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Veröffentlicht am 20.11.2022

Sehr komplexer Fall

Tief am Grund des Sees
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Die Konstanzer Polizei hat es in diesem Krimi mit einem toten jungen Mann im Bodensee zu tun. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen IT-Spezialisten handelt, der im Auftrag der Polizei in der Gruppe ...

Die Konstanzer Polizei hat es in diesem Krimi mit einem toten jungen Mann im Bodensee zu tun. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen IT-Spezialisten handelt, der im Auftrag der Polizei in der Gruppe der Verleumdungen im Netz mitarbeitet. Doch wer ist dieser junge Mann. Seine vorgegebene Identität ist falsch und die Identifizierung schwierig. Gleichzeitig verschwindet eine fünfköpfige Familie spurlos und eine ehemalige Kollegin wird massiv im Internet bedroht. Doch haben die Fälle etwas Gemeinsames. Das gilt es für das Team von Paul Sito zu ermitteln und es liegt noch sehr viel Arbeit vor dem Team, an dem sie fast verzweifeln werden.
Tief am Grund des Bodensees von Tina Schlegel ist wirklich ein sehr tiefgründiger Bodensee Krimi. Es werden Themen angesprochen, die an sich schon Stoff für einen eigenen Krimi beinhalten, aber die Autorin hat diese Themen alle sehr geschickt verknüpft. Aufgehängt an einem Toten im Bodensee wird das Kommissariat in Konstanz noch mit dem Verschwinden einer Familie verknüpft, die aber nicht die Einzige ist, die im Laufe der Jahre verschwunden ist. Ganz geschickt wird auch noch das Thema rechte Hetze im Internet bearbeitet. Das sind die Kriminalthemen, die im Vordergrund stehen, aber im Verlauf des Falles wird die Situation der Kommissare immer stärker in den Mittelpunkt gerückt. Sie knien sich mit allem, was sie haben in den Fall und die Autorin beschreibt sehr intensiv die psychologische Situation der Kommissare und den Druck, den sie aushalten müssen. Außerdem auch die Verzweiflung, da sie keinen Ansatzpunkt finden und ihnen die Zeit der verschwundenen Familien davonläuft. Und dann ist da noch der rechte Terror im Netz, der eine ehemalige Kollegin ausgesetzt wird. Geschickt beschreibt die Autorin begleitend zu den Ermittlungen, die Situation einer eingesperrten Frau und deren Gefühle. Die Spannung wird in diesem Krimi von Seite zu Seite gesteigert und läuft zu einem spannenden Finale.
Ich finde diesen Bodensee Krimi sehr intensiv geschrieben und darin liegt für mich die hohe Spannung. Es ist nicht einfach sich durch diesen Krimi zu lesen, aber ich finde es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Abenteuer in Krakau

EAST. Welt ohne Seele
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CIA-Agent Jan Jordi Kazanski ist nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes Alkoholiker geworden und steht vor dem Abgrund. Er ist vorerst suspendiert, bekommt aber noch eine Chance. Er soll in Krakau ...

CIA-Agent Jan Jordi Kazanski ist nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes Alkoholiker geworden und steht vor dem Abgrund. Er ist vorerst suspendiert, bekommt aber noch eine Chance. Er soll in Krakau die Witwe aufspüren, da sie Nachrichten Für den Geheimdienst hat, aber seit einiger Zeit verschwunden ist. Sein freund David unterstützt die Mission, damit Kazanski nicht ganz abrutscht. Zur gleichen Zeit kommt eine Dänin in Krakau Xenia Pizlo Larsen, die im gleichen Hotel wie Kazanski abgestiegen ist. Nach einer Weile bemerkt Kazanski, dass Xenia ebenfalls auf der Suche nach der Witwe, doch für wen arbeitet sie? Während die beiden sich in Krakau auf die Suche machen, hat eine Gruppe Russen einen Atomphysiker gekidnappt und wartet in der Ukraine auf Nachrichten, um den Professor gewinnbringend zu veräußern. Auch hier ist die Witwe beteiligt. Es beginnt ein Wettlauf, um die Frau zu finden. Doch wer wird das Rennen machen?
„EAST - Welt ohne Seele“ von Jens Henrik Jensen ist ein Thriller, der in der Agentenwelt spielt und die Lager, Ost und West, in Konkurrenz beschreibt. Aber es ist nach dem Fall des Eisernen Vorhangs noch eine weitere Mannschaft im Spiel; die russische Mafia. All das ist ein Mix, der sehr spannend verwoben worden ist. Eigentlich sind es gar vier Mannschaften, die in diesem Spiel spielen, der amerikanische und russische Geheimdienst, Europol und die russische Mafia. Alle spielen nach den Spielregeln dieser ominösen Witwe. Dieses Spannungsszenarium ist gut aufgebaut und zieht sich durch den Thriller. Die Hauptcharaktere Kazanski und Xenia auf der einen Seite, im Laufe des Buches kommt noch ein interessanter weiblicher Charakter dazu, und auf der anderen Seite Karpin und seine Gruppe, die sich immer weiter aufeinander zubewegen. Die Geheimdienste auf beiden Seiten sind sicherlich auf beiden Seiten zu verorten und spielen auch hier wieder mal sehr zwielichtige Rollen. Aber zurück zu Kasanski, der als übler Säufer abgestempelt wird, aber nichts von seiner Intuition verloren hat. Auch wenn dieser Typ eigentlich sehr schwergreifbar ist, habe ich durchaus Sympathie für ihn entwickelt, da er auch immer wieder lichte Momente hat und da auch seinen wirklichen Charakter zeigt. Er lässt sich weder durch Mordanschläge noch durch schöne Frauen ablenken, um seinem Ziel näher zu kommen. Das am Ende auch noch ein weiterer Baustein für ihn fällt, macht den gesamten Eindruck, den ich von ihm gewonnen habe, noch abgerundeter. Auch Xenia, die Kazanski im weiteren Verlauf des Thrillers zur Seite steht, entwickelt sich für mich im Laufe des Buches immer greifbarer. Sie, als Frau, muss dringend einen Erfolg verbuchen, um in ihrem Job ernst genommen zu werden. In diesem Punkt ähneln sich die beiden sehr. Der Böse, in diesem Fall Karpin und die russische Mafia, decken voll das Klischee ab, ein Team darzustellen, dass durch den Kriegsdienst nichts anderes beherrschen als zu morden. Der Untergang der Sowjetunion hat sie zu dem gemacht, was sie sind. Das ist mir ein bisschen zu platt, aber ich kann die Sichtweise des Karpin nachvollziehen.
Ich halte diesen Thriller für ein gutes Beispiel der Situation in der Ära der Neuordnung der Beziehungen zwischen Ost und west. Es werden sehr viele Klischees bedient, doch kommt wird menschliche hier in den Vordergrund gestellt. Deshalb fließt alles in meine Beurteilung ein und ich kann dieses Buch gut empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Ein modernes Märchen

Rapunzel will Rache
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Mira ist eine Waise, die in einem Waisenhaus in Tannenwald lebt und hofft von einer Familie adoptiert zu werden. Wegen ihrer langen blonden Haare wird sie Rapunzel genannt. Dabei trifft sie auf Diana Metternich, ...

Mira ist eine Waise, die in einem Waisenhaus in Tannenwald lebt und hofft von einer Familie adoptiert zu werden. Wegen ihrer langen blonden Haare wird sie Rapunzel genannt. Dabei trifft sie auf Diana Metternich, die Eigentümerin der hiesigen Holzfabrik, des größten und einflussreichsten Arbeitgebers in dem Ort. Sie leidet und die Aufenthalte bei Diana sind für sie Highlights. Zusammen mit ihren Freunden Torkel und Jessy verbringt sie die Zeit im Waisenhaus. Eines Tages geht sie auf den Turm der Kirche und stürzt sich auf das Pflaster. Doch das ist noch lange nicht das Ende.
„Rapunzel will Rache“ von Sebastian Thiel ist ein sehr spannender Thriller. Der Autor beschreibt die Situation aus zweierlei Perspektive mit den Bezeichnungen „vor und nach dem Ende“. Das ist schon mal sehr ungewöhnlich, aber gleich zu Beginn wird aufgeklärt, wieso es zu dieser Aufteilung kommt. Die Aufteilung macht diesen Thriller noch spannender als es schon am Anfang scheint. Es wird im Laufe der Story immer klarer, was sich in dem Waisenhaus alles abgespielt hat. Die Aufklärung ist schon sehr stark beschrieben und das Verständnis für Rapunzel nimmt immer mehr zu. Das, was sich nach dem Ende abspielt, scheint alles als sehr abwegig, doch nach und nach nahm bei mir als Leser die Sympathie für Mira zu und ebenso die Sucht nach Aufklärung. Die Hauptperson Mira/Maria/Rapunzel ist die Gute in dieser Story und dieses wird nach und nach auch immer klarer. Ihre Helfer Fayola und Joseph sind die begleitenden Engel in dieser Geschichte und fangen Mira immer wieder auf. Diana ist das genaue Gegenteil von Mira und auch das wird erst im Laufe des Thrillers immer deutlicher. In dem Rahmen, in dem Mira sympathischer wurde, erschien Diana als das absolute Böse. Ihre Rolle war zwar schon von Anfang an sehr zwielichtig, doch bis zum Ende nimmt das Ganze noch zu. Spannend ist der Thriller schon von Anfang an, doch zum Ende hin wird diese Spannung noch greifbarer.
Ich habe zu Beginn ein bisschen gebraucht, bis ich verstanden habe, was in diesem Thriller alles geschieht, doch dann bin ich von dieser Story in den Bann gezogen worden. Deshalb kann ich diesen Thriller mit gutem Gewissen empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Der Marionettenspieler

Schmerzwinter
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Zwei tote Frauen beschäftigen die Polizei in Berlin. Doch der Ermittler Jan Nygard hat andere Probleme. Er leidet seit dem Tod seiner Frau unter Gewaltausbrüchen. Auch zu seiner Tochter hat er kein gutes ...

Zwei tote Frauen beschäftigen die Polizei in Berlin. Doch der Ermittler Jan Nygard hat andere Probleme. Er leidet seit dem Tod seiner Frau unter Gewaltausbrüchen. Auch zu seiner Tochter hat er kein gutes Verhältnis. Sein Chef schickt ihn zu einer Psychologin, zu der er auch widerwillig. Anna ist neu und will Jan auch helfen, doch der hat keine Zeit wegen der unaufgeklärten Morde. Deshalb stellt Jans Chef Anna an Jans Seite, um ihn zu unterstützen. Doch auch mithilfe von Anna findet die Polizei keine Hinweise auf den Mörder. Die Morde sind vergleichbar einer früheren Serie, doch der Mörder sitzt hinter Gittern. Der Marionettenspieler bereitet weiterhin seine Opfer vor und nur langsam kommt die Polizei dem Täter auf die Spur.
Schmerzwinter von Aaron Sander ist ein Thriller, der spannendes und psychologisches Spiel zwischen einem Mörder und der Polizei beschreibt. Der Autor beschreibt die Morde sehr detailliert und auch die Taten werden sehr ausführlich beschrieben. Ein sehr interessanter Kunstgriff ist die Beschreibung aus der Sicht eines Opfers, Mareike. Hier kann sich der Leser mit dem Opfer identifizieren und so auch mitzufiebern, ob sie am Ende überlebt. Der Polizist, der ja eigentlich auf der Seite der Guten stehen sollte, lässt durch sein Verhalten allerdings immer Zweifel darüber aufkommen. Mir persönlich gefällt dieser Ermittler mit Ecken und Kanten, der auch mal ein wenig über die Stränge schlägt. Ja, auch ich glaube, dass er ein psychologisches Problem hat und daher ist die Partnerin Anna, die Kriminalpsychologin, sehr geschickt eingefädelt. Dieses Paar ist mir sehr sympathisch, da Anna Jan direkt sagt, was sie von einigen seiner Alleingänge hält und auch seine Ausraster lassen ihr berufliches Interesse an ihm immer wieder aufflammen. Manchmal habe ich den Eindruck sie kommen sich etwas näher, aber dann gehen sie wieder auf Distanz. So ist dieser Thriller auch immer wieder mit zwischenmenschlichen gespickt, die nicht nur bei den Polizisten aufblitzt, sondern auch auf der bösen Seite. Immer wieder sind auch Hinweise auf den Killer versteckt, bis die Polizisten ihm auf die Schliche kommen. Doch auch nach der Enttarnung des Mörders hat der Autor immer noch einige Überraschungen parat, der den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrechterhält und den Leser an den Thriller fesselt.
Ich halte diesen Thriller für ein sehr spannendes Beispiel dieses Genres. Die Idee, die Opfer in Marionetten zu verwandeln und sie mit einer Uhr zu verwenden, halte ich für eine interessante Idee. Für mich hat dieser Thriller Ecken und Kanten und das mag ich an Thriller. Deshalb kann ich dieses Buch sehr gut empfehlen, denn für mich war es gute und spannende Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 08.10.2022

Der Praktikant

Nur Rita raste rasanter
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Jupps Frau Inge will einen Führerschein machen, damit sie mal alleine zum Shoppen fahren kann. Dafür hat sie sich Manni in der Fahrschule angemeldet. Hier kommen allerdings auch Problemfälle zusammen. ...

Jupps Frau Inge will einen Führerschein machen, damit sie mal alleine zum Shoppen fahren kann. Dafür hat sie sich Manni in der Fahrschule angemeldet. Hier kommen allerdings auch Problemfälle zusammen. Boris und Kasim können sich nicht leiden und als Boris, Kasim beleidigt, schmeißt Manni ihn raus. Abends wird Manni dann von einem Auto überfahren und getötet. Doch für Jupp ist das nicht das einzige Übel, sondern er hat auch einen jungen Kollegen aus Schweden an seiner Seite, den er Praktikant nennt und ihn auch so behandelt. Also stürzen sich die beiden in den Fall, doch der gestaltet sich schwieriger als es auf den ersten Blick erscheint. Doch Jupp wäre nicht Jupp, wenn er nicht irgendwo einen Ansatz findet und der verbessert auch gleichzeitig das Verhältnis zwischen Ole und ihm. Doch bis dahin gilt es noch einiges, auch familiäres zu klären.
„Nur Rita rast schneller“ von Dani Wood ist wieder einmal eine sympathische Story über die Eigenarten der Saarländer und es blitzt auch manchmal deren typischer Slang durch, den ich ebenfalls sehr sympathisch finde. Ich bin mir sicher nirgendwo anders wird ein gestandener ausländischer Kripobeamter als Praktikant bezeichnet. Aber so ist Jupp nun einmal. Und nicht nur Jupp fällt der Polizeibeamte auf, auch Hasenkasten-Doris findet Gefallen an ihm und macht ihm deutliche Avancen. Auch Inge und Oma Käthe finden ihn sehr sympathisch. Wieder einmal sind neben dem eigentlichen Fall auch die familiären Entwicklungen der Backes, ein Thema. Der Mord an dem Fahrschullehrer wird so sehr nett integriert, dass man eigentlich gar nicht so richtig ernst nehmen kann, was Jupp natürlich auch tut. Erst im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass der Fall doch ein bisschen komplizierter ist als er erscheint. Doch die Aufklärung geht auch Hand in Hand mit der besseren Zusammenarbeit zwischen Jupp und Ole, was auch wieder für die Entwicklung für Jupp spricht und diesen Krimi sympathisch macht. Auch diese Geschichte ist wieder einmal eine sehr erfreuliche Sichtweise auf die Bewohner dieses Ortes, stellvertretend für das Saarland. Immer wenn ich diesen Jupp Backes vor Augen habe, schiebt sich ein gewisser Heinz Becker darüber, der für mich so das Wesen des Saarlandes darstellt.
Für mich ist dieser Krimi wieder einmal eine wohltuende Unterhaltung und ich fühle mich hier, trotz des Mordes, Ich mag diese Art der regionalen Krimis sehr gut aufgehoben und sehe immer dieses Augenzwinkern vor mir. Ein gutes Beispiel für regionale Krimis.

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