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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2022

Charakterstark!

Eine Frage der Chemie
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Der Roman um die starke Feministin Elisabeth Zott spielt zu Beginn der 60er Jahre, könnte aber sich aber in so mancher Hinsicht noch heute so abspielen. Großartig inszeniert die Autorin Bonnie Garmus die ...

Der Roman um die starke Feministin Elisabeth Zott spielt zu Beginn der 60er Jahre, könnte aber sich aber in so mancher Hinsicht noch heute so abspielen. Großartig inszeniert die Autorin Bonnie Garmus die Inkompetenz und die vermeintliche Überlegenheit der Männer. Gar muten viele Szenen und flotte Wortwechsel wie eine gelungene französische Komödie. Witzig mit Augenzwinkern, aber doch in der Kritik ernst gemeint.
„Kein Wunder. Idioten schaffen es in jedes Unternehmen. Sie können sich in Bewerbungsgesprächen meist einfach gut verkaufen.“ (S. 139)

Wir begleiten Elisabeth Zott durch ihr Leben mit all ihren Höhen und Tiefen. Die Chemikerin, die um einiges intelligenter ist als viele ihrer Kollegen und Vorgesetzen, spricht die Wahrheiten aus wie sie sind ohne auf die Konsequenzen zu achten und verbrennt sich dabei so manches Mal die Finger, aber steht immer wieder mit erhobenem Haupte auf. Wir verfolgen die Geschichte von der Seitenlinie und hoffen immer auf ein Happy End.
»Ich meine, durch künstliche kulturelle und religiöse Normen, die Männer in die extrem unnatürliche Rolle einer allein auf ihrem Geschlecht basierenden Führungsposition gedrängt haben. Schon ein simples Verständnis der Chemie macht die Gefahr einer solch einseitigen Betrachtungsweise deutlich.« (S 391)

Ein Buch voller spritzigem Witz, genialen Dialogen und einfach eine gute Geschichte. Selten habe ich mich so gut unterhalten gefühlt mit gesellschaftlichem Anspruch! Man sieht Elisabeth Zott förmlich vor sich wie sie mit ihrer Intelligenz und ihrer Unerschrockenheit durch reinste Logik die Männer in Verlegenheit bringt und das System wackelt.

„Genial zu sein ist eine Sache, aber genial zu sein, ohne gefördert zu werden - das war etwas völlig anderes. Wenn Mozart in einer armen Familie in Bombay zur Welt gekommen wäre statt in einer kultivierten in Salzburg, hätte er dann je die Sinfonie Nr. 36 in C-Dur komponiert? Ausgeschlossen.“ (S. 49)

Unbedingt lesen – zu gut um es zu verpassen!

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Manege auf!

Das neue Zuhause
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Wer ein unaufgeregtes Vorlesebuch sucht, dass für Vorschüler:innen geeignet ist, wird bei den Petrellis fündig. Die Zirkusfamilie erbt eine Villa und zieht vom engen Zirkuswohnwagen in eine biedere Nachbarschaft. ...

Wer ein unaufgeregtes Vorlesebuch sucht, dass für Vorschüler:innen geeignet ist, wird bei den Petrellis fündig. Die Zirkusfamilie erbt eine Villa und zieht vom engen Zirkuswohnwagen in eine biedere Nachbarschaft. Aber Familie Petrelli wäre keine Zirkusfamilie, wenn sie nicht vieles mit Humor nehmen könnten und vor allem immer gut improvisieren könnte und vor allem: alle so nehmen wie sie sind. Da liegt die große Stärke in diesem doch recht unaufgeregten Kinderbuch. Im Grunde geht es um das Fremde, dass einem Nahe kommt und man diesem eher mit Neugier als mit Abstoß begegnen sollte.
Im Mittelpunkt stehen dabei Jonas, der die Nachmittage bei seinem Großvater verbringt und deren neue Nachbarn, die Petrellis. Eignet sich besonders gut für Vorschüler:innen, denn es klingt so manches Mal an, dass Jonas bald in die Schule kommt genauso wie Elisa Petrelli.
Nett zum Vorlesen und reichlich bunt und schön bebildert von Christian & Fabian Jeremies. Ich war ja in der Tat schockverliebt in die tollen Illustrationen und wirklich super wie zahlreich und passend sie sind. Der Text ist gut strukturiert und hat auch eine gewisse Vokabularbreite was ich bei Vorschul-Vorlesebüchern immer sehr gut finde. Hier hat Maren von Klitzing sehr gute Arbeit geleistet!
Es ist ein Auftaktband und wird im kommenden Jahr (2023) mit der Einschulung von Jonas und Elisa weitergeführt!

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Veröffentlicht am 06.10.2022

Weiblichkeit in der Gegenwart Südkoreas

Miss Kim weiß Bescheid
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Oft ist die Leserschaft enttäuscht, wenn nach einem Knallerroman ein neues Buch folgt und die Erwartungen nicht erfüllt werden. Hier bei, Cho Nam-Joo, ist es überraschend anders herum. Ich war begeistert ...

Oft ist die Leserschaft enttäuscht, wenn nach einem Knallerroman ein neues Buch folgt und die Erwartungen nicht erfüllt werden. Hier bei, Cho Nam-Joo, ist es überraschend anders herum. Ich war begeistert von ihrem Debüt ‚Kim Jiyoung’ geboren 1982’und finde die Kurzgeschichtensammlung ist qualitativ besser. Klar, ein Roman ist schlecht mit einer Kurzgeschichtensammlung vergleichbar, aber die Geschichten sind einfach gut auf den Punkt!
In ‚Miss Kim weiss Bescheid‘ sind 8 Kurzgeschichten versammelt, die allesamt weibliche Protagonistinnen haben, unterschiedlichen Alters von jung bis alt, in den verschiedensten Situationen, seinen es Teenager, Mütter oder gar Großmütter. Alle spielen in der Gegenwart Südkoreas und beleuchten den Alltag der Mädchen & Frauen dieser sehr traditionellen Gesellschaft. Ein Einblick der unverstellt ist und offenlegt wie sich Weiblichkeit in Südkorea anfühlt.
Diese Geschichten sind sehr individuell und erzählen jeweils ein Einzelschicksal, aber sie stehen stellvertretend für den Aufschrei der Feministinnen in Südkorea. Es geht um den Blick der einzelnen Frauen auf die Situationen und der gesellschaftliche Umgang mit ihnen. Es bedrückend einen wie sturr hier in anachronistischen Verhaltensweisen verharrt wird, nur der eigenen Dominanz willen. Hier werden Themen wir Cybermobbing durchdekliniert, Carearbeit, unterdrückte Frauen, mentale Gewalt, Frauen die sich nicht Verwirklichen können und am Ende bleibt die große Frage nach dem Lebensglück und wie sie zu erzielen ist.
Es hört sich alles schwerer an als es geschrieben ist. Der Ton ist fast leise, sehr asiatisch und mitdenken hilft. Eine tolle Art der Erzählkunst mit der uns Cho Nam-Joo beglückt! Natürlich großartig aus dem Koreanischen übersetzt von Inwon Park. Das macht das Lesevergnügen auf Deutsch noch besser!

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Wo ist die Menschlichkeit geblieben?

Unsre verschwundenen Herzen
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Endlich gibt es wieder ein neues Buch der Autorin Celeste Ng. Sie schrieb ‚Was ich euch nicht erzählte‘ und ‚Kleine Feuer überall‘ (sogar als Mini-Serie verfilmt). Nun folgt ‚Unsre verschwundenen Herzen‘ ...

Endlich gibt es wieder ein neues Buch der Autorin Celeste Ng. Sie schrieb ‚Was ich euch nicht erzählte‘ und ‚Kleine Feuer überall‘ (sogar als Mini-Serie verfilmt). Nun folgt ‚Unsre verschwundenen Herzen‘ (O-Ton: Our missing hearts) und auch hier trifft die Autorin wieder einen Nerv der Zeit.
Im Mittelpunkt steht der 12jährige Noah – genannt Bird. Er lebt mit seinem Vater Ethan, ein Etymologe, der nun Bibliothekar in Harvard ist. Seine Mutter Margaret ist seit 3 Jahren verschwunden. Vater und Sohn sprechen kaum über sie und meiden mit anderen über sie zu sprechen. Schuld ist der in diesem dystopischen Zukunftsszenarion geschaffene PACT, ein amerikanisches Patriotsgesetzt, dass sich den Werten und Traditionen des amerikanischen Volkes verschrieben hat und vor allem asiatisch-stämmige Amerikaner diskriminiert. Somit trifft es: Margaret und Bird. Und dann in diesem tristen Leben flattert Bird ein Brief seiner Mutter ins Haus und er macht sich auf die Suche nach ihr.
Ein so packender Roman habe ich lange nicht gelesen! Sehr überzeugend stellt Celeste Ng hier eine nahe Zukunft auf die Beine, bei der sich mir die Nackenhaare hochstellen, denke ich an die Aktualität und der nahezu unweigerlichen Logik von Teilen dieses Buches. Besonders hervorragend ist es der Autorin gelungen hier große Themen der Gesellschaft, wie Rassismus, Unterdrückung, Meinungsfreiheit, Humanität und Zäsur zu paaren mit der Aufarbeitung einer Mutter-Sohn-Beziehung, die stark unter äußeren Einflüssen leidet. Auch der Bruch im Erzählen von Bird hin zu Margaret im Laufe der Geschichte macht das erzählte spannend mit dem veränderten Blickwinkel. Ohnehin ist Ngs Sprache klar und wenig gefühlsduselig, aber doch auch poetisch.
Ein weiteres Lob gebührt der Übersetzerin Brigitte Jakobeit, die das ganze wunderbar aus dem Englischen ins Deutsche brachte.
Fazit: Ein fesselnder Roman, der auf jeden Fall ein Lese-Highlight dieses Jahres 2022 ist!

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Der blaue Drache bringt Gefahr ins Haus

City of Dragons (Band 1) - Der Sturm erwacht
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Wessen Kinder Comics und Mangas lieben, werden diese Graphic Novel begeistert zur Hand nehmen! ‚City of Dragons – Der Sturm erwacht‘ ist rundum gelungen. Nicht nur sind die Graphiken und Illustrationen ...

Wessen Kinder Comics und Mangas lieben, werden diese Graphic Novel begeistert zur Hand nehmen! ‚City of Dragons – Der Sturm erwacht‘ ist rundum gelungen. Nicht nur sind die Graphiken und Illustrationen perfekt auf den Text abgestimmt und besonders phantasievoll zu Papier gebracht von Vivian Truong. Die Geschichte selbst ist auch voll von spannenden Wendungen, mutmachenden Augenblicken und eine Hommage an die Freundschaft und natürlich mit Humor gespickt. Da gibt es beide Daumen hoch von allen Familienmitgliedern für Jaimal Yogis.
Nun aber noch ein bisschen mehr über die Geschichte selbst.: Es geht um die Protagonistin Grace, die ihren Vater an Krebs verlor und nun mit ihrer Mutter zum neuen Mann Hank nach Hongkong zieht. Dort trifft Grace auf neue Freunde: den nerdingen IT-afinen Ramesh, die hübsche Kampfsportlerin Jing und den Alleswisser James, der im Waisenhaus groß geworden ist. Diese neuen Freunde stiften sie an die Schule zu schwänzen und so kommt Grace zu einer Wahrsagerin, die ihr statt Geld abzuknöpfen ein blaues Ei gibt. Ein Drachenei und als dieser Drache schlüpft, erinnert sie sich an Geschichten, die ihr verstorbener Vater erzählt hat vom gelben Kaiser und seinen Feinden. Und mit diesem blauen Drachen Nate gerät Grace in Gefahr und findet zugleich Unterstützung von ihren neuen Freunden.
Erschienen ist dieses tolle Buch im Loewe Graphix Verlag, eine neue Sparte des Loewe Verlag, der vielversprechende Graphic Novels für Kinder auf den Markt bringt.
City of Dragons ist mit einer Altersangabe von 11 Jahren aus meiner Sicht recht alt. Ich finde es auch bestens geeignet für Kinder, die das Lesen gelernt, aber es noch nicht lieben gelernt haben! Hier steckt eine Chance für Grundschüler:innen drin! Es ist sachte illustriert und wird nie kritisch aus meiner Sicht.

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