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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2022

Wunderschön, tiefsinnig, echt.

Remember when Love was new
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„Wie wäre es wohl gewesen, wenn …? Das ist keine Frage, die leise im Hinterkopf murmelt. Sie zischt. Und wenn man ihr zu nahe kommt – und sei es nur ein kleines bisschen – dann verbrennt sie einen.“

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„Wie wäre es wohl gewesen, wenn …? Das ist keine Frage, die leise im Hinterkopf murmelt. Sie zischt. Und wenn man ihr zu nahe kommt – und sei es nur ein kleines bisschen – dann verbrennt sie einen.“

♡ „Remember when Love was new“ ♡ ist leise, tiefgründig, echt und poetisch, eine zweite Chance, voller wehmütiger Erinnerungen, voll von Verzeihen und zweiten Versuchen. Aber auch ein Roman, in dem alltägliche Schicksale und Ängste mit der Ernüchterung nach dem »Erwachsen geworden sein« ringen und von der Faszination eines Kindes übertrumpft werden.

Wieder hat Anne Goldberg den melancholischen Ton mit Schlagfertigkeit und Witz gemildert, Vorahnungen durch Überraschungen ersetzt und charmante, lebendige Charaktere geschaffen. Aus unregelmäßig wechselnder Perspektive verfolgen wir die Geschichte von Leena und Hamish – die vor über einem Jahrzehnt begann, mit all den ersten Malen. Eine Liebe, die nicht perfekt, aber echt war, halt gab und doch vorbeiging, unvergessen.

13 Jahre später ist Aileen, sesshaft in ihrem Heimatdörfchen, eine aufmerksame und liebevolle Grundschullehrerin geworden.
Und plötzlich ist da wieder ER, zurück in Stonehaven.
Mit Nick, seinem siebenjährigen Sohn.

Bereits in den ersten Kapiteln stellen sich viele Fragen, doch nicht nur über das Ende dieser intensiven Jugendliebe, dem wir im Verlauf durch Erinnerungen, Vergleiche und einer drängenden, nie erloschenen Sehnsucht näher kommen. Auch über der Gegenwart, dem Leben, welches Hamish führte, welches ihn zurückführte, liegt ein undurchsichtiger Schleier. Langsam wird die Veränderung beider, sowie das Jetzt, mit all den Enttäuschungen und Erwartungen, deutlich. Mit Feinheiten lässt Anne eine warme Vertrautheit aufleben, entlockt ihrem Roman zwischen Vergangenheits-Splittern und ungesagten Worten echte, ungezwungene Freude.
Neben vielen bewegenden, innigen Momenten erdachte sich die Autorin facettenreiche Protagonisten, deren Reaktionen und Gefühle verständlich untermauert wurden.
Verschiedene Arten von Verlust, Trauer und Vermissen, Hilflosigkeit und Wut prasseln während diesem Neuanfang auf uns ein.

„Offenbar findet die Zeit Gefallen an manchen Momenten – so sehr, dass sie beschließt, sie Jahre später zu wiederholen.“

Die Autorin begab sich mit den inneren Kämpfen von Nick, der schwierigen Situation in komplexere Gefilde, schaffte es, sein Empfinden authentisch und nachvollziehbar darzulegen. Einfühlsam und absolut überzeugend wurde der kleinen Dominic, samt seiner Ängste und der kindlichen Gedankenwelt, ausgearbeitet. Auch das zweite Kennenlernen von Leena und Hamish, das Schwelgen in Erinnerungen ging fühlbar, nicht ohne (An)Spannung und Missverständnisse, nicht ohne Melancholie und »Was wäre gewesen, wenn …« vonstatten.

Positiv hervorheben möchte ich zudem, dass Anne Goldberg nicht nur Wert auf wunderschöne und tiefgreifende Wortgebilde legt, sondern auch auf den sorgsamen und wünschenswerten Umgang mit Kindern. Während interessante Themen die Grundlage der Romance bilden, freche und echte Dialoge, kleine Gesten für Spaß sorgen, wurde im richtigen Maß auf Setting und Nebenfiguren eingegangen.

„Remember when Love was new“ ist ein leiser Roman, der weh tut, zum Lächeln bringt und heilt.

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Sehr unterhaltsam und süß.

Pine Hollow – Vier Pfoten und ein Date
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„Pine Hollow - Vier Pfoten und ein Date“ ist ein charmanter, kurzweiliger Wohlfühl-Roman inmitten einer idyllischen Kleinstadt.

Connor und Deenie kennenzulernen war interessant, wirken sie doch in ihrer ...

„Pine Hollow - Vier Pfoten und ein Date“ ist ein charmanter, kurzweiliger Wohlfühl-Roman inmitten einer idyllischen Kleinstadt.

Connor und Deenie kennenzulernen war interessant, wirken sie doch in ihrer Wesensart vollkommen verschieden und inkompatibel.
Denn während Connor engagiert und regelrecht obsessiv für seinen Traum, Partner einer Anwaltskanzlei zu werden, arbeitet, Stabilität sucht und für jede Lebenslage einen Plan parat hat, will sich die flippige und temperamentvolle, lebenslustige Deenie an nichts und niemanden binden, auch Pine Hollow ist nur ein Zwischenstopp. Eigentlich …
Wolfshund-Mischling Max ist in dieser Geschichte für Katastrophen und Chaos verantwortlich, für Spaß und treuherzige Blicke - und das nicht nur am Rand, denn Lizzie Shane bindet den riesigen Vierbeiner aktiv ein.

Was sich zwischen spießigem Workaholic und dem unsteten Freigeist ereignet? Unbedingt nachlesen.

Die Autorin gibt ihren Protagonisten Tiefe, in dem das wankelmütige und zugleich extreme Verhalten der beiden nachvollziehbare Hintergründe bekommt. Dadurch, dass die Annäherung langsam vonstatten geht und wir hier zusätzlich auf Charaktere treffen, die einander nicht gänzlich fremd sind, wirken die schleichenden Veränderungen im Miteinander von Deenie und Connor samt der plötzlichen Sympathie authentisch.
Dynamisch und lebendig springt Max regelmäßig ein, schafft Nähe und – den Wunsch sich schnell einen großen Hund zu suchen. Die locker-leichten Dialoge beinhaltet neben einem regen Schlagabtausch auch Gefühl und Ernst.
Abwechslungsreich wurde die Handlung gestaltet, hier flossen die beliebten Tropes "Enemies-to-Lovers" und "Fake-Dating" sowie einige Nebenfiguren und atmosphärische Beschreibungen gekonnt ein.

Mit viel Herz und Humor ist „Vier Pfoten und ein Date“ bestückt, bringt zum Lachen, wärmt von innen und schenkt eine Auszeit vom Alltag.

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Veröffentlicht am 22.11.2022

„A kiss full of magic“ – ein herrlich unterhaltsamer Gefühlscocktail.

A kiss full of magic
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„A kiss full of magic“ war alles: von melancholisch, schwer und schockierend bis hin zu locker-leicht, unglaublich witzig und charmant. Hinzu kommt, dass die Handlung durch und durch interessant ist, mit ...

„A kiss full of magic“ war alles: von melancholisch, schwer und schockierend bis hin zu locker-leicht, unglaublich witzig und charmant. Hinzu kommt, dass die Handlung durch und durch interessant ist, mit Geheimnissen und Überraschungen gespickt, an Gefühl und Spannung nicht gespart wurde.

Durch ihren eigenwilligen und besonderen Stil, Lebendigkeit und Magie, Kreativität und viel Humor konnte mich Liane Mars erneut verzaubern. Im Verlauf kristallisieren sich die Gegebenheiten und Hintergründe der hier erschaffenen Welt samt der fantastischen Elemente heraus und ergeben am Ende ein neues, frisches Ganzes.

Aeri – die seit Jahren alleine, ohne menschliche Kontakte, dafür umgeben von wundersamen Geschöpfen und frechen Geistern im Wald lebt – hat in ihrer Einsamkeit gelernt, in der Natur, taff, mutig und gewitzt in praktischen Belangen, zu überleben. Und dann trifft sie auf den Wolf – was mit einem Pfeil in seinem Fell beginnt, entwickelt sich zu einer tiefen, echten Freundschaft, zu einer innigen Bindung und stellt das Leben dieses kleinen, ungewöhnlichen Mädchens gehörig auf den Kopf. Denn Keelin ist nicht einfach nur ein intelligentes Tier …

„Er fühlte sich warm an und roch nach Blättern und Wari und … ich nahm an, dass Männer generell so rochen: ein bisschen wie Ochse, aber nur ein Hauch, nicht unangenehm.“

Liane erschuf eine raffinierte Storyline, von der ich anfangs nicht ahnte, wohin diese führen könnte.
Nachdem wir eine Ahnung von Aeris alltäglichen Gedanken, ihrem eintönigen Leben bekommen haben, die ersten Kapitel eine Art „Ruhe vor dem Sturm“ bilden, nimmt das Tempo rasch Fahrt auf.
Von etlichen Verletzungen, purer Erschöpfung und unbarmherziger Natur bis hin zu menschlich anmutenden Bedrohungen, Flüchten und Todeskämpfen war alles dabei ‐ sogar zarte, sanfte Romantik.
Durch die Ich-Perspektive waren Aeris Ängste, Hoffnungen und Zweifel, ihre Unbeholfenheit und ihre Sehnsucht nach Nähe und Kommunikation immer präsent. Weltoffen, neugierig und staunend tritt sie selbst den Fremden gegenüber oder in den Weg, um zu schützen, was sie liebt. Aeri nicht ins Herz zu schließen, halte ich für unmöglich.

„A kiss full of magic“ ist durchdacht, ergreifend und anders, die Dialoge und Reaktionen sind authentisch, und neben Witz, eigenwilligen Nebencharakteren, geheimnisvollen Wesen und Völkern, bleibt Platz für Spannung, Action und Verluste. Für mich ein gelungener, abwechslungsreicher Roman.

🎶 Das Hörbuch wird von Liane Mars selbst gesprochen und das auf passende Weise. 🎶

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Unglaublich gutes Buch! Suchtgefahr!

Die Geister von Alcatraz
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„Die Geister von Alcatraz“ – so lautet der Titel der neuen Buchreihe von Kathrin Wandres, dessen Bände trotz einiger Gemeinsamkeiten unabhängig gelesen werden können. Und was soll ich sagen? Ich bin schwer ...

„Die Geister von Alcatraz“ – so lautet der Titel der neuen Buchreihe von Kathrin Wandres, dessen Bände trotz einiger Gemeinsamkeiten unabhängig gelesen werden können. Und was soll ich sagen? Ich bin schwer begeistert.

Aufwendig recherchierte Details, die nahtlos in die fiktive Geschichte eingebracht waren, die Fassungslosigkeit über den Wahrheitsgehalt mancher Ausführungen sorgen für eine unheimliche Atmosphäre, solch eine, die durch und durch bedrohlich wirkt und eine gewisse Befangenheit auslöst.
Der gesamte Aufbau der Handlung, die regen Perspektivwechsel und die glaubhafte Darlegung von Routinen und Gegebenheiten ließen mich fasziniert in die undurchdringlichen, abgeschiedenen Mauern eintauchen.

Perfide Pläne und Machenschaften, die weit entfernt der gefürchteten Insel begonnen haben, Korruption, Gewalt und Demütigung sowie alte, lebendig gewordene, nach Blut lechzende Legenden warten in dem Hochsicherheitsgefängnis. Mitten drinnen die 16-jährige Jillian, die hier gemeinsam mit ihrer Familie gezwungenermaßen ein neues zu Hause fand. Nicht lange nach ihrer Ankunft bringt ein Knopf die Ereignisse ins Rollen, die sie viel tiefer in die dunklen Geheimnisse und Gefahren von Alcatraz ziehen, als gut ist.

Sich in den verschiedensten Stimmungen, vor den jeweils eigenen Problematiken befindend, treffen wir interessante Figuren an. Kathrin ermöglicht durch detaillierte Beschreibungen ein authentisches einfinden in die einzelnen Gemütszustände und die allgemeine Anspannung. Hinweise und Vermutungen flochten sich zu einem Netz aus Verstrickungen, entwirren sich im Verlauf, offenbaren Wahrheiten und bringen nicht nur Jill und den Neuankömmling Ray an die Grenzen ihrer Wahrnehmung, treiben die Involvierten an eine Schwelle zwischen Wahn und Wirklichkeit. Und nicht alle Mitwissenden überleben die Geister.

Nachvollziehbar wurden die verschiedenen Situationen aufgegriffen, sei es die Überforderung der Wärter, jene Unruhe der „Frischlinge“ oder die überlebenswichtigen Machtdemonstrationen alt eingesessener. Selbst das Unbehagen der Menschen, die auf dieser Insel wohnen, umgeben von Stacheldraht, immer im Visier der Schützen sickert durch die Seiten.
Mitleid stieg empor, als ich mir die schiere Ausweglosigkeit, die graue Monotonie und die harsche Rangordnung vor Augen führte. Verzweiflung und Vorsicht waren zum greifen, waberten unausweichlich um das Geschehen, wie der dichte Nebel, und wurden durch kleine Feinheiten stetig hervorgehoben. Hinzu kommt ein dumpfes Misstrauen und die spannende, wendungsreiche, teils reale Geschichte, die von einer harten Endgültigkeit, Angst und Dunkelheit erzählt. Aber auch von Hoffnung, Gerechtigkeit und dem Wunsch, allen Hindernissen zum Trotz, das Richtige zu tun.

Die Welt braucht mehr Menschen wie Jillian.

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Schmerzlich echt.

NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!
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„NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!“ ist ein überaus wichtiges Buch, ruft dazu auf, Täter öffentlich anzuklagen, Schuld den Schuldigen zuzusprechen, Scham abzugeben, über Missbrauch und Gewalt ...

„NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!“ ist ein überaus wichtiges Buch, ruft dazu auf, Täter öffentlich anzuklagen, Schuld den Schuldigen zuzusprechen, Scham abzugeben, über Missbrauch und Gewalt zu reden, Tabus zu brechen.

Schweigt ein Verbrechen nicht tot.

Nora, in diesem Szenario das „Opfer“, will nur vergessen, was passiert ist. Doch ihre Freundin Cam möchte nicht Stillschweigen wahren, will die Männer nicht schützen — sondern finden. Hilfe bekommt sie von Asher, Noras Bruder, und Adam, der in der fraglichen Nacht schlimmeres verhindern konnte. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, sodass wir die Gedanken und Eindrücke, die Intentionen der Figuren nachvollziehen, verstehen können.

Stilistisch ist diese Geschichte, die so viel mehr als Fiktion ist, verständlich, eine drückende, drohende Atmosphäre untermalt den Ernst des Romans. Obgleich das Setting ein amerikanisches ist, Strukturen und Riten von Studentenverbindungen aufgedeckt werden, beschrieb Natasha Friend ein authentisches, glaubhaftes Szenario, bringt ein Stück Alltag und Realität ans Licht. Die Autorin spricht wichtige Themen an, animiert zum Hinsehen, zum Agieren, statt zum Schweigen.

"NO GAME - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!" ist gesellschaftskritisch, schreit das gewagte Thema der sexuellen Übergriffe und des Missbrauchs laut, statt, wie gewohnt leise, in die Welt. Motiviert Betroffene, Freunde und Bekannte aufzustehen, sprüht Gift in von männerdominierte Strukturen und vertritt die einzig wahre Botschaft: Schluss mit Schweigen, Schuld und Scham.

Ein Buch, das an Schulen gehört.

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