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Veröffentlicht am 21.01.2023

Mehr Liebes- als Fantasygeschichte

This Vicious Grace - Die Auserwählte
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Eigentlich lese ich bei Lyx kein Fantasy. Es gibt sicherlich hier und dort mal eine Ausnahme, aber alles in allem ist es für mich der Verlag für New Adult und in meinen Augen auch definitiv der beste mit ...

Eigentlich lese ich bei Lyx kein Fantasy. Es gibt sicherlich hier und dort mal eine Ausnahme, aber alles in allem ist es für mich der Verlag für New Adult und in meinen Augen auch definitiv der beste mit dem konstantesten Programm. Bei „The Vicious Grace“ habe ich nun doch mal mein Glück gewagt, auch weil ich einiges Positives gehört hatte und es einfach mal ausprobieren wollte. Letztlich hat sich gezeigt, dass das Buch für mich schwer zu packen war und vielleicht hilft die Rezension daher auch null weiter, aber ich werde meine Gedanken dennoch mal niederschreiben.

Den Einstieg in „The Vicious Grace“ fand ich sehr schwierig. Das ist für Fantasy bei mir nicht ungewöhnlich, aber dann ist der Grund auch meist die geschaffene Welt, die ich mit ihren Details noch nicht richtig begreifen kann. „The Vicious Grace“ hat aber kein kompliziertes World Building. Es mag sein, dass in dieser Welt noch sehr viel mehr steckt und das mag mit weiteren Bänden auch noch gut zu erweitern sein, aber erstmal ist die Perspektive im ersten Teil recht eng gehalten. Was hat dann also den Einstieg so schwer gemacht? Ich hatte den Eindruck, dass die schmal gehaltene Welt erst etwas aufgebauscht wurde, damit es nach mehr erscheint und dass auch die Sprache sehr poetisch gehalten war, was der Geschichte etwas Mysteriöses gegeben hat. Gleichzeitig war es aber auch einfach nur zäh. Da der Inhalt auch in Alessas Schicksal mittendrin losging, musste man in die Stilistik hinein die inhaltlichen Rahmenbedingungen für sich klarbekommen und das war zu Beginn der Geschichte für mich persönlich keine leichte Aufgabe.

Die Geschichte nahm für mich persönlich dann Fahrt auf, als Alessa sich mit Dante einen Leibwächter sucht. Ich fand zwar die ganze Situation etwas an den Haaren herbeigezogen, aber haken wir es mal als von Dea geleitet ab, da die beiden sich ja offenbar finden sollten. Dante und Alessa haben zusammen schon etwas Tolles, da gibt es glaube ich nicht viel zu diskutieren. Ihre gemeinsame Geschichte ist in meinen Augen der Hauptfokus der Erzählung, weswegen ich zwischendurch auch mehr das Gefühl hatte, eine Liebes- statt einer Fantasyerzählung zu lesen. Das ist in dem Sinne nicht tragisch, weil ich ja gerne Liebesgeschichten lese und es war auch einfach süß zwischen ihnen, aber in diesem inhaltlichen Kontext habe ich mir da einfach mehr erwartet. Auch die beiden Mentoren sind für die Geschichte irgendwann kaum noch von Bedeutung gewesen. Ich hatte daher insgesamt den Eindruck, dass Autorin Emily Thiede ein Händchen dafür hatte, einfach die Teile der Erzählung wegzupacken, die ihr gerade nicht wichtig erschienen. Deswegen passierten manche Entwicklungen dann so abrupt. Wie der Bruder sich auf die andere Seite schlägt, wie die Fontes sich auf einmal mit Alessa dann doch verbinden. Es war manchmal sprunghaft, weil für die Erzählerin eigentlich nur die Liebe zwischen Alessa und Dante zählte.

Es hat der Geschichte aber dann gut getan, dass sich im letzten Drittel alles noch gen der Fontes öffnet, damit man diese besser kennenlernt. Aber gleichzeitig konnte auch nie verborgen werden, dass ihre jeweiligen Gaben nur unzureichend dargestellt wurden. Ich habe auch nicht verstanden, warum Dantes Gabe im Gegensatz zu den anderen so gegenteilig bewertet wurde, das hat die Geschichte nicht erklärt. Deswegen war die finale Schlacht zum Diverando, auf die alles hindeutete, dann zwar ein Muss, aber auch hier merkte man einfach, sie war nur Mittel zum Zweck für en Endshowdown für Alessa und Dante. Es ging aber weniger um die Schlacht selbst, wie man sich die Gegner genau vorstellen soll und wie genau die Gaben zusammen gewirkt haben. Nicht falsch verstehen, es gab immer mal kleinere Beschreibungen, aber auch wenn ich nicht viel Fantasy lese, ich lese das Genre und damit weiß ich, wie es sonst laufen kann. Vielleicht ist Thiede auch einfach mehr eine Autorin von Liebes- statt Fantasygeschichten, was ja völlig okay wäre, aber so wirkt es manchmal leider etwas unausgegoren.

Fazit: „This Vicious Grace“ brauchte für mich etwas, damit ich endlich in das Geschehen hineinfinden konnte. Auch wenn irgendwann ein ersehnter Sog da war, so glaube ich insgesamt doch, dass der Fokus mehr die Liebesgeschichte zwischen Alessa und Dante war als alles andere. Das hat angesichts der aufgebauten Welt dann unausgegoren gewählt, weswegen ich noch nicht weiß, ob ich einen zweiten Band überhaupt wirklich lesen würde.

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Veröffentlicht am 20.12.2022

Mixtape-Flop

Denn ohne Musik werden wir ertrinken
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Brittainy C. Cherry wartet mit einer neuen Dilogie auf, die sich der Musik widmet und daher den Reihentitel Mixtape trägt. „Denn ohne Musik werden wir ertrinken“ bildet nun den Anfang und ich habe mich ...

Brittainy C. Cherry wartet mit einer neuen Dilogie auf, die sich der Musik widmet und daher den Reihentitel Mixtape trägt. „Denn ohne Musik werden wir ertrinken“ bildet nun den Anfang und ich habe mich am Anfang doch erstmal ganz schön zurechtfinden müssen, weil ich dachte, ich wäre im falschen Buch bei der falschen Autorin gelandet. Auch wenn Cherry immer schon auf Sexszenen gesetzt hat, so ist das für mich nicht der vorrangige Aspekt, der mir bei ihr als Autorin ins Auge fällt. Dementsprechend war ich doch etwas irritiert, wie oberflächlich der Einstieg daherkam und wie speziell Ian sich verhalten und gedacht hat. Cherrys Bücher sind für mich vor allem immer eine tolle Gelegenheit, schöne Zitate zu genießen und zu sammeln, aber im ersten Viertel habe ich höchstens vielleicht eine Liste mit versauten Sprüchen und Anspielungen füllen können…

Zum Glück bekommt Cherry schließlich die Kurve. Auch wenn sie sehr bemüht ist, Ian, aber natürlich auch Hazel, menschlich zu erklären, so bleibt der Einstieg für mich doch zu klischeehaft-oberflächlich. Hinterher wird vieles besser und ich habe mich mehr und mehr in das Setting hineinfinden können, aber dennoch wird mit „Denn ohne Musik werden wir ertrinken“ nicht als Highlight in Erinnerung bleiben. Das liegt neben dem Einstieg auch an dem Umstand, dass die Musik so prominent über den Titel in Szene gesetzt wird, aber die Geschichte hat mir das nicht so in dem Umfang geboten, wie ich mir das erhofft hätte. Auch als Hazel schließlich als Songschreiberin einspringt, wäre für mich der logische nächste Schritt gewesen, dass auf die tatsächlichen Texte näher eingegangen wird. Es gibt nur so minimale Eindrücke, dass ich mir kein wirkliches Bild machen konnte, was für eine Musik The Wreckage eigentlich auf die Beine stellen. Dazu hat es mich einfach gestört, dass Hazel nicht mehr Anteil an dem Erfolg der Band hatte. Wenn man sich manchmal die Booklets anschaut, da ist wirklich jeder aufgeführt, der nur ein minibisschen an dem Album oder dem einzelnen Track mitgewirkt hat. Das Buch vermittelt, dass Hazel die Retterin ist, aber dafür wird das nahezu null gewürdigt. Gerade auch, als der Manager es auf Hazel als Störfaktor abgesehen hatte und nicht einmal zur Sprache kam, dass sie die Band eigentlich an diesen Punkt gebracht hat. Dieses Buch macht Hazel und der Musik nicht genug Ehren…

Abseits davon ist aber wieder eine süße Liebesgeschichte entstanden, die erstmal in Fahrt kommen muss. Spätestens als klar ist, wie eng die Geschichte von Hazel und Ian ist, da wirkt es noch mehr wie Bestimmung. Man kann die Szenen der beiden wirklich genießen, auch weil sie zusammen viel erwachsener als getrennt wirken. Aber auch die Großeltern von Ian sind als Nebenfiguren sehr wichtig für die Geschichten. Abseits davon geht es viel um Kriminalität und kaputte Charaktere, wo viel mit gearbeitet wird, was aber zu dem ländlichen Setting einer hoffnungslosen Stadt passt. Spätestens mit dem Sprung nach L.A. und dass Hazel familiäre Verantwortung übernimmt, hat mir die Geschichte gut gefallen, weil sie bedeutungsvoller wurde und weil auch zunehmend die geliebten Botschaften eine Rolle spielten. Es wird schließlich an allen Stellen schön rund, aber die Fehler davor sind dadurch nicht vergessen.

Fazit: „Denn ohne Musik werden wir ertrinken“ ist der Auftakt der Mixtape-Dilogie, den ich aber nicht als Cherry-Highlight bezeichnen kann. Um Musik ging es mir entschieden zu wenig und der Einstieg war auch viel zu oberflächlich. Cherry hat definitiv schon genug Bücher mit besserer Mischung geschrieben.

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Schattenwelt?!

Book of Night
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Holly Black ist für mich kein unbekannter Name, aber tatsächlich habe bis dato noch nichts von ihr gelesen, auch wenn die Möglichkeiten groß genug war. Bei „Book of Night“ hat mich nun auch nicht gereizt, ...

Holly Black ist für mich kein unbekannter Name, aber tatsächlich habe bis dato noch nichts von ihr gelesen, auch wenn die Möglichkeiten groß genug war. Bei „Book of Night“ hat mich nun auch nicht gereizt, dass es ihr erstes Buch für Erwachsene ist, denn ich lese noch genug Jugendbücher, so dass das für mich kein Kriterium ist. Hier hat es jetzt wahrscheinlich einfach mal genau gepasst und ich habe beim Hörbuch zugeschlagen. Ich kann gleich vorab sagen, dass Vanida Karun eine sehr angenehme Erzählstimme war, die ich gut durch das lange Buch geleitet hat. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob hier das Hörbuch als Medium wirklich die clevere Wahl war.

Mich hat am Klappentext von „Book of Night“ vor allem gereizt, dass es um Schatten gehen würde und ich sehr gespannt war, wie das wohl aufgebaut ist. Genau hier wären wir auch schon beim Knackpunkt, denn ich habe die Konzeption der dargestellten Welt als undurchsichtig und vielleicht sogar als nicht vorhanden empfunden. Genau hier war ich mir dann auch unsicher, dass es vielleicht am Hörbuch gelegen haben könnte, denn es gab eine Sequenz, in der die verschiedenen wichtige Begriffe zur Schattenwelt erwähnt wurden und vielleicht wäre es hier hilfreich gewesen, einfach mal zurückblättern zu können, um sich die Infos immer wieder zu vergegenwärtigen. Im Hörbuch ist das alles etwas komplizierter. Dennoch glaube ich auch unabhängig vom Medium, dass ich definitiv im Fantasy-Bereich schon viel besser entwickelte Welten kennengelernt habe. Auch wenn es durchgängig um die Schatten ging, so habe ich es doch so empfunden, als wäre es nicht so dominant in der Thematik gewesen, wie ich es erwartet hätte. Denn die Vielzahl der vorhandenen Figuren scheint doch ganz gut ein Leben abseits der Schattenthematik führen zu können.

Angelehnt an das etwas zaghafte World-Building kommt auch der Inhalt zunächst nicht so richtig in Gang. Wir lernen Charlies Welt kennen, ihre Schwester, ihren Mitbewohner, für den sie weit mehr empfindet, als sie zugeben will, ihre Arbeit und ihre Vergangenheit. In Rückblenden wird uns gezeigt, wie Charlie zur Diebin wurde und wie sie manches Mal das Gesetz strapaziert hat. Doch in alldem merkt man schnell deutlich, dass sie ein gutes Herz hat, denn gerade für ihre Schwester Posey tut sie doch alles, denn sie soll eine gute Zukunft haben. Daneben wird ganz gemächlich die Handlung initiiert, indem es um ein Buch geht (siehe Titel) und dann geschieht ein erster Mord und auch wenn es Charlie zu dem Zeitpunkt nur unmittelbar angeht, hängt sie sich an diesem Punkt schon rein. Auch wenn es immer wieder erzählerische Wendungen gibt, so ist es doch wenig, was bei mir Zug entwickelt hat, denn ich war im Geiste wohl immer noch mit der doch eher ausgesparten Schattenthematik beschäftigt. Letztlich ist der große Wendepunkt, als Charlie herausfindet, wer ihr Mitbewohner Vince wirklich ist.

Denn damit ist auf einmal sehr deutlich, wer der wahre Big Bad dieser Erzählung ist und in welche Richtung die Geschichte strebt. Nach und nach wird auch die Schattenthematik etwas präsenter, wenn ich auch das World Building immer noch nicht als gut empfand, dennoch gab es auch ein paar Aspekte, die wir alle zusammen wohl erst erlernen mussten. Aber auch ohne diese Argumente ist das Ende sehr unterhaltsam, denn Charlie wird sehr aktiv, risikobehafteter, denn sie hat ein klares Ziel vor Augen und das will sie erreichen. So kommt es letztlich zum großen Showdown, bei dem sich Charlie auf einer tollen intellektuellen Ebene mit Salt battelt und das war wirklich schön wendungsreich, um immer wieder neu überrascht zu werden. Dieser Teil ist Black wirklich gut gelungen. Das Ende scheint dann vor allem einen zweiten Band vorzubereiten, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür noch an Bord sein werde, denn die Aspekte, die mich wirklich mitgerissen haben, sind einfach zu wenig.

Fazit: „Book of Night“ habe ich als Hörbuch vorliegen gehabt und während ich die Erzählerin Vanida Karun wirklich toll fand, so ist meine Begeisterung für die Geschichte an sich nicht ganz so überschwänglich. Erst am Ende beim großen Showdown gab es für mich wirklich einen Klickmoment, ansonsten fand ich die Schattenwelt sehr, sehr blass. Vielleicht lag es hier am Hörbuch, aber die Anzeichen sagen mir eigentlich, dass es wohl auch für die gedruckte Form gilt. Das ist dann vielleicht sogar schon zu wenig, um Lust auf einen zweiten Band zu wecken.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Für den Bildschirm wahrscheinlich genial, für ein Buch zu komplex

The Atlas Six
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Ich bin auf das Buch „The Atlas Six“ von Olivie Blake gestoßen, als von Amazon angekündigt wurde, sich die Rechte gesichert und eine Adaption vorantreiben zu wollen. Da es zu dem Zeitpunkt noch gar keine ...

Ich bin auf das Buch „The Atlas Six“ von Olivie Blake gestoßen, als von Amazon angekündigt wurde, sich die Rechte gesichert und eine Adaption vorantreiben zu wollen. Da es zu dem Zeitpunkt noch gar keine deutsche Übersetzung gab, war schnell klar, dass Original muss in der Heimat ein Hit sein. Auch wenn Hypes mich nicht automatisch auch begeistern müssen, fand ich den Klappentext völlig unabhängig von allem drum herum sehr vielversprechend. Nach der Lektüre jedenfalls bin ich mir sicher, dass eine Adaption großartig werden könnte, während es in Buchform zu komplex wirkt.

Wir haben sechs Hauptcharaktere, aus deren Sicht das Geschehen abwechselnd erzählt wird. Das hat mich in diesem Ausmaß an Leigh Bardugo erinnert, aber die Erzählweise ist doch sehr unterschiedlich. Während sich die gerade genannte auch oft in ausschweifenden Erzählungen aus der Vergangenheit verliert, ist bei Blake doch alles etwas simpler, zumindest in der Art, wie sie die Dinge angeht. Ihr Stil ist simpel, ihre Inhalte sind dagegen wahnsinnig komplex. Bleiben wir aber zunächst bei den Charakteren, denn auch wenn wir natürlich bei denen in die Vergangenheit eintauchen, so geht es dabei mehr um Basics als zu tief in die Charaktere einzutauchen. Die Bandbreite an Charaktereigenschaften, die wir in diesen sechs erleben, ist schon enorm, aber da sie sich gedanklich viel untereinander beschäftigen, bekommt man neben der Innen- immer auch die Außenperspektive angeboten. Das hat sicherlich auch einen faszinierenden Aspekt, weil man sich so viel mehr auf die eigenen Instinkte verlassen muss, hat aber auch den Nachteil, dass keine Figur so richtig für die Identifikation ausreicht. Libby und Tristan sind für mich die Figuren, mit denen ich am meisten anfangen konnte. Nico hat auch sehr ehrenwerte Motive und ist sicherlich einfach ein echt guter Kerl, aber manchmal ist es mit ihm auch nicht ganz verständlich, was wie zusammenpasst. Während Reina für mich völlig blass geblieben ist, was schade ist, denn Potenzial ist sicherlich genug da, sind Parisa und Callum sicher die, an denen man sich am meisten stößt, aber sie sind letztlich auch die einzigen beiden, die die Handlung im Gang halten. Denn weil es der Autorin so sehr darum geht, die Figuren zu positionieren und immer wieder neue Allianzen und Fehde zu entwerfen, passiert recht wenig.

Zwar vergeht über die einzelnen Kapitel hinweg die Zeit zügig, aber die Studien, die zwischendurch vorangetrieben werden, schwanken zwischen ausufernden Beschreibungen und völliger Ignoranz. Das ist in der Stilistik irritierend, denn so vergeht einerseits kaum Zeit, aber andererseits sind die Hinweise am Ende deutlich, dass bald ein ganzes Jahr vergangen ist, ohne dass es aber wirklich deutlich wurde. Zu den Studien kann man auch sagen, dass sich Blake auf gewisse Themen regelrecht stürzt. Selten geht es um die Darstellung im Unterricht, sondern mehr darum, wie die Sechs damit umgehen, aber dann verliert es sich in wissenschaftlichen Details, die zwar insgesamt faszinierend klingen, aber auch gleichzeitig absurd klingen. Ich habe keine Ahnung, inwiefern Blake wissenschaftlich interessiert ist und inwiefern sie für die Themen über den Tellerrand hinausgeschaut hat, aber vieles klingt sehr phantasievoll und ist vermutlich nur inspiriert von Fakten. Das ist im Grunde auch nicht schlimm, denn wir befinden uns innerhalb von Fiktion, aber die ganzen Beschreibungen sind eben so konfus und unvorstellbar, dass es mich nicht abgeholt hat. Deswegen sprach ich gleich zu Beginn die Adaption an, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass das bildlich adaptiert ganz anders wirken kann. Das hängt auch mit den einzelnen Fähigkeiten zusammen. Während ich bei Reina, Callum und Parisa erahnen kann, wie sich genau ihre Kräfte manifestieren, sind Libby und Nico sowie dann daran anknüpfend Tristan für mich sehr viel hypothetischer. Wenn man in die Grundlagen schon nicht richtig einsteigen kann, dann wird es intensiviert natürlich noch schwieriger.

Insgesamt kann man aus der Kritik zu den Charakteren sowie dem Inhalt bereits herauslesen, dass Potenzial genug vorhanden ist, dass aber die einzelnen Bestandteile noch nicht recht zusammenpassen, um es als echtes Leseerlebnis zu empfinden. Es wird an einigen Stellen gar unnötig zäh, was gerade bei so vielen Charakteren überhaupt nicht nötig wäre. Zum Ende hin gibt es dann echt Plottwists und hier wacht man auf, wird wieder neugieriger und erinnert sich, warum das von Anfang an alles eine geniale Idee war, aber die Frage ist eben, ob es den zweiten Band deswegen nun großartig macht, oder ob sich die gleichen Probleme einfach nochmal zeigen, denn das wäre fatal.

Fazit: „The Atlas Six“ ist für mich schnell eine Erzählung, die ich mir auf dem Bildschirm adaptiert wahnsinnig gut vorstellen kann, während es zwischen den Buchseiten definitiv zu komplex ist. Das Potenzial ist überall da, aber die Oberflächlichkeit bei den Charakteren, um dann wieder bei einigen Themen so tief einzutauschen, dass es kaum wieder hochgeht, das ermöglicht keinen Lesefluss. Das Ende verleitet aber definitiv dazu, bei Band 2 wieder zuzugreifen.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Qualitativ sinnbildlich für gesamte Reihe

Sunrise Full Of Wonder
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Mit „Sunrise Full of Wonder“ beendet Mounia Jayawanth ihre bei Lyx veröffentlichte One-Night-Trilogie. Insgesamt war die Reise für mich nicht immer einfach, denn man merkt Mounia an, dass sie es auf wichtige ...

Mit „Sunrise Full of Wonder“ beendet Mounia Jayawanth ihre bei Lyx veröffentlichte One-Night-Trilogie. Insgesamt war die Reise für mich nicht immer einfach, denn man merkt Mounia an, dass sie es auf wichtige Themen abgesehen hat. Dazu hat sie einen humorvollen Grundton, aber manchmal ist es erzählerisch etwas holprig und auch die Charaktergestaltung ist nicht immer in sich konsequent. Natürlich ist mir das Buchuniversum dennoch ans Herz gewachsen, denn gerade die drei Freundinnen sind ein Anker gewesen, der definitiv dieser Reihe etwas Besonderes gegeben hat.

Bei „Sunrise Full of Wonder“ ist diese Kritik ziemlich genau auf den Punkt wieder anzubringen, man merkt also ein starkes Muster, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, ob es nun nur Geschmackssache ist, dass es bei mir noch nicht völlig ankommt, oder ob doch noch eine gewisse Übung an der einen oder anderen Stelle fehlt. Maya und Lenny waren uns in den anderen beiden Bänden als Freunde präsentiert worden, weswegen ich im Vorfeld auch von einer klassischen Entwicklung ausging, dass aus besten Freunden eben zusätzlich noch ein Liebespaar wird. Deswegen fand ich es in der Tradition des fünfjährigen Zeitsprungs überraschend, dass eigentlich damals bereits die perfekte Liebesgeschichte angelegt wurde. Es ist auch okay, dass manche nicht auf Anhieb zueinanderfinden, aber gerade im ersten Band war Lenny regelrecht treudoof in Sydney verliebt, was mein Bild zu ihm auch durchaus geprägt hat. Nun präsentiert uns der dritte Band aber irgendwie auch eine ganz andere Version von Lenny. Es ist nicht so, als ob man diese nicht übereinander bringen könnte, aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass vieles zu seiner Person angelegt war, als der Plot von Band 3 noch nicht vollständig stand. Denn gerade angesichts seiner stets präsenten Gefühle für Maya war das doch etwas seltsam, denn er war sich dessen ja immer bewusst, während Maya es ja doch eher sich selbst nicht eingestehen konnte.

Weiterhin kann man sagen, dass es eindeutig eine Maya-Geschichte ist. Das ist insgesamt auch eine Tendenz bei der Reihe, dass es zwar beide Perspektiven gibt, dass es aber dennoch eine deutlichere Gewichtung auf die Frau gibt. Hier ist es nun besonders extrem, denn es geht vor allem darum, was Maya als Kind und Jugendliche durchmachen musste und was sie so verbissen nach Freiheit sehnen lässt. Bei Lenny war aber durchaus genauso viel Potenzial vorhanden, das hat sich immer wieder überall angedeutet, aber es wurde nicht mal ansatzweise so detailliert ausgearbeitet. Hier spielt dann auch herein, dass der interessanteste Faktor an ihm, sein christlicher Glaube, offensichtlich Mittel zum Zweck war. Aber eins nach dem anderen. Denn ich fand das Buch auch lange sehr ereignislos. Natürlich ging es um die Zusammenführung zweier bester Freunde, aber es war sehr langatmig gemacht und als es dann endlich soweit war, ging es erstmal genauso behäbig weiter. Zwar wurde auch das Geheimnis aus Mayas Vergangenheit noch entlarvt, aber man merkte deutlich, dass der eigentliche inhaltliche Knall erst ganz zum Schluss kam.

Ich hatte mit der Schwangerschaft ehrlich gesagt nicht gerechnet, auch wenn mir beim ersten Geschlechtsverkehr schon auffiel, dass über Verhütung nicht gesprochen worden war. Das wurde zwar später nachgeholt, aber dennoch war es da schon seltsam, aber dennoch habe ich das Thema lange nicht mehr in diesem Genre gehabt. Die Themenauswahl lobe ich auch ausdrücklich, auch weil mich der abschließende Abschnitt zum Mom Shaming sehr beeindruckt hat, denn so konsequent aufgearbeitet findet man das Thema leider selten, deswegen fand ich es spannend. Dennoch gab es eben auch Stolperstellen, denn es war eben sehr spät im Buch und spätestens da war klar, dass Lenny nur so gläubig inszeniert worden ist, um ein Konfliktpotenzial zu erzeugen. Grundsätzlich nicht falsch, weil es ein passender Ansatzpunkt ist, aber es war zu oberflächlich alles. Weder über Lenny selbst noch über seine Familie ist der Diskurs gut angegangen worden. Immer mal wieder wurde der Glaube ins Spiel gebracht, dennoch hat Lenny so nicht argumentiert, das war etwas schade. Aber grundsätzlich bleibt die Stärke des Themas und dass es für Maya wirklich durchgezogen wird. Da hat mir dann auch der Zeitsprung gefallen, weil man eben auch die Auswirkungen noch erleben durfte. Das sind ganz klar die für mich so starken Momente, bei denen ich Mounia richtig feiere, aber es macht es auch bedauerlich, dass im Kontext dann oft die Schwächen lauern.

Fazit: Mounia Jayawanth hat vor allem thematisch eine wertvolle Reihe entwickelt, die auch mit dem dritten Band mit einem kleinen Highlight (weil eben so selten und doch so wichtig!) zu Ende geht. Dennoch sind die erzählerischen Schwächen leider nicht zu ignorieren, denn es ist nicht immer alles konsequent genug und dann bleibt manches auch an der Oberfläche, das ist insgesamt schade, weil das Potenzial riesig da ist. Aber vielleicht ist es wirklich nur Geschmackssache und Mounias ganz eigener Stil ist zu respektieren.

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