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Veröffentlicht am 27.10.2022

Spannender Roman, bildhaft erzählt und voller gelungener Emotionen

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall
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England 1897: Colins Mutter hat ihn und seinen Vater vor Jahren verlassen, um Schauspielerin zu werden. Jetzt, wo sie neu verheiratet ist, und eine kleine Tochter bekommen hat, möchte sie ihn wiedersehen ...

England 1897: Colins Mutter hat ihn und seinen Vater vor Jahren verlassen, um Schauspielerin zu werden. Jetzt, wo sie neu verheiratet ist, und eine kleine Tochter bekommen hat, möchte sie ihn wiedersehen und lädt ihn ein, sie auf Thornhill Hall zu besuchen. Neben Colin sind weitere Gäste anwesend, u. a. das Medium Ismelda McKenzie und deren Neffe Teddy. Während Colins Mutter sich um seine Gunst bemüht, ist er noch zu verbittert, um ihr die Hand reichen zu können. Und dann scheint die Chance vertan, denn Colin stürzt auf der Treppe in den Tod.

Überrascht stellt er fest, dass es auf Thornhill Hall eine rege Geisterwelt gibt, zu der er nun auch gehört, und, dass er die Chance hätte, wieder zu leben, er muss nur einen verborgenen Raum finden. Die nächste Überraschung ist, dass Teddy ihn sehen kann, und Colin somit einen Verbündeten in der Welt der Lebenden hat.

Mir gefallen die Charaktere richtig gut, die lebenden, aber vor allem auch die toten, die als Geister auf Thornhill Hall existieren, und deren Tagesablauf sich gar nicht so sehr von dem der Lebenden unterscheidet.

Christian Handel lässt Colin selbst in Ich-Form erzählen, was perfekt passt. Der Erzählstil ist sehr bildhaft, man fühlt sich schnell mittendrin. Richtig gut gefällt mir, wie der Autor die Emotionen handelt, man kann sie fast greifen und sehr gut nachvollziehen. Die Liebesgeschichte fügt sich nahtlos ein, und auch hier sind die Emotionen immer passend und schön zu lesen. .

Auch wenn das Thema eher traurig und vielleicht sogar kitschig sein könnte, lässt sich der Roman prima lesen, ist überhaupt nicht kitschig, und unterhält gut. Colins Versuche, das Zimmer zu finden, die Hilfe, die er dabei bekommt, aber auch die Geschehnisse, die bereits vor dem Treppensturz stattfanden, sind eingängig und unterhaltsam erzählt. Neben der Suche nach dem verborgenen Zimmer steht auch immer die Frage im Raum wer Colin die Treppe hinuntergestoßen hat, denn dass er nicht von alleine gefallen ist, ist für ihn sicher. Als Leser:in erhält man die Möglichkeit, mitzuraten, auch der Krimipart ist gut gelungen.

Am Ende hat sich – fast – alles geklärt. In meinen Augen bleibt leider eine Frage offen, über die Hintergründe eines bestimmten Charakters hätte ich gerne mehr erfahren, vor allem, weil dieser eine wichtige und spannende Rolle einnimmt.

„Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ ist ein spannender Roman voller Emotionen, der mich sehr gut unterhalten hat und den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Auch der siebte Waringham-Band ist lesenswert

Drachenbanner
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England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht ...

England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht haben. Daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden, die auch anhält, nachdem Eldrida und Bedric wieder die Burg verlassen.

Bedric ist 14 Jahre alt, als sein Vater durch einen Unfall stirbt. Seine Hoffnung, dessen Scholle nun selbst bewirtschaften zu können, zerschlägt sich, da Raymond of Waringham in Vertretung seines erkrankten Vaters die Entscheidung fällt, dass Bedric noch zu jung dafür ist und seine Mutter erneut heiraten muss. Raymond, Adelas Bruder, ist ein schwieriger Mensch und nicht gut auf Bedric zu sprechen.

Adela wird ungefähr zur selben Zeit Hofdame bei Eleanor Plantagenet, der Schwester König Henrys III, Tochter des „teuflischen“ John, und seit kurzem Ehefrau Simon de Montfort.s

Der bereits siebte Band der Waringham-Reihe hat erstmalig einen Protagonisten, der nicht dem Adel zuzurechnen ist, sondern als Leibeigener der Waringhams geboren wurde. Als Leibeigener hat man nahezu keine Rechte, gehört im wahrsten Sinne des Wortes seiner Herrschaft. „Der Leibeigene ist ein Ding ohne Rechte, nichts weiter als ein Besitzstück seines Herrn“ (Richard FitzNigel), das Eingangszitat des ersten Teils (insgesamt gibt es vier Teile) sagt schon sehr viel darüber aus. Für Bedric und seine Familie bedeutet das einiges Leid. Es ist aber auch interessant die Geschichte (in doppeltem Wortsinn) einmal aus dieser Perspektive zu erleben.

Mit Adela begibt man sich als Leser an das andere Ende der Hierarchie, dort steht König Henry III. Als Hofdame seiner Schwester kommt Adela und damit auch der/die Leser:in ihm sehr nahe, hier erleben wir dann auch die historischen Hintergründe jener Zeit, wie etwa Henrys zügelloses Auspressen der Bevölkerung für seine eigenen Bedürfnisse, und das sogar während einer langen Phase, in der Ernten ausbleiben, und das Volk hungert und an Seuchen stirbt. Eine große Rolle spielt hier auch Eleanors Ehemann Simon de Montfort.

Rebecca Gablés Romane leben davon, dass das persönliche Leben ihrer Protagonisten mit den historischen Ereignissen verquickt ist, und man diese so aus deren Perspektive miterleben kann. In diesem Band dauert es etwas, bis der historische Hintergrund Fahrt aufnimmt, dann jedoch ist man mitten drin. Die Protagonisten kommen einem sehr nahe. Und auch wenn man vielleicht nicht alles gut und richtig findet, was diese tun, es gibt auf jeden Fall genug, das die eigenen Emotionen anspricht. Ebenso ist das hier sehr stark auch bei der Familie Montfort der Fall, gerade auch, weil man die tatsächlichen historischen Ereignisse nicht ändern kann.

Das Ende bleibt relativ offen, was die Protagonisten angeht, so dass ich sehr hoffe, das es noch einen Anschlussband geben wird. Bis zu den Ereignissen der ersten Bände der Reihe, die ja später stattfinden, ist noch genug Zeit, ein weiterer Band davor also möglich.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, und von einem solchen kann man bei der Autorin ausgehen, gibt es wieder einige Extras. Neben einem lesenswerten Nachwort gibt es ein Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Personen und eine Karte. Sehr gut gefallen haben mir auch die zum jeweiligen Teil passenden Illustrationen.

Ich habe auch Band 7 wieder sehr gerne gelesen, es ist einfach immer wieder schön, nach Waringham zu kommen. Er bringt einem die historischen Geschehnisse der Jahre 1238 bis 1265 durch das persönliche Erleben seiner Protagonisten nahe und gleichzeitig spannende und interessante Lesestunden. Sehr gerne empfehle ich ihn daher weiter.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Bisher bester Band der Reihe

Nebelopfer
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Am Galgenbaum hängt eine Leiche mit einem Schild um den Hals, auf dem zugegeben wird, in einem Mordfall falsch ausgesagt zu haben – Selbstmord oder Mord? Vor etwa zwanzig Jahren wurde Cord Johannsen verurteilt, ...

Am Galgenbaum hängt eine Leiche mit einem Schild um den Hals, auf dem zugegeben wird, in einem Mordfall falsch ausgesagt zu haben – Selbstmord oder Mord? Vor etwa zwanzig Jahren wurde Cord Johannsen verurteilt, seine Familie brutal getötet zu haben, nur der damals achtjährige Thies hat schwer traumatisiert überlebt und keine Erinnerung an die Tat. Ist Cord womöglich unschuldig? Das Team um Bjarne Haverkorn und Frida Paulsen ermittelt nun in beiden Fällen.

Bjarne hat in dem damaligen Mordfall bereits ermittelt und vor Gericht ausgesagt, und wird nun auch bedroht. Zu seiner Sicherheit wird er aus der aktuellen Ermittlung genommen und vorübergehend nach Kiel abgeordnet. Wirklich sicher ist er damit aber nicht.

Frida macht sich immer noch Sorgen um ihren Lebensgefährten Torben Kielmann, der im letzten Band einen schweren Unfall hatte, und immer noch an den Nachwirkungen leidet. Zudem bekommt sie einen neuen Kollegen, Leonard Bootz, mit dem sie direkt aneinandergerät. Neben den Fällen spielt auch das Privatleben der beiden Protagonisten wieder eine Rolle.

Die Ermittlungen sind nicht einfach, vor allem im Altfall wird es „von oben“ gar nicht gerne gesehen, dass womöglich ein Justizirrtum vorliegen könnte, der kein gutes Licht auf die Behörden werfen würde. Doch ohne die Erkenntnis, ob Cord Johannsen tatsächlich unschuldig und wer ggf. der wahre Täter war, scheint man auch im Neufall nicht voranzukommen, zumal der Täter bei seiner Drohung gegenüber Bjarne auch noch ein Zeitlimit gesetzt hat. Cord selbst hatte immer geleugnet, seine Familie getötet zu haben.

Band 5 der Reihe hat mir richtig gut gefallen, auch wenn ich immer noch kein Freund von Frida bin, und auch wenn ich das eine oder andere Déja vu hatte, denn es gibt Dinge, die mich an frühere Bände erinnert haben, wie z. B. Bjarnes Schicksal. Unterm Strich ist dies aber für mich der beste Band der Reihe, der mich von Anfang an gepackt hat, und mich am Ende das Buch zufrieden zuklappen ließ. Es gibt einige Veränderungen, die in den nächsten Band hineinspielen werden, ich bin gespannt.

„Nebelopfer“ ist für mich der bisher beste Band der Reihe, ist spannend zu lesen, und stellt ein paar Weichen neu. Der Mix aus Alt- und Neufall hat mir gut gefallen und wird nachvollziehbar gelöst. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung. Man muss nicht unbedingt die vorherigen Bände kennen, um diesen Band zu verstehen und zu mögen.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Gelungener zweiter Band

Tod in Blau
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Berlin 1922: Der Maler Arnold Wegner wird tot in seinem Atelier gefunden, verbrannt. Gewisse Umstände deuten auf Mord und Brandstiftung. Leo Wechsler und sein Team ermitteln. Ein Motiv zu finden, ist gar ...

Berlin 1922: Der Maler Arnold Wegner wird tot in seinem Atelier gefunden, verbrannt. Gewisse Umstände deuten auf Mord und Brandstiftung. Leo Wechsler und sein Team ermitteln. Ein Motiv zu finden, ist gar nicht so einfach, womöglich liegt es in den Arbeiten des unkonventionellen Malers verborgen?

Der zweite Band um Leo Wechsler bietet nicht nur einen interessanten Fall (eigentlich sind es ja zwei, aber der erste geht irgendwann unter und wird nicht weiter verfolgt, das ist ein bisschen schade), sondern führt auch das Privatleben Leos und seiner Schwester Ilse weiter, leider nicht immer zum Guten, man darf gespannt auf weitere Entwicklungen sein.

Leo ist mir sehr sympathisch und auch seinen Kollege Robert Walther, der ihm auch ein Freund ist, mag ich. Einige andere Charaktere aus Band 1, wie Pauls Familie und die Buchhändlerin Clara Bleibtreu trifft man ebenfalls wieder. Ein besonderes Highlight unter den Charakteren stellt in diesem Band aber der Junge Paul dar, der eine besondere Beziehung zu dem toten Maler hatte, und möglicherweise mehr über ein mögliches Motiv weiß. Aus armen Verhältnissen stammend, ist er aber auch misstrauisch, und versucht ein Versprechen, das er Wegner geben hat, unter allen Umständen zu halten. Mit ihm ist man als Leser:in sehr schnell emotional verbunden.

Auch Alfred Wegner lernt man zunächst kennen und mögen, so dass man seinen Tod sehr bedauert. Susanne Goga hat ein gutes Händchen für Charaktere, und so trifft man hier einige, die pointiert gezeichnet sind und auch gut in die Zeit passen, wie z. B. die Tänzerin Thea Pabst.

Apropos Zeit: Die Atmosphäre jener Zeit hat die Autorin ebenfalls gut in den Roman gebracht. Der historische Hintergrund spielt eine Rolle, die galoppierende Inflation, der aufkommende Nationalsozialismus, die schwierige politische Situation. Susanne Goga lässt uns nicht nur einen Blick in Glanz und Glamour des Berlins der 1920er Jahre werfen, sondern auch einen in die Hinterhöfe und die gesellschaftlichen Diskrepanzen.

Die Reihe um Leo Wechsler entwickelt sich zunehmend zu einer Lieblingsreihe, ich freue mich schon auf weitere Bände, einige sind bereits erschienen. Wegen des „vergessenen“ Toten vergebe ich „nur“ 4,5 Sterne, und eine Leseempfehlung (nicht nur) für alle, die (Kriminal)Romane mögen, die in den 1920er Jahren spielen.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Ein besonderer Roman

Ich, Santa
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Frank Ward nimmt nach dem Tod seiner Schwester deren 16jährigen Sohn bei sich auf. Der Junge ist viel mit seinen Cousins unterwegs, und lernt eines Tages auf einem Rummel Jules Hazard kennen, zu dem er ...

Frank Ward nimmt nach dem Tod seiner Schwester deren 16jährigen Sohn bei sich auf. Der Junge ist viel mit seinen Cousins unterwegs, und lernt eines Tages auf einem Rummel Jules Hazard kennen, zu dem er eine besondere Beziehung aufbaut.

Der Junge, den Frank Ward aufnimmt, wird nie beim Namen genannt (erst am Ende), erzählt aber selbst in Ich-Form. Ward ist Sammler außergewöhnlicher Dinge, und von Anfang an schwebt das Gefühl von Geheimnis und Phantastischem über dem Erzähler, über der Geschichte, und schnell auch über dem Leser. Der Junge lernt nicht nur Jules Hazard kennen, sondern auch andere Charaktere, bei denen man sich fragt, wer oder was der- bzw. diejenige ist. Ganz aufgelöst wird das nicht, man hat aber als Leser:in selbst die Möglichkeit zu deuten und zu interpretieren, sollte sich dafür aber auf die Geschichte einlassen können, und vor allem ein bisschen Erfahrung mit phantastischen Geschichten haben.

Mich hat die Geschichte sehr schnell gepackt, ich war gefesselt, gespannt, habe mit dem Jungen mitgefühlt. Jay Kay hat eine sehr eingängige Erzählweise, und schafft es, dem Jungen Charakter zu geben.

Meine Ausgabe hat mehrere Boni, u. a. eine Kurzgeschichte (der Autor nennt sie Vignette), in der ein anderer Charakter des Romans die Erzählerrolle übernommen hat, und die leider ein offenes Ende hat, aber Lust macht, noch mehr von dieser Welt zu lesen.

Mich hat der Roman auf besondere Weise berührt, ich habe ihn sehr gerne gelesen. Man muss sich auf ihn einlassen, er ist kein einfacher Weihnachtsroman, wie man es von Titel und Cover erwarten könnte, man sollte außerdem Interesse an Phantastik haben, wenn man ihn genießen möchte.

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