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Veröffentlicht am 26.10.2022

Eine starke und unkonventionelle Frau

Frau in den Wellen
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„Frau in den Wellen“ ist ein Roman der in Niederösterreich lebenden Autorin Beatrix Kramlovsky.

Erzählt wird die Geschichte von Joni. Sie ist verheiratet, bekommt zwei Kinder, lässt sich scheiden und ...

„Frau in den Wellen“ ist ein Roman der in Niederösterreich lebenden Autorin Beatrix Kramlovsky.

Erzählt wird die Geschichte von Joni. Sie ist verheiratet, bekommt zwei Kinder, lässt sich scheiden und überlässt ihre Kinder ihrem Exmann während sie beruflich um die Welt reist. In den 1990er Jahren ist sie damit eine Ausnahme und wird entsprechend kritisch gesehen, da es nicht der klassischen Rollenverteilung entspricht. Ihr Exmann heiratet wieder und kümmert sich liebevoll um die gemeinsamen Kinder. Auch Joni versucht diesen bei jeder Gelegenheit nahe zu sein. Aber dennoch besteht ihr Leben aus Reisen, sie ist überall zu Hause, macht erfolgreich Karriere und hat viele Freunde. Letztendlich führt ihr Lebensstil auch zu Anfeindungen, da sie sich nicht wie die typische Mutter verhält.

Joni ist eine starke Persönlichkeit. Ihr Leben ist beeindruckend und faszinierend, aber sicherlich auch anstrengend. Auf mich wirkte sie rastlos, fast ein wenig getrieben. Auch wenn ihr viel an ihrer Arbeit liegt, spürt man, dass ihre Kinder, ihre Familie bei ihr an erster Stelle stehen.

Anhand von Joni werden gesellschaftliche Themen aufgegriffen, über die es sich lohnt nachzudenken und denen Joni einfach einmal anders begegnet als allgemein erwartet wird.

Der Schreibstil der Autorin ist abwechslungsreich. Sie bedient sich verschiedener Stilmittel, wechselt die Perspektiven, schreibt mal eher nüchtern und dann wieder sehr lebendig. Mir hat das gut gefallen.

Auch wenn ich einige Kapitel benötigt habe, bis ich mich in die Handlung hineingefunden habe, für mich waren die Einblicke in Jonis leben interessant und lesenswert.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Spannend & ergreifend

Die Buchhändlerin von Paris
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„Die Buchhändlerin von Paris“ ist ein spannender und ergreifender historischer Roman von der Autorin Ellen Feldman.

Es gibt eine Menge historische Romane, die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, dessen ...

„Die Buchhändlerin von Paris“ ist ein spannender und ergreifender historischer Roman von der Autorin Ellen Feldman.

Es gibt eine Menge historische Romane, die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, dessen Folgen für die Bevölkerung und der Schicksale der Bevölkerung berichten. In diesem Roman wird dieses anhand der Buchhändlerin Charlotte, die mit ihrer Tochter Vivi aus Paris geflüchtet ist, thematisiert.

Nach einem äußerst erschreckenden Prolog, der mir die Tränen in die Augen getrieben hat, gibt es einen Zeitsprung und es geht 1954 in New York weiter. Charlotte hat ihre Vergangenheit hinter sich gelassen, sämtliche Kontakte abgebrochen und arbeitet in einem Verlag. Aber es gelingt ihr nicht wirklich, sich der Vergangenheit komplett zu entziehen.

Die Handlung wird im Wechsel aus der Perspektive von der Vergangenheit und der Gegenwart erzählt. So erfährt man, dass Charlotte damals in Paris, dank des deutschen Offiziers Julian, der sie mit falschen Papieren versorgt hat, ausgewiesen werden konnte, um nach New York zu gelangen.

Die Autorin hat die beiden Zeitebenen geschickt miteinander verwoben, allerdings erfolgt der Wechsel so fließend, dass ich beim Lesen sehr aufpassen musste. Durch die Dialoge werden die Ereignisse lebendig. Die Grausamkeiten des Krieges werden hier nicht beschönigt.
Der Schreibstil ist emotional, so dass ich das Handeln und die Gefühle der Charaktere nachvollziehen konnte. Auch der Spannungsbogen, der sich durch die gesamte Handlung erstreckt, ist gut gelungen.
Durch die historischen Fakten, auf denen die gesamte Story basiert, wird deutlich, dass Ellen Feldman viel recherchiert hat.

Mich hat dieser historische Roman bewegt und emotional berührt. Er zeigt ein Stück Geschichte, eines, das wir nicht vergessen dürfen, damit es sich nicht wiederholt. Ellen Feldman ist es gelungen dies spannend und unterhaltsam darzustellen und ich kann das Buch Lesern, die historische Romane mögen, nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Eine zeitgemäße Dystopie

Die Markierung
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„Die Markierung“ ist das eindrucksvolle Debüt der isländischen Autorin Frida Ísberg.

Die Handlung spielt in der nahen Zukunft und ist in Island angesiedelt. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu optimieren, ...

„Die Markierung“ ist das eindrucksvolle Debüt der isländischen Autorin Frida Ísberg.

Die Handlung spielt in der nahen Zukunft und ist in Island angesiedelt. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu optimieren, werden bestimmte Bereiche nur noch für markierte Menschen zugänglich. Um eine solche Markierung zu erhalten, muss ein Empathietest bestanden werden. Ob diese Maßnahme nun eingeführt wird, soll sich bei den nächsten Wahlen entscheiden. Anhand verschiedener Charaktere aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten erfahren wir, was diese Idee mit den Menschen macht, ob sie diese befürworten oder sich dagegen wehren.

Der Grundgedanke eine Gesellschaft zu erschaffen, in der man sich sicher fühlt, in der alle rücksichtsvoll sind und nett miteinander umgehen, klingt sicherlich verlockend. Aber was ist der Preis dafür ?

Durch ganz unterschiedliche Charaktere beschreibt die Autorin wohin diese Maßnahme führen könnte und es wird schnell deutlich, dass es zu Ausgrenzungen und einer gespaltenen Gesellschaft kommt.

Die isländischen Namen haben mir den Einstieg nicht leicht gemacht, aber im Verlauf der Handlung konnte ich mich gut daran gewöhnen, wobei die Handlung durchaus überschaubar bleibt. Es spielt sich viel in den Köpfen der Protagonisten ab.

Thematisch hat das Buch einiges bieten und liefert eine Menge Stoff zum Nachdenken.

Auch wenn es sich um eine Dystopie handelt, so weit weg sind wir von solchen Gedanken und Ideen leider oft nicht. Wer gerne gesellschaftskritische Romane liest, dem dürfte dieser Roman gefallen.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Schwierig zu lesen, aber brillant geschrieben

MTTR
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„MTTR“ ist ein starkes Debüt der in Berlin lebenden Kulturjournalistin Julia Friese .

Ein Schwangerschaftstest bestätigt Teresa, dass sie schwanger ist. Aber Teresa will nicht Mutter werden. Die Erinnerungen ...

„MTTR“ ist ein starkes Debüt der in Berlin lebenden Kulturjournalistin Julia Friese .

Ein Schwangerschaftstest bestätigt Teresa, dass sie schwanger ist. Aber Teresa will nicht Mutter werden. Die Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend ängstigen sie und sie ist zutiefst verunsichert, glaubt, keine gute Mutter sein zu können. Sie macht einen Termin in einer Abtreibungsklinik, den sie dann aber nicht wahrnimmt.

Der Schreibstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig. Sie verwendet kurze, klare und unkomplizierte Sätze, aber statt dass sie das Lesetempo erhöhen, geriet ich dadurch ins Stocken, musste immer wieder absetzen und kam in keinen Lesefluß. Auch die fehlende Interpunktion bei der Dialoge, machen das Lesen nicht einfacher. Dennoch ist es genau das, was das Buch gut macht. Es ist unbequem und das in mehrfacher Hinsicht, da es auch inhaltlich voller unbequemer Wahrheiten steckt. Über Teresa erfährt man die Probleme, denen sich eine Schwangere stellen muss. Da sind gesellschaftliche Erwartungen, die es zu erfüllen gilt, Großeltern, die vieles als ganz selbstverständlich voraussetzen, ein kaltes Krankenhaus und vieles mehr. Es ist nur verständlich, das Teresa an sich zweifelt.

Mit diesem Buch – dessen Titel „Mean Time To Recover“ = „Mittlere Zeit bis zur Wiederherstellung“ bedeutet – verdeutlicht Julia Friese die Auswirkungen der deutschen Nachkriegserziehung und macht darauf aufmerksam, mit welchen gesellschaftlichen Problemen Schwangere zurechtkommen müssen.

Obwohl ich das Gelesene anstrengend und schwierig fand, ist es einfach brillant. Hier werden unbequeme Wahrheiten mehr als deutlich ans Licht gebracht. Meiner Meinung nach ist es ein rundum gelungenes Debüt.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Eine berührende und humorvolle Geschichte

So federleicht wie meine Träume
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„So federleicht wie meine Träume“ ist das gelungene Debüt der US-Autorin Mariko Turk.

Nach einem Unfall scheint Alinas Traum zu zerbrechen. Tanzen war ihr Leben und sie wollte an einem Workshop der American ...

„So federleicht wie meine Träume“ ist das gelungene Debüt der US-Autorin Mariko Turk.

Nach einem Unfall scheint Alinas Traum zu zerbrechen. Tanzen war ihr Leben und sie wollte an einem Workshop der American Ballet School teilnehmen. Ihrer Freundin zu Liebe bewirbt sie sich für ein Schulmusical und erhält eine Rolle. Jude ist ebenfalls dabei und zwischen den beiden entwickelt sich langsam mehr.

Der Schreibstil von Mariko Turk ist lebendig, authentisch und humorvoll, so dass ich nur so durch die Seiten durchgeflogen bin. Da alles aus Alinas Perspektive geschildert wird, sind ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehbar. Der Schmerz, die Wut und der Zorn über die Verletzung, die damit verbundenen Veränderungen in ihrem Leben, werden spürbar. Aber es geht hier nicht nur um einen zerplatzen Lebenstraum. Alina hat chinesische Wurzeln und bekommt - egal wie gut sie tanzt – entsprechende Rollen zugewiesen.

Alinas Entwicklung, ihre Veränderung werden authentisch dargestellt. Es gibt Höhen und Tiefen und es kommt zu Rückschlägen. Trotzdem ist zu spüren, wie sie sich langsam und stetig weiterentwickelt und ihr Lebensmut wächst. Auch die übrigen Charaktere werden gelungen und facettenreich beschrieben.

Thematisch hat das Buch einiges zu bieten. Es geht um Schicksalsschläge, der Umgang damit, gelebte bzw. veränderte Träume, Ballett, Rassismus, Freundschaft und vieles mehr.

Mir das das Debüt der Autorin gut gefallen und ich warte gespannt auf weitere Werke von ihr.

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