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Veröffentlicht am 02.02.2023

Die Macht der Gedanken

Macht
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Liv führt ein Leben wie Tausende andere auch. Sie ist verheiratet, liebt ihren Mann und ihre beiden kleinen Kinder und arbeitet als Pflegerin. Doch eines Tages wird alles anders. Eine neue Patientin kommt ...

Liv führt ein Leben wie Tausende andere auch. Sie ist verheiratet, liebt ihren Mann und ihre beiden kleinen Kinder und arbeitet als Pflegerin. Doch eines Tages wird alles anders. Eine neue Patientin kommt ins Pflegeheim, deren Bruder vor Jahren als Vergewaltiger angeklagt wurde. Mit Macht kommen die alten Erinnerungen zurück, kreisen um das Schreckliche, das ihr vor 15 Jahren geschehen ist und von dem bisher keiner weiß. Sie will nicht mehr daran denken, versucht sich abzulenken, nimmt Pillen zur Beruhigung – bis sie sich endlich einer Freundin anvertraut …

Heidi Furre, geb. 1985, hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. „Macht“ ist der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Die Autorin arbeitet als Fotografin und lebt in Oslo.

In relativ nüchternen und emotionslosen, meist nur kurze Sätze umfassenden Schreibstil, tauchen wir ein in Livs Gedankenwelt und fühlen ihre innere Zerrissenheit. Sie weiß nicht mehr was sie tun soll, will das Geschehene vergessen und geht doch heimlich zum Haus des Täters. Ihre Gedanken schweifen ständig ab, drehen sich im Kreis und lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Sie fragt sich stets nach einer gewissen Mitschuld und kommt nicht umhin, sich diese teilweise selbst einzugestehen. Die Tat selbst steht nicht im Vordergrund, sondern das, was sie aus dem Leben der Frau gemacht hat und wie sie deren Entscheidungen beeinflusst.

Trotz der Schwere des Themas und der vorherrschenden bedrückenden Stimmung konnte mich das Buch nicht voll überzeugen. Ich konnte die Handlungen der Protagonistin oft nicht nachvollziehen, da sie mir manchmal doch ziemlich unrealistisch und überzogen vorkamen.

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Veröffentlicht am 28.01.2023

Geheimnisse, Schuld und Rache

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Während der erfolgreiche Schriftsteller Henning Bauer und seine Frau Elisabeth mit Freunden ihre Goldene Hochzeit feiern, wird ganz in der Nähe der ebenfalls mit ihnen befreundete bekannte Fotograf Rolf ...

Während der erfolgreiche Schriftsteller Henning Bauer und seine Frau Elisabeth mit Freunden ihre Goldene Hochzeit feiern, wird ganz in der Nähe der ebenfalls mit ihnen befreundete bekannte Fotograf Rolf Stenklo in seinem Atelier ermordet. Er war gerade dabei die Ausstellung für eine Fotoserie vorzubereiten, die Bilder eines in den Achtzigerjahren ermordeten Transmannes zeigen sollten. Kurz darauf wird auch ein Anschlag auf die Familie des Schriftstellers verübt. Die Polizei unter Leitung von Patrik Hedström tappt noch im Dunkeln, als Patriks Frau Erica Falck bei ihren Recherchen zu einem Roman eine frühere Verbindung zu den aktuellen Fällen entdeckt …

Camilla Läckberg ist die wohl bekannteste schwedische Kriminalschriftstellerin, deren Bücher in mehreren Sprachen übersetzt in 30 Ländern erschienen und eine Auflage von über sechs Millionen erreichten. Sie wurde 1974 in Fjällbacka, dem Ort an dem auch der Krimi „Kuckuckskinder“ handelt, geboren. Sie hat Betriebswirtschaft studiert, war zweimal verheiratet und lebt mit ihren drei Kindern im schwedischen Enskede.

Der interessante Titel und das schöne Cover waren für mich der Anlass nach diesem Buch der Autorin zu greifen, deren Werke ich bisher noch nicht kannte. Leider dauerte es geraume Zeit, bis ich mich in der Geschichte zurecht fand. Gleich zu Anfang wurden so viele Personen vorgestellt, deren Namen und verwandtschaftliche bzw. freundschaftliche Beziehungen mich doch ziemlich verwirrten – und die unzähligen Verdächtigen machten mir den Einstieg in das Geschehen auch nicht leichter. Nach einiger Zeit, als ich die Namen endlich auseinander halten konnte, wurde es leichter und die Geschichte nahm Fahrt auf.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend, angenehm flüssig zu lesen, gespickt mit regionalem Flair und interessanten Wendungen, die die Spannung bis zum überraschenden Finale stetig steigern. In Rückblenden erfahren wir von den Todesfällen in den 80er Jahren und rätseln mit, wie eine Verbindung mit den neuen Morden hergestellt werden kann. Leider lebt die Geschichte von vielen, teils unwahrscheinlichen, Zufällen, sodass Patrik Hedströms Polizeiarbeit ziemlich in den Hintergrund gerät. Auch Erica Falcks Recherchen über das frühere Geschehen gingen m.E. viel zu leicht vonstatten. Sehr aufschlussreich fand ich den Blickwinkel der Autorin auf Transpersonen, die sich früher und auch heute noch vielen Schwierigkeiten und Vorurteilen gegenüber sehen.

Fazit: Ein interessanter Krimi, der ziemlich verwirrend beginnt, dessen Spannung sich aber dann kontinuierlich bis zum dramatischen Finale steigert.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Niemand ist ohne Schuld

Der Verrat
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Es war eine warme Sommernacht im Jahre 1998, als ein Auto im Weingut Graven an der Saar den Abhang hinab stürzte. War es ein Unfall oder war es Mord? Zwanzig Jahre später wird Nane vorzeitig auf Bewährung ...

Es war eine warme Sommernacht im Jahre 1998, als ein Auto im Weingut Graven an der Saar den Abhang hinab stürzte. War es ein Unfall oder war es Mord? Zwanzig Jahre später wird Nane vorzeitig auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Sie war unschuldig und doch schuldig am Tod von Henning, dem Stiefsohn ihrer Schwester Pia. Bevor Nane sich ein neues Leben aufbauen kann, will sie sich für die damaligen Vorkommnisse bei ihrem Schwager Thomas entschuldigen. Doch Pia lässt ihre Schwester wie eine Verbrecherin vom Anwesen verjagen und erteilt ihr Hausverbot. Hat sie etwas zu verbergen, das nicht ans Licht kommen soll?

Ellen Sandberg ist das Pseudonym der deutschen Kriminalschriftstellerin Inge Löhnig, die 1957 in München geboren wurde. Für ihre spannenden Familienromane, zu denen auch „Der Verrat“ zu zählen ist, wählte sie diesen Zweitnamen. Die Schriftstellerin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Zerrüttete Beziehungen, ein Netz von Lügen und komplizierte Verhältnisse sind die tragenden Pfeiler dieser spannenden Familientragödie. Die Autorin bedient sich hier einer dritten Person als Erzähler und wechselt auch in den Zeitebenen, um dem Leser die zahlreichen Protagonisten näher zu bringen und das komplexe Geschehen zu veranschaulichen. Durch die verschiedenen Sichtweisen werden die Ereignisse lebendig und verständlich und durch überraschende Wendungen wird auch der Spannungsbogen bis zum Ende hoch gehalten. Die Geschichte lebt meist von Andeutungen und Vermutungen, spektakuläre Aktionen sucht man vergebens.

Fazit: Ein packendes Familiendrama, solide geschrieben und psychologisch einleuchtend.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Zerbrechliche Freundschaften

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Wie seit der Schulzeit üblich, so feiern auch 2018 drei befreundete Paare Silvester zusammen. Sie haben nicht mehr viele Gemeinsamkeiten, doch diese Feier ist Tradition. Lollo und Max sind dieses Jahr ...

Wie seit der Schulzeit üblich, so feiern auch 2018 drei befreundete Paare Silvester zusammen. Sie haben nicht mehr viele Gemeinsamkeiten, doch diese Feier ist Tradition. Lollo und Max sind dieses Jahr als Gastgeber an der Reihe, während im Haus von Nina und Fredrik die17jährigen Töchter der beiden Paare ihre erste Party schmeißen dürfen. Es wird viel getrunken, erste kleine Streitereien unter den Paaren entstehen – und als dann am nächsten Tag festgestellt wird, dass Jennifer, die Tochter von Lollo und Max, spurlos verschwunden ist, bricht Panik aus - die Freundschaften nehmen eine gefährliche Wendung …

Malin Stehn wurde 1969 in Boden (Nordschweden) geboren. In ihrem Heimatland ist sie eine bekannte Autorin, die bisher nur Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Malmö. Ihr erstes Buch für Erwachsene ist „Happy New Year“, das im Dezember 2022 im S. Fischer Verlag erschienen ist.

Wie die Autorin selbst ausführt, handelt es sich bei dem Buch um einen psychologischen Thriller. Dadurch, dass den beteiligten Personen wechselseitig je ein Kapitel gewidmet ist, erhält man als Leser einen intensiven Einblick in deren Gefühlsleben und Gedankenwelt. Ihre Reaktionen und Handlungen sind verständlich und durchaus nachvollziehbar, zumal kurze Rückblicke und Erinnerungen an vergangene Erlebnisse diese verdeutlichen. Schon früh wird klar, dass die Familienverhältnisse nicht so ideal sind, wie es anfangs den Anschein hat und sich über die Jahre viel Frust angesammelt hat.

Es sind nur wenige Tage im Leben der Beteiligten, dennoch treten die Charakterzüge der einzelnen deutlich hervor. Schon früh glaubt man zu wissen, was sich in der Silvesternacht abgespielt hat. Es herrscht durchgehend eine beklemmende Stimmung, da man als Leser unbedingt wissen will, wo Jennifer abgeblieben ist, was mit ihr geschehen ist und wann sie wieder auftaucht. Der Schluss bringt eine Wendung, die sehr überraschend kommt und die ich so nicht erwartet hätte.

Fazit: Ein gut geschriebener psychologischer Thriller, den ich gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Freud und Leid liegen nah beieinander

Die Töchter des Geistbeckbauern
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Als jüngstes Kind der Hopfenbauern- und Gastwirtsfamilie Geistbeck aus der Hallertau kommt Wally in einer eiskalten, stürmischen Januarnacht 1911 zur Welt. Wie auch ihr Bruder und ihre beiden Schwestern ...

Als jüngstes Kind der Hopfenbauern- und Gastwirtsfamilie Geistbeck aus der Hallertau kommt Wally in einer eiskalten, stürmischen Januarnacht 1911 zur Welt. Wie auch ihr Bruder und ihre beiden Schwestern muss sie schon früh mithelfen, die im Hof und in der Wirtschaft anfallenden Arbeiten zu verrichten. Dennoch haben die Geschwister eine sehr schöne, behütete Kindheit, bis mit dem 1. Weltkrieg und der danach folgenden Inflation auch die Not bei den Geistbecks einzieht. Wally muss im Kloster die Hauswirtschaft erlernen, um sich danach eine Stelle als Dienstmagd in München zu suchen. So ist sie gezwungen, bereits als Vierzehnjährige ihre geliebte Heimat und ihren Freund Ludwig, dem sie seit Kindertagen zugetan ist, zu verlassen und sich alleine in der Fremde durchzuschlagen.

Antonia Brauer ist das Pseudonym einer Münchner Autorin und Journalistin, deren Familie aus der Hallertau stammt. Ihre Großmutter war die Wally, über deren Leben sie in diesem Roman schreibt – eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie, nach ihrer eigenen Aussage.

„Die Töchter des Geistbeckbauern“„Jahre des Säens“ist der erste Band, der in den Jahren 1911 bis 1928 spielt und hauptsächlich die Jugendjahre von Wally und ihrer beiden Schwestern Zenzi und Resi beinhaltet – ein zweiter Band mit dem Untertitel „Jahre des Erntens“ folgt. Orte der Handlung sind überwiegend das kleine Dorf Deimhausen im Landkreis Pfaffenhofen und die bayerische Landeshauptstadt München.

In einem angenehmen und mitreißenden Schreibstil schildert die Autorin das damalige Leben, nicht nur auf dem Lande, sondern auch in der Stadt. Sehr lebendig und real erlebt man die extremen Gegensätze, sowohl die harte Arbeit und das Brauchtum auf dem Land, als auch das lockere, unbeschwerte Leben in der Stadt, wobei dort die arme Bevölkerung nicht minder schwer arbeiten musste. Bemerkenswert ist auch die individuelle Charakterisierung der einzelnen Personen, was auf eine gute Recherche in der Familiengeschichte der Autorin schließen lässt. Alle Protagonisten handeln authentisch und ihr Gefühlsleben ist durchaus nachvollziehbar – Leid und Schicksalsschläge berühren sehr und lassen oftmals mitleiden.

Fazit: Die Lebensgeschichte dreier Schwestern die gleichsam begeistert und bestürzt – man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.

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