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Veröffentlicht am 13.12.2022

Buch der Frauen

Von Frauen und Salz
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In Gabriela Garcias Debütroman „Von Frauen und Salz“ schreibt sie über mehrere Frauen in verschiedenen Zeiten. Es wird episodenhaft und kaleidoskopartig erzählt und es reicht von 1866 bis 2019.
Die Autorin ...

In Gabriela Garcias Debütroman „Von Frauen und Salz“ schreibt sie über mehrere Frauen in verschiedenen Zeiten. Es wird episodenhaft und kaleidoskopartig erzählt und es reicht von 1866 bis 2019.
Die Autorin ist in Miami aufgewachsen, hat aber kubanische und mexikanische Wurzeln.
Ihr zentrales Thema ist die Einwanderung in die USA
Im Gegenwartsplot ist Jeanette in Miami im Mittelpunkt. Es gibt auch starke Vergangenheitspassagen, zum Beispiel mit Maria Isabel, 1866 in Kuba.
Mit Gloria und Carmen, Maydelis und Dolores und zum Schluss Ana kommen weitere Frauen ins Spiel.

Man erfährt von Erfahrungen dieser Frauen und das kann so gut nur Literatur vermitteln.

Unbedingt erwähnenswert ist auch das atmosphärische Cover.

Veröffentlicht am 29.11.2022

Lady Astronaut 2

Für die Sterne bestimmt
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Für die Sterne bestimmt ist der zweite Teil der sehr erfolgreichen Lady Astronaut-Reihe von Mary Robinette Kowal, aber man kann auch problemlos mit diesem Teil anfangen. Die Handlung ist im Jahr 1961 angekommen, ...

Für die Sterne bestimmt ist der zweite Teil der sehr erfolgreichen Lady Astronaut-Reihe von Mary Robinette Kowal, aber man kann auch problemlos mit diesem Teil anfangen. Die Handlung ist im Jahr 1961 angekommen, aber es ist ein alternatives Universum, d.h. es gibt Abweichungen von der Realität wie wir sie kennen, zum Beispiel den anhaltenden Erfolg der US-Raumfahrt, andere Themen sind vergleichbar, wie der zu der Zeit noch zögerliche Feminismus.
Das zeigt sich daran, das weibliche Astronauten nicht von jedem akzeptiert sind und auch eine Bürgerrechtsbewegung gibt es.
Die Erde leidet noch unter dem Meteoriteneinschlag vor 10 Jahren.

Elma Yorks Weg führt sie über den Mond hinaus Richtung Mars. Eine lange Reise, nicht ohne Gefahren.
Das bedeute aber ihren Ehemann für min. 3 Jahre zurückzulassen.
Interessant, wie Elma häufig innerlich und ihrem Verhalten schwankt, einerseits sehnt sie sich nach einem angepassten bürgerlichen Leben, andererseits ist sie auch ehrgeizig.

Am Anfang gibt es eine starke Episode, bei der Elma York sogar als Geisel genommen wird.
Aber ansonsten ist das Erzähltempo eher slow. Das trägt bei, dass sich eine ganz eigene Atmosphäre entfaltet.

Die Reise zum Mars nimmt den Großteil der Handlung ein und wirkt durchgehend glaubhaft. Das ist eine Stärke des Buches.

Veröffentlicht am 20.11.2022

Der Mythos Marilyn Monroe

Ein Abend mit Marilyn
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Maxine Wildner ist spezialisiert darauf, das Leben von Berühmtheiten zu beschreiben, z.B. Hildegard Knef. Jetzt in Ein Abend mit Marilyn ist Marilyn Monroe dran.

Der Roman startet mit Marilyns 36 Geburtstag ...

Maxine Wildner ist spezialisiert darauf, das Leben von Berühmtheiten zu beschreiben, z.B. Hildegard Knef. Jetzt in Ein Abend mit Marilyn ist Marilyn Monroe dran.

Der Roman startet mit Marilyns 36 Geburtstag und ihren Freunden, die auf sie warten.
Es folgen Rückblicke, z.B. auf Filmarbeiten und Passagen der Kindheit.

Mich überzeugt am Buch die Darstellung der Zeit, also die fünfziger und früher sechziger Jahre im Umfeld Hollywoods. Da treten neben Marilyn Monroe auch ihr wichtigster Regisseur Billy Wilder auf sowie viel Schauspielerkollegen wie Glark Gable, Jack Lemmon, Tony Curtis, Laurence Oliver.
Ihr Exmann Joe DiMaggio, damals erfolgreicher Sportler ist auch dabei und die Kennedys. Und viele andere.
Am Stärksten sind die Passagen, die direkt von Filmarbeiten erzählen, z.B. Some like it hot und Misfits. Marilyns Schauspielerkollegen und Regisseure hatten es nicht leicht mit ihr, die so oft zu spät kam oder den Text vergaß. Aber sie war der große Star und stahl den anderen die Show. Ein Leben zwischen Ruhm und Tragik.

Ein gut geschriebener Roman, dessen Manko es ist, dass Marilyn Monroes Leben schon oft erzählt wurde. So ist es fraglich, ob gerade dieses Buch in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 02.11.2022

Realistische Darstellung

Feldpost
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Das Schreiben in verschiedenen Zeitsträngen, meist Gegenwart und Vergangenheit ist ein wesentliches Merkmal dieses Genres, in dem Mechthild Borrmann eine erfolgreiche Meisterin ist.
Hier sind es die Jahre ...

Das Schreiben in verschiedenen Zeitsträngen, meist Gegenwart und Vergangenheit ist ein wesentliches Merkmal dieses Genres, in dem Mechthild Borrmann eine erfolgreiche Meisterin ist.
Hier sind es die Jahre 2000 mit der Anwältin Cara, die sich mit alten Briefen befasst und dann ab 1935 in Kassel mit wechselnden Perspektiven. Wichtig sind da Adele und ihre Familie sowie Richard Martens, den ich für die vielleicht stärkste Figur halte.

Mechthild Borrmann hat schon eine Reihe von Büchern geschrieben, wobei mich besonders Der Geiger und Trümmerkind beeindruckten.
Feldpost kommt mir im Vergleich zu routiniert vor. Doch dafür schafft sie eine große Komplexität.

Der Plot funktioniert. Wie Cara recherchiert und wie Adele und Richard die schlimme Zeit erlebt, werden intensiv dargestellt. Auch die Exilgeschichte von Adeles Eltern Gerhard und Katharina wird erzählt.
Es wird zu einem packenden Lesen.

Veröffentlicht am 02.11.2022

souverän geschrieben

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Kai Meyer setzt auf eine bewährte Erzählmethode mit mehreren, zeitlich versetzten Handlungsebenen. Da gibt es Handlungsstränge in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart, die hier allerdings ab 1971 ...

Kai Meyer setzt auf eine bewährte Erzählmethode mit mehreren, zeitlich versetzten Handlungsebenen. Da gibt es Handlungsstränge in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart, die hier allerdings ab 1971 beginnt.
Protagonist ist Robert, der als Kind seine ersten zehn Jahre isoliert verbrachte. Erst 1943 wurde er befreit.
Auch später weiß er nicht alle Hintergründe. Dieses Rätsel bestimmt den Roman.
Robert, der Bücherexperte ist, arbeitet zusammen mit Marie. Deren streitlustige Dialoge sind amüsant.
Der Handlungspart mit Jakob, Juli und Gregorio ab 1933 übernimmt dann einen Großteil des Plots.

Erzählt wird eigentlich ziemlich locker und Kai Meyers Schreibe gefällt mir gut, aber an und zu wird es sprachlich verkrampft.
Beispiel der erste Satz von Kapitel 19:
Leipzigs Gassen und Boulevards zerflossen an diesem Abend zu einem Aquarell, dessen Farben mit schwarzer Tinte vermischt worden waren.
Die Lichtkugeln der Straßenlaternen lagen darauf wie verstreute Münzen.“
Das wirkt auf mich stilistisch übermotiviert und die Absicht eine besondere Leipziger Atmosphäre zu schaffen, verfängt nicht unbedingt.
Durch Fakten über Leipzig, die Meyer später liefert, wird das eher erfolgen.
Meyers Schreibstil ist ansonsten routiniert und sorgfältig.
Und was ihm wirklich gelingt, ist die Stimmungen der jeweiligen Zeiten einzufangen.
Der Roman nimmt den Leser im Verlaufe des Buches immer mehr gefangen.
Die Bücher, der Junge und die Nacht ist guter Roman, der den direkten Vergleich mit den großen Romanen des Genres aushält.