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Veröffentlicht am 15.09.2016

Krimi aus Berlin

Die Mädchenwiese
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Finkenwerda, ein Dorf im Spreewald nahe Berlin. Der ehemalige Polizist Alex Lindner lebt hier und führt die Kneipe seiner Eltern weiter. Vor drei Jahren hat er den Dienst quittiert, nachdem die Suche nach ...

Finkenwerda, ein Dorf im Spreewald nahe Berlin. Der ehemalige Polizist Alex Lindner lebt hier und führt die Kneipe seiner Eltern weiter. Vor drei Jahren hat er den Dienst quittiert, nachdem die Suche nach einem Serienkiller gründlich schiefging.
Im Dorf lebt auch die getrennt lebende Laura Theis mit ihren Kindern Lisa und Sam. Eines Tages ist Lisa verschwunden und zunächst glauben alle, die Sechzehnjährige sei abgehauen, da es zuhause ständig nur noch Streit gab. Aber der achtjährige Sam ist überzeugt, dass ihr was passiert ist, denn seine Schwester hat ihm versprochen, sie kommt zurück und ist nur am Wochenende weg. Aber niemand will ihm zuhören, nicht einmal sein Onkel Frank, der bei der Kripo ist. Und seine Mutter ist mit den Nerven am Ende und muss erkennen, dass sie ihre Kinder, besonders ihre Tochter, anscheinend gar nicht wirklich kennt.
Einzig Alex Lindner sieht einen Zusammenhang zwischen den Morden damals und dem Verschwinden von Lisa. Und der Mörder scheint ein Spiel mit ihm zu spielen und schickt ihm Hinweise.
Und auch die alte Berta, die im Dorf als Hexe beschimpft wird, weil sie sich nur im Dunkeln raus wagt und ständig Selbstgespräche führt, weiß was vor sich geht. Aber sie kann die Wahrheit niemandem erzählen, dafür ist diese zu schrecklich und sie ist überzeugt, dass sie selbst eine Mitschuld an allem trägt.
Schließlich wird eine Mädchenleiche im Wald gefunden. Ist es Lisa? Oder gibt es noch eine Chance für sie?

"Die Mädchenwiese" ist ein rasanter, spannender Thriller und nichts für schwache Nerven und Zartbesaitete. Das trifft besonders auf den Bericht von Berta und sie Szenen mit Lisa zu. Das Buch ist ein echter Pageturner, allein schon durch die relativ kurzen Abschnitte und Kapitel, die fast immer mit einem Cliffhanger enden und die häufigen Perspektivwechsel. Mal wird aus Sicht von Alex erzählt, mal aus der von Laura Theis oder von Sam und dann aus der von Lisa.
Unterbrochen wird die gegenwärtige Handlung immer wieder von der Erzählung von Berta und der Leser erfährt schließlich wie alles zusammenhängt und welche Rolle die alte Frau bei der ganzen Sache spielt. Hätte sie etwas ändern, das Ganze verhindern können? Ich glaube nicht.
Was die Charaktere angeht, so war mir Lisa eigentlich noch am sympathischsten, auch wenn sie anfangs doch recht fies zu ihrem kleinen Bruder war. Aber sie ist sechzehn und da nerven kleine Brüder halt. Und Sam ist sicher auch nicht einfach. Der Autor stellt ihn als schüchternen, zurückhaltenden, verträumten Jungen dar und manchmal kam es mir so vor, als wollte er ihm autistische Züge verpassen oder zumindest ADS.
Laura nervte mich ein bisschen mit ihrem Gezeter und ihrem Verhalten Sam gegenüber. Bei Alex bin ich zwiegespalten, manchmal mochte ich ihn, aber manchmal konnte ich sein Verhalten und seine Handlungen nicht so ganz nachvollziehen.

Das Ende und die Auflösung kamen für mich dann doch etwas überraschend und die Erklärung ging mir ein bisschen zu schnell und so ganz nachvollziehen konnte ich die Motive des Täters nicht. Ich kann jetzt auf Einzelheiten schlecht eingehen, ohne zu viel zu verraten, aber wer das Buch kennt, weiß vielleicht, was ich meine.
Und eine Sache gefiel mir ganz und gar nicht und ich denke auch nicht, dass das für den Verlauf der Story wirklich notwendig war. Ich muss sagen, da war ich richtig wütend auf den Autor und hab sogar geheult. Ich will nichts verraten, ich sag nur ein Stichwort: Gizmo.

Empfehlen kann ich das Buch aber auf jeden Fall allen, die spannende Thriller mögen. Ich habe es in zwei Tagen gelesen und das soll schon was heißen. g

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ruth Galloways 4. Fall

Aller Heiligen Fluch
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Der vierte Fall der forensischen Archäologin und alleinerziehenden Mutter Dr. Ruth Galloway beginnt eigentlich ganz harmlos. Sie soll an einer feierlichen Öffnung des Sarges eines legendären Bischofs im ...

Der vierte Fall der forensischen Archäologin und alleinerziehenden Mutter Dr. Ruth Galloway beginnt eigentlich ganz harmlos. Sie soll an einer feierlichen Öffnung des Sarges eines legendären Bischofs im Museum von King's Lynn teilnehmen. Da sie zu früh ist, schaut sie sich im Museum um und findet den Museumsdirektor tot neben dem Sarg. Obwohl es eine natürlich Todesursache zu sein scheint, gibt es ein paar merkwürdige Umstände und schon steckt Ruth mitten in den Ermittlungen, die natürlich Detective Harry Nelson leitet, der Vater ihrer kleinen Tochter Kate.
Da das Museum der alteingesessenen und aristokratischen Familie Smith gehört, gehen Nelsons Untersuchungen und die seiner Kollegen Clough und Judy Johnson zuerst in diese Richtung. Und tatsächlich scheinen sie ein paar sprichtwörtliche Leichen im Keller zu haben und auch im Rennstall des Familienoberhauptes Danford Smith scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Da der zynische Nelson noch nie was für die britische Oberschicht übrig hatte, ist das natürlich ein gefundenes Fressen für ihn. Es scheint, dass ein Vorfahr von Lord Smith während der Kolonialzeit Knochen von Ureinwohnern aus Australien nach England gebracht hat und diese im Museum hortet. Einige Organisationen sind damit gar nicht einverstanden.
Währenddessen versucht Ruth ihr privates und berufliches Leben unter einen Hut zu bringen. Und erfährt durch ihren langjährigen Freund Cathbad sowie ihren neuen Nachbarn Bob, einen Aborigine, von den Taten der Smiths. Haben die Knochen im Museum etwas mit dem Tod des Museumsdirektor zu tun?

"Aller Heiligen Fluch" ist wieder ein gelungener Krimi mit der forensischen Archäologin Ruth Galloway. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und das Ganze anschaulich geschrieben. Ruth ist gewohnt selbstkritisch und hält sich für keine sehr gute Mutter und erst recht nicht für eine attraktive Frau. Aber sie hat einen scharfen Verstand und beruflich kann ihr so schnell niemand etwas vormachen.
Kate ist inzwischen ein Jahr alt und brachte mich oft zum Schmunzeln mit ihrem Verhalten und ihren Äußerungen, die ja jetzt noch nur aus einzelnen Wörtern bestehen. Sechzehn sind es genau, verkündet Ruth an einer Stelle stolz.
Detective Harry Nelson ist wie immer brummig und zynisch, aber irgendwie mag ich ihn. Und er hängt wirklich an Kate, deshalb habe ich mich über die Entwicklung am Ende auch gefreut.
Bei Harrys Frau Michelle bin ich immer etwas zwiegespalten, aber natürlich muss man auch ihre Situation verstehen.
Durch die Figur von Cathbad bekommen die Geschichten immer einen Hauch Mystik, denn er ist Druide und lebt dies auch aus, gegen alle Konventionen. Dieses Mal erfährt man außerdem interessante Dinge über die australischen Ureinwohner, die Aborigines.
Erst ziemlich am Schluss klären sich die Todesfälle und auch einige andere Dinge auf. Im Privatleben einiger Hauptfiguren bleiben dagegen ein paar Fragen offen und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 22.11.2022

Mörderjagd am Polarkreis

Kalt und still
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Hanna Ahlander ist 34, als ihre Welt kurz vor Weihnachten in sich zusammenfällt. Ihr Freund verlässt sie für eine andere und ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. ...

Hanna Ahlander ist 34, als ihre Welt kurz vor Weihnachten in sich zusammenfällt. Ihr Freund verlässt sie für eine andere und ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. Nachdem sie nicht bereit war, einen kriminellen Kollegen zu decken, stellt sich das Polizeikorps gegen sie. Zum Glück gibt es in dieser Männerwelt auch Frauen: Etwa ihre ältere Schwester, die sie flugs nach Åre schickt in ihr leer stehendes Ferienhaus. Hanna badet noch in Selbstmitleid, als eine Vermisstenmeldung sie erreicht. Nach einer Party ist die junge Amanda nicht nach Hause gekommen. Bei Minus 20 Grad zählt jede Stunde. Hanna beteiligt sich an der Suchaktion und hält Augen und Ohren offen. Bald weiß sie mehr als die örtliche Polizei …

Ich habe das Buch in einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen, vielen Dank noch mal dafür. Es war mein erstes Buch der Autorin, ihre Mitsommerreihe kenne ich nur als Verfilmungen.

Ich habe es ja schon das eine oder andere Mal erwähnt, dass ich oft Probleme mit skandinavischen Krimis habe. Es gibt nur wenige, die mir wirklich gefallen. Auch hier bin ich zwiegespalten.

Insgesamt hat mir "Kalt und still" eigentlich gut gefallen. Das Setting war passend, auch die Beschreibungen der Landschaft und des eisigen Wetters war sehr anschaulich.
Der Schreibstil hat mir auch gefallen, die Kapitel sind relativ kurz und oft gibt es Wechsel in der Erzählperspektive. Dadurch wird die Spannung aufrecht erhalten. Auch gibt es immer wieder Wendungen und Andeutungen in Bezug auf Motiv und Täter, so dass man gut Miträtseln kann.

Allerdings erscheint mir die Handlungsweise einiger Personen übertrieben und dadurch zu dramatisch für einen Krimi. Auch gab es einige Wiederholungen in den Überlegungen der Protagonisten, die unnötig waren. Etwa 100 Seiten weniger hätten dem Buch sicher gut getan.

Der Schluss und die Auflösung waren für mich dann noch mal ein kleine Überraschung, die ich so nicht erwartet habe. Was wiederum für die Autorin spricht. Aber ob ich die Reihe weiter verfolgen werde, kann ich jetzt noch nicht sagen.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Eher psychologischer Spannungsroman als Thriller

Tief in den Wäldern
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Cold Creek in Kanada. Hailey ist siebzehn, als ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kommt. Da auch ihre Mutter bereits tot ist, zieht sie zu ihrer Tante und deren Mann. Vaughn ist Polizist bei der ...

Cold Creek in Kanada. Hailey ist siebzehn, als ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kommt. Da auch ihre Mutter bereits tot ist, zieht sie zu ihrer Tante und deren Mann. Vaughn ist Polizist bei der RCMP und ein unheimlicher Typ. Er will Hailey Vorschriften machen, wo sie hingeht, mit wem sie sich trifft, und welchen Job sie machen darf. Alles unter dem Vorwand, dass es am Cold Creek Highway seit Jahrzehnten brutale Morde an jungen Frauen und Vermisstenfälle gibt und er nur um ihre Sicherheit besorgt sei. Aber Hailey findet Dinge über Ihren "Onkel" heraus, die sie an seiner Fürsorge zweifeln lassen. Und welche Chance hat sie, sich gegen einen Cop der Stadt zur Wehr zu setzen?
Dann ist da noch Beth, die nach Cold Creek kommt, um etwas über ihre Schwester herauszufinden.

"Tief in den Wäldern" durfte ich in einer Leserunde bei Lovelybooks lesen. Dafür auf jeden Fall vielen Dank.

Was das Buch betrifft, bin ich ehrlich gesagt ein wenig zwiegespalten. Aus dem Klappentext geht nicht hervor, dass die Hauptfigur Hailey erst siebzehn ist. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich mich für die Leserunde wahrscheinlich nicht beworben. Ich würde es zwar nicht direkt als Jugendbuch bezeichnen, aber normalerweise lese ich sowas nicht.
Im Großen und Ganzen war die Geschichte zwar unterhaltsam, aber ich habe doch etwas anderes erwartet. Ich will jetzt auch nicht zu viel schreiben, da es schwer ist, nicht zu viel zu verraten. Zeitweise fehlte mir auch ein wenig Spannung und gerade das macht einen Thriller für mich aus. Besonders der Einstieg war recht zäh, es dauerte, bis endlich mal etwas geschah. Wobei mir der Prolog zunächst seht gut gefallen hat, gleiches gilt auch für den Epilog.

Auch die Auflösung ließ für mich ein paar Fragen offen (z. B. nach den Motiven) und ich muss sagen, die Entlarvung des Täters überraschte mich nicht wirklich, da es nicht viele Möglichkeiten gab. Eine davon wäre einfach zu offensichtlich gewesen.

Dies war mein erstes Buch von Chevy Stevens und ich habe schon viel Gutes über sie gehört. Mich hat "Tief in den Wäldern" jetzt nicht vom Hocker gerissen. Und der einzige Charakter, mit dem ich mitgefiebert habe, war Wolf. 😊

Im Nachwort schreibt die Autorin, dass der "Highway of Tears" in British Columbia sie zu diesem Buch inspiriert hat. Dieser Highway hat eine traurige Geschichte, denn seit den Siebziger Jahren starben oder verschwanden Dutzende Mädchen und Frauen, hauptsächlich Angehörige der First Nations, also indigen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung ein bisschen mehr in diese Richtung gehen würde.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Solider Krimi aus Schweden

Schärennacht
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Sofia Hjortén ist in ihre Heimat Ulvön, eine Insel im Schärengarten der Höga Kusten, zurückgekehrt. Ihrer Karriere als Kommissarin in Stockholm hat sie den Rücken gekehrt und widmet sich dem unaufgeregten ...

Sofia Hjortén ist in ihre Heimat Ulvön, eine Insel im Schärengarten der Höga Kusten, zurückgekehrt. Ihrer Karriere als Kommissarin in Stockholm hat sie den Rücken gekehrt und widmet sich dem unaufgeregten Polizeidienst in der malerischen Küstenregion. Aber dann wird an Mittsommer ein Mann grausam erschlagen am Bootssteg eines Hotels aufgefunden. Die Mordermittlungen spielen für Sofia vergessene Gefühle an die Oberfläche, denn dringend tatverdächtig ist ihr ehemaliger Freund Fredrik Fröding. Sofia will Fredriks Unschuld beweisen und kommt auf die Spur erschütternder Ereignisse, die sich tief in das Leben der Inselbewohner gebrannt haben...

Der Klappentext verspricht eine spannende Geschichte an einem idyllischen Schauplatz. Die Beschreibung der Schäreninsel und der Umgebung war auch sehr gelungen. Aber leider fehlte mir sehr oft die Spannung und insgesamt zog sich alles sehr in die Länge.
Vielleicht habe ich einfach schon zu viele Krimis gelesen, jedenfalls konnte mich die Auflösung des Falls nicht überraschen. Und auch sonst gab es nur sehr wenige interessante Wendungen.

Als interessanteste Figur empfand ich Fredrik. Sofia blieb für mich leider ein wenig farblos und ich wurde mit ihr auch nicht wirklich warm.

Zumindest steht auf dem Cover "Kriminalroman", so dass ich nicht in Erwartung eines Thrillers begonnen habe zu lesen. Aber auch Krimis können fesselnd geschrieben sein. Hier war es nur leider nicht der Fall. Nun ja, skandinavische Krimis oder Thriller sind ja häufig ein Problem bei mir. Ausnahmen sind z. B. die Krimis von Christoffer Holst.

Insgesamt war "Schärennacht" ganz unterhaltsam, aber ich hatte einfach mehr erwartet, alleine schon bei dem düsteren Cover.

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