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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2022

Tragisch, berührend und gefühlvoll

Alle Farben meines Lebens
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Alice entdeckt als Kind, dass sie die Gefühle der Menschen in ihrem Umfeld in Farben sieht. So kann sie immer direkt auf den Gemütszustand schließen, setzt sich jedoch auch immer wieder Überreizung aus ...

Alice entdeckt als Kind, dass sie die Gefühle der Menschen in ihrem Umfeld in Farben sieht. So kann sie immer direkt auf den Gemütszustand schließen, setzt sich jedoch auch immer wieder Überreizung aus und erntet nicht von allen Menschen Verständnis für ihr situatives Verhalten oder ihre Gabe.

Wer bereits Bücher von Cecelia Ahern gelesen hat, weiß, dass sie zwar Liebesgeschichten einarbeitet, die Figuren jedoch immer mit schrecklichen Erlebnissen konfrontiert werden und auf der Suche nach dem Lebenssinn sowie der eigenen Identität sind. Auch Alice hat es im Leben nicht leicht. Als Kind von einer psychisch kranken Mutter eher schlecht als recht aufgezogen, die Schulzeit auf einem Internat für psychisch auffällige Kinder und die schwierigen Beziehungen zu ihren Brüdern. Die Synästhesie, die sie im Alter von acht Jahren entdeckt, vereinfacht ihre Orientierung in der Welt nicht. Es dauert, bis sie sich abnabelt, ein eigenes Leben starten und einen Mann kennenlernen kann.

Cecelia Ahern wechselt in den Zeiten, was an einigen Stellen verwirrend war. Auch wenn Alices Vergangenheit schwierig ist und mich die Erzählungen emotional ergriffen haben, genoss ich diese Passagen sehr, denn sie erzeugen die Figurentiefe, ließen mich mit Alice mitfühlen und ihr Verhalten sowie ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen.
Ich mag die Bücher von Cecelia Ahern gern und kann daher auch "Alle Farben meines Lebens" wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Clever verknüpft

Die Vergessene
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Andrea Oliver hat gerade erfolgreich ihre Ausbildung zum US-Marshal bestanden, als sie ihrem ersten Auftrag zugeteilt wird: Gemeinsam mit einem Kollegen soll sie den Personenschutz für eine Richterin, ...

Andrea Oliver hat gerade erfolgreich ihre Ausbildung zum US-Marshal bestanden, als sie ihrem ersten Auftrag zugeteilt wird: Gemeinsam mit einem Kollegen soll sie den Personenschutz für eine Richterin, die über 80 Jahre alt ist und glaubwürdige Morddrohungen erhält, übernehmen. Deren Tochter wurde gut 40 Jahre zuvor brutal ermordet - hochschwanger am Tag ihres Highschool-Abschlussballs. Andrea begibt sich auf die Fährten beider Fälle und kämpft gegen die vorzeitige Entlassung ihres leiblichen Vaters an.

Karin Slaughter schafft es immer wieder, einen interessanten Plot zu schaffen und die Entwicklungen spannend und fesselnd darzustellen. Dabei thematisiert sie in "Die Vergessene" Themen wie sexuellen Missbrauch, was eine Triggerwarnung vorwegsetzen sollte. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen - in der Vergangenheit mit Fokus auf Emily und in der Gegenwart mit dem Fokus auf Andreas Ermittlungen. So werden die Geschehnisse gut miteinander verknüpft und schon früh Thesen entwickelt, weshalb Emily sterben musste und die Richterin Morddrohungen erhält. Neben falschen Spuren gibt es überraschende Wendungen und gerade zum Schluss noch einmal eine extra Portion Spannung.

Mir war nicht bewusst, dass es sich um den zweiten Teil der Andrea Oliver-Reihe handelt. "Die Vergessene" ließ sich auch gut unabhängig vom ersten Teil lesen und ist eine Empfehlung für alle Karin Slaughter- und Thriller-Fans.

Veröffentlicht am 14.11.2022

Anspruchsvolles und bewegendes Werk

Die Kriegerin
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Helene Bukowski erzählt von zwei Frauen, die jede für sich stark sein, gegen innere Schatten kämpfen und sich ihnen irgendwann stellen muss. Lisbeth hat die Grundausbildung kurz vor Ende abgebrochen, ist ...

Helene Bukowski erzählt von zwei Frauen, die jede für sich stark sein, gegen innere Schatten kämpfen und sich ihnen irgendwann stellen muss. Lisbeth hat die Grundausbildung kurz vor Ende abgebrochen, ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und hat als Floristin auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet. Mittlerweile lebt sie in Berlin und ist Mutter einer Tochter. Doch eines Tages wird alles zu viel, die Neurodermitis, unter der sie schon immer leidet, bricht wieder extrem aus und sei muss weg aus der Stadt - hin zur Ostsee, dem einzigen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und immer wieder auf Florentine, die Kriegerin, trifft. Die beiden Frauen haben sich bei der Bundeswehr kennengelernt und im Gegensatz zu Lisbeth ist Florentine dort geblieben, befindet sich in Auslandseinsätzen und schreibt Lisbeht in Briefen, wie es ihr damit ergeht.

Helene Bukowski spricht in "Die Kriegerin" sehr wichtige gesellschaftliche Themen an, die sie auf beeindruckende Weise umgesetzt und in die Figuren eingeflochten hat. Sie schreibt roh, explizit und gleichzeitig nutzt sie ganz viele Metaphern, erzählt bildlich und lässt zwischen den Zeilen lesen. Vieles wird nur angedeutet, anderes direkt ausgesprochen und trotz allem ist klar, worum es geht - das Leid, den Schmerz und den täglichen Kampf, den die beiden Frauen (stellvertretend für alle weiblich gelesenen Menschen) führen, die Sehnsucht nach einem schützenden Panzer und die Kraft, die sie jeden Tag aufs Neue aufbringen müssen.

Ein ergreifendes Buch, das schockiert, aufrüttelt und bewegt. Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.11.2022

Persönlich, nahbar und ermutigend

Bleibt das jetzt so?
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Isabell Horn, bekannt als Schauspielerin aus GZSZ und Bettys Diagnose sowie als Influencerin, erzählt in "Bleibt das jetzt so?" von ihren depressiven Phasen. Sie beginnt mit ihrer Zeit bei GZSZ, erzählt, ...

Isabell Horn, bekannt als Schauspielerin aus GZSZ und Bettys Diagnose sowie als Influencerin, erzählt in "Bleibt das jetzt so?" von ihren depressiven Phasen. Sie beginnt mit ihrer Zeit bei GZSZ, erzählt, was der plötzliche Rauswurf für Ängste und Gedanken erzeugt hat und wie sie in ihre erste depressive Phase geraten ist. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie sich Hilfe in Form von Psychotherapie geholt hat und dort über ihre Gedanken und Gefühle gesprochen hat. Die zweite Depression folgte nach der Geburt ihrer Tochter und die dritte im Folge des Lockdowns.

Die meisten kennen Isabell Horn vermutlich aus dem Fernsehen oder Social Media. Umso interessanter ist die Verknüpfung ihrer Erfahrungen und Erinnerungen mit ihren intimen Gedanken, den Gesprächen in der Therapie und dem wichtigen Aspekt, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Es wird deutlich, dass Depressionen nichts Schlimmes sind, sie jede*r bekommen kann und in der Öffentlichkeit ein viel größeres Bewusstsein und mehr Offenheit bekommen sollte. Neben persönlichen Erzählungen enthält "Bleibt das jetzt so?" sehr informative Abschnitte über die verschiedenen Arten von Depressionen, deren Auslöser sowie deren Wege hinaus.

Ein sehr intimes Buch, das ermutigend ist und hoffentlich allen Betroffenen eine Stütze sein kann!

Veröffentlicht am 01.11.2022

Emotional berührend

Zehn Jahre du und ich
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Becca und Charlie verbindet die tiefe Verbundenheit zu ihrer geliebten Freundin Ally. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und können sich auch absolut nicht ausstehen. Als Ally in sehr jungen Jahren stirbt, ...

Becca und Charlie verbindet die tiefe Verbundenheit zu ihrer geliebten Freundin Ally. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und können sich auch absolut nicht ausstehen. Als Ally in sehr jungen Jahren stirbt, verliert Becca mit ihr ihre beste Freundin und Charlie seine Partnerin. Bei beiden bleiben tiefe Wunden und es fällt ihnen nicht leicht, Allys Tod zu verarbeiten, geschweige denn darüber hinwegzukommen.
"Zehn Jahre du und ich" setzt direkt mit Allys Beerdigung ein, bei der Becca und Charlie bereits heftig aneinander geraten und klar wird, dass sie sich eigentlich nie wieder sehen möchten. Doch an Allys erstem Todestag landen beide auf dem Sofa von Allys Mutter und sehen sich plötzlich am Anfang einer Bucket List, die gemeinsam abarbeiten sollen.
Die Leser*innen begleiten die beiden nun in den kommenden zehn Jahren bei den zu erledigenden Aufgaben und können durch Pernille Hughes' bildhafte Schilderungen mitverfolgen, wie Becca und Charlie nicht nur einen guten Umgang mit Allys Tod, sondern auch miteinander entwickeln.
Der Schreibstil ist flüssig, die Figuren waren mir auf Anhieb sympathisch und sowohl der Plot als auch die Darstellungsweise und vor allem der Erzählton haben mich emotional sehr ergriffen und mir wunderbare Lesestunden beschert!