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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2017

Spannend

Ich bin die Nacht
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Franzis Ackermann ist die Inkarnation des Serienkillers in den USA, in denen der Auftakt zur neuen Thrillerserie von Ethan Cross spielt. Ackermann tut so, als würde er seinen Opfern, die er sich völlig ...

Franzis Ackermann ist die Inkarnation des Serienkillers in den USA, in denen der Auftakt zur neuen Thrillerserie von Ethan Cross spielt. Ackermann tut so, als würde er seinen Opfern, die er sich völlig wahllos aussucht, eine faire Chance geben, als würde er mit ihnen spielen, und sie hätten die Chance zu entkommen.
Kurz nach seinen ersten Morden, die die Leserinnen und Leser miterleben, erfahren Sie bereits einiges über die Hintergründe des Serienmörders. Inwieweit das der Wahrheit entspricht, wird die weitere Handlung zeigen.
Bald erfährt man ebenfalls, dass Ackermann von einem Polizisten hereingelegt wurde, er hat zwar das Spiel mitgespielt, aber trotzdem nicht nach den Regeln, die Ackermann vorgegeben hatte.
Bald verlassen wir jedoch diese Szenerie und lernen neue Figuren kennen. Ganz eindeutig, der tatsächliche Widersacher des Serienkillers wird Markus Williams. Er kommt neu in eine Stadt und bekommt gleich am ersten Abend Probleme. Und damit sind auch die weiteren Figuren der Geschichte in die Handlung eingetreten.
Ethan Cross gelingt es, dass die meisten der brutalen Folter– und Misshandlungsszenen hauptsächlich in den Köpfen der Leserinnen und Leser stattfinden. Er blendet immer rechtzeitig ab, die Fantasie der Leser erzeugt den Rest. Auch sind seine Beschreibungen der Tatorte und der irgendwann aufgefundenen Leichen nicht besonders blutrünstig, grausam schon.
Je weiter die Handlung, die sich übrigens in einem rasenden Tempo entwickelt, voranschreitet, umso wahnwitziger wird das Geschehen. Es gibt sogar einen Zeitpunkt, in dem man es für äußerst unglaubwürdig hält, glücklicherweise stellt sich das am Ende als eine Finte des Autors dar.
Dieser Thriller entwickelt ein unglaubliches Tempo, eine Überraschung folgt der nächsten und wer gut und wer böse ist, weiß man bis zum Ende nicht wirklich ganz genau. Auch ist niemals alles genau so, wie es erscheint. Am Ende gibt es ausreichend offene Fäden, die es ermöglichen, weitere Bände dieser Serie zu schreiben. Andererseits sind aber auch genug Fragen beantwortet, sodass die Leserinnen und Leser nicht unbefriedigt zurückbleiben.
Zwischendrin gelingt es dem Autor gelegentlich, dafür zu sorgen, dass man den Serienkiller sogar ein wenig bedauert. Alle anderen Figuren werden nicht ganz so präsent.
Wer gern Thriller liest, findet hier den Auftakt zu einer spannenden neuen Serie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 07.07.2017

griechische Krimis

Sonne, Schüsse und Souvlaki
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Ingrid Schmitz hat 15 weitere bekannte und unbekanntere, deutsche Krimiautorinnen und -autoren dazu bewegen können, hervorragende Griechenlandkrimis zu schreiben. Jeder Krimi entführt die Leserinnen und ...

Ingrid Schmitz hat 15 weitere bekannte und unbekanntere, deutsche Krimiautorinnen und -autoren dazu bewegen können, hervorragende Griechenlandkrimis zu schreiben. Jeder Krimi entführt die Leserinnen und Leser in eine andere griechische Region und ist mit einem Rezept aus der griechischen Küche garniert. Selbst verständlich sind die Geschichten unterschiedlich spannend, doch alle sind am Ende überraschend, alle entwickeln ihr Personal so gekonnt und effizient, dass man schon nach wenigen Zeilen mitfiebern kann. Oft genug wird man als Leserin auf eine falsche Fährte gelockt, nur um dann am Ende feststellen zu dürfen, dass der Autor oder die Autorin noch mehr um die Ecke gedacht hat als man selbst.
In vielen Geschichten geht es um die Beziehung zwischen Deutschen und Griechen bzw. eben zwischen Deutschland und Griechenland. Dabei spielen sowohl aktuelle politische als auch soziale oder kulturelle Aspekte eine große Rolle. Insgesamt entsteht durch die Geschichten wie in einem Kaleidoskop ein ganz besonderer Blick auf Griechenland.
Diese 16 Krimigeschichten eignen sich nicht nur als Begleitung auf einer Griechenlandreise sondern auch als Lektüre für Daheimgebliebene, die ein wenig träumen wollen.

Veröffentlicht am 07.07.2017

absonderlich

Gray
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Dr. Augustus Huff arbeitet als Dozent an der Universität von Cambridge. Als einer seiner Studenten stirbt, erbt er dessen Papagei Gray. Der tote Student war etwas seltsam, er hatte zwar ein paar Freunde, ...

Dr. Augustus Huff arbeitet als Dozent an der Universität von Cambridge. Als einer seiner Studenten stirbt, erbt er dessen Papagei Gray. Der tote Student war etwas seltsam, er hatte zwar ein paar Freunde, war aber nicht wirklich beliebt. Das mag unter anderem daran gelegen haben, dass er aus einer sehr reichen Familie stammt und seltsame Experimente durchgeführt hat.
Augustus, der selbst ein wenig absonderlich ist, befreundet sich mit Gray. Der Papagei wohnt quasi auf seiner Schulter und verlässt sie nur unter Protest. Das erschwert das Leben von Augustus noch ein wenig mehr. Es bringt ihn aber auch dazu, lieb gewonnene Routinen zu unterbrechen und einen neuen Blick auf das Leben zu gewinnen.
Schnell stellt sich heraus – auch durch die aktive Mithilfe des Papageien – dass der Student wohl nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, sondern jemand dafür gesorgt hat, dass er bei einer seiner Kletterpartien vom Dach der Universität stürzt.
Die Spannung dieses Kriminalromans entwickelt sich nicht durch die actionreiche Handlung, obwohl es am Ende selbst dazu noch kommt, sondern aus der Skurrilität der beiden Hauptfiguren, Augustus und Gray. Man weiß beim Lesen nicht so genau, wer hier eigentlich der Absonderliche ist.
Der Leser ist immer ganz nah bei Augustus, sieht die Welt durch seine Augen und interpretiert sie auch auf der Grundlage von Augustus Charakter. Das macht Spaß, liest sich leicht und locker, die Stimme des Papageien erzeugt eine humorvolle Ebene, die jedoch gleichzeitig dafür sorgt, das Gewohnte infrage zu stellen, den eigenen Blick auf die mit Menschen und deren Absonderlichkeiten zu prüfen.
Kein herkömmlicher Kriminalroman, aber trotzdem eine äußerst spannende Geschichte, in der eben am Ende auch ein Kriminalfall gelöst wird.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Informativ

By a Lady
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Im Jahr 2017 jährt sich der Todestag von Jane Austen zum 200. Mal. Die beiden deutschen Autorinnen Rebecca Ehrenwirth und Nina Lieke haben diesen Tag zum Anlass genommen, eine neue Biografie über die großartige ...

Im Jahr 2017 jährt sich der Todestag von Jane Austen zum 200. Mal. Die beiden deutschen Autorinnen Rebecca Ehrenwirth und Nina Lieke haben diesen Tag zum Anlass genommen, eine neue Biografie über die großartige britische Autorin zu verfassen. Sie nähern sich dem Leben Jane Austens chronologisch. Dabei nutzen sie auch die Gelegenheit, auf die Rezeption zur Zeit der Entstehung der obersten Romane einzugehen. Gleichzeitig werden alle ihre Bücher zusammengefasst, sodass auch jemand, der noch keinen einzigen Jane Austen Roman gelesen hat, versteht, worum es geht.
Andererseits verraten die beiden tatsächlich jeweils die komplette Handlung, sodass man, wenn man noch keinen Jane Austen Roman gelesen hat, dabei aber Wert darauf legt, sie wirklich zu entdecken, lieber erst die Romane lesen sollte.
Für alle diejenigen, die irgendwann einmal Austen gelesen haben, sind diese kurzen Zusammenfassungen jedoch sehr hilfreich, um sich wieder an das gelesene zu erinnern.
Schwierig ist es, tatsächliche Belege für Geschehnisse oder Absichten im Leben oder im Werk den Ostens zu finden, da vieles im Laufe der Jahrhunderte vernichtet wurde.
Besonders wertvoll wird das Buch durch die zahlreichen Abbildungen, die die beiden Autorinnen aufgetrieben haben. Wichtig ist auch, dass großer Wert darauf gelegt wird, die Lebensbedingungen, den sozialen und kulturellen Einfluss und die Beschränktheit der Möglichkeit, sich über anderes zu informieren, mit großer Betonung darzustellen und bei Fragen der Interpretation immer zu berücksichtigen.
Schon von außen macht das Buch einen sehr hochwertigen Eindruck. Das Titelbild passt zur Epoche. Schreibstil und Struktur sorgen dafür, dass sich das Buch gut und flüssig lesen lässt.
Zusätzlich gibt es noch Abschnitte, in denen auf die Adaption von Jane Austenstoffen in der Zeit von damals bis heute eingegangen wird. So wird noch einmal deutlich, wie aktuell die Texte noch heute sind. So wird das Buch beinahe zu einer Hommage an Jane Austen, benennt aber zugleich auch die möglichen Kritikpunkte und diskutiert sie ausgiebig.
Neues findet man eher nicht. Dafür ist das Buch umfassend und berichtet so weit wie möglich vollständig.
Eine Leseempfehlung, für alle, die sich eingehender mit der Person Jane Austen und ihren Werken beschäftigen wollen.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Gegen Mobbing

Nelly & Pepe
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In Nellys Klasse kommt nach den Sommerferien ein Neuer, Pepe heißt er und er verhält sich komisch. Offenbar hat er keine Angst vor Moritz, vor dem sonst alle Angst haben. Außerdem kriecht er in den Pausen ...

In Nellys Klasse kommt nach den Sommerferien ein Neuer, Pepe heißt er und er verhält sich komisch. Offenbar hat er keine Angst vor Moritz, vor dem sonst alle Angst haben. Außerdem kriecht er in den Pausen im Gebüsch herum und sammelt Insekten.

Nelly beobachtet ihn heimlich. Einerseits bewundert sie ihn für seinen souveränen Umgang mit dem Klassenschreck Moritz, andererseits ist er ihr nicht ganz geheuer.
Moritz merkt recht bald, dass er bei Pepe auf die bisherige Art nicht weiterkommt. So beginnt er, Nelly und ihre Freundin Susa unter Druck zu setzen, was eigentlich ziemlich unnötig ist, da sie sich sowieso nicht so sehr für Pepe interessieren.
Susa fürchtet sich vor Krabbeltieren. Als eines Tages lauter Insekten in ihrer Schultasche herumkrabbeln, steht für sie ohne jeden Zweifel fest, dass Pepe die da hinein getan hat.
Nelly ist sich nicht so sicher und stellt Pepe zur Rede, zumindest versucht sie es. Doch das Gespräch misslingt.
Die Situation eskaliert. Susa und Nelly streiten sich, und mit Pepe versteht Nelly sich auch nicht so richtig.
Jedes Kapitel dieses Buches beginnt mit dem Wochentag als Schmuckbuchstaben, jeder Leseabschnitt beginnt mit dem Kopf des Kindes, das jeweils die Erzählperspektive bestimmt. Das erleichtert es einerseits den Lesenden, sich zurechtzufinden. Gleichzeitig ermöglicht es der Autorin aber auch, die jeweiligen Gedanken der beteiligten Kinder in kurzen Abschnitten hintereinander zu setzen, so dass die Leserinnen und Leser sofort erkennen können, warum die Gespräche falsch laufen, wer da was anderes hört als gemeint ist und wie die eigenen Hintergründe beeinflussen, was man aufnimmt, wie man Sätze versteht, die andere sagen. Gerade bei Nelly und Pepe, aber auch gegenüber Susa spielen die Dinge, die nicht gesagt werden, eine große Rolle bei dem Dilemma, in das die drei geraten.
Doch die drei Kinder wählen immer wieder den Weg der Kontaktaufnahme. Sie ziehen keine Dritten mit in ihren Streit, alle drei wollen eigentlich eine einvernehmliche Lösung. Das gelingt ihnen am Ende auch, wobei jeder eine recht große Portion Mut aufbringen muss.
Das Hauptthema des Buches ist Mobbing. Dabei fällt positiv auf, dass auch dem Mobber eine Stimme verliehen wird, seine Beweggründe dargestellt werden.
Insgesamt setzt sich das Buch auf vielen Ebenen mit den „Gelingensbedingungen“ von Mobbing auseinander und stellt (unaufdringlich) die richtigen Fragen: Wer kann dazu beitragen, dass Mobbing aufhört? Was trage ich selbst dazu bei? Warum tut eigentlich keiner was? Warum schauen alle weg? Usw.
Eine Bereicherung sind auch die Illustrationen von Katharina Netolitzky. Detailliert und humorvoll stellt sie einzelne Szenen aus dem Roman in Schwarz-Weiß-Illustrationen dar.
Sprachlich ist die Autorin nah an den Kindern der Zielgruppe an, ohne ins Umgangssprachliche zu verfallen.
Schön auch, dass weder Eltern noch Lehrer durchgehend „Klappspaten“ sind, obwohl sie keine große Rolle spielen. Die Kinder sind so stark, dass sie mit wenig Unterstützung – aber viel Vertrauen im Hintergrund – selbst eine Lösung finden.
Allein Pepe fehlt die Unterstützung, die er sich wünscht. Dadurch sind auch die Familienkonstellationen im Hintergrund durchaus unterschiedlich und können Anregung für Gespräche bieten.
Das Buch eignet sich hervorragend als Klassenlektüre, da es klar gegliedert ist. Die unterschiedlichen Perspektiven keine Schwierigkeit darstellen, weil die Zeichnungen der Kinder klar darauf hinweisen. Inhaltlich bietet es zahlreiche Diskussionsansätze. Allerdings muss man wohl darauf achten, ob Schülerinnen oder Schüler bereits selbst schlechte Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben und ihre eigenen Erinnerungen durch die Lektüre wieder aufgerührt werden.