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Veröffentlicht am 30.11.2022

temporeicher Auftakt der Banken-Thriller-Reihe um Laura Jacobs

Die Filiale
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Laura Jacobs arbeitet als Wertpapierberaterin in der BWG-Filiale in der Koppenstraße in Berlin.
Nachdem sie einen Banküberfall verhindern konnte, erhält sie kurz darauf von ihrem Arbeitgeber die Kündigung ...

Laura Jacobs arbeitet als Wertpapierberaterin in der BWG-Filiale in der Koppenstraße in Berlin.
Nachdem sie einen Banküberfall verhindern konnte, erhält sie kurz darauf von ihrem Arbeitgeber die Kündigung des Mietvertrages ihres Hauses.
Den Anwohnern der ganzen Siedlung wurde gekündigt, denn die Bank will das komplette Grundstück verkaufen. Das wollen die Bewohner natürlich verhindern und Laura gerät dabei in große Gefahr.


Meine Meinung:
"Die Filiale" ist der Auftakt der Thriller-Reihe um die Bankangestellte Laura Jacobs.
Laura ist eine taffe Frau, doch manchmal leidet ihr Selbstbewusstsein. Mehrmals hätte ich sie schütteln können, weil sie - obwohl sie eh schon in der Bredouille steckt - allen blind vertraut.
Und vor allem: wenn ich bemerke, dass ich angeblich etwas Kriminelles gemacht habe - in ihrem konkreten Fall: Gelder überwiesen - dann spreche ich mit den höchsten Chefs UND gehe sofort zur Polizei, um Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Unglaublich und unfassbar, dass sie glaubt, es selbst richten zu können, ohne dass jemand irgendwas merkt. Einfach nur zum Kopfschütteln.
Es war aufregend zu verfolgen, wie Laura in immer mehr Probleme schlittert, aber oft auch gute Ideen zur Lösungsfindung hat; und überhaupt rund um den Grundstücksverkauf immer mehr dubiose und unerklärliche Dinge geschehen.

Die Auflösung hat mich jetzt nicht besonders überrascht, der Showdown war dann etwas zu schnell und einfach.
Ein kleiner Cliffhanger macht jedenfalls neugierig auf den nächsten Band.

Als ehemaliger Banker kennt sich Veit Etzold natürlich mit den Themen Banken, Finanzierung, Kredite, Wertpapiere usw. besonders gut aus. Leider waren es für meinen Geschmack zu viele detaillierte Banken-Insider-Infos bzw. Vokabular; v.a. die kleinen 'Banken-Witzchen' haben das Ganze etwas in die Länge gezogen, da wäre mMn ein bisschen weniger besser gewesen.
Aber insgesamt ist die Story spannend zu verfolgen; die Themen Insiderhandel, Kryptowährung, Dark Web und natürlich die perfiden Machenschaften der sog. Mächtigen und deren Gier sind interessant und faszinierend.


Fazit:
Temporeicher Banken-Thriller mit einer Protagonistin, die sich gegen alle Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt, auch wenn sie manchmal unrealistisch agiert. Etwas weniger Banken-Vokabular hätte dem Lesefluss gut getan.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Mord mit Ankündigung: #inkürzetot

Stille blutet
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Es beginnt mit der Nachrichtensprecherin Nadine Just: Sie sagt vor laufender Kamera ihren Tod an, der kurz darauf auch eintritt: Sie wird nach der Sendung von ihrer Redakteurin und ihrem Ex-Freund Tibor ...

Es beginnt mit der Nachrichtensprecherin Nadine Just: Sie sagt vor laufender Kamera ihren Tod an, der kurz darauf auch eintritt: Sie wird nach der Sendung von ihrer Redakteurin und ihrem Ex-Freund Tibor Glaser tot in ihrer Garderobe aufgefunden, mit durchgeschnittener Kehle.
Kurz darauf werden auch ein Blogger, ein Youtuber und ein Kulturkritiker tot aufgefunden - ebenfalls mit der Ankündigung der gewaltsamen Tode auf deren Sozialen Medien.
Wie hängen diese Morde zusammen?


Meine Meinung:
"Stille blutet" ist der Auftakt der neuen Thriller-Reihe von Ursula Poznanski, die in Wien spielt und in deren Mittelpunt die junge Ermittlerin Fina Plank steht.
Ursula Poznanski überzeugt wieder durch einen mitreißenden Schreibstil, deren Sog sich man nicht entziehen kann.
Der Plot selbst ist innovativ und spannend, denn wie kann es sein, dass Medien"stars" ihren eigenen (gewaltsamen) Tod ankündigen und dann tatsächlich kurz darauf tot sind?

Allerdings haben die Ermordeten polarisiert: sie haben kein Blatt vor den Mund genommen, und Nadine Just hat sogar oft unter der Gürtellinie kritisiert. Nachvollziehbar, dass sich viele Menschen über deren Tod freuen. Doch was ist der wahre Grund für die Taten?
Man bekommt viele Personen präsentiert, aber der Hauptverdächtige der Polizei fällt für den Leser sofort raus, denn zumindest für die Tatzeit des Mordes an Nadine hat er ein Alibi. Doch immer mehr Beweise deuten eindeutig auf Tibor als Täter hin.
Die Auflösung war dann wirklich total überraschend.
Auch gibt es neben der erzählenden Geschichte kurze Kapitel aus Sicht eines Dritten, in ich-Form geschrieben, der einen Toten in diese Mordserie schummelt. Wer ist diese Stimme aus dem Off, und was hat sie noch vor? Jedenfalls enden diese kleinen Einspielungen mit einem Cliffhanger, sodass man Neugierde auf den nächsten Teil bekommt.

Leider gibt es in diesem Thriller die typischen Klischees, die mir persönlich nicht gefallen, da schon zu 'abgelutscht': die kleine dicke Polizistin, die von ihrem Kollegen nicht ernst genommen wird und der sie schikaniert, wo es nur geht. Und sie kann sich nicht behaupten. Allerdings ist SIE vif und hat eine gute Kombinationsgabe, während ER Scheuklappen aufhat (Klar, wenn man einen Täter präsentiert bekommen hat, auf den alles deutet, warum dann noch in andere Richtungen ermitteln?) Das hat leider etwas genervt.

Sehr gut hat mir hingegen gefallen, wie die Gefahren von Social Media hier aufgezeigt werden: der Hashtag #inkürzetot geht viral und erschwert die Ermittlungsarbeit der Polizei ungemein, weil man nur mehr schwer herausfiltern kann: was ist ernst gemeint, was sind schlechte Scherze und was wurde nur mit diesem Hashtag versehen, um mehr Klicks zu bekommen?

Es werden auch sämtliche typischen Wiener Kaffeehäuser bzw. Restaurants im Laufe der Geschichte aufgezählt; man schlendert auch bildlich durch Wien, was mir sehr gut gefallen hat, besonders eben, wenn man die Örtlichkeiten kennt.
Nur dass die Autorin erwähnt, dass auf den Wiener Straßen Pferdeäpfel von den Fiakerpferden herumliegen, hat mir so gar nicht gefallen, denn das tut es eben nicht mehr, seit es die sog. Pooh-Bags verpflichtend gibt - und das schon seit fast 20 Jahren.


Fazit:
Neuartiger, spannender Plot mit hohem Spannungsbogen, allerdings etlichen Klischees und einem Cliffhanger, der neugierig auf den nächsten Band macht.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

ein klischeehafter Weihnachts-Unterhaltungsroman über deutsch-türkische Kulturunterschiede

Ein Alman feiert selten allein
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Elif, die als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland großgeworden ist, feiert zum ersten Mal "richtige" Weihnachten: mit der Familie ihres deutschen Freundes Jonas.
Elif hatte bis jetzt Weihnachten ...

Elif, die als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland großgeworden ist, feiert zum ersten Mal "richtige" Weihnachten: mit der Familie ihres deutschen Freundes Jonas.
Elif hatte bis jetzt Weihnachten immer gerne gefeiert, denn ihre Eltern haben den Kindern zu liebe auch immer typisch deutsche Feste gefeiert.
Doch schon die Weihnachtseinladungen von Jonas' Eltern im September (!) sowie die dazugehörige WhatsApp-Planungsgruppe lassen Elif erahnen, dass dieses Weihnachten kein besinnliches Fest wird...


Meine Meinung:
Die Geschichte ist natürlich extrem überzogen und strotzt nur so vor Klischees: aber genau das macht die Unterhaltung und den Humor aus. Mal extrem die Unterschiede zwischen deutschen und türkischen Familien und deren Lebensweisen vorgezeigt zu bekommen. Und wer kann das besser, als eine Deutsch-Türkin, die ihre Lebensgeschichte in einen Roman verpackt?

Man leidet mit Elif wirklich mit, denn ihre bisherigen Vorstellungen von Weihnachten waren diese: "Ein organisatorisches Kinderspiel. Drei Tage, ein Baum, viele Geschenke". Doch Familie Neubauer übertreibt es bezüglich Weihnachten in jeder Hinsicht: Einladungen im September, selbstverständlich auch dann schon eine Weihnachtsfeier-Planungsgruppe per WhatsApp, in der alle Familienmitglieder, die zu Weihnachten eingeladen sind, mitmischen müssen. Jeder erhält eine Aufgabe, und der 24. Dezember ist minütlich durchgetaktet.
Sehr überspitzt und skurril, denn ich kenne keine Familie, die SO feiert, daher war diese Darstellung für mich eher unglaubwürdig - Oder gibt es solche Menschen/Familien tatsächlich? ;)

Auch wurden die Kulturunterschiede oft aufs Korn genommen, meist von Onkel Georg, und Elif lässt alles über sich ergehen, wofür ich sie manchmal einfach nur hätte schütteln können und fragen: Warum bist du nicht du selbst? (Zumindest in abgeschwächter Form?) Man muss sich ja nicht komplett verstellen, um der Schwiegerfamilie zu gefallen, oder alles wortlos über sich ergehen lassen. Ebenso wie sie sich von Jonas' Schwester Bianca mobben lässt und sich nicht wehrt bzw. rechtfertigt.
Aber das schöne ist, Elif wird selbstbewusster (und somit mutiger) und die anderen entwickeln sich ebenso weiter.

Ansonsten hat diese aufgebauschte Darstellung der Kulturunterschiede und eines extremen Weihnachtsfestes genau die richtige Menge Humor rübergebracht, um einfach mal abzuschalten und sich köstlich unterhalten zu lassen und große Vorfreude auf das schönste Fest des Jahres zu bekommen.
Gerne hätten es auch mehr als die etwas mageren 189 Seiten sein können.


Fazit:
Ein unterhaltsamer, aber klischeebehafteter Roman über die schönste Zeit des Jahres sowie anhand dessen die deutsch-türkischen Kulturunterschiede aufgezeigt werden. Sehr überspitzt, aber humorvoll.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

historischer Wien-True Crime mit zwei taffen Protagonistinnen

Leopoldine Spielvogel und die Leiche im Kornfeld
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Wien, 1922. An einem heißen Sommertag im Juli werden in einem Kornfeld in Simmering Leichenteile gefunden. Doch der Kopf fehlt. Die Obduktion ergibt, dass es sich um einen ca. 60-jährigen Mann handelt.
Kann ...

Wien, 1922. An einem heißen Sommertag im Juli werden in einem Kornfeld in Simmering Leichenteile gefunden. Doch der Kopf fehlt. Die Obduktion ergibt, dass es sich um einen ca. 60-jährigen Mann handelt.
Kann dies der verschwundene Nachbar der Großmutter von Kriminalreporterin Leopoldine Spielvogel sein?
Gemeinsam mit ihrer Freundin, der Krankenschwester Antonia Nawratil, nimmt sie die Recherche auf und ist der Polizei immer eine Spur voraus.


Meine Meinung:
Der historische Roman von Gabriele Hasmann und Kristin Allmenröder entführt uns ins Wien der 1920er Jahre.
Die Geschichte überzeugt durch lebendige und spritzige Dialoge, und Leopoldine Spielvogel ist eine starke Frau, die auch für die Rechte der Frauen zur damaligen Zeit was erreichen will. Auch ihre Freundin Antonia ist sympathisch und taff.
Besonders schön ist, dass viele Geschehnisse und Persönlichkeiten der damaligen Zeit in die Story integriert sind, was die Geschichte noch authentischer macht; allerdings waren mir die Details stellenweise zu viel.
Man erfährt über das damalige Leben in Wien, über Spiritismus (Seancen waren damals sehr beliebt) und v.a. auch über die Kämpfe der Frauen für mehr Rechte und Selbständigkeit.

Der Fall selbst ist eher ruhig und die Auflösung ist jetzt nicht überraschend, das ergibt sich aber aus dem wahren Fall. Ich finde nur schade, dass dies im Buch nirgends erwähnt wird. Wäre es kein True Crime, hätte mich die Auflösung etwas enttäuscht.
Ich könnte mir jedoch gut weitere Fälle mit Leopoldine und Antonia vorstellen.


Fazit:
Ruhiger historischer Krimi, der auf wahren Tatsachen basiert, mit zwei taffen Protagonistinnen.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

eine nigerianische Freundschaftsgeschichte

Freundin bleibst du immer
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Die drei Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab treffen nach vielen Jahren anlässlich der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny in Lagos erstmals wieder aufeinander.
Die drei haben sich während des Studiums ...

Die drei Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab treffen nach vielen Jahren anlässlich der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny in Lagos erstmals wieder aufeinander.
Die drei haben sich während des Studiums in den 80er Jahren kennengelernt und trotz unterschiedlicher Herkunft, Religion und Charaktere haben sie sich, nach anfänglichen Schwierigkeiten, angefreundet; dann jedoch aus den Augen verloren.
Dieses Buch erzählt die Geschichte der drei Frauen.


Meine Meinung:
Es wird abwechselnd aus Sicht von Enitan, Zainab und Funmi berichtet; man erfährt viel über deren aktuelle Leben.
Enitan ist mit einem Oyinbo (einem Weißen) in dessen Heimat Amerika ausgewandert; und zwar ohne ihren beiden Freundinnen davon zu erzählen. Sie lebt aber derzeit getrennt von ihm in N.Y. und reist mit ihrer Tochter Remi zur Hochzeit an.
Zainab hat gegen den anfänglichen Willen ihres Vaters dessen jungen Arbeitskollegen geheiratet, der nach einem Schlaganfall nun pflegebedürftig ist.
Und Funmi hat ihre große Liebe verloren und dann einen reichen Geschäftsmann geheiratet, der ihr ein Leben in Luxus bietet.

Die drei Frauen können unterschiedlicher nicht sein, sowohl von Herkunft und Stand, als auch Religion; aber vor allem sind die drei natürlich total unterschiedlich in ihrem Charakter. Besonders Funmi ist eitel und egoistisch - dass diese überhaupt eine Freundin geworden ist, hat mich gewundert. Denn der Start, v.a. zwischen Zainab und Funmi, war alles andere als freundschaftlich.
Viele Ereignisse waren wunderschön und man hat den Zusammenhalt der drei gespürt - was ja eine Freundschaft ausmacht. Zum Beispiel als Zainabs Vater gegen die Ehe mit seinem Kollegen war.
Doch dann war ich wieder verwundert, warum die schüchterne Enitan nicht mal ihren Freundinnen gegenüber ehrlich sein und sich ihnen öffnen kann. Stattdessen haut sie ohne ein Wort ab nach Amerika. Kein Wunder, dass Zainab jahrelang nicht mit ihr sprechen will (was ich dann aber auch übertrieben fand.)

Aber nicht nur das Thema Freundschaft, auch Ehe, Familie und Mutter-Tochter-Beziehung wird thematisiert.
Und natürlich erfährt man viel über die nigerianische Kultur und Lebensweise. Vielleicht konnte ich auch deshalb vieles nicht nachvollziehen, denn diese Kultur ist natürlich ganz anders als unsere westliche.
Schon allein die Beschreibung der Hochzeit - was da für ein übertriebenes und pompöses 'Theater' aufgeführt wird. ;)

Alles in allem hat mich die Geschichte jedoch sehr gut unterhalten, die nigerianische Lebensweise war sehr interessant für mich, auch wenn alles etwas tiefgründiger hätte sein können.
Am Ende gibt es ein hilfreiches Glossar mit den im Buch vorkommenden nigerianischen Wörtern und Ausdrücken.


Fazit:
Eine interessante und kurzweilige Geschichte über drei nigerianische Freundinnen; wobei ich deren Freundschaft teilweise etwas befremdlich und kühl fand. Interessant und spannend fand ich, was man über die nigerianische Kultur und Lebensverhältnisse erfährt.

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