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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2022

Authentisch und informativ

Astrid Lindgren
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Idealerweise hat man vorab den Film "Astrid" mit Alba August in der Hauptrolle gesehen, dann knüpft man mit dieser Romanbiografie exakt dort an, wo der Film endet, als Astrid 21 Jahre alt ist und ihren ...

Idealerweise hat man vorab den Film "Astrid" mit Alba August in der Hauptrolle gesehen, dann knüpft man mit dieser Romanbiografie exakt dort an, wo der Film endet, als Astrid 21 Jahre alt ist und ihren unehelichen Sohn zu sich holt.
Der Roman beginnt 1929 und endet im hohen Alter. Der Fokus liegt auf Astrid Lindgrens Privatleben, in dem sie Geschichten lange nur für ihre eigene Familie und enge Kontakte erzählte. Als Kind habe ich ihre Romane selbst gelesen und geliebt. Nun habe ich viel Neues über ihr Leben erfahren und sie als Mensch näher kennengelernt, wofür ich dankbar bin. Es ist schön eingebettet, aus welchen realen Erlebnissen und welchem Umfeld sie Inspirationen für ihr künstlerisches Schaffen geschöpft hat. Die ihr zugeschriebenen Gedanken und Gefühle wirken authentisch auf mich. Ich habe Astrid Lindgren jetzt noch etwas lieber als vorher. Erfreulicherweise wird im Anhang zwischen Fakten und Fiktion differenziert.
Einen Stern ziehe ich ab, weil ich andere Romanbiografien als spannender und dramatischer wahrgenommen habe. Das ist aber nicht vorrangig der Autorin dieser Romanbiografie geschuldet, es geht hier eben überwiegend bergauf, Rückschläge im Leben werden oft ausgesessen.
Eine Leseempfehlung, insbesondere für Fans ihrer Kinderbücher, die dem Menschen dahinter näherkommen möchten.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Band 1 von 2 - erschütternd, berührend, fesselnd

Der Hunger nach Leben
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Beleuchtet wird auf Basis eines Zeitzeugenberichtes das Leben, Lieben und Arbeiten von Noah (zu Beginn 10 Jahre alt) in der Ukraine von 1929 bis 1940. Seine Jugend ist von großer Verantwortung, Hunger, ...

Beleuchtet wird auf Basis eines Zeitzeugenberichtes das Leben, Lieben und Arbeiten von Noah (zu Beginn 10 Jahre alt) in der Ukraine von 1929 bis 1940. Seine Jugend ist von großer Verantwortung, Hunger, Leid und Ungerechtigkeit geprägt, durchbrochen von Lichtblicken, die Zusammenhalt, Mut und den in schweren Zeiten nötigen Pragmatismus ausdrücken. Die Erlebnisse und Empfindungen wirken authentisch, erschüttern, gehen zu Herzen. Besonders packend geraten die leidvollen Hungerjahre, die mehr als die Hälfte des Buches ausmachen. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich alles entwickelt und brauchte kaum zwei Tage zum Lesen.

Schwächen des Romans sehe ich in einer ausgeprägten Schwarz-Weiß-Zeichnung. Sympathien und Antipathien bilden sich schnell. Überraschungen gegenüber dem Ersteindruck sind rar. Der Erzählstil (eine Perspektive im Präsens, komplett chronologisch) wirkt passend, aber weniger abwechslungsreich und unerwartet als bei der großartigen Dilogie „Tage des Sturms“, bei der man mehrere Protagonisten an verschiedenen Orten begleitete.

Der Roman endet mit einem Cliffhanger. Ich erwarte mit Spannung den Abschlussband der Dilogie, der für Januar 2023 angekündigt ist.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Packende, mythische, bildhafte High Fantasy

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Dieser High Fantasy Roman hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Gerne habe ich die Thronfolgerin Karina und den einfachen Bürger Malik, beide junge Erwachsene, kapitelweise wechselnd dabei begleitet, ...

Dieser High Fantasy Roman hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Gerne habe ich die Thronfolgerin Karina und den einfachen Bürger Malik, beide junge Erwachsene, kapitelweise wechselnd dabei begleitet, wie sie lebensverändernde Entscheidungen treffen müssen und was das mit ihrem Gefühlsleben anstellt. Durch ihre innere Verletzlichkeit wirken sie nahbar. Ich habe die Erlebnisse und Empfindungen der Protagonisten als dramatisch und fesselnd wahrgenommen.
Nicht immer konnte ich ihre Handlungen nachvollziehen, z. B. macht sich Malik keine Sorgen darum, was die Tötung des einzigen verbliebenen Mitglieds der Königsfamilie für das Reich auslösen würde und inwieweit er seinen ohnehin geächteten Volksstamm weiter in Verruf bringen könnte.
Die Hintergrundgeschichten sowie mehrere Nebenfiguren (z. B. der Exfreund) wirken eindringlich und gelungen. Ich mag die politischen Akzente (Systemkritik).
Während Geschwisterliebe ein zentrales Thema ist, gibt es Liebe und Romantik nur in geringem Umfang, dafür aber mit spürbar prickelnder Anziehungskraft, sodass ich hoffte, dass die widrigen Umstände überwunden werden können.
Der Verlauf ist teils wie erwartet, teils mit Wendungen und Überraschungen. Bezogen auf die Intrigen bei Hofe wäre weniger mehr gewesen – schlussendlich sind Gut und Böse und die Motive schwer zu überblicken.

Der mittelalterlich geprägte Weltenbau ist mit ein bisschen Magie und mit afrikanisch inspirierter Kultur angereichert. Eine Mischung aus Neuem und Bewährtem. Ahnenerzählungen und Geisterwesen spielen eine wichtige Rolle. Ich mag die entstehende mythische, meist düster-bedrohliche, manchmal verzaubernde Atmosphäre. Die bildhaften Beschreibungen sorgen für ein lebendiges Kopfkino.
Die Autorin legt trotz des ausschmückenden Drumherums ein ordentliches Erzähltempo vor, das den Spannungsbogen stets aufrecht erhält. Zu interessanten Inhalten wie z. B. den Spielen Solstasias wären mehr Details möglich gewesen, z. B. wirkt Spiel 1 recht inhaltsleer.
Das Buch gibt sich modern, indem es z. B. starke Frauen in Führungspositionen und gleichgeschlechtliche Ehen gibt.
Glossar, Landkarte und Personenverzeichnis wären eine schöne Ergänzung, ich kam aber auch ohne zurecht. Mittlerer Schwierigkeitsgrad, für Jugendliche geeignet.

Das Ende (inklusive Cliffhanger) ist nicht meins. Ereignisse überschlagen sich. Die Wahrnehmungen wirken sprachlich abstrakt und inhaltlich selbstbezogen, Auswirkungen auf die Bevölkerung hätten mehr Erwähnung verdient. Nichtsdestotrotz bin ich insgesamt sehr angetan von dem Erzählstil und der hochdramatischen Geschichte und möchte dringend erfahren, wie es für alle Beteiligten mit Band 2 von 2 ab dem 1. Juli 2022 ausgeht. Lesetipp: Nimmerherz-Saga von Erik Kellen.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Reizvoller Alternate-History-/Nahe-Zukunft-/Mystery-/Urban-Fantasy-Krimi mit offenem Ende

Geistkrieger: Feuertaufe
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Eine Todesfallserie in Verbindung mit spirituellen Mächten erschüttert die Gegend und die sog. Geistkrieger ermitteln. Dabei wechselt die Erzählperspektive zwischen den Teammitgliedern sowie Opfern. Besonders ...

Eine Todesfallserie in Verbindung mit spirituellen Mächten erschüttert die Gegend und die sog. Geistkrieger ermitteln. Dabei wechselt die Erzählperspektive zwischen den Teammitgliedern sowie Opfern. Besonders ist die neuartige Verortung in einem alternativen Nordamerika, das nie kolonialisiert wurde. Dies äußert sich auf anregende Weise: Hochtechnologie, Abschottung, daneben ein hoher Stellenwert der Tier- und Pflanzenwelt, Naturreligion, Ahnenlehre, Mystik, Spiritualität. Die Andersartigkeit macht Freude und ist stets spürbar, in Alltag, Wirtschaft und Siedlungsgestaltung, und macht die Reihe definitiv zu etwas Besonderem.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Privatleben der Protagonisten eine große Rolle spielt, aufregenden Wandlungen unterworfen ist und neugierig auf die weitere Entwicklung macht. Mich reizt besonders der Verlauf rund um Finnley, Taima und Chenoa. Die ersten beiden habe ich bereits in der optionalen kostenlosen Novelle, die zeitlich der Hauptgeschichte vorangestellt ist, kennen und lieben gelernt. Es gibt voreingenommene, argwöhnische sowie boshafte Gegenspieler und schwer auszurechnende Nebenfiguren, die angenehm zum Miträtseln animieren.

Die Geschichte wirkt bildhaft, sprachlich gelungen und lässt sich flüssig lesen. Der Verlauf ist schwer vorhersehbar. Die Spannungskurve schwankt, hält sich immer auf einem guten Niveau.

Achtung, der Roman ist nicht eigenständig. Das Ende liefert Zwischenergebnisse, lässt viele Fragen offen, fällt ziemlich abrupt aus. Es gilt, sich „Libellenfeuer“ zu besorgen, um zu erfahren, wie es in der Mordserie und in den Beziehungen der Charaktere weitergeht. Ich möchte das Lesen der Geisterkrieger-Reihe fortsetzen. Gerne mehr von Taima, sie kam diesmal sehr kurz. Bewertung: 4 Sterne +

Ergänzt wird die Geschichte von Sonja Rüther um eine Kurzgeschichte von Markus Heitz mit beachtlicher Länge (79 % bis 99 %). Lose angebunden an die „Geistkrieger“, aber mit anderer Verortung (Japan) und Figuren. Hätte man auch anderweitig platzieren und losgelöst lesen können. Fühlt sich an wie ein Agenten-Thriller, ist reich an futuristischen Elementen, Tempo, Action und Wendungen, enthält zudem Humor, ist abgeschlossen, auch hierfür Dank und Daumen hoch.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Mix aus Unterhaltung, politischem Statement und Ratgeber für eine von einer künstlichen Intelligenz gesteuerte Weltordnung

Pantopia
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Das Buch beschreibt im personalen Erzählstil über einen Zeitraum von etwa drei Jahren erste Schritte hin zu einer neuen Weltordnung, mit der ersten echten Künstlichen Intelligenz als Initiator und Steuerzentrale.
Achtung, ...

Das Buch beschreibt im personalen Erzählstil über einen Zeitraum von etwa drei Jahren erste Schritte hin zu einer neuen Weltordnung, mit der ersten echten Künstlichen Intelligenz als Initiator und Steuerzentrale.
Achtung, dieses Buch politisiert sehr stark und ist keine typische Belletristik, mit der man dem Alltag entflieht. Vom Leser wird erwartet, sich mit aktuellen globalen Problemen und Ungerechtigkeiten und mit Thesen zu deren Verbesserung auseinandersetzen zu wollen. Die Autorin Theresa Hannig sympathisiert erkennbar mit Fridays for Future, Extinction Rebellion, Diversity-Bewegungen usw.. Diese Haltung und dazugehörige Reden und Ansprachen werden in die Protagonisten projiziert und in die Handlung eingebettet. Meine Meinung dazu ist zwiegespalten. Einerseits trifft es den Zeitgeist, mit vielem gehe ich konform und ich mag die spürbar dahinter stehende Leidenschaft. Andererseits nimmt der Stil streckenweise belehrende, aufdringliche Züge an und macht Figuren und Abläufe vorhersehbar (Schwarz-Weiß-Zeichnung). Über allem schwebt eine utopische Stimmung/Vorahnung. Oft gelingen schwierige Vorhaben zu leicht. Mehr Thrill wäre möglich gewesen. Einwände geraten zu kurz: Gefahren künstlicher Intelligenz, Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle, Gegenwehr der Politik, Wirtschaft und anderer Kulturen und Religionen werden angeschnitten und hätten mehr Raum verdient.
Ich mochte besonders die dahinter stehenden neuartigen Ideen (z. B. Kapitalismus als Schlüssel zum Erfolg). Einblicke in die KI-Entwicklung und Kommunikation sind von großartigen Gleichnissen und Humor geprägt.
Wissenswert ist noch, dass der Roman niedrigschwellig angelegt ist, flüssig lesbar ohne Vorkenntnisse.
Fazit: Die Schwerpunktsetzung war nicht ganz meins. Mehr Überraschungen, mehr kritisches Auseinandersetzen, weniger Penetranz und Propaganda hätte ich mir gewünscht. Aber insgesamt habe ich es doch gern, mit Spannung, Interesse und Spaß gelesen und viel genickt, daher vergebe ich knappe vier Sterne.
Lesetipps: Netzkind-Trilogie von Jens Eckhardt, Singularity von William Hertling, Singularity von Joshua Tree.
Nachtrag: Der Roman animiert zum Austausch und zu anregenden Diskussionen. Die Botschaften hallen spürbar und auf positive Weise nach. Dafür Daumen hoch.

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