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Veröffentlicht am 28.11.2022

Solider Mittelband mit kleinen Schwächen

#London Whisper – Als Zofe tanzt man selten (aus der Reihe)
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Zoe und Hayden halten sich noch immer unfreiwillig im Jahr 1816 auf und suchen nach Splittern des Mondscheinspiegels, die ihnen helfen sollen, in ihre eigene Zeit zurück zu reisen. Als Zoe erfährt, dass ...

Zoe und Hayden halten sich noch immer unfreiwillig im Jahr 1816 auf und suchen nach Splittern des Mondscheinspiegels, die ihnen helfen sollen, in ihre eigene Zeit zurück zu reisen. Als Zoe erfährt, dass ein weiterer Splitter in einem geheimen Spiegelkabinett existiert, setzt sie alles daran, am Winterball des Eigentümers teil nehmen zu können - was für eine Zofe zu jener Zeit absolut unmöglich ist. Doch in gewohnt kreativer Weise und mit Hilfe ihrer Freunde, findet sie natürlich einen Weg, der rauschenden Ballnacht beizuwohnen.

"#London Whisper – Als Zofe tanzt man selten (aus der Reihe)" von Aniela Ley ist eine durchaus unterhaltsame Fortsetzung der Trilogie um die findige Zoe, die im London der Regency-Zeit mit ihren geheimen Kettenbriefen für Furore sorgt. Am Anfang jeden Kapitels wurde einer der berüchtigten Whisper Whisper-Briefe abgedruckt, allerdings finde ich die Darstellung auf dem E-Book-Reader sehr klein gehalten, wer nicht über absolute Adleraugen verfügt (was bei mir leider nicht der Fall ist), wird seine liebe Mühe haben, den filigranen Text zu entziffern. Zoe und auch die Figuren in ihrem Umfeld fand ich bereits im Vorgängerband umfassend und lebensecht beschrieben, das sympathische Mädchen und ihre Freundinnen waren mir bereits ans Herz gewachsen, so dass ich mich sehr gefreut habe, erneut in ihre Welt eintauchen zu können.

Emotional war ich immer an ihrer Seite, der locker-leichte Schreibstil hat mich schnell durch die Seiten geführt. Nachdem der Beginn nahtlos an das spannende Ende des ersten Buches anknüpft, fand ich den Mittelteil etwas zu sehr in die Länge gezogen. Und obwohl mich Zoes unkonventionelle Art von Anfang an in ihren Bann gezogen hatte - besonders die witzigen Szenen mit Spitz Prickleton hatten es mir angetan - so schien es mir doch recht weit von der historischen Realität entfernt, in welchem Maß ihre Ignoranz sämtlicher gesellschaftlicher Umgangsregeln toleriert wird. Dennoch habe ich mich insgesamt recht gut unterhalten gefühlt, gegen Ende nahm die Spannung auch wieder deutlich an Fahr auf und die Autorin lässt ihre Leser mit einem Cliffhanger zurück, der mich neugierig auf den Finalband macht. Für den recht soliden Mittelteil der Reihe spreche ich trotz einiger dramaturgischer Schwächen gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Der Mittelteil war für meinen Geschmack etwas langatmig und über historische Realitäten lässt sich streiten, dennoch habe ich mich von der Geschichte ziemlich gut unterhalten gefühlt und empfehle den Roman gern weiter.

Veröffentlicht am 09.11.2022

Aufarbeitung einer unglücklichen Familiengeschichte

Lügen über meine Mutter
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Ela wächst in einem kleinen Dorf im Hunsrück auf, in dieser Zeit steht ein Thema immer wieder im Vordergrund: das Übergewicht ihrer Mutter. Denn der kleingeistige Vater ist sich sicher, dass jeder seiner ...

Ela wächst in einem kleinen Dorf im Hunsrück auf, in dieser Zeit steht ein Thema immer wieder im Vordergrund: das Übergewicht ihrer Mutter. Denn der kleingeistige Vater ist sich sicher, dass jeder seiner persönlichen Misserfolge durch das Übergewicht seiner Gattin zu begründen ist - mit einer vorzeigbaren Frau an seiner Seite wäre er zum Beispiel doch ganz gewiss befördert worden. So ist das Leben von Elas Mutter durch den psychischen Druck ihres Ehemanns geprägt, der sie immer wieder zum Abnehmen drängt, doch jeglicher Diäterfolg ist nur für kurze Dauer.

"Lügen über meine Mutter" von Daniela Dröscher ist ein Roman, in dem die Autorin einen Teil ihrer Kindheit aufarbeitet. Zwischen den Kapiteln gibt es kurze Einschübe aus Sicht der erwachsenen Tochter auf die Vergangenheit, in der sie die Ereignisse rückblickend interpretiert, der Großteil der Geschichte wird allerdings aus dem Blickwinkel der kindlichen Ela geschildert. Dieser familiäre Einblick lässt sich zunächst recht fesselnd lesen, wirklich überzeugen konnte mich das Buch jedoch nicht. Die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse zeigen deutlich, dass das Geschehen in den achtziger Jahren spielt, betrachtet man die innerfamiliäre Dynamik, entsteht der Eindruck, dass es bereits Jahrzehnte länger her sein könnte.

Für mich war es schwer nachvollziehbar, warum die von ihrer Tochter als starke und selbstständige Frau beschriebene Mutter bereit war, sich dem tyrannischen Ehemann derartig unterzuordnen. Selbst als eine Erbschaft es ihr ermöglichen würde, ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben zu beginnen, führt die Mutter diese trostlose Ehe fort und finanziert sämtliche Wünsche des Vaters, der mit einem großen Haus und sportlichen Autos sein Selbstwertgefühl aufpoliert. Bei einer autobiografischen Betrachtung der eigenen Eltern ist es sicher nicht möglich, sämtliche Emotionen außen vor zu lassen, dennoch hätte ich mir etwas mehr Ausgewogenheit in der Erzählweise gewünscht, um auch ein deutlicheres Bild des Vaters zu erhalten.

Wie der Titel bereits aussagt, steht Danielas Mutter im Focus, ob eine solche psychologische Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit für eine breite Lesergruppe interessant ist, darüber lässt sich streiten. Ich habe die Geschichte als durchaus gut lesbar, allerdings auch reichlich deprimierend empfunden. Zwischendurch habe ich das Buch für eine längere Lesepause zur Seite gelegt, um der bedrückenden Atmosphäre zu entkommen. Meiner Meinung nach fehlen dem Roman schlussendlich doch die Antworten, zu deren Suche Daniela Dröscher begonnen hatte, über ihre Mutter zu schreiben, nach wie vor empfindet die Autorin sie als eine Person voller Rätsel. Damit stellt die Geschichte für mich einen eindimensional erlebten Rückblick in die Vergangenheit dar, bei dem die erhofften Erkenntnisse ausgeblieben sind.

Fazit: Obwohl sich die Handlung aus der Sicht der kindlichen Daniela gut lesen lässt, fehlt mir die mit einer Aufarbeitung zu erwartende Einsicht, zwar formuliert die Autorin am Ende, dass ihre Mutter ihre persönliche Heroine ist, aber die anfangs aufkommenden Fragen bleiben meiner Meinung nach weitestgehend unbeantwortet.

Veröffentlicht am 28.10.2022

Spannende Fortsetzung, doch mir fehlte wieder die Greifbarkeit der Gefühle

Maple-Creek-Reihe, Band 2: Save Me in Maple Creek (SPIEGEL Bestseller, die langersehnte Fortsetzung des Wattpad-Erfolgs "Meet Me in Maple Creek")
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Monate nach Joshkas plötzlicher Abreise ist Mira noch immer tief in ihrem Kummer gefangen - bis sie Lilac nach New York begleiten muss. Dort trifft sie ihre große Liebe unverhofft wieder, doch er macht ...

Monate nach Joshkas plötzlicher Abreise ist Mira noch immer tief in ihrem Kummer gefangen - bis sie Lilac nach New York begleiten muss. Dort trifft sie ihre große Liebe unverhofft wieder, doch er macht ihr unmissverständlich klar, dass es keine gemeinsame Zukunft geben kann. Doch Mira gibt die Hoffnung nicht auf, ohne zu ahnen, wie sehr sie sich selbst damit in Gefahr bringt. Denn Cam, der inzwischen den Untergrund leitet, hält Joshka an der kurzen Leine, indem er Miras Leben bedroht.

"Save Me in Maple Creek" von Alexandra Flint ist der zweite Band einer Dilogie, zum Verständnis sehe ich es als unabdingbar an, zunächst das Vorgängerbuch gelesen zu haben, denn die Geschichte baut auf den Ereignissen aus "Meet me in Maple Creek" auf. Leider konnte mich auch die Fortsetzung um Mira, Joshka und ihre Freunde nur mäßig begeistern, was unter Anderem an der Darstellung der Protogonisten lag.

Mit Joshka bin ich schon im ersten Teil nicht wirklich warm geworden, die Autorin packt meiner Meinung nach zu viel in diesen Charakter - er ist superschlau, absolut finster (insgeheim allerdings doch äußerst wohltätig) und immer allen Anderen einen Schritt voraus - bis er sich in seiner eigenen Arroganz verstrickt und unversehens von Cam aufs Kreuz gelegt wird. Mira dagegen wandelt sich plötzlich in ihr Gegenteil, wurde sie mir im ersten Band noch als zielstrebige Studentin vorgestellt, lässt sie jetzt alles schleifen und als sie bereits mehrfach von ihrem Professor angemahnt wurde, schwänzt sie ihre Vorlesungen einfach noch ein paar Tage länger. Ihr Bruder Lilac verkommt leider mehr oder weniger zur Randfigur, über seine Entwicklung hätte ich gerne ein wenig ausführlicher gelesen.

Der Schreibstil hat mich erneut sehr angesprochen und auch die Spannung fand ich angemessen dosiert, dennoch fiel es mir schwer, emotional in die Handlung einzutauchen. Meiner Meinung nach hat die Autorin zwar einige Schlüsselszenen gut ausgearbeitet, die Übergänge dazwischen aber zu knapp abgehandelt, nach einer äußerst spannenden Szene wurde z.B. abrupt ein Zeitsprung eingesetzt, hier hätte ich mir ein sanfteres Ausgleiten aus dem Geschehen gewünscht. Deshalb fällt meine Bewertung auch für den finalen Band eher mittelmäßig aus.

Fazit: Auch im Folgeband konnte der gute Schreibstil die inhaltlichen Mängel nicht ausgleichen, es fiel mir schwer, den Protagonisten emotional nahe zu kommen und dadurch in die Handlung einzutauchen.

Veröffentlicht am 27.10.2022

Viel kriminelle Spannung, wenig greifbare Emotionen

Maple-Creek-Reihe, Band 1: Meet Me in Maple Creek (der SPIEGEL-Bestseller-Erfolg von Alexandra Flint)
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Vorzeigestudentin Mira hat ihr ganzes Leben in der beschaulichen Kleinstadt Maple Creek verbracht, als sie von ihrem bisher unbekannten Zwillingsbruder erfährt, stürzt eine Welt für sie zusammen. Lilac, ...

Vorzeigestudentin Mira hat ihr ganzes Leben in der beschaulichen Kleinstadt Maple Creek verbracht, als sie von ihrem bisher unbekannten Zwillingsbruder erfährt, stürzt eine Welt für sie zusammen. Lilac, der im New Yorker Untergrund zuhause war, ist zunächst wenig begeistert, neben seinen Sozialstunden in der kleinen Stadt auch noch eine Schwester zu bekommen. Nur weil sein bester Freund Joshka ihn begleitet, lässt sich Lil´ auf den Deal ein, der ihn vor einer Gefängnisstrafe bewahrt. Mira fühlt sich schon bald zu Joshka hin gezogen, doch seine kriminelle Vergangenheit folgt ihm nach Maple Creek und bringt auch Mira in Gefahr.

"Meet Me in Maple Creek" von Alexandra Flint ist der erste Band eines Zweiteilers, der mich leider nicht so überzeugen konnte, wie ich es mir erhofft hatte. Dass die Geschichte weit von dem ersten Eindruck abweicht, den das wunderschöne, romantische Herbstcover und der dazu passende Farbschnitt hervor rufen, lässt sich bereits anhand des Klappentextes erahnen. Allerdings hatte ich, was mir selten passiert, echte Probleme, mich auf den Protagonisten einzulassen. Mira, ihre Freunde und auch Lilac fand ich zwar durchaus sympathisch, Joshka hingegen ist in meinen Augen deutlich überzeichnet.

Immer wieder kommt in seinen Gedankengängen vor, wie superschlau und vorausschauend er doch ist, das wirkte auf mich nicht nur arrogant, sondern einfach lächerlich, besonders wenn ich es teilweise mit seinen Handlungen vergleiche. Außerdem schien es weder der Autorin noch ihm selbst klar zu sein, ob er nun der große böse Untergrundboss oder doch ein versteckter Gutmensch sein will, aus den beschriebenen Charaktereigenschaften hätte man auch gut mehrere Figuren schaffen können - für einen einzigen Menschen war es deutlich zu viel.

Auch die Emotionen, die sich zwischen den Figuren entwickeln, waren für mich kaum greifbar, erst feinden sich Mira und Joshka an und plötzlich sind sie unsterblich ineinander verliebt - da hätte ich mir zwischendurch etwas mehr Kribbeln im Bauch gewünscht. Ähnlich ist es bei Lilac, seine Abschnitte erzählen hauptsächlich von der Vergangenheit, der schrecklichen Kindheit, die ihn gezeichnet hat. Sein Leben in der Gegenwart spielt sich eher in Randnotizen ab, hier hat mir ebenfalls ganz eindeutig das Gefühl gefehlt.

Positiv ist mir der blumige, anschauliche Schreibstil aufgefallen, auch die Spannung lässt nichts zu wünschen übrig. Wenn der romantische Aspekt der Geschichte etwas mehr Raum bekommen hätte, so dass das Verhältnis zum kriminellen Teil der Handlung ausgewogener gewesen wäre, hätte mich das Leseerlebnis deutlich mehr begeistern können. Insgesamt bewerte ich das Buch daher eher mittelmäßig, die Autorin hat leider viel ihres unbestreitbar vorhandenen Potentials verschenkt.

Fazit: Die Geschichte ist durchaus spannend und auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Gefehlt hat mir allerdings die Greifbarkeit der Emotionen und Joshka fand ich als Figur recht unglaubwürdig, so dass ich für das Buch nur drei Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 30.09.2022

Die Gesellschaftskritik verliert sich in der teilweise oberflächlichen Handlung

Auf See
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Seit zehn Jahren lebt Yada auf einer künstlich erschaffenen Insel mitten in der Ostsee, unter den anderen Bewohnern gibt es nur wenige Frauen und gar keine Kinder und Jugendliche, so dass sie sich sehr ...

Seit zehn Jahren lebt Yada auf einer künstlich erschaffenen Insel mitten in der Ostsee, unter den anderen Bewohnern gibt es nur wenige Frauen und gar keine Kinder und Jugendliche, so dass sie sich sehr isoliert fühlt. Längst haben die anderen Gründer der Seestatt ihrer Idee den Rücken gekehrt, nur Yadas Vater hält an seinem Traum einer unabhängigen Enklave fest, obwohl der Verfall der einst funkelnden Wohneinheiten bereits deutlich spürbar ist und auch die angestrebte Unabhängigkeit vom Festland nicht umgesetzt werden konnte.

Die unkonventionelle Künstlerin Helena lebt in Berlin und lässt sich - ohne finanzielle Sorgen zu kennen - ziellos durch ihren Alltag treiben, selbst die Sekte, die sie einst eher zufällig ins Leben gerufen hat, vermag kaum noch ihr Interesse zu wecken.

"Auf See" von Theresia Enzensberger ist eine dystopische Geschichte, die mich nicht in dem Maß zu fesseln vermochte, wie ich es mir erhofft hatte. Weder Yada noch Helena konnte ich emotional allzu nahe kommen, obwohl ein Großteil der Handlung abwechselnd aus ihren Perspektiven beschrieben war. Zwischendrin gab es immer wieder Abschnitte, die mit "Archiv" überschrieben waren, hier stellte die Autorin geschichtliche Informationen bereit, deren Bezug zum eigentlichen Handlungsstrang für mich erst nach und nach ersichtlich wurde. Was die beiden Frauen miteinander verband, hatte ich dagegen schon zeitig geahnt, vielleicht lag es daran, dass ich während des Lesens keinerlei Spannung empfunden habe.

Der Schreibstil ist durchaus angenehm zu lesen, leider habe ich den Roman inhaltlich stellenweise ziemlich belanglos empfunden. Mir ist schon klar, worauf die Autorin schlussendlich hinaus wollte, die Archivbeiträge zeigen recht deutliche Verbindungen zu der Weltuntergangsstimmung, die Yadas Vater dazu brachte, seinen eigenen Inselstaat zu gründen. Auch die Art und Weise, wie er seine Tochter hintergeht und für die Erfüllung seiner Träume benutzen möchte, lässt gedankliche Parallelen zu einem im Archiv vorgestellten Betrüger aufkommen. Diese gesellschaftliche Kritik verliert sich meiner Meinung nach aber in der oberflächlich anmutenden Handlung, so dass ich am Ende nicht mehr sicher war, warum ich dieses Buch eigentlich lesen wollte.

Fazit: So ganz kann ich nicht nachvollziehen, warum dieser Roman für den Deutschen Buchpreis nominiert war, trotz der durchaus anklingenden Gesellschaftskritik fand ich den Handlungsfaden recht oberflächlich und belanglos, für mich leider kein Lesevergnügen.