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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2022

Teilweise schwer zu durchschauende Symbolik

Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen
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Die Autorin kreiert gleich zu Beginn des Buches eine herrlich herbstliche und gruselige Atmosphäre. Letzteres wird dadurch verstärkt, dass der Großteil der Handlung auf dem Friedhof spielt, auf dem Elvis ...

Die Autorin kreiert gleich zu Beginn des Buches eine herrlich herbstliche und gruselige Atmosphäre. Letzteres wird dadurch verstärkt, dass der Großteil der Handlung auf dem Friedhof spielt, auf dem Elvis wohnt. Man muss sich diese Atmosphäre konstant vor Augen führen und daran festhalten, denn die Handlung selbst ist gar nicht so gruselig. Damit es etwas schauriger wird, muss man ein wenig durchhalten, wird aber am Ende belohnt, wo der rote Faden sich offenbart und alles einen traurigen Sinn ergibt. So können Elvis und Dalia aber ein altes Unglück aufklären und werden richtige Freunde. Bis dahin ist die Handlung ein wenig skurril und schwer zu durchschauen und scheint teilweise vor allem aus Dalias betonter Coolness und reichlich Sauerpommes-Witzen zu bestehen.

Das Buch enthält eine reiche Symbolik, auch wenn diese sich einem teilweise nur offenbart, wenn man die jeweilige Sprache beherrscht. Nour ist z.B. das arabische Wort ‚Licht‘ und passt zu Dalia als Schlüsselfigur, die teilweise im übertragenen Sinne und teilweise buchstäblich Licht in die Sachen bringt. Aber über sprachliche Spitzfindigkeiten hinaus wird noch viel mehr angedeutet. Eigentlich müsste man wohl dieses Buch noch ein zweites Mal lesen, um alle Ebenen der Symbolik zu verstehen. Aufgelockert wird die vernebelte Handlung durch lustige Illustrationen zu Beginn von jedem Kapitel, die die Handlung andeuten. Besonders das Eichhörnchen ist sehr gelungen – großes Lob an Tine Schulz!

An den richtigen Stellen humorvoll und sensibel ist Elvis Gursinksi ein ganz besonderes Buch in diesem Herbst und lohnt auf jeden Fall einen Blick, wenn man mal etwas anderes lesen möchte.

Veröffentlicht am 16.10.2022

Kreativ in jeder Hinsicht und gleichzeitig im Humor total simpel

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
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Ich muss sagen: Ich kann verstehen, dass dieses Buch vielleicht nicht für jeden ist. Aber in meinem Fall hat es meine Nostalgie und mein Bedürfnis nach richtig guter Fantasy total befriedigt. Mir reicht ...

Ich muss sagen: Ich kann verstehen, dass dieses Buch vielleicht nicht für jeden ist. Aber in meinem Fall hat es meine Nostalgie und mein Bedürfnis nach richtig guter Fantasy total befriedigt. Mir reicht es nicht, wenn Fantasy kreativ ist und diese edelmütige Sprache, die besonders oft auftaucht, wenn Elfen/Elben im Spiel sind, ist nicht so mein Ding. Fantasy wird richtig gut, wenn sie witzig und frech ist.

Kinsch erinnert mich vage an Rodario aus Markus Heitz' "Die Zwerge", wobei es schon was her ist, seit ich das zuletzt gelesen habe. Aber seine freche Art, seine Frauengeschichten und ständigen Sprüche haben mich konstant zum Lachen gebracht. Zugegeben: hier jagt wirklich ein Spruch den anderen. Und normalerweise nervt mich das, wenn es schlecht geschrieben ist, aber hier nicht. Auf mich wirkte Kinsch' Sicht auf die Welt wie die Höhe der Unterhaltung. Irgendwie habe ich nie das Stadium hinter mir gelassen, wo man alles witzig findet, wenn ein Schimpfwort drin ist. Wenn die Schimpfwörter dann noch so kreativ sind wie in diesem Buch, bin ich komplett verloren.

Generell ist einfach jede Facette dieses Buches kreativ und irgendwie etwas Neues. Noch dazu finde ich das Cover wunderschön und ich hatte Spaß an der spannenden Geschichte.
Dennoch - wie eingangs gesagt - werden Leser, die die Art von Protagonist, wie Kinsch einer ist, nervig finden, mit dem Buch eher nicht glücklich. Aber ich persönlich werde den Autor definitiv im Auge behalten.

Veröffentlicht am 16.10.2022

Von trügerischen ersten Eindrücken

Schau durchs Fenster!
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"Schau durchs Fenster!" besteht aus 13 Szenen, die jeweils so aufgebaut sind: Wir sehen zunächst auf einer Doppelseite rechts ein Haus, in das man nur durch ein Fenster hereinschauen kann, und links eine ...

"Schau durchs Fenster!" besteht aus 13 Szenen, die jeweils so aufgebaut sind: Wir sehen zunächst auf einer Doppelseite rechts ein Haus, in das man nur durch ein Fenster hereinschauen kann, und links eine Zusammenfassung des ersten Eindrucks, den man von diesem Haus bekommen könnte. Eine rosa Fassade voller Blumen und ein weißer Zaun, hinter dem Fenster eine freundliche Omi mit Dutt – da kann man doch guten Gewissens klopfen und bekommt vielleicht sogar ein frisch gebackenes Stück Kuchen? Falsch gedacht, denn wenn man auf die nächste Doppelseite weiterblättert, sieht man: Die gute Dame ist eine Hexe und im besten Fall bekommt man von ihr eine Suppe mit Augäpfeln, im schlimmsten wird man selbst die nächste Suppe für den nächsten arglosen Besucher. Witzig ist übrigens auch der Blick aus dem Haus heraus auf der zweiten Doppelseite. Da sieht man dann durch das ausgeschnittene Fenster zum Teil die Besucher, die hereinschauen. Ein schöner Doppeleffekt!

Dadurch, dass nicht nur Freundliches sich als gruselig herausstellt, sondern auch umgekehrt zunächst gruselige Szenen plötzlich ganz harmlos werden, werden keine Ängste vor dem Fremden geschürt. Man wird vielmehr dazu angeregt, sich mit ersten Eindrücken auseinanderzusetzen und versteht, dass oft alles nicht so ist, wie es zunächst scheint. Und nicht nur der große Twist, der sich offenbart, ist interessant. Es lohnt sich generell, die Seiten näher zu betrachten, denn man kann viele lustige Details entdecken. Aber der große Twist setzt sich schließlich auch aus dem ganzen Bild zusammen, also gehören die Details ohnehin dazu!

Sehr gelungen und besonders finde ich die Illustrationen, die natürlich die ganze „Handlung“ tragen. Es handelt sich um Buntstiftzeichnungen, überwiegend in rosa und rot mit grau, teilweise mit grünen Akzenten. Einmal abgesehen davon, dass ich diese Farbwahl sehr ästhetisch finde, passt sie auch toll zu dem doppeldeutigen Charakter des Buches und je nachdem, welche Version der Farben auf einer Doppelseite variiert, ergeben sich ganz unterschiedliche Effekte. Dass Menschen so viel mit Illustrationen vermitteln können, beeindruckt mich immer sehr. Dazu kommt der ganz eigene Stil der Figuren, den man schon auf dem Cover sieht. Ein Meisterwerk in meinen Augen!

In diesem Buch stellen sich viele Fragen. In welchem Zustand findet Mama Geiß ihr Heim und ihre Geißlein vor? Was verbirgt sich hinter der Tür mit dem Haifischkopf? Neugierig geworden? Dann schaut durchs Fenster! Wenn ihr euch traut…

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Veröffentlicht am 26.05.2022

"Müll"-Highlight des Jahres

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
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"Heap House" ist jetzt schon ein Jahreshighlight für mich. Ich weiß noch, wie ich die Leseprobe gelesen habe und mich gefragt habe, was zum Teufel das mit den Geburtsgegenständen soll. Ich hatte ehrlich ...

"Heap House" ist jetzt schon ein Jahreshighlight für mich. Ich weiß noch, wie ich die Leseprobe gelesen habe und mich gefragt habe, was zum Teufel das mit den Geburtsgegenständen soll. Ich hatte ehrlich gesagt Angst, dass die Erklärung so simpel ausfällt, dass es am Ende nicht mehr spannend ist. Oder aber, dass sie zu abgedreht ist und damit irgendwie nicht glaubwürdig. Beides ist nicht der Fall! Im Verlauf der Geschichte legen sich alle Fakten so passend und elegant zu einer gruseligen, aber funktionierenden Welt zusammen, dass ich beim Lesen Gänsehaut hatte. Ich habe das Buch verschlungen und werde mir die englische Fortsetzung besorgen, weil der erste Band an einer richtig miesen Stelle endet – daher auch eine Warnung: Cliffhanger!

An diesem Buch ist einfach nichts gewöhnlich. Die beiden Hauptfiguren – der kränkliche Clod, der sich die ganze Zeit vor seinem brutalen Cousin verstecken muss und die aufmüpfige Lucy Pennant, die sich einfach nicht in die Identitätslosigkeit der Dienerschaft fügen möchte und dann auch noch klaut wie die Raben – sind originell und auf eine seltsame Weise liebenswürdig. Ich mag es auch, wenn in einer Story jedes Detail wichtig ist, gerade wenn man erst ganz spät bemerkt, wieso. Das ist hier der Fall. Bis zum Schluss kann man nicht erahnen, in welche Richtung die Handlung sich entwickeln wird.

"Heap House" ist bestimmt nicht für alle was, aber wenn man das Düster-Skurrile mag, ist es einen Versuch wert. Das ganze auf Müll gebaute Imperium der Iremongers ist schmutziger viktorianischer Gothic-Roman auf die Spitze getrieben – ich liebe es!

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Wunderschön in jeder Hinsicht

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Wenn man die Blume Vergissmeinnicht und bunte Cover so sehr liebt wie ich, ist es fast unmöglich, an diesem Buch vorbeizugehen. Leider sind schöne Cover keineswegs ein Garant für schönen Inhalt, manchmal ...

Wenn man die Blume Vergissmeinnicht und bunte Cover so sehr liebt wie ich, ist es fast unmöglich, an diesem Buch vorbeizugehen. Leider sind schöne Cover keineswegs ein Garant für schönen Inhalt, manchmal sogar eher eine gemeine Falle. Noch dazu war es mein erstes Buch von Kerstin Gier und so war ich wirklich gespannt, ob ihre Bücher die Begeisterung, die ich über sie so mitbekomme, verdient haben.

Obwohl das Buch beginnt wie das übelste Klischee, überwindet es diesen unschönen Einstieg sehr schnell und entwickelt sich in rasendem Tempo zu etwas ganz Besonderem. Ich habe Quinn seine Charakterentwicklung absolut abgekauft und Matilda habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Sie sind beide zwei ungewöhnliche Hauptfiguren - er, da er (wenn auch wohl nur temporär) im Rollstuhl sitzt und sie, da sie zwar zweifellos "ganz anders" ist als alle anderen Mädchen, aber auf eine ganz andere Weise als es sonst in solchen Liebesgeschichten umgesetzt wird. Sie ist eine liebenswerte Scheinmisanthropin, die sich aber in Wirklichkeit für jede Kleinigkeit schuldig fühlt und eigentlich überaus rücksichtsvoll ist. Sie haben zwar Facetten an sich, die man schon kennt, aber doch wirken sie wie sehr lebendige und neue Figuren.
Dementsprechend ist auch die Liebesbeziehung erfrischend neu und ich habe zum ersten Mal seit langem wieder bei so einer Story mitgefühlt. Der Humor darf auch nicht unerwähnt bleiben, Kerstin Gier schreibt einfach in einem fantastischen, leichten Stil, der mich an einigen Stellen dazu gebracht hat, laut loszulachen, an anderen Stellen habe ich die Kunstfertigkeit bewundert, mit der sie die Geschichte erzählt. Ich verstehe jetzt, warum sie eine der bekannteren Autorinnen in Deutschland ist.

Ich habe teilweise gelesen, dass einige die Geschichte eher passend für 12-Jährige finden. Das kann ich nicht wirklich bestätigen. Die Protagonisten sind weitaus älter, schon in der Oberstufe, und ich hatte große Freude an dem Buch, obwohl ich nochmal ein Stück älter bin. Was mir aufgefallen ist, ist, dass in diesem Buch die prickelnd heißen Szenen fehlen, die kaum eine Autorin von Romantasy umsetzen kann, ohne dass man mit den Augen rollen muss, weil es einfach so kitschig, unglaubwürdig und - ja, ich muss das Wort wieder verwenden - klischeehaft ist. Das ist also in meinen Augen gerade die Stärke des Buches und ich finde nicht, dass die Beziehung zwischen Quinn und Matilda dadurch zwangsläufig kindlicher wird. Ich konnte sie dadurch leichter ernst nehmen.

Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Lektüre für alle, Kinder ab 12, Jugendliche und auch Erwachsene, die bei Romantasy mal eine erfrischend neue Geschichte in jeder Hinsicht suchen. Ich kann es kaum erwarten, 2022 in diese Welt zurückzukehren und mehr über die komplexen politischen Zusammenhänge im Saum und natürlich über Matilda und Quinn zu lernen.

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