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Veröffentlicht am 16.10.2022

Macht Unmögliches einfach möglich

Die rätselhaften Honjin-Morde
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In einem japanischen Dorf werden Keto, der Erbe der angesehenen Ichiyanagi-Familie und seine frisch angetraute Braut in der Hochzeitsnacht durch ein Schwert gerichtet. Durch Schreie aufmerksam gemacht, ...

In einem japanischen Dorf werden Keto, der Erbe der angesehenen Ichiyanagi-Familie und seine frisch angetraute Braut in der Hochzeitsnacht durch ein Schwert gerichtet. Durch Schreie aufmerksam gemacht, eilen einige Verwandte und Hochzeitsgäste zum Tatort, der jedoch von innen verschlossen ist. Die Waffe, sowie andere Beweise werden draußen im unberührten Schnell aufgefunden. So beginnt ein unmöglicher Fall, der das Auftreten eines jungen Detektivs erforderlich macht, denn die Polizei steht vor einem Rätsel.

Da es doch einiges Lob für dieses Buch im Stil der klassischen britischen Kriminalautoren gab, wollte ich mich selbst überzeugen und habe mich auf das gut 200 Seiten starke "Lesevernügen" begeben. Die asiatische Literatur liegt gerade im Trend, doch hier wimmelte es von Anfang an von vielen verschiedenen japanischen Namen, die für mich wenig einprägsam waren, so dass ich zunächst ein kleines Gedankengerüst erstellt habe. Damit ging es dann etwas besser. Zunächst wird die Geschichte von einem "Journalisten" nacherzählt, der immer wieder aus Aussagen und Polizeiakten wichtige Eckdaten nennt und berichtet, wo, wann, was, wer getan hat. Dabei kommen sowohl Dorfbewohner, als auch Familienmitglieder und Angestellte zu Wort. Bis zur Hälfte etwa, sind es aber vorwiegend Beschreibungen des Anwesens, der Personen und der Auffindesituation. Hier wechselt der Autor manchmal in eine normale Erzählperspektive in der dritten Person. Lange Zeit fragte ich mich, wann denn nun mit der Lösung des recht komplizierten, ja eigentlich unmöglichen Locked-Room-Falles begonnen wird.

Dies passiert mit Auftauchen eines jungen Detektivs, den der Onkel der Getöteten zu Hilfe ruft. Dieser findet auf Anhieb und ohne große Erklärungen Dinge heraus, die der Polizei entgangen sind. Der lange Zeit verdächtige Mann mit den drei Fingern, das Instrument, das während des Todeskampfs gespielt wurde, die Tagebücher des Mordopfers. All das fügt der junge Mann zusammen, ohne dass man als "Zuschauer" dem ganzen gedanklich folgen oder vielleicht sogar mitraten könnte. Und so wird uns a la Sherlock Holmes die fertig kombinierte, vom Autor übertrieben konstruierte Vorrichtung als Lösung präsentiert, man denkt sich "Ach so" und dann ist die Geschichte auch schon rum. Vorstellen konnte ich mir das Ganze jedenfalls nicht. Äh ja, für mich leider etwas verschenkte Lesezeit.

2 Sterne

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Veröffentlicht am 16.08.2022

In weiten Teilen zu langatmig

Die Paradiese von gestern
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Ella und René, ein junges, frisch verliebtes Paar aus Ostdeutschland, unternehmen kurz nach dem Mauerfall eine Urlaubsfahrt in ihr Sehnsuchtsland Frankreich. Eines Abends verfahren sie sich und kommen ...

Ella und René, ein junges, frisch verliebtes Paar aus Ostdeutschland, unternehmen kurz nach dem Mauerfall eine Urlaubsfahrt in ihr Sehnsuchtsland Frankreich. Eines Abends verfahren sie sich und kommen in einem geschlossenen Hotel unter. Einzige sonstige Bewohner sind Gräfin Charlotte und ihre Butler Vincent. Das schlossartige Gebäude liegt wie im Dornröschenschlaf und vor allem Ella, eine Schauspielerin, ist begeistert von der edlen Kulisse, fühlt sich aber von Renè bald nicht ausreichend geliebt. Dann werden sie auch noch von der Gräfin zu einem Abendessen eingeladen, zu dem auch unverhofft der Sohn des Hauses, Alain, auftaucht und für Ärger sorgt, was die Pläne seiner Mutter durcheinanderbringt. Nachdem auch René und Ella sich gestritten haben, nimmt Alain René mit nach Paris. Diese Auszeit gibt allen Gelegenheit, ihre Beziehungen zu überdenken.

Nach dem Klappentext und dem Prolog, in dem eine junge, verheiratet Adlige mit Kind eine kurze Urlaubsaffäre mit einem Angestellten hat, war ich sehr neugierig, wie das wohl alles zusammenhängen könnte. Der Klappentext ist so formuliert, dass man nach dem Eklat beim Abendessen etwas Außerordentliches erwartet. Doch bis es überhaupt zum Abendessen kommt, vergehen mindestens 150 Seiten, in denen zunächst noch sehr schön die Landschaft und das Schloss beschrieben werden und viele Gespräche zwischen Ella und René geführt werden. René steht dabei sehr unter dem Bann von Ella und tut nahezu alles, was sie will. Ella hingegen ist als Protagonistin sehr anstrengend, nie zufrieden und manchmal richtig aufdringlich auch den Gastgebern gegenüber, so dass ich von ihrer schnell überdrüssig war. Ständig dreht sich alles um ihre Befindlichkeiten und das ist recht ermüdend.

Auch der langatmige, selbst für die 90er Jahre antiquierte und verstaubte Schreibstil, der zwar nicht schwer zu lesen ist, aber die Geschichte einfach nicht zielstrebig genug verfolgt, trug dazu bei, dass ich bald das Interesse verlor. Denn mitnichten änderte sich die Atmosphäre im Roman nach dem missglückten Abendessen. Es gibt nur den Ortswechsel nach Paris, wo man in eine Gesellschaft eingeführt wird, mit der ich persönlich jetzt so gar nichts verbinden konnte und die mich auch nicht interessiert hat. Über "The people", eine Art obere Zehntausend von Paris, konnte ich nur den Kopf schütteln. Vermutlich sollte dieser Teil amüsant sein, doch ich fühlte mich, genau wie René, fehl am Platz. Oft wechselte die Perspektive zwischen Paris und dem Hotel hin und her, so dass man auch Ellas distanzloses Verhalten mitbekam.

Ingesamt fehlt es dem Roman an irgendeiner Form von wirklich bedeutsamer Handlung. Es prasselt Gedanke um Gedanke irgenwie ungeordnet auf den Leser ein und zeitweise kam es mir so vor, als konstruierte der Autor die Geschichte zum Zwecke der Unterbringung aller Vergleich, Metaphern und Formulierungen, die ihm irgendwann in den Sinn kamen, aber noch nicht ausreichend präsentiert werden konnten. Das Buch wäre sicher um Längen besser, wenn die Geschichte nicht so ausschweifend erzählt worden wäre. Teilweise sind mir wirklich die Augen zugefallen und oft hat sich alles in mir gesträubt, das Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen. Ich habe Wochen dafür gebraucht, weil es nach dem Prolog kaum etwas gab, das mich neugierig gemacht oder berührt hätte.

Auf den letzten 50 Seiten ging es dann wieder, der Roman wurde einigermaßen schlüssig beendet. Der große Aha-Effekt blieb allerdings aus. Die Begründung, warum der Sohn sich irgendwann von der Mutter distanziert hat, schien mir nicht ganz ausreichend. Auch für die Beziehung der beiden jungen Leute konnte ich kaum eine Veränderung feststellen. Und das nach 500 quälend langen Seiten. Für mich war das Buch ein Fehlgriff, was aber nicht heißt, dass es jedem Leser so gehen muss. Cover, Prolog und die Zusammenführung aller Fäden am Ende sorgen für 2 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 14.07.2022

Etwas Besseres erwartet

Rena & Callan 1. From Now On
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Weil Callan zu Hause Probleme mit seinem häufig betrunkenen Vater hat, flieht er oft zur Familie seines besten Freundes Darren. Die Godwins sind wie ein Fels in der Brandung für ihn, trotzdem verschleiert ...

Weil Callan zu Hause Probleme mit seinem häufig betrunkenen Vater hat, flieht er oft zur Familie seines besten Freundes Darren. Die Godwins sind wie ein Fels in der Brandung für ihn, trotzdem verschleiert er, was sein Vater ihm antut. Und da ist auch noch Rena, die jüngere Schwester von Darren, für die Callans Herz schon lange schlägt. Tatsächlich erwidert sie seine Gefühle, traute sich doch nie, auf ihn zuzugehen. Als beide zusammenkommen hat Callan Sorge, dass seine Ersatzfamilie die Beziehung nicht gutheißen könnte und damit wäre auch seine sichere Zuflucht dahin.

Es ist gar nicht so leicht, den Inhalt dieser New-Adult-Geschichte zusammenzufassen. Er klingt immer anspruchsvoller, als er tatsächlich ist. Auch im Klappentext. Von ihm und dem hübschen Cover habe ich mich dazu hinreißen lassen, das Buch zu lesen. Leider muss ich sagen, dass das alles so gar nicht meins ist. Grundsätzlich ist mir schon bewusst, dass ein NA-Roman nicht mit einem normalen Roman vergleichbar ist, aber hier fehlt mir doch so einiges.

Die Protagonisten, beide gehen noch zur Highschool, sind teilweise ganz liebenswert, wobei ich nicht verstehe, warum ein Junge, der heimlich in ein Mädchen verliebt ist, dauernd ONS mit zig anderen hat, die er eh nicht mag. Oder warum sich Callan nicht gegen seine Vater zur Wehr setzt, wo er jetzt doch fast erwachsen ist. Rena kommt mir hingegen auch etwas unreif vor. Sie ist sehr abergläubisch und hat recht romantische Vorstellungen. Auch die Zukunftspläne der beiden sind so ein bisschen am wahren Leben vorbei. Er möchte Musiker werden, sie möchte Kunst studieren.

Die Gespräche und Gedanken der beiden sind nicht sehr tiefgründig, meistens geht es um das Aussehen oder um sexuelle Anspielungen. Das wirkt in meinen Augen manchmal süß, doch oft auch zu plump und oberflächlich. Die eher unerfahrene Rena lässt sich vom erfahrenen Cal in die Welt der körperlichen LIebe einführen. Was manche für romantisch erachten, empfinde ich fast als Irreführung junger Mädchen, die sich das in ihrer Vorstellung genauso ausmalen, wie es im Buch allzu übertrieben geschildert wird.

Die ganzen Probleme wie häusliche Gewalt und Missbrauch werden hingegen zwar drastisch geschildert, aber nicht gut genug aufgearbeitet und oft fehlt mir das psychologische Wissen hinter den Schilderungen. Da wird dann einfach möglichst viel zusammengetragen, um die Leserinnen bei ihren Emotionen zu packen und zu schockieren, ob es Sinn macht oder nicht. Und nach Missbrauch und Suizidversuch ist das Buch dann plötzlich aus, Fortsetzung folgt. Für mich aber sicher nicht.

Fazit: Der Anfang ist noch ok, sehr romantisch und ein bisschen witzig, doch was dann kommt ist eine allzu schlecht konstruierte Story. Die häusliche Gewalt nur darzustellen reicht noch lange nicht für ein gutes Buch. Hier fehlen sinnvolle Lösungsansätze.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Viel Lärm um nix

Zurück nach Übertreibling
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Die Vikki Viktoria, geboren als Junge im Bayerischen Wald, nun wohnhaft in München, ist erfolgreiche Künstlerin und startet gerade durch ihre jugendliche Influencer-Freundin Kathi in den sozialen Netzwerken ...

Die Vikki Viktoria, geboren als Junge im Bayerischen Wald, nun wohnhaft in München, ist erfolgreiche Künstlerin und startet gerade durch ihre jugendliche Influencer-Freundin Kathi in den sozialen Netzwerken voll durch, da erhält sie die Nachricht, dass der Besenwieslers Toni aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Seit Jahren schickt dieser der Vikki Drohbriefe, weil er sie dafür verantwortlich macht, dass er im Knast sitzt. Nun ist guter Rat teuer. Mit dem Wolfi, einem Freund und Mitglied der Motorrad-Gang Switch Blades, macht sich die Vikki vorerst aus dem Staub und flüchtet in die Heimat, zurück nach Übertreibling und hat bald noch ganz andere Probleme als die Rache vom Toni.

Das Cover und der Klappentext haben mich angesprochen, weil sie eine übertriebene, witzige und spannende Geschichte versprechen. Und der Beginn des Buches liest sich auch gut, der Schreibstil ist eher umgangssprachlich, so in etwa wie ein eingefleischter Bayer eben hochdeutsch reden würde und die Vikki ist eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern ziemlich direkt das sagt, was sie meint. Zudem gehören zu ihrem Umfeld und ihren Bekanntschaften ziemlich vielfältige Persönlichkeiten: eine jugendliche Influencerin, die Kathi, ein wichtiges Mitglied der Switch Blades, der Wolfi und dann noch der türkische Clan-Chef Achmet usw.

Gerade deshalb habe ich nach dem Anfang mit einem abwechslungsreichen und besonderen Plot gerechnet. Doch ich muss sagen spätestens ab der Hälfte wurde dieser einfach nur langweilig, vieles wiederholte sich ständig. Die Switch Bladesler sind hierhin gefahren, der eine Switch Bladesler hat das gemacht, dieses Handy wir da ausgeschaltet, das andere dort ... Durch eine durchaus unerwartete Wendung wird dem Krimi-Element jedwede Spannung genommen. Denn es gibt tatsächlich nur eine verdächtige Person und ich nehme glaub ich nichts voraus, wenn ich sage, die ist es dann auch gewesen.

Während der Fall also vor sich hin dümpelt und dauernd von München nach Übertreibling und zurück gefahren wird (was für eine Spritverschwendung), wird die Vikki selbst nicht müde nonstop zu plappern. Und ja, sie hat nun wirklich zu allem eine Meinung, seien es nun Elektroautos oder Polizeibeamte, Keime oder die heutige Generation von Heranwachsenden. Nicht dass sie da irgendwie sinnvolle Argumente anführen würde, es liest sich eher wie ein 8-köpfiger Dorfstammtisch mit Bildzeitungsniveau, und alles, was die da reden würden, kommt als unzusammenhängender verbaler Brechdurchfall aus Vikki heraus. Wenn es wenigstens irgendwie witzig ironisch oder sarkastisch rüberkommen würde, hätte ich damit kein Problem, aber so kam die Vikki leider bei mir nicht an.

Mir ist schon klar, dass die Vikki keine reale Person ist, auch wenn sie natürlich an die Autorin angelehnt ist, aber selbst für eine erfundene Frau ist sie mir höchst unsympathisch, weil sie an nichts und niemandem ein gutes Haar lässt. Dabei wurde sie in ihrer Jugend selbst fertiggemacht, weil sie kein normaler Junge war. Nun lästert sie fröhlich über alle möglichen Gruppierungen, Menschen und Dinge und das manchmal wirklich in sehr verletzenden Worten. Natürlich möchte sie damit provozieren, humorig sein, aber das kommt bei mir ebenfalls nicht an. Sprich: Nur weil man andere beleidigt und stereotype Witze über sie macht, ist das noch lange nicht lustig. Und dass das so ist, weiß die Autorin auch, denn mehr als einmal sagt die Vikki auch gleich: Da brauchst jetzt gar ned sauer sein, ist einfach so. Aha!

Nur wenn Spannung fehlt und der Humor auch nicht ankommt, was bleibt dann noch von dem Roman, außer die über allem thronende Vikki und ihre Selbstdarstellung. Ihre Rolle als Botschafterin für die LGBTQ-Community? Auch da gibt die Vikki uns den entscheidenden Hinweis, denn am Ende ist sie es, die uns mitteilt, dass dieses Thema eben gerade in ist und einfach gut verkauft wird. Da habe ich mich wirklich gefragt, ob die Autorin nur das Aushängeschild dieses Romans ist, was wirklich schade wäre.

Für mich war es definitiv der erste und gleichzeitig letzte Zwischenfall mit der Vikki, denn ich musste mich zwingen das Buch überhaupt fertig zu lesen anstatt durch die Seiten zu fliegen. Daher gibt es von mir auch nur 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Zu wenig Anleitung

Selbstversorgung
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Durch das viele Lob und den fluffigen Klappentext habe ich mich von diesem Buch überzeugen lassen, was mir wohl nicht nochmal passieren wird. Es kann sein, dass Fans von wurzelwerk das anders sehen, aber ...

Durch das viele Lob und den fluffigen Klappentext habe ich mich von diesem Buch überzeugen lassen, was mir wohl nicht nochmal passieren wird. Es kann sein, dass Fans von wurzelwerk das anders sehen, aber ich bin doch sehr enttäuscht. Was ich für einen umfangreichen Ratgeber einer erfahrenen Selbstversorgerin hielt und vom renommierten Löwenzahn-Verlag erwartet hatte, entpuppt sich doch Seite für Seite mehr als gezwungen locker-flockig-trendiger Text darüber, wie schön es doch ist, sich selbst zu versorgen, Gesellschaft bei Tieren zu suchen, mit Hühnern zu kuscheln und dann doch mit zusätzlich gekauften Zutaten (Lab und ME-Kultur aus dem Online-Shop!) Frischkäse herzustellen.

Aber mal von vorne: Es klingt natürlich alles super romantisch, was die Autorin da von ihrem Selbstversorger-Leben berichtet, wie toll es für ihr Kind ist, so aufzuwachsen usw. Wer möchte nicht diese heile Welt unabhängig von großen Markenkonzernen und weit gereistem Gemüse. Es reicht aber nicht nur zu sagen, hey, schaut her, ich weiß wie es geht, man muss auch etwas dafür tun, dass die Leser dem Nacheifern können. Und genau hier fehlt mir in dem Buch so ziemlich alles: Konkrete Garten- und Anbaupläne, Skizzen oder zumindest Hinweise, wo man mit der Planung beginnen sollte sind so gut wie nicht vorhanden. Dafür gibt es ausführliche Porträts von 40 Gemüsesorten, die Neueinsteiger jedoch auch nicht weiterbringen dürften. Tipps zur Haltung und Unterbringung von Tieren, welche Tiere bringen mir welchen Nutzen, was wenn sie krank sind und wie komme ich an das Fleisch, wenn ich mit dem Huhn ausgekuschelt habe? Keine konkreten Anleitungen oder Hilfen. Zugute halten kann ich den Hinweis, dass Tiere pflegebedürftig und nicht jedermanns Sache sind. Am Ende dann schnell noch ein paar Rezepte. Für die Milch Ziegenfrischkäse, zum Einkochen eine Marmelade, Gemüsesuppe und Tomatensoße, zum Fermentieren Paprika, Bohnen und Sauerkraut, zum Brotbacken Sauerteig-Starterkultur, Sauerteigbrot, eine Sorte Brötchen, eine Sorte Baguette. Das war's!

Wer sich nun fragt, warum das Buch so viele Seiten hat... zum einen erzählt die Autorin gern und viel und malt uns ihren Alltag in den schillerndsten Wortphrasen aus ("In der Erde wühlen, jeden Tag unter freiem Himmel und inmitten von wuchernden Beeten verbringen? Für mich gibt es nichts Schöneres.") Zum anderen ziert beinahe jede zweite bis vierte Seite ein halb-bis ganzseitiges Foto ihrer selbst, wie sie strahlend in Sommerkleidchen oder mit Hut durch ihr Refugium streift und sich freut. Teilweise grenzt das schon ans Alberne, doch passt sich sehr gut Plattformen wie Instagram an, die hauptsächlich Bilder präsentieren. Die Kapitelübersicht vorn ist recht unübersichtlich gestaltet. Wer eine bestimmte Geschichte sucht, ist mit dem Register hinten etwas besser bedient.

Ein Pluspunkt des Buches, es ist sehr stabil und ökologisch hergestellt. Es gibt jedoch zahllose günstigere und informativere Bücher über Selbstversorgung, die dieses Kriterium auch erfüllen. Gnädige 2 Sterne

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