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Veröffentlicht am 06.07.2017

Die Vergangenheit ist noch nicht vorbei

Heimläuten
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In dem kleinen Ort Wickenrode ist Karl Wagner 1938 mit der Axt hinter seinem Schwiegersohn Johann her. Albrecht Schneider sorgt dafür, dass Johann nichts geschieht und lässt ihn bei sich auf der Küchenbank ...

In dem kleinen Ort Wickenrode ist Karl Wagner 1938 mit der Axt hinter seinem Schwiegersohn Johann her. Albrecht Schneider sorgt dafür, dass Johann nichts geschieht und lässt ihn bei sich auf der Küchenbank schlafen. Am frühen Morgen entdeckt Schneider einen Toten vor seiner Türe. Es ist Wagner mit der Axt im Kopf. Karl sorgt dafür, dass Johann flieht, denn ihm ist klar, was sonst geschehen wird.
Edgar Brix kehrt 1964 nach Wickenrode zurück, um die lange leerstehende Praxis seines Vaters zu übernehmen. Der jüdischen Familie Brix war gerade noch die Flucht in die USA gelungen. Ihr Besitz wurde von den Nazis enteignet und nun nach so vielen Jahren rückübereignet. Ihm ist bewusst, dass sein Vater die Rückkehr nicht gutgeheißen hätte. Etwa ein halbes Jahr später, wird er vom Schäfer Nathan Gunkel zu einem Toten am Waldrand gerufen. Es erinnert einiges an den ungeklärten Mord von 1938.
Brix macht sich mit Albrecht Schneider daran, dien Todesfällen nachzuspüren.
Es ist nicht immer ganz einfach, dieses Buch zu lesen, denn viele Dialekt stört den Redefluss.
Gut gefallen haben mir dagegen die beiden Ermittler. Der Vater von Brix wurde bereits 1938 angefeindet, weil er Jude war. Sein Sohn ist natürlich durch die Situation und die Flucht geprägt. Aber dadurch hat er auch eine gute Ausbildung in USA genossen. Ihm ist bewusst, dass sein Vater die Rückkehr nicht gutgeheißen hat. So richtig wohl fühlt sich Edgar in dieser altertümlichen Landarztpraxis auch nicht. Der Landwirt Albrecht Schneider ist inzwischen 70 Jahre alt. Während der Nazizeit hat er sich nicht auf die Seite der Nazis geschlagen wie die meisten anderen. Auch weiß er wohl mehr über den Mordfall von 1938 als die meisten. Doch haben die beiden Mordfälle etwas miteinander zu tun?
Obwohl die Geschichte ruhig erzählt wird, hat sie mich durch die besondere Atmosphäre gefangen genommen und es wird dann auch immer spannender.
Ein interessanter und spannender Krimi.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Hinrichtung

Hinrichtung
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Früh am Morgen werden die Bewohner von Cormons durch Glockenläuten geweckt. Als sie schauen, was los ist, werden sie Zeuge einer Steinigung. Ein Mann wird von den Steinen erschlagen, die von einem LKW ...

Früh am Morgen werden die Bewohner von Cormons durch Glockenläuten geweckt. Als sie schauen, was los ist, werden sie Zeuge einer Steinigung. Ein Mann wird von den Steinen erschlagen, die von einem LKW prasseln, der per Fernbedienung gesteuert wird. Ein Fall für Commissario Bruno Vossi und sein Team. Als es einen weiteren Toten gibt, geraten sehr schnell islamische Dschihadisten in Verdacht. Aber Vossi sieht das anders. Da der Papst seinen Besuch angekündigt hat, möchte man die Mordserie vorher geklärt sehen. Der Geheimdienst des Vatikan mischen plötzlich genauso mit wie die NSA.
Der Schreibstil ist eingängig und gut zu lesen. Allerdings ist es im Laufe der Geschichte sehr schwer, die vielen Personen auseinander zu halten. Die Hauptcharaktere sind authentisch beschrieben, allen voran natürlich Bruno Vossi, der sympathisch ist und ein besonnener Ermittler. Damit er sich auf seine beruflichen Verpflichtungen konzentrieren kann, umsorgt ihn seine Frau Jelena liebevoll und macht auch hin und wieder eine Bemerkung, die ihn nachdenklich macht.
Aktuelle politische Themen, geschichtliche Aspekte und Religionskonflikte sind neben dem Kriminalfall weitere Aspekte, die in diesem Buch behandelt werden. Diese Themen sind neben lokalen Besonderheiten sehr gut in die Handlung eingebaut und machen nachdenklich. Dabei kam die Spannung ein wenig zu kurz.
Ein vielschichtiger Krimi.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Missbraucht

K - Kidnapped
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Vor Jahren wurde Kit Lannigan entführt und lebte als Beth mit ihrem Entführer und seiner Frau zusammen. Nach fünf Jahren wurde sie befreit. Nun ist sie einundzwanzig, nennt sich Kick und fühlt sich in ...

Vor Jahren wurde Kit Lannigan entführt und lebte als Beth mit ihrem Entführer und seiner Frau zusammen. Nach fünf Jahren wurde sie befreit. Nun ist sie einundzwanzig, nennt sich Kick und fühlt sich in ihrem Leben sicher. Doch dann taucht Bishop auf und will, dass sie ihn dabei unterstützt, vermisste Kinder aufzuspüren. Er lässt Kick nicht wirklich eine Wahl.
Der Prolog ist faszinierend und erschütternd. Denn Kit wurde nicht nur entführt, sie muss auch immer wieder Aufnahmen machen, die dann an Pädophile verkauft werden. Kein Wunder ist es da, dass sich Kick nun zu einer Kampfmaschine entwickelt. Nur stellt sich heraus, dass ihr das nicht wirklich hilft und sie gar nicht so stark ist wie sie sich sieht. Sie hat ihre Gefühle immer noch nicht unter Kontrolle und ist sehr aggressiv. Obwohl ich Mitgefühl für sie habe, ist sie mir nicht sympathisch. Ihre Mutter Paula hat die Bekanntheit von Kick zum eigenen Vorteil ausgenutzt, statt ihrer Tochter eine Hilfe und Stütze zu sein. Nur mit James verbindet Kick einiges und nur ihm gegenüber zeigt sie Gefühle. Dass sie ihrem Entführer Mel gegenüber so viel Mitgefühl zeigt, ist unverständlich und doch normal und unter Stockholm-Syndrom bekannt.
Bishop ist ein undurchsichtiger Mensch, der die richtigen Knöpfe drückt, um Kick in seine Suche einzuspannen.
Die Suche von Kick und Bishop ist schwierig und gefährlich. Obwohl recht schnell klar ist, wohin die Reise führt, ist die Geschichte doch spannend. Am Ende bleiben einige Fragen offen, die wohl erst in einem weiteren Band geklärt werden.

Veröffentlicht am 26.06.2017

Eine ergreifende Geschichte

Die Liebe in diesen Zeiten
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Wenige Minuten nachdem der Krieg erklärt wurde, hat sich Mary North als Freiwillige verpflichtet. Sie hatte bestimmte Vorstellung davon, was sie nun erwartet, aber dann muss sie feststellen, dass sie als ...

Wenige Minuten nachdem der Krieg erklärt wurde, hat sich Mary North als Freiwillige verpflichtet. Sie hatte bestimmte Vorstellung davon, was sie nun erwartet, aber dann muss sie feststellen, dass sie als Hilfslehrerin Dienst tun muss. Doch wider Erwarten gefällt ihr gefällt das Unterrichten. Aber bei der Evakuierung der Kinder erfährt sie, dass man sie nicht mehr will. Wenig später lernt sie Tom kennen, der bei der Schulbehörde arbeitet. Sie mag ihn, aber sie möchte auch seine Hilfe, um wieder unterrichten zu können. Aber als sie Toms Freund Alistair kennenlernt, fühlt sie sich auch zu ihm hingezogen. Der jedoch hat sich freiwillig gemeldet und zieht in den Krieg. Mary und Alistair bleiben brieflich aber in Kontakt.
Anhand des Titels hatte ich eine Liebesgeschichte erwartet, doch das Buch bietet so viel mehr, denn die Liebe steht nicht im Vordergrund. Es ist eine Zeitgeschichte, die das Schreckliche des Krieges beschreibt und wie die Menschen in versucht haben zu überleben und nicht an den Grausamkeiten zugrunde zu gehen. Das alles ist sehr erschütternd.
Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen. Die Erzählperspektiven wechseln, so dass man ein gutes umfassendes Bild bekommt.
Die Charaktere sind sehr authentisch beschrieben. Mary ist ein Mädchen aus gutem Haus. Sie weiß, dass die Familie es nicht billigen wird, dass sie sich freiwillig meldet und geht geschickt vor, das ihr keine Knüppel in den Weg geworfen werden können. Sie ist jung und hat keine Ahnung vom Leben und so naiv verhält sie sich anfangs auch. Aber die Umstände bringen sie dazu, sich zu ändern und sie entwickelt sich zu einer jungen Frau, die auch Verantwortung für andere übernimmt. Mir hat es gefallen, wie sie sich um den kleinen schwarzen Jungen Zachary kümmert, der unter Rassismus zu leiden hat. Marys sympathische Freundin Hilda steht mit beiden Beinen auf dem Boden und ist Mary eine wirklich gute Freundin. Tom ist ein Mensch, der nicht so recht von dieser Welt ist; er ist ein wenig verträumt und so ganz anders als sein Freund Alistair, der immer weiß, was er will. Mary liebt beide Männer, aber ihre Gefühle für Alistair sind tiefer.
Eine berührende Geschichte in schrecklichen Zeiten, die mir sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 22.06.2017

Bestimmen unsere Gene, ob wir zum Mörder werden?

Infernale (Band 1)
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In den USA werden die Menschen auf HTS (Homicidal Tendency Syndrome) getestet. Für alle die positiv sind, die also dieses vermeintliche Mördergen haben, verändert sich ihr Leben damit von jetzt auf gleich. ...

In den USA werden die Menschen auf HTS (Homicidal Tendency Syndrome) getestet. Für alle die positiv sind, die also dieses vermeintliche Mördergen haben, verändert sich ihr Leben damit von jetzt auf gleich. Auch Davy ist betroffen. Sie muss die Schule wechseln und ihre Freunde distanzieren sich von ihr. Selbst ihre Eltern ziehen sich zurück und lassen sie allein mit ihren Ängsten.
Der Schreibstil ist packend und angenehm zügig zu lesen.
Kann es seine, dass unsere Gene bestimmen, ob wir zum Mörder werden oder nicht? Gilt nicht mehr, dass uns Umfeld und Erziehung mit prägen?
Davy ist behütet aufgewachsen in einem wohlhabenden Elternhaus. Aber sie war schon immer anders, denn obwohl sie nie Unterricht hatte, konnte sie schon sehr früh eine Reihe von Musikinstrumenten spielen. Sie hatte immer Musik im Kopf. Aufgrund ihrer Begabung schien ihr Weg vorgezeichnet. Obwohl die Schule noch nicht abgeschlossen ist, hatte sie schon einen Platz an der Juilliard sicher.
Bei der Behörde, die nun für sie zuständig ist, begegnet sie Sean. Er ist als besonders gefährlich markiert.
Ich kann Davys Zweifel und Ängste gut nachvollziehen. Dennoch kann ich sie manchmal nicht verstehen. Einerseits sieht sie sich selbst nicht wirklich als Mörderin, dennoch nagen Zweifel an ihr, weil aus von allen Seiten so berichtet wird. Andererseits hat sie ihre Vorurteile anderen gegenüber. So sieht sie Sean von Anfang an als gefährlich, obwohl sie nichts über ihn weiß. Obwohl sie noch jung ist, hatte ich erwartet, dass sie die ganze Situation auch mal kritisch hinterfragt. Aber sie ist sehr mit sich beschäftigt.
Sean hat eine schwere Kindheit hinter sich. Er wirkt unnahbar und seine Kennzeichnung macht ihn bedrohlich, dabei ist er ein sympathischer junger Mann, der weiß, wer er wirklich ist. Er hat immer ein Auge auf Davy und sorgt sich um sie. Aber auch der begabte Gil ist ein sympathischer und besonnener Junge.
Schlimm fand ich, dass die Eltern ihre Tochter so schnell abgeschrieben haben. Nur Mitchell, Davys Bruder und das schwarze Schaf der Familie, fühlt mit und spendet Zuspruch.
Es ist ein bedrohliches Szenario, das hier dargestellt wird und es zeigt, wie schnell man ein Leben zerstören kann.
Nun warte ich auf den zweiten Band, denn ich will unbedingt wissen, wie es Davy und ihren Freunden weiter ergeht.