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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2022

Nicht für jeden geeignet

Dein Name
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„...Ich bin in einem ganz kleinen Dorf in Deutschland aufgewachsen. Die anderen Kinder fanden mich immer ein bisschen eigenartig..“

Mit diesen Worten beginnt ein Kinderbuch, in dem die Schauspielerin ...

„...Ich bin in einem ganz kleinen Dorf in Deutschland aufgewachsen. Die anderen Kinder fanden mich immer ein bisschen eigenartig..“

Mit diesen Worten beginnt ein Kinderbuch, in dem die Schauspielerin Diane Kruger ihre eigene Kindheit widerspiegelt. Zum einen geht es darum, dass sie andere Interessen hatte als ihre Mitschüler. Zum anderen wurde sie wegen ihres Namens gehänselt.
Dann erfährt sie, woher ihr Name stammt. Dadurch sieht sie ihn mit anderen Augen.
Während einer Reise nach England erkennt sie ihre Begabungen. Sie weiß nun, welchen Weg sie gehen möchte.
Das Buch zeichnet sich durch seine wunderschönen Illustrationen aus. Die kurzen Texte sind gekonnt in die Zeichnungen eingebunden.
Das Kinderbuch ist ein sehr persönliches Buch der Autorin. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens kurz aufgezeigt wird, ob sich die Beziehung zu den anderen Kindern mit der Zeit gebessert hat. Anders gesagt, mir fehlt die soziale Komponente.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Nicht jeder Name aber so leicht deutbar. Man sollte sich überlegen, wem man es schenkt.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Harte Schicksale

Anatomie eines Wunders
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„...Mit welch unerschütterlicher Sicherheit und Freude wir damals diese schicksalhafte Entscheidung treffen konnten! Keine Warnung, keine Drohung vermochte uns zu verunsichern. Ganz klar lag der Weg vor ...

„...Mit welch unerschütterlicher Sicherheit und Freude wir damals diese schicksalhafte Entscheidung treffen konnten! Keine Warnung, keine Drohung vermochte uns zu verunsichern. Ganz klar lag der Weg vor uns, und er führte nach Afrika...“

Der Blick der Autorin geht zurück zu ihrer Anreise nach Afrika. Damals ahnte sie nicht, auf welchen Kulturschock sie sich gefasst machen musste. Mittlerweile sind fast 14 Jahre vergangen. Sie lebt nun mit Mann und Kindern in Kenia. Hier wartet ein Erleben auf sie, dass ihr alles abverlangt.
Die Autorin hat ihre eigene Geschichte erzählt. Natürlich wurden dabei aus Sicherheitsgründen die Namen geändert und das eine oder andere verfremdet.
Wir schreiben das Jahr 2007. Marianna hat sich beruflich neu orientiert. Sie arbeitet als Praktikantin mit Flüchtlingen in Nairobi. Dort lernt sie Hammeso und Jala kennen.
Hammeso ist Äthiopier, musste aus der Heimat fliehen, hatte sich in Kenia ein neues Leben aufgebaut und dort Kenntnis von Menschenhandel erhalten. Sein Kampf dagegen bringt ihn in Lebensgefahr.
Die Geschichten von Hammeso und Jala sind ein einziges Trauma – und das ging im Flüchtlingslager weiter. Jala wartet seit Monaten vergebens auf Nachricht von Mann und Kind.

„...Ganz anders Jala. Die Tränen, die über ihre Wangen rollten, schillerten in allen Schattierungen. Sie trugen die Farbe der Hoffnung und die der Trauer, die Farbe der Wut und die der Angst, die Farbe des Lebens und die des Todes...“

Sehr eindringlich schildert die Autorin das Leben in Nairobi mit all seinen Gefahren, aber auch die Verhältnisse von Armut und Korruption. Das Flüchtlingszentrum wird von der UNHCR betreut. Es zeigt sich, dass hier nicht nur die Kontrolle der Mitarbeiter versagt. Es ist der einzelne Mitarbeiter, der entscheidet, wem geholfen wird und wem nicht. Was hinter den Kulissen läuft, ist undurchsichtig. Das bekommt auch Marianna zu spüren. Die aber lässt sich nicht einschüchtern und nutzt Wege in höhere Etagen.
Was das Buch zu einer besonderen Geschichte macht, sind die Glaubensgespräche, die Marianna mit Hammeso, aber auch ihrer Mutter führt. Für sie, deren Glauben noch nicht gefestigt scheint, stellt sich die Frage, wie man bei all dem Leid nicht mutlos wird. Eine der Antworten lautet:

„...Ich denke, wenn ein Mensch nach soviel Leid immer noch an Gott glauben kann, dann muss er ihn wohl irgendwann einmal persönlich erlebt haben...“

Ihre Mutter malt dazu gedanklich ein Bild, das sehr anschaulich ist.

„...Was mir in geistigen Nöten immer geholfen hat, ist die Vorstellung, das Leben wäre ein Teppich, der von unserer Perspektive nur von unten zu sehen ist: tausende verknüpfte Fäden, chaotisch und zufällig. Von oben aber zeigt sich ein wunderschönes Muster...“

Mariannas Praktikum wird mit fadenscheinigen Gründen abgebrochen. Trotzdem gelingt es ihr, mit Hammeso in Kontakt zu bleiben. Vertreter des UNHCR tun alles, um seine Zukunft zu gefährden. Doch dann geschieht eine Wunder …
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass Glaube auch in dunkler Zeit trägt. Es vermittelt aber auch eine Ahnung davon, was beim Umgang mit Flüchtlingen falsch läuft und warum viele den gefahrvollen Weg nach Europa auf sich nehmen.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Hochaktuelle Thematik

Freiheitsgeld
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„...Angst? Wovor? Dass ich sterben könnte? Das steht sowieso an. Ich bin 95, und der liebe Gott schickt mir immer öfter Einladungen. Mit der Hilfe verschiedener Ärzte habe ich sie bisher höflich abgelehnt...“

Dies ...

„...Angst? Wovor? Dass ich sterben könnte? Das steht sowieso an. Ich bin 95, und der liebe Gott schickt mir immer öfter Einladungen. Mit der Hilfe verschiedener Ärzte habe ich sie bisher höflich abgelehnt...“

Dies Worte spricht Robert Havelock im Jahre 2063 zu seinem Physiotherapeuten. Wenige Tage später ist er tot. Vor 30 Jahren hatte Robert Havelock als Präsident das Freiheitsgeld eingeführt. Keiner muss mehr arbeiten, wenn er nicht will. Jeder bekommt das für den Monat Lebensnotwendige zur Verfügung gestellt.
Der Autor hat einen hochaktuellen Roman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Allerdings geht die Geschichte etwas behäbig los. Das wird sich aber bald ändern.
Robert Havelock lebt in der Oase, eine besondere Zone in der Großstadt für Prominente. Zwar kann jeder ohne Arbeit leben, aber deshalb ist noch lange keine klassenlose Gesellschaft entstanden. Wer über Geld verfügt, lebt luxuriös in abgeschotteten Stadtgebieten. Auch der Physiotherapeut Valentin hat es zu einer Anstellung in der Oase geschafft. Er wollte seiner Frau Lena etwas bieten. Den Preis dafür kennt sie nicht.
Valentins Vorgänger wurde der Oase verwiesen. Erstaunlich, wie schnell sich die Familie im normalen Leben zurecht finden und dort sogar mit ehrenamtlicher Arbeit ihre Erfüllung findet.
Als der tote Journalist Günter Leventheim gefunden wird, ist Ahmed, der Polizist, in seinen ersten Kriminalfall involviert. Er ist sich sicher, dass es zwischen dem Tod des Journalisten und den von Havelock einen Zusammenhang gibt.
Der Autor hat eine neue Welt im Jahre 2063 kreiert. Umweltschutz wird großgeschrieben. Es wird nur produziert, was gebraucht wird. Klingt Gut? Ja, bevor man tiefer in die Strukturen eintaucht.Mit wenigen Ausnahmen ist jeder vom Freiheitsgeld begeistert. Ahmeds Opa aber formuliert die Schattenseiten.

„…Heute ist die ganze Welt eine Maschine, die sich selbst am Laufen hält und wir sind alle nur kleine Rädchen darin, die von Glück sagen können, wenn sie eine einigermaßen sinnvolle Funktion haben…“

Franka, Ahmeds Freundin, gehört zu denen, die das Freiheitsgeld kritisieren. Sie ist mit Leib und Seele Handwerkerin – und erstickt an den Steuern, die sie au ihre Arbeit zahlen muss. Davon nämlich wird das Freiheitsgeld finanziert.

„...Finde ich es richtig, dass der Staat mir das Geld wegnimmt, das ich mir mit redlicher Arbeit und im Schweiße meines Angesichts verdient habe, um es Faulpelzen wie deinem Bruder zu geben? Nein, finde ich nicht richtig….“

Streckenweise fesselt mich die spannende Handlung. Mehr aber begeistern mich die Diskussionen zum Thema Freiheitsgeld und die Folgen von dessen Einführung. Kennern ist nämlich schnell klar: Finanziell ist das Ganze gar nicht machbar. Warum funktioniert es trotzdem? Die Antwort ist erschreckend!
Und dann gibt es Sätze, über die man als Leser länger nachdenken kann.

„...Demokratie ist eine schöne Idee, aber eben nur das, eine Idee. Auf längere Sicht muss sie versagen, das ist systemimmanent: Die kurzen Wahlperioden verhindern langfristig angelegtes Denken...“

Ivana Quayle führt wenig später ihre Gedanken weiter aus:

„...Zu jeder Zeit mussten die Reichen die Mächtigen im Zaum halten. Diejenigen, die das nicht getan haben, waren bald nicht mehr reich…“

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, gerade weil es viele Denkansätze gibt. Die Geschichte zeigt, wie gekonnt man die Menschheit manipulieren kann, weil man ja nur ihr Bestes will..

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Wenn aus Freundschaft Liebe wird

Shortbread und Shiva
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„...Natürlich hat das seine Vorteile, so klein zu sein wie ich: Wenn meine beste Freundin Pen und ich mal wieder eines der Cafés in Notting Hill für Recherche – Zwecke abklappern, bekomme ich oft einen ...

„...Natürlich hat das seine Vorteile, so klein zu sein wie ich: Wenn meine beste Freundin Pen und ich mal wieder eines der Cafés in Notting Hill für Recherche – Zwecke abklappern, bekomme ich oft einen Cookie mit Smarties drauf geschenkt. Pen passiert das nie...“

Die 15jährige Emma besitzt die Fähigkeit, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, wie die ersten Sätze des Buches zeigen. Zusammen mit Pen und Shiva bilden sie ein Dreigespann, dass sich auch um die Schülerzeitung kümmert. Doch nun werden die Beziehungen ein bisschen kompliziert.
Die Autorin hat einen lockerleichten Jugendroman geschrieben. Man spürt in jeder Zeile, dass sie weiß, wie Jugendliche in dem Alter ticken.
Die Personen werden gut charakterisiert. Emma lebt mit ihrer Familie in Mutters alte r Studenten – WG. Emma ist ein Genie in Mathe und Physik, interessiert sich aber auch für Kochen und Backen. Pen wirkt wie ein Model. Sie mag englische Literatur und Basketball. Da sie aus einem begüterten Haus kommt, soll sie aber Betriebswirtschaft studieren. Shiva ist Inder. Auch er spielt Basketball und will Jura studieren. Seine Großmutter Amba hat ein großes Herz, in das sie ebenfalls Emma mit eingeschlossen hat. Sie hat Emma das Nähen beigebracht. Das wiederum bringt Emma auf den folgenden Gedanken:

„..Das Leben ist eine Kreuz – und - quer - Stich mit losen Faden – Enden auf Stoffen von unübersichtlichen Ausmaßen. Mit Webfehlern, verknoteten Garn und fiesen Lochmustern, wenn man am wenigsten damit rechnet...“

Während ich die Protagonisten durch London begleite, die Diskussionen am Familientisch verfolge, Schulprobleme kennenlerne und das alltägliche Leben genießen darf, geht es letztendlich um die eine entscheidende Frage. Wie sage ich meinen Gegenüber, dass ich ihn liebe, ohne dass dabei die Freundschaft in die Brüche geht, falls er anders empfindet?
Es ist schon gekonnt gemacht, wie jeder das sieht, was er sehen will, sich von außen beeinflussen lässt und alle aneinander vorbei als miteinander reden.
Durch Amba werde ich über indische Bräuche informiert. Das Lichterfest Diwali wird auch in London gefeiert.

„...Diwali erinnert einen daran, dass immer ein Licht in einem selbst leuchtet, egal wie dunkel das Leben erscheint...“

Ein schöner Gedanke! Es geht eine ganze Zeit lang auf und ab, bis sich zwischen den Dreien endlich die Fronten klären.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das liegt nicht zuletzt an den erfrischend Schriftstil.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Starke Frauen

Gut Erlensee - Margaretas Traum
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„...Carla! Was erlaubst du dir! Dein Benehmen bringt mich noch ins Grab. Die Treppe herunterzurutschen ist gefährlich und nicht damenhaft...“

Das ist eine typische Reaktion von Margaretas Mutter. Margaretas ...

„...Carla! Was erlaubst du dir! Dein Benehmen bringt mich noch ins Grab. Die Treppe herunterzurutschen ist gefährlich und nicht damenhaft...“

Das ist eine typische Reaktion von Margaretas Mutter. Margaretas Schwester Carla hat es als Nachzüglerin nicht einfach. Margaretha selbst feiert heute ihren 22. Geburtstag.
Die Autorin hat eine spannende Familiengeschichte geschrieben. Sie wird abwechselnd aus der Sicht unterschiedlicher Personen erzählt.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist leicht und locker.
Wir befinden uns im Januar 1919. Während des Krieges hatten sich Großmutter Ilsegard sowie die Schwestern Margareta und Mareilla um die zum Gut gehörende Druckerei gekümmert.

„...Die Druckerei geleitet – jetzt lasst mal die Kirche im Dorf. In Unternehmensführung und Druckereiwesen seid ihr nicht ausgebildet...“

Nun ist der Vater wieder zu Hause. Seine Reaktion zeigt das obige Zitat. Er will auch nichts davon hören, dass Margareta gern weiter mitarbeiten würde. Ihre Vorschläge, wie man zu neuen Aufträgen kommen könnte, bügelt er ebenfalls ab. Margareta soll einen Mann heiraten, der Geld in die Familie bringt, denn die Druckerei steht kurz vor der Insolvenz. Die vorhandene Landwirtschaft reicht mehr schlecht als recht zum Leben.
Natürlich werden auch politische Ereignisse diskutiert. Dazu gehört das erstmals mögliche Wahlrecht für Frauen. Während Großmutter Ilsegard erstaunlich moderne Ansichten vertritt und sie gegenüber ihren Sohn auch äußert, ordnet sich ihre Schwiegertochter Adelheid ihrem Mann widerspruchslos unter.

„...Es würde mir nicht im Traum einfallen, mich um das politische Geschehen zu kümmern, ich habe mit Haushalt und mit der Kindererziehung genug zu tun...“

Gregor, der älteste Sohn, ist mit einer Belastungsstörung aus dem Krieg zurückgekommen. Er hält sich vorwiegend in seinen Räumen auf. Das bringt den Vater zusätzlich auf die Palme. Er zeigt keinerlei Verständnis. Vor dem Krieg hatte Gregor davon geträumt, Pferde zu züchten. Davon allerdings war sein Vater auch nicht angetan. Gregor sollte die Druckerei übernehmen.
Als in der Fabrik die ersten Arbeiterräte gebildet werden, eskaliert die Situation. Es gilt, neue Wege zu gehen.
Ausführlich wird erzählt, wie sich die einzelnen Familienmitglieder mit der neuen Lage arrangieren. Manche wachsen über sich heraus und entdecken verborgene Talente. Adelheid aber träumt weiter von einem reichen Mann für ihre Tochter, der die Familie rettet und ihr ein angemessenes Leben ermöglicht. Margareta jedoch hat ihr Herz schon verschenkt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es arbeitet den Generationskonflikt zwischen rückwärtsgewandt und fortschrittlich auf.

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