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Veröffentlicht am 14.11.2022

Die Jagd nach dem Route 66-Killer

Der stille Sammler
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FBI-Agentin Brigid Quinn ist eigentlich im Ruhestand. Aber es gibt einen Fall in ihrer Karriere, der ihr immer noch zu schaffen macht. Der so genannte Route 66 Killer hat über Jahre immer wieder Frauen ...

FBI-Agentin Brigid Quinn ist eigentlich im Ruhestand. Aber es gibt einen Fall in ihrer Karriere, der ihr immer noch zu schaffen macht. Der so genannte Route 66 Killer hat über Jahre immer wieder Frauen entführt und ermordet und wurde nie gefasst. Und sie gibt sich die Schuld am Verschwinden einer jungen Kollegin, die vor vielen Jahren als Lockvogel eingesetzt wurde, um den Täter zu fassen.
Nun hat das FBI einen Mann geschnappt, der behauptet, der Route 66 Killer zu sein und alles spricht dafür. Aber Brigid selbst ist nicht davon überzeugt, dass Floyd Lynch der gesuchte Täter ist. Und so geht es auch Laura Coleman vom FBI, die nun den Fall bearbeitet. Aber dann ist Laura plötzlich verschwunden und niemand glaubt Brigid, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Da sie offiziell nicht mehr bei der Truppe ist, muss sie auf eigene Faust etwas unternehmen.

Ich habe das Buch zufällig auf einem Büchermarkt entdeckt, kannte weder Autorin noch Titel, aber der Klappentext hörte sich interessant an. Und es hat mir auch gut gefallen und mich gut unterhalten.
Der Schreibstil ist flüssig mit relativ kurzen Kapiteln. Erzählt wird in der Ich-Form aus Sicht von Brigid Quinn, so dass man immer direkt am Geschehen ist. Es gibt des Öfteren Situationen zum Schmunzeln, wenn sie sich über Dinge Gedanken macht, manchmal den Leser auch direkt anspricht. Und es gibt auch emotionale Momente, da sie der Meinung ist, dass sie ein "normales" Leben nicht verdient hat, bei dem was sie alles schon erlebt und auch selbst getan hat.

"Der stille Sammler" erfindet sicher den Thriller nicht neu, aber ich fand es spannend, der Erzählstil gefiel mir und auch die Hauptfigur war mir sympathisch. Keine junge Super-Agentin, sondern eine Frau Ende Fünfzig, die schon einiges in ihrem Beruf gesehen hat, was sie nachhaltig geprägt hat. Dadurch wird die Geschichte authentischer, finde ich.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Familiengeheimnisse

Wildblütenzauber
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Sarah ist Anfang 30, als ihre Mutter Barbara bei einem Autounfall ums Leben kommt. Die beiden hatten ein sehr inniges Verhältnis und Sarah kann den Schmerz kaum ertragen. Einzig Doreen, ihre beste Freundin ...

Sarah ist Anfang 30, als ihre Mutter Barbara bei einem Autounfall ums Leben kommt. Die beiden hatten ein sehr inniges Verhältnis und Sarah kann den Schmerz kaum ertragen. Einzig Doreen, ihre beste Freundin seit Kindertagen und mehr wie eine Schwester, gibt ihr Halt in dieser Zeit. Sie überlegt, Stralsund zu verlassen und sich ein neues Zuhause in der Vorpommerschen Boddenlandschaft und Doreens Nähe zu suchen.
Auf Barbaras Beerdigung taucht plötzlich Rosa auf, die sich als Sarahs Großtante vorstellt und aus Nürnberg kommt. Bisher wusste Sarah nichts von ihrer Existenz oder dass sie überhaupt Verwandte in Nürnberg hat. Und als sie Unterlagen in Barbaras Wohnung sichten will, findet sie noch mehr Überraschendes heraus. Hatte ihre Mutter doch Geheimnisse vor ihr? Schließlich begibt sie sich auf Spurensuche nach Nürnberg und erfährt etwas über ihre Herkunft, das sie nie erwartet hätte.

Der Titel "Wildblütenzauber" ist ein bisschen irreführend, finde ich, denn darum geht es eigentlich nur am Rande. Auch der Klappentext passt nicht wirklich, denn das dort erwähnte Herbarium kommt zwar vor, aber es spielt doch nicht die große Rolle, wie es hier versprochen wird.

Davon abgesehen hat mir das Buch aber gut gefallen. Es geht um Familie, Freundschaft, Trauer, Verlust und wie man am besten damit umgeht. Es ist kein Liebesroman und das ist auch gut so. 😊

"Der Tod ordnet das Leben neu" ist ein Zitat aus dem Buch, das sehr gut auf Sarahs Situation passt. Denn der Verlust ihrer Mutter ist für sie auch eine Chance, etwas in ihrem Leben zu ändern. Eine neue Umgebung und neue Bekanntschaften sowie die Nähe ihrer besten Freundin Doreen geben ihr Halt. Auch Doreen vermisst Barbara, denn sie war so etwas wie eine Ersatzmutter, da sie selbst kein schönes Zuhause hatte.

Neben den Hauptcharakteren gibt es auch wieder eine Reihe von interessanten Nebenfiguren, die alle ihre Ecken und Kanten haben und dadurch sehr authentisch sind. Ob das nun Doreens zunächst miesepetriger Nachbar Bernd ist oder Florian mit seiner Tochter und ihrem Hund Daisy oder Cafebesitzerin Mandy.

Und wie man es von Büchern von Anne Töpfer (alias Anne Barns alias Andrea Russo) gewohnt ist, gibt es natürlich auch wieder leckere Rezepte. Die "Traumstücke" werde ich sicher einmal ausprobieren.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Geheimnisse des 2. Weltkrieges

Die verlorenen Töchter
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Im Herbst 1970 wird in einem Tal in der Nähe von Bergen die verkohlte Leiche einer Frau gefunden. Den Ermittlern gelingt es nicht, die Identität des Opfers festzustellen. Fünfundzwanzig Jahre zuvor, im ...

Im Herbst 1970 wird in einem Tal in der Nähe von Bergen die verkohlte Leiche einer Frau gefunden. Den Ermittlern gelingt es nicht, die Identität des Opfers festzustellen. Fünfundzwanzig Jahre zuvor, im Sommer 1945, bringt die Norwegerin Åse Evensen ihre Tochter Katrine zur Welt. Weil sie sich mit einem deutschen Besatzungssoldaten eingelassen hat, muss Åse in ein Straflager – und Katrine wächst in einem ostdeutschen Waisenhaus auf. Sie wird adoptiert und erfährt erst 1970 die Wahrheit über ihre Herkunft. Als sie sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter begibt, ahnt sie nicht, wie gefährlich diese Reise ist.

Ich gebe zu, dass mir dieser Teil der Geschichte bisher völlig neu war. Und selbst in Norwegen ist es wohl bis heute ein Tabuthema. Kein Wunder, denn wer würde schon gerne zugeben, dass norwegische Frauen und Mädchen während und auch nach Ende des 2. Weltkrieges in Arbeitslager gesteckt wurden, weil sie ein Kind von einem deutschen Soldaten erwarteten? Und dann wurden ihnen die Kinder auch noch weg genommen, nach Deutschland geschickt und dort in Waisenhäuser gesteckt.

Die Autorin schreibt im Nachwort, dass sie zufällig auf die Akte zur "Toten von Isdal" gestoßen ist und ihr dabei die Idee zu diesem Roman kam. So ist es ihr gut gelungen, das Thema der Straflager und die Zustände in den Anfängen der DDR in eine fiktive Handlung einzubauen. Auch wenn der größte Teil davon und auch die Figuren frei erfunden sind, kann man sich gut vorstellen, wie es damals gewesen sein muss und dass solche Schicksale wie die von Ase oder Katrine keine Seltenheit waren.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, der von Ase, der von Katrine/Kathrin und einer Ich-Erzählerin, die sich später als Nachfahrin von Ase entpuppt. Dadurch bekommt das Ganze noch mal ein realistischeres Bild.

Fazit: Eine aufwühlende, ergreifende Geschichte, die ein Tabuthema anspricht und deutlich macht, dass nicht nur die Deutschen "Die Bösen" in diesem Krieg waren und auch andere Länder mindestens genauso viel Schuld auf sich geladen haben.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Max Hellers 5. Fall

Juni 53
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Am 17. Juni 1953 gehen auch in Dresden die Leute auf die Straße und prostestieren gegen die DDR-Regierung. Als in derselben Nacht in einem ortsansässigen Betrieb ein grausamer Mord geschieht, hat Oberkommissar ...

Am 17. Juni 1953 gehen auch in Dresden die Leute auf die Straße und prostestieren gegen die DDR-Regierung. Als in derselben Nacht in einem ortsansässigen Betrieb ein grausamer Mord geschieht, hat Oberkommissar Max Heller einen neuen Fall zu lösen. Während er in den Wirren des Volksaufstandes einen Mörder sucht, drängt seine Frau Karin auf eine Entscheidung: Sollen sie in den Westen gehen?

Seit acht Jahren ist der Krieg vorbei, aber noch immer sind die Nachwirkungen in der noch jungen DDR zu spüren. Für die Bewohner des "Arbeiter- und Bauernstaates" sind die Zeiten nicht wirklich besser geworden. Waren es zur Zeit des Krieges die Nationalsozialisten, die alles und jeden kontrollierten, ist es nun das Ministerium für Staatssicherheit.
Max Heller ist es langsam müde, immer auf der Hut zu sein und Rechenschaft für sein Handeln abzulegen. Wieder ist er außen vor, weil er nicht einer Partei angehören will und das bekommt auch seine Familie zu spüren. Dabei will er einfach nur gute Arbeit als Polizist machen. Aber das ist nicht so einfach, denn auch beim Fall des Toten in der Fabrik mischt sich das MfS ein und scheint immer im Voraus über alles informiert zu sein.
Besonders hart ist für ihn und seine Frau Karin, dass ihr Sohn Klaus ebenfalls für das Ministerium arbeitet und glühender Anhänger des Sozialismus ist. Sogar bei ihm muss Max aufpassen, was er sagt. Kein Wunder also, dass sie überlegen, in den Westen zu gehen, wo ihr anderer Sohn Erwin lebt und dort anscheinend ein gutes Leben mit seiner Familie führt.

Der Mordfall in der Fabrik zieht weite Kreise und es bleibt auch nicht bei einem Toten. Aber hat das Ganze wirklich einen politischen Hintergrund oder passierte die Tag nur zufällig zur Zeit der Aufstände in der DDR? Für Heller und seinen Kollegen Oldenbusch wird es immer undurchsichtiger. Und sie wissen auch bald nicht mehr, wem sie trauen können.

Frank Goldammer gelingt es in diesem 5. Teil der Krimireihe wieder sehr gut, die damalige Stimmung in der DDR darzustellen. Die Menschen sind wütend, der Krieg ist seit acht Jahren vorbei, aber nichts ist besser geworden. Die Resignation von Heller ist absolut nachvollziehbar. Mehr als einmal fragt er sich: Wozu das Ganze? Was bringt es mir wirklich, wenn ich weiterhin gegen den Strom schwimme? Aber gerade das macht Heller so sympathisch. Er weiß, dass er ziemlich allein auf weiter Flur steht, aber bleibt seinen Prinzipien treu.

Die meisten wissen sicher, dass der 17. Juni bis 1990 ein nationaler Feiertag in Deutschland war. Ein Tag zum Gedenken an den Volksaufstand in Ost-Berlin und der DDR, den das sowjetische Militär am 17. Juni 1953 blutig niederschlug. Zunächst ging es um die Rücknahme zur Erhebung von Arbeitsnormen, was aber dann im Ruf nach dem Sturz der SED-Regierung endete. Hierbei starben 125 Menschen. Insgesamt beteiligten sich an den Protesten mehr als eine halbe Millionen Menschen.

Fazit: Ein spannender Kriminalfall vor dem geschichtlichen Hintergrund des Volksaufstandes in der DDR.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Auszeit auf Föhr

Friesentorte für Fortgeschrittene
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Moira, genannt Mo, liebt nichts mehr als ihren Job. Als Coach ist sie international unterwegs und berät Manager in der Finanz- und Wirtschaftswelt. Mit Anfang 30 lebt sie in Berlin und lässt sich von ihrer ...

Moira, genannt Mo, liebt nichts mehr als ihren Job. Als Coach ist sie international unterwegs und berät Manager in der Finanz- und Wirtschaftswelt. Mit Anfang 30 lebt sie in Berlin und lässt sich von ihrer Mutter zu einem Kurzurlaub auf der Nordseeinsel Föhr überreden. Aber als die Fähre ablegt, ist ihre Mutter verschwunden und mit ihr Mos Handy und Laptop. Nur die Promenadenmischung Liebling und ein altes Fotoalbum mit Fotos aus ihrer Kindheit hat ihre Mutter ihr da gelassen. Mo hat die gesamten Ferien ihrer Kindheit mit ihren Eltern auf Föhr verbracht, bis etwas passiert ist, das sie bis heute nicht versteht. Hals über Kopf reiste ihre Mutter mit ihr ab, als sie vierzehn war und ihre Eltern trennten sich. Seitdem war Mo nie wieder auf der Insel. Und auch jetzt bleibt sie zunächst nur widerwillig. Wie soll sie schließlich als Selbständige ohne ihr Smart Phone und Tablet auf einer Insel überleben? Dann findet sie einen Umschlag in ihrer Tasche mit den Worten ihrer Mutter: "Ich wünsche dir eine Reise zu dir selbst. Zu der Mo, die du einmal warst..." Und es bleibt nicht bei dem einen Brief und Hinweis. Mo soll während ihres Aufenthaltes die Orte und Menschen auf den Fotos aufsuchen. Somit beginnt für sie eine Reise in ihre unbeschwerte Kindheit. Auch wenn die "medienfreie" Zeit anfangs nicht ganz freiwillig ist, merkt Mo bald, wie das Inselleben, die salzige Luft, der planlose Tagesablauf sie entschleunigen. Und vielleicht kann sie bei ihrer Spurensuche auch endlich herausfinden, was damals zwischen ihren Eltern passiert ist. Außerdem ist da auch noch der Architekt Janne, der seiner Schwester im Heuhotel aushilft...

Der Titel klingt vielleicht ein bisschen nach kitschigem Liebesroman. So würde ich "Friesentorte für Fortgeschrittene" aber nicht bezeichnen. Es geht eher darum, herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist im Leben und was einen glücklich macht. Und manchmal braucht man dazu eben einen Schubs in die richtige Richtung. In diesem Fall zurück in die eigene Kindheit und auf die Nordseeinsel Föhr.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und hatte es innerhalb von zwei Tagen durch. Was zum einen mit dem flüssigen Schreibstil zu tun hatte, zum anderen wollte ich aber auch immer wissen, wie es weitergeht mit Mo und was sie noch herausfindet. Es gibt komische (besonders die mit Hund Liebling) und emotionale Momente und man bekommt beim Lesen "Föhrweh", wie es Mos Mutter ausdrückt. Ich konnte fast den Wind spüren, das Salz riechen, die Wellen hören. Ich war zwar noch nie auf Föhr, aber durch die anschauliche Darstellung von Tina Wolf, hatte ich das Gefühl, die Insel schon jahrelang zu kennen.

Und in der Geschichte steckt sicherlich auch eine kleine Botschaft, nämlich dass wir heute in der schnelllebigen Zeit und mit den sozialen Medien eines nicht vergessen dürfen: die einfachen Dinge im Leben zu genießen und glücklich zu sein.

Auf alle Fälle ist "Friesentorte für Fortgeschrittene" ein schönes Buch für den Urlaub - oder zur Vorbereitung darauf. 😉 Ach ja und das Rezept für die Friesentorte gibt es auch.

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