die Medikamente leider in den Hintergrund getreten sind. Ich mochte ihre Hartnäckigkeit, ihre Achtsamkeit und vor allem ihre tolle Kombinationsgabe.
Auch ihr Partner Mons Tidemand war dahingehend sympathisch, da er es Emer ermöglicht hat, bei den Ermittlungen dabei zu sein und zu helfen.
Nach und nach decken sich die wahren Beweggründe der Familienmitglieder auf, deren man etliche kennenlernt, und man ist fassungslos vor so viel Falschheit und Egoismus.

Diese Geschichte behandelt das Leben von Social Media Stars, besonders der Kinder, die sich dagegen nicht wehren können, was ich besonders schockierend finde. Sie müssen funktionieren, sie müssen immer lächeln, sie müssen diverse Dinge präsentieren - und sind von dem Ganzen gestresst (nicht umsonst kann Poppy noch nicht sprechen), sie machen den Eltern zuliebe alles (wiederwillig) mit und haben keine normale, private Kindheit. Schrecklich, dass sogar 2-Jährige gestalked werden, weil deren Leben minutiös im Internet ausgebreitet wird.


Fazit:
Das öffentliche Leben von Social Media-Kids eindrücklich dargestellt. Die Wendungen und die Auflösung des Falls haben mich überrascht und überzeugt.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

bewegende Familiengeschichte

Was ich nie gesagt habe
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Der Moderator Tom Monderath, dessen Leben durch seine neue Liebe Jenny und deren Baby Carlchen sowie seine alzheimerkranke Mutter Greta ordentlich durcheinandergebeutelt wird, bekommt einen weiteren Chaosschub, ...

Der Moderator Tom Monderath, dessen Leben durch seine neue Liebe Jenny und deren Baby Carlchen sowie seine alzheimerkranke Mutter Greta ordentlich durcheinandergebeutelt wird, bekommt einen weiteren Chaosschub, als plötzlich sein Halbbruder väterlicherseits, Henk aus Amsterdam, vor der Tür steht, von dem er nichts wusste. Henk will jedoch unbedingt mehr über seinen leiblichen Vater Konrad, der bereits verstorben ist, erfahren.
Als dann auch noch nach und nach weitere Halbgeschwister auftauchen, begeben sich Henk und Jenny entgegen Toms Willen auf die Spurensuche nach Konrads Vergangenheit.


Meine Meinung:
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen - in der Gegenwart erfährt man aus Sicht von Tom sein aktuelles Leben mit seiner neuen Freundin Jenny, und wie er mehr und mehr in die Vaterrolle hineinwächst, obwohl Carlchen nicht sein leiblicher Sohn ist. Auch sein langsames Anfreunden mit dem Gedanken, dass er Halbgeschwister hat, ist schön dargestellt. Henk ist ein lustiger Kerl und bringt - trotz anfänglicher Ablehnung - viel Freude in Toms Leben.
Und in der Vergangenheit verfolgt man ab 1933 das Leben von Konrad Monderath und erfährt so nach und nach um das dramatische Familiengeheimnis, das Tom, Henk und Jenny nach und nach aufdecken.

Die Autorin beschreibt ergreifend, packend und eindrücklich sowohl das Leben von Konrad, als auch das von Tom. Man fiebert zu jeder Zeit mit, und natürlich sind die dramatischen Ereignisse in der Kriegszeit sehr bedrückend, besonders das Vernichten von 'unwertem Leben', wobei Konrad selbst mit seiner Schwester Lizzy persönlich betroffen war.
Die handelnden Personen sind detailliert dargestellt, mit Ecken und Kanten, und polarisieren, vor allem Konrads Onkel Heinrich Pütz, der von allen nur Drickes genannt wird.
Sehr emotional war auch Gretas Alzheimer Erkrankung und Toms doch sehr positiver Umgang damit.
Mir hat besonders gut gefallen, dass viele historische Tatsachen - Persönlichkeiten sowie Ereignisse - so lebendig in die Geschichte eingeflossen sind.
Leider wurden einige wiederholt; eine Kürzung hätte der Geschichte nicht geschadet.


Fazit:
Eine sehr emotionale und bewegende Familiengeschichte, in der v.a. auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs sehr bedrückend aufgearbeitet wird. Und mal wieder wird mir bestätigt, dass es nicht gut ist, Wichtiges (egal ob groß oder klein) zu verschweigen - denn Geheimnisse kommen fast immer ans Licht, und können ein Leben nachhaltig negativ beeinflussen.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Wenn die Vergangenheit deine Zukunft bedroht...

Der finstere Pfad
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Als die 19jährige Maisie mal wieder von ihrer Freundin im Stich gelassen wird, tritt sie den gemeinsam geplanten Trip nach Kanada alleine an, um dort den West Coast Trail zu begehen. Doch am letzten Tag ...

Als die 19jährige Maisie mal wieder von ihrer Freundin im Stich gelassen wird, tritt sie den gemeinsam geplanten Trip nach Kanada alleine an, um dort den West Coast Trail zu begehen. Doch am letzten Tag ihrer Reise muss sie mitansehen, wie ihre neue Wanderfreundin Seraphine brutal ermordet wird.
20 Jahre später hört Laura im Radio, dass eine Leiche ebendort gefunden wurde, und schreckliche Erinnerungen kommen ans Tageslicht...


Meine Meinung:
Der Schreibstil wie von Jenny Blackhurst gewohnt mitreißend und unterhaltsam, jedoch baut sich der Spannungsbogen erst langsam auf. Die Naturbeschreibungen des West Coast Trail sind wundervoll.
Alle handelnden Personen polarisieren - ich fand keine einzige sympathisch. Laura, die alles verschweigt. Und Maisie, die ständig lügt. Dennoch - oder gerade deswegen - hat mich das Buch von der ersten Seite an gefesselt.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart aus Sicht von Laura in ich-Form, die aufgrund der Entdeckung der Leiche am Trail Angst hat, dass die Wahrheit über die damaligen Ereignisse ans Licht kommen und sie so ihre Familie verlieren wird; und im Jahr 1999 in Erzählform aus Sicht der schüchternen Maisie, mit der man direkt bei ihrem Trip in der Wildnis dabei ist. Die Dynamik zwischen den Wanderfreunden ist faszinierend, aber auch verstörend.
Weiters passieren in der Gegenwart seltsam-gruselige Dinge, und man fragt sich: wer weiß von Lauras Vergangenheit? Hier zeigt Laura trotz ihrer Angst ein kühles Köpfchen und findet für ihren Mann und ihre Kinder immer andere Ausreden. Ich kann zwar nachvollziehen, dass sie ihre Familie nicht verlieren will; aber wie so oft: ehrlich darüber zu reden macht es weniger schlimm.
Aufgepeppt wird das ganze durch den gelegentlichen Einschub von Zeitungsartikeln und Auszüge aus einem True Crime Podcast.
Zuerst ist die Story langsam aufgebaut, teilweise sogar etwas zäh, weil vieles wiederholt wird, und es gibt viele Andeutungen darüber, was sich in dieser Nacht zugetragen haben könnte, aber eben ewig lange nicht detailliert erwähnt wird. Auch rätselt man darüber, welche Rolle Laura damals hätte haben können.
Und das Ende bzw. der Showdown war dann etwas zu schnell und abrupt. Außerdem gab es einige Logiklücken am Schluss.
Die Auflösung hat mich dann überraschen können, denn meine Vermutungen gingen in eine ganz andere Richtung. Somit hat Jenny Blackhurst wieder einmal gezeigt, dass sie mit einem spannenden Verwirrspiel überzeugen kann.


Fazit:
Ein perfides Verwirrspiel in der wunderschönen Natur Kanadas; erzählt auf zwei Zeitebenen. Überraschende Auflösung, jedoch einige Logiklücken.

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