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Veröffentlicht am 15.11.2022

lebensechter, spannender DDR-Krimi

Der Henker mit dem Totenkopf
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Zwei durch Erhängen ermordete Frauen, die zuvor noch bestialisch vergewaltigt wurden beschäftigen die Dresdner Ermittler. Ein Hauptverdächtiger steht schnell fest. Er hat bereits einmal eine Frau vergewaltigt ...

Zwei durch Erhängen ermordete Frauen, die zuvor noch bestialisch vergewaltigt wurden beschäftigen die Dresdner Ermittler. Ein Hauptverdächtiger steht schnell fest. Er hat bereits einmal eine Frau vergewaltigt und seine Strafe dafür abgesessen. Aber Leutnant Uwe Friedrich ist von seiner Schuld nicht vollkommen überzeugt. Er stellt, mit Rückendeckung seines obersten Chefs, Major Horst Günzel, eigene Ermittlungen an…
Und genau das hat mir so gut gefallen. Günzel weiß, dass Uwe ein brillanter Ermittler ist und dass sein direkter Chef etwas neidisch auf sein Ansehen und auch auf Uwes Fähigkeiten ist. Das kam mir beim Lesen so lebensecht vor, genauso wie die Einmischung des MfS in die laufenden Ermittlungen.
Denn eines muss man wissen: in der DDR gab es keine Gewaltverbrechen! Das wurde mittels der Stasi vertuscht, den ermittelnden Behörden ein Maulkorb verpasst und die Akten einfach geschlossen. Genauso wie der Autor die Geschichte geschrieben hat könnte es gewesen sein. Sie wirkte auf mich, die ich diese Zeit noch miterlebt habe, lebensecht und war wirklich spannend zu lesen. Anfangs dachte ich noch, als recht früh der Name des Täters preisgegeben wurde – na toll. Nun ist die Spannung dahin. Aber weit gefehlt, denn der Täter hat sich eine neue Vita verschafft. Erfrischend fand ich die Abschnitte mit Uwe und seiner pfiffigen Freundin Sabine Fuchs. Diese junge Dame ist in meinen Augen ein ebenso guter Ermittler wie Uwe.
Für dieses spannenden, kurzweiligen Krimi hat der Autor 5 Lese-Sterne absolut verdient.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

einfach abtauchen in den schwarzen, wilden Kontinent

Ein kleines Stück von Afrika - Aufbruch
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Ivory Parkland Rowe, von allen Ivy genannt, ist 17 Jahre alt als sie gemeinsam mit ihrem Vater per Schiff nach Kenia reist, um dort an einer Safari teilzunehmen. Das Töten von Tieren ist Ivy auch wenn ...

Ivory Parkland Rowe, von allen Ivy genannt, ist 17 Jahre alt als sie gemeinsam mit ihrem Vater per Schiff nach Kenia reist, um dort an einer Safari teilzunehmen. Das Töten von Tieren ist Ivy auch wenn sie hervorragend schießen kann ein Graus, aber die Aussicht stattdessen mit ihrer Schwester Rosamond zu den Debütanten Bällen zu gehen, macht ihr die Entscheidung leicht. In Afrika angekommen, wird sie gleich von der dortigen Atmosphäre, den vielen neuen Eindrücken, aber vor allem von der dortigen Tier- und Pflanzenwelt fasziniert. Eine Faszination, die sie in sich aufnimmt. Sehr anschaulich und einfühlsam beschreibt die Autorin welche Wirkung die Menschen und am meisten die Tierwelt auf sie hat. Das konnte man beim Lesen so gut nachvollziehen und nachempfinden.
Auf der Jagdsafari unter der Leitung von Adrian Edgecumbe beeindruckt sie dieser Mann. Sie weigert sich strikt ein Tier zu erschießen, Adrian akzeptiert ihre Einstellung und zeigt ihr die lebenden Tiere, erklärt ihr stattdessen die Tier- und Pflanzenwelt mit Worten. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen. Scheinbar gefällt es Adrian, dass und wie sie ihren Standpunkt vertritt, er macht ihr einen Heiratsantrag und verspricht ihr mit den blutigen Jagdsafaris ihretwegen aufzuhören. Ein Versprechen, das er auf seine Weise auflegen wird und das Ivy deutlich werden lässt, dass auch sie nur eine Jagdtrophäe für ihn ist.
Für mich war das eine unglaubliche Geschichte einer jungen Frau, die entgegen den Konventionen der damaligen Zeit handelt und einen schweren Weg bei der Suche nach Liebe gehen muss. Da sind 5 Lese-Sterne voll verdient. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Es wird nie langweilig in der Familie Thomasius

Die Töchter der Ärztin
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Ricarda Thomasius führt noch immer ihre Frauenarztpraxis in Berlin, doch so langsam kommt sie in die Jahre, wo sie sich nach Ruhe sehnt. Doch leider ist dafür keine Zeit. Zu viel geschieht um sie herum, ...

Ricarda Thomasius führt noch immer ihre Frauenarztpraxis in Berlin, doch so langsam kommt sie in die Jahre, wo sie sich nach Ruhe sehnt. Doch leider ist dafür keine Zeit. Zu viel geschieht um sie herum, in ihrer und der Familie ihrer Schwester Rosi auf Gut Freystetten. Darum wird dem Leser auch bei dieser recht dicken 4. Fortsetzung an keiner Stelle langweilig.
Wir schreiben das Jahr 1928 und Antonia, Ricardas Jüngste, möchte ihr praktisches Jahr als Ärztin in Afrika absolvieren. Natürlich ist Rica beunruhigt, weiß sie doch um die Gefahren, die dort auf ihre, wenn sie ehrlich ist, ihr am meisten ans Herz gewachsene Tochter, warten. Schlussendlich stimmt sie zu als Toni ihr mitteilt, dass sie auf dieser Reise auch ihre Wurzeln kennenlernen möchte. Was Toni vor Ort im Krankenhaus in Tanganjika, insbesondere im von ihrer Mutter vor Jahren aufgebauten hospitali, einem Krankenhaus für die einheimische Bevölkerung, erwartet, ahnt sie nicht. Es sind große Aufgaben, die sie bewältigen muss. Denen sie sich aber voller Leidenschaft und Energie stellt.
Interessant fand ich die Figur des Benjamin Jackson, den Toni bereits auf der Überfahrt nach Afrika kennenlernt und zu dem sie sich hingezogen fühlt. Bis zum Schluss konnte ich nicht einordnen, was er für Antonia empfindet. Doch gerade solch undurchsichtigen Charaktere machen das Lesen ja spannend. Sehr lebendig, weil so lebenshungrig und gegen alle Konventionen handelnd, fand ich Frieda von Freystetten, Ricardas Nichte. Diese junge Frau, von der die Familie erwartet, dass sie den Stammbaum der Familie Freystetten um Mann und viele Kinder erweitert, will aus diesem „Korsett“ aussteigen. Die Wege die sie dafür geht, sind nicht immer gradlinig und sittsam gleich gar nicht.
Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne und natürlich freue ich mich bereits auf den nächsten Teil.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

zwei starke Frauen, die durch die Hölle gehen

Das letzte Versprechen
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Selten habe ich ein Buch gelesen, das ich nicht ohne Unterbrechungen lesen konnte. Dazu waren die Inhalte und Eindrücke, die Hera Lind mit dem Leser teilt einfach zu erdrückend. Die kleine Anni, die behütet ...

Selten habe ich ein Buch gelesen, das ich nicht ohne Unterbrechungen lesen konnte. Dazu waren die Inhalte und Eindrücke, die Hera Lind mit dem Leser teilt einfach zu erdrückend. Die kleine Anni, die behütet im Banat im Kreise ihrer Familie aufwächst, wird im Alter von knapp 5 Jahren aus dieser Idylle gerissen. Aus den Armen ihrer Mutter, die sie erst nach vielen Qualen, Entbehrungen und Tränen und nach 5 Jahren wiedersehen sollte. Wenn ich ehrlich bin, habe ich davor noch nie vom Banat und den Donaudeutschen gehört. Beim Lesen hat mich das Schicksal dieser kleinen Anni und ihrer tapferen Oma an die Verfolgung und Vertreibung der Juden in Deutschland erinnert. Ich bewundere die Autorin, wie eindringlich, wertschätzend und intensiv unter die Haut gehend sie uns das Leid dieses Kindes, das unbewältigte Trauma das sie dadurch erlitten hat und dass sie bis an ihr Lebensende ohne fremde Hilfe verarbeiten musste, geschildert hat. Herausragende Figur ist neben Anni ihre Oma Barbara. Die Frau, die der Schwiegertochter 1944 das Versprechen gab, sich um die zurückgelassene Enkelin zu kümmern. Eine Aufgabe, bei der sie nicht nur einmal ihr eigenes Leben und Überleben aufs Spiel setzen muss, um dieses Versprechen zu halten. Um so rührender fand ich dann auch, dass Anni ihrer Omi später versprochen hat, über ihr Schicksal, das Schicksal des Dorfes Lazarfeld und die Vertreibung aus dem Banat in einem Buch festzuhalten. Beide, Oma und Enkelin habe ihr versprechen gehalten und uns Lesern ein bewegendes Kapitel deutscher Geschichte nähergebracht. Von mir gibt’s eine 100%ige Leseempfehlung, 5 Lese-Sterne eingeschlossen.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Was für ein aufrüttelndes Buch

Als die Welt zerbrach
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Dieses Fortsetzungsbuch von „Der Junge im gestreiften Pyjama“ hat mich aufgerüttelt, an mehreren Stellen regelrecht geschockt. Wir lernen Gretels Leben nach der Flucht mit ihrer Mutter nach Paris kennen. ...

Dieses Fortsetzungsbuch von „Der Junge im gestreiften Pyjama“ hat mich aufgerüttelt, an mehreren Stellen regelrecht geschockt. Wir lernen Gretels Leben nach der Flucht mit ihrer Mutter nach Paris kennen. Einer Zuflucht, bei der beide Nähe zu anderen Menschen suchen, aber immer wieder auf Ablehnung und Schlimmeren stoßen. Sie müssen lernen, dass man seine Vergangenheit nicht wie ein Kleidungsstück ablegen kann. Ihre Mutter versucht die Vergangenheit zu ertränken und Gretel versucht möglichst viel Abstand zu ihrer traumatischen Kindheit zu bringen und reist nach Australien aus. Da der Autor immer wieder zwischen den einzelnen Stationen von Gretels Leben und dem Jahr 2022, in dem die noch rüstige über 90 Jahre alte Frau in einem Nobelmehrfamilienhaus in London wohnt, wechselt, ist das Lesen spannend. Auch oder gerade, weil wenn man die Wendungen, die ihr Leben schlussendlich nimmt, niemals vorausahnen kann. Bis heute hat Gretel ihre Vergangenheit nur zwei Menschen anvertraut. Einmal ihrer ersten Liebe in London, David Rotheram, und ihrem späteren Ehemann Edgar Fernsby, Davis bestem Freund. Doch mit dem Einzug eines jungen Ehepaares in der Wohnung unter ihr, werden wieder alte Wunden aufgerissen. Der 9jährige Sohn der Familie ist daran schuld. Was heißt Schuld? Der unglückliche Junge, ohne richtige Freunde, erinnert sie sehr an ihren Bruder, dessen Namen sie noch immer nicht laut aussprechen kann. Dazu sitzt ihre Schuld auch nach 80 Jahren einfach noch zu tief in ihr. Das zu vermitteln gelingt dem Autor in diesem Buch einzigartig. Gleichzeitig überlässt er dem Leser die Antwort auf die Frage >wie groß kann die Schuld bei einem 12jährigen Mädchen sein, hätte sie schlimmeres verhindern können < zu geben. In meinen Augen hat das Buch 5 Lese-Sterne absolut verdient.

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