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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2022

Highlight für die ganze Familie

Der Weihnachtosaurus und die böse Liste
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Nachdem William Trudel bereits zweimal das Weihnachtsfest gerettet hat, ist es für den Weihnachtsmann nahezu unfassbar, dass eben dieser plötzlich auf der berüchtigten Liste der unartigen Kinder erscheint. ...

Nachdem William Trudel bereits zweimal das Weihnachtsfest gerettet hat, ist es für den Weihnachtsmann nahezu unfassbar, dass eben dieser plötzlich auf der berüchtigten Liste der unartigen Kinder erscheint. Und auch der Weihnachtosaurus kann nicht glauben, was er da sieht. Kurzum macht er sich auf den Weg, um herauszufinden, was sein bester Freund denn überhaupt schlimmes getan haben soll.

Unterwegs trifft er auf weitere Kinder, die sich einen Platz auf der gefürchteten Liste „verdient“ haben. Dementsprechend haben wir viele kleinere Geschichten, die man theoretisch auch eigenständig lesen könnte. Jede von ihnen vermittelt wichtige und wunderbare Botschaften und beschäftigt sich damit, was richtig oder falsch ist. Themen wie Mobbing, Teilen, Empathie, Zusammenhalt und Ehrlichkeit werden aufgegriffen und das auf kindgerechte und nachvollziehbare Art und Weise. Der Schreibstil ist insgesamt humorvoll, unterhaltsam und sehr kurzweilig. Witzig finde ich auch, dass die Wichtel ausschließlich in Reimen und Gesang kommunizieren. Außerdem spricht Tom Fletcher die Lesenden immer wieder direkt an und bezieht auch sich selbst als Autoren mit ein. Sehr gelungen!

Besonders erwähnenswert sind über 100 wunderschöne, supersüße und detaillierte Illustrationen von Shane Devries. Diese haben mich bereits in den beiden Vorgängern sehr begeistert und tun es auch weiterhin.

Dieser dritte Teil um den Weihnachtosaurus, den Weihnachtsmann, die Wichtel sowie William und die anderen Kinder ist ein Highlight für die ganze Familie.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Magisch, romantisch, aber auch düster, tragisch und grausam

Killing the Beast
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Sechzehn Jahre hat Jade Labelle auf den Tag gewartet, an dem sie offiziell in die Gilde der Monsterjägerinnen aufgenommen wird. Als sie den Auftrag erhält, eine Bestie auf einem verlassenen Adelsgrundstück ...

Sechzehn Jahre hat Jade Labelle auf den Tag gewartet, an dem sie offiziell in die Gilde der Monsterjägerinnen aufgenommen wird. Als sie den Auftrag erhält, eine Bestie auf einem verlassenen Adelsgrundstück zu töten, scheint ihr Ziel endlich in Reichweite. Auf dem alten Beauprince-Anwesen wartet allerdings kein Ungeheuer auf sie, sondern eine verängstigte junge Frau namens Louise. Sie steht unter einem grausamen Fluch, der sie davon abhält, das Grundstück zu verlassen - und nun ist auch Jade Teil davon geworden. Während die beiden verzweifelt nach einem Ausweg suchen, blühen unerwartete Gefühle zwischen ihnen auf. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Monster des Beauprince-Anwesens wieder zurückkehrt - und wenn das geschieht, wird Jade eine grausame Entscheidung treffen müssen.

Die Geschichte kommt mit wenig, dafür aber umso vielschichtigeren Charakteren aus. Dabei sind Jade und Louise sehr unterschiedlich: Erstere ist eine im Kampf erprobte Monsterjägerin, die stets bedacht handelt und ihre Gefühle unter Kontrolle hat. Louise ist seit Jahren nicht nur allein auf dem Anwesen, sondern auch in ihrer Vergangenheit gefangen. Sie ist körperlich eher schwächlich und wandelt wie ein Geist durch das alte Gemäuer. Mittlerweile hat sie ihr Schicksal resignierend angenommen. Und dennoch haben sie eines gemeinsam: jede ist auf ihre eigene Art und Weise stark. Beide widersetzen sich dem Weltbild einer Frau, die sich unterordnet. Ich mag auch die Liebesgeschichte, welche sich zwischen den Protagonistinnen langsam und nachvollziehbar entwickelt.

Es werden wirklich ernste Themen aufgegriffen: Schmerz, Verlust, Trauer, Isolation, Selbstliebe und -hass, Depressionen sowie suizidale Gedanken. Es stellt sich die Frage, ob es sich lohnt weiterzukämpfen, selbst wenn man bereits alles verloren hat und die Zukunft aussichtslos erscheint. Man kann sich vorstellen: es wird sehr emotional und herzzerreißend.

Louise hat leider einige Traumata zu verarbeiten. Gut und richtig ist meiner Meinung nach, dass Liebe nicht als Allheilmittel dargestellt wird. Die Vorstellung, dass einzig eine andere Person jemanden heilen kann und soll, empfand ich schon immer als unrealistisch und auch unfair.

Es handelt sich um eine gelungene queere Neuerzählung von „Die Schöne und das Biest“. Sie ist magisch, romantisch, aber auch düster, tragisch und grausam.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Unterhaltsam, humorvoll, skurril und unerwartet

This Charming Man
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Vampire gibt es nicht. Umso ärgerlicher, wenn sie dann plötzlich doch auftauchen und Leute um die Ecke bringen. Die Welt der Menschen steht ebenso Kopf wie die der wirklich und wahrhaftig existierenden ...

Vampire gibt es nicht. Umso ärgerlicher, wenn sie dann plötzlich doch auftauchen und Leute um die Ecke bringen. Die Welt der Menschen steht ebenso Kopf wie die der wirklich und wahrhaftig existierenden magischen Wesen. Denn was tun, wenn ein ausgedachtes Monster sein Unwesen treibt? Zum Glück gibt es die Mitarbeiter der Wochenzeitung „The Stranger Times“. Diese befassen sich mit allerlei mysteriösen Ereignissen und Phänomenen wie Geistererscheinungen und Ufosichtungen. Sie ist demnach DIE Anlaufstelle für Unerklärtes und Unerklärliches.

Es ist zwar schon etwas länger her, dass ich den Vorgänger gelesen habe, aber zum Glück wurde einiges nochmal aufgegriffen, so dass ich nahezu direkt wieder in der Story drin war. Man kann das Buch theoretisch lesen ohne den ersten Teil zu kennen, aber da verpasst man nicht nur ein ulkiges und spannendes Leseerlebnis, sondern wird auch einiges nicht komplett verstehen können.

Ich mag besonders die Charakterentwicklung von allen. Wir lernen Banecroft von einer ganz anderen und verletzlichen Seite kennen. Es zeigt sich, dass ihm tatsächlich etwas an seinen Mitarbeitern liegt, was er selbstredend niemals zugeben würde. Um Stella rankt sich weiterhin ein Mysterium, das es aufzuklären gilt. Hannah wächst so richtig ins Team hinein und Ox muss sich mit einem externen Mitarbeiter herumschlagen, der nicht so leicht zu ertragen ist.

Ich feiere die Charaktere, deren Wortgefechte und Dialoge, die ganzen Kuriositäten und paranormalen Phänomene sowie den schwarzen Humor. Ich finde diese trockenen Sprüche teilweise so witzig. Ebenso, dass jeder von ihnen immer das letzte Wort haben muss und zwar egal wie heikel die Situation grade ist.

Das Ende klärt viele Fragen, wirft aber natürlich auch ein paar neue auf und macht definitiv Lust auf den dritten Teil! Für mich ist der Hauptfall grundsätzlich aufgeklärt. Das große Ganze aber eben nicht, was ich gut finde, sonst wäre die Fortsetzung ja langweilig.

Insgesamt fand ich die Geschichte wieder super unterhaltsam, humorvoll, skurril und unerwartet. Der Autor ist wirklich ein Meister der kuriosen Ideen, Wendungen und Wortspiele. Ich bin gespannt, was er sich noch für uns überlegt hat. Ich kann mir richtig vorstellen, wie er Hände reibend und kichernd hinter seinem Schreibtisch hockt und sich diebisch freut, seine Leser:innen in die Irre zu führen…

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Herzzerreißend und dennoch wunderschön

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart
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Der 15jährige Sam musste früh die Beschützer-Rolle für seinen älteren, autistischen Bruder Avery übernehmen. Die beiden sind auf sich alleine gestellt, was Sam dazu zwingt in fremde Häuser einzubrechen, ...

Der 15jährige Sam musste früh die Beschützer-Rolle für seinen älteren, autistischen Bruder Avery übernehmen. Die beiden sind auf sich alleine gestellt, was Sam dazu zwingt in fremde Häuser einzubrechen, um dort Essen, Kleidung oder auch nur ein Dach für die Nacht zu finden. Sein jüngster Häuserdiebstahl geht allerdings ganz schön schief, denn das Haus ist mitnichten verwaist. Ganz im Gegenteil: die Großfamilie kommt früher zurück. Doch wider Erwarten wird nicht die Polizei gerufen, sondern er wird sogar zum Essen eingeladen.

Der Unterschied zu seiner eigenen Familie könnte nicht größer sein. Während er und Avery immer nur Abweisung, Unverständnis, Gewalt und Vernachlässigung erfahren haben, herrscht im Hause De Lainey Wärme, Zusammenhalt und liebevolles Chaos. Also alles, was Sam sich je erträumt hat. Vor allem auch Tochter Moxie hat es ihm angetan. Die Atmosphäre und die Dynamik zwischen den Familienmitgliedern gefällt mir unfassbar gut und ist unglaublich herzerwärmend.

Erzählt wird abwechselnd in der Vergangenheit und der Gegenwart. Es ist einfach schrecklich und ungerecht, was die Brüder schon erleben mussten, beide tun mir unheimlich Leid und die Rückblicke sind wirklich schwer zu ertragen und total herzzerreißend. Das Leben hat ihnen übel mitgespielt und sie hatten nicht die Voraussetzungen und die Hilfe, um mit ihren Problemen klar zu kommen. Dennoch entschuldigt das natürlich nicht manches Verhalten, aber es erklärt es. Vorurteile spielen im Buch ebenfalls eine große Rolle.

Der Schreibstil hat mich richtig begeistert, er ist anders und besonders und hat die Geschichte nur noch emotionaler gemacht.

Doch so tragisch und niederschmetternd das Buch teilweise war, letztendlich macht es auch Mut, Hoffnung und zeigt, dass zusammen und mit ein bisschen Vertrauen alles besser werden kann und zweite Chancen möglich sind.

Übrigens fehlt in diesem Buch meiner Meinung nach DEFINITIV eine Triggerwarnung, denn einige Szenen sind durchaus sehr heftig geschrieben!

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Veröffentlicht am 16.09.2022

Zwischenmenschlich so toll

Das Wunder von Bahnsteig 5
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Seit geraumer Zeit begegnen sich die Passagiere aus Wagen 3 jeden Morgen im Zug. Doch die goldene Pendlerregel besagt: nicht miteinander reden, nicht füreinander interessieren und schon gar nicht in die ...

Seit geraumer Zeit begegnen sich die Passagiere aus Wagen 3 jeden Morgen im Zug. Doch die goldene Pendlerregel besagt: nicht miteinander reden, nicht füreinander interessieren und schon gar nicht in die Angelegenheiten der anderen einmischen! Natürlich macht man sich dennoch Gedanken übereinander, erfindet sogar insgeheim Spitznamen füreinander. Doch eines Morgens soll sich alles ändern: einer von ihnen erstickt beinahe an einer Weintraube und kann nur durch das beherzte Eingreifen eines Mitreisenden gerettet werden. Plötzlich kommt man ins Gespräch und es entsteht sogar eine Gemeinschaft, die füreinander da ist. Denn eines ist klar: Hilfe brauchen sie alle auf die eine oder andere Art.

Sechs Charaktere, sechs Perspektiven, sechs Schicksale, die sich miteinander verweben: die extravagante Lady mit Hund, der arrogante Workaholic, die hübsche Leseratte, der nette Krankenpfleger, das stille Teenager-Mädchen und der unscheinbare Typ von Nebenan. Natürlich hat jeder zu Beginn ein bestimmtes Bild von den anderen, es spielen also auch Vorurteile eine große Rolle und letztendlich zeigt sich, dass diese meist völlig aus der Luft gegriffen sind.

Mich hat vor allem das Zwischenmenschliche begeistert: die entstehende Chemie und Dynamik zwischen diesen so unterschiedlichen Menschen haben mir sehr gut gefallen und waren sehr schön und spannend zu beobachten.

Für mich war es einerseits ein absolutes Wohlfühl-Buch, andererseits spricht es aber auch eine Vielzahl von ernsten Themen an, mit denen ich so überhaupt nicht gerechnet habe. Es wirkt wie aus dem Leben gegriffen, sehr ehrlich und authentisch. Daher wird es oft emotional und regt definitiv zum Nachdenken an. Eine klare Leseempfehlung!

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