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Veröffentlicht am 11.02.2023

Sehr vorhersehbar und oberflächlich, aber dafür nicht weniger unterhaltsam

Boston Belles - Sparrow
1

Vielen lieben Dank an NetGalley und den Lyx-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine ehrliche Meinung wird davon selbstverständlich nicht beeinflusst.

Meine Meinung:
Aus der „Boston ...

Vielen lieben Dank an NetGalley und den Lyx-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine ehrliche Meinung wird davon selbstverständlich nicht beeinflusst.

Meine Meinung:
Aus der „Boston Belles“-Reihe habe ich bisher nur „Monster“ gelesen, in dem es um Sam geht, den Ziehsohn von Troy und Sparrow. Bereits da fand ich die Dynamik zwischen den beiden sehr spannend, als ich dann also gesehen habe, dass es über sie ein Prequel geben wird, habe ich es mir direkt vorgemerkt.

Im Nachhinein ist „Sparrow“ sehr ähnlich zu „Monster“, was den Aufbau der Geschichte und die Vorhersehbarkeit angeht: Unabhängig davon, dass man durch „Monster“ natürlich schon weiß, wie es für Troy und Sparrow enden wird, ist bereits zu Beginn der Geschichte glasklar, wie sich die beiden Protagonisten und ihre Beziehung zueinander entwickeln wird.
Dass man also nur wenig überrascht wird, hat mich hier allerdings gar nicht gestört, denn den Anspruch stellt L. J. Shen gar nicht.

Wie in allen ihren Werken geht es hier nämlich um die beiden Figuren und ihre toxische Beziehung, und natürlich um Sex. Shens Geschichten sind also vielleicht nicht besonders tiefgründig, aber sie versteht es, lebensnahe und vielschichtige Protagonisten zu schaffen, die in einer dunklen, gefährlichen Welt überleben müssen. Genau das macht den Reiz aus und das hat mich auch an „Sparrow“ wieder begeistern können.

Ihr Schreibstil ist dabei genauso leicht, sodass man die 431 Seiten mit Leichtigkeit innerhalb kürzester Zeit lesen kann, und trotz der Vorhersehbarkeit und Oberflächlichkeit gefesselt ist.
Ein wenig enttäuscht war ich über Troys großes Geheimnis, aus dem er Sparrow geheiratet hat, obwohl er sie offensichtlich kaum leiden kann und vor allem Anfangs keinen Hehl daraus macht, dass er sie nicht einmal hübsch findet. Ich habe etwas Riesiges erwartet angesichts dessen, wie das Ganze aufgebauscht wurde, aber letztlich hat es sich dann doch als „Kleinigkeit“ herausgestellt, die nicht nur ebenso vorhersehbar war wie der Rest der Geschichte, sondern auch regelrecht underwhelming war, sodass ich mich gefragt habe: „Das war´s jetzt?“.
In Betracht dessen, dass aber, wie gesagt, auch das restliche Buch nicht besonders anspruchsvoll ist, fällt das hier nicht besonders negativ ins Gewicht.

Gut gefallen hat mir wie immer die Charakterisierung der Protagonisten, und dass beide, obwohl Sparrow machttechnisch durchaus am deutlich kürzeren Hebel sitzt, starke Persönlichkeiten sind, die füreinander gleichermaßen gut wie schlecht sind. Man merkt wieder einmal deutlich, dass der Grundstein der Beziehung der beiden kein stabiler ist und ihre Beziehung ganz eindeutig nicht gesund oder erstrebenswert – Sparrow wird regelrecht an Troy verkauft –, aber Shen romantisiert nichts daran. „Sparrow“ ist in der Hinsicht einfach unterhaltend.


Fazit:
Wie schon bei anderen Werken stellt L. J. Shen auch bei „Sparrow“ nicht den Anspruch, besonders tiefschürfend oder romantisch zu sein. Stattdessen ist die Vorgeschichte der „Boston Belles“-Reihe sowohl genauso toxisch als auch vorhersehbar wie „Monster“, in dem es um Troys und Sparrows Ziehsohn Sam geht. Was ich bei anderen Büchern negativ anmerken würde, stört hier allerdings gar nicht, da es der Autorin offensichtlich eben gerade nicht darum geht, dem Leser eine herzzerreißende Geschichte zwischen zwei Liebenden zu präsentieren, sondern eine toxische Beziehung zweier kaputter Protagonisten in einer ebenso kaputten Welt zu porträtieren, und das schafft sie.
4/5 Lesehasen.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 04.02.2023

Dark Academia at its best! Aber anfangs doch sehr zäh.

The Atlas Six
1

Vielen lieben Dank an NetGalley und Fischer TOR für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Der ...

Vielen lieben Dank an NetGalley und Fischer TOR für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Der Hype auf Bookstagram und BookTok um „The Atlas Six“ ist riesig, vor allem im englischsprachigen Raum. Entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an das Buch – wenn es so viele mögen, muss ja etwas dran sein, oder? Leider bin ich trotz allem jetzt erst dazu gekommen, das Buch zu lesen, und ehrlicherweise würde ich nicht sagen, dass ich es bereue, dass ich nicht früher zu dem Buch gegriffen habe.
Versteht mich nicht falsch! „The Atlas Six“ ist ein intelligenter, cleverer und vor allem in der zweiten Hälfte auch mitreißender Urban Fantasy-Auftakt.
Bis man zu diesem Punkt kommt, braucht man jedoch ein wenig Geduld. Blake braucht sehr lange, bis sie ihre Welt aufgebaut und die Figuren eingeführt hat – das ist bei so einem komplexen Buch wie „The Atlas Six“ natürlich keine Überraschung und grundsätzlich bin ich ja auch ein großer Fan von raffiniertem, kompliziertem Worldbuilding. Der Preis dafür ist eben oft ein etwas zäher Anfang. Dennoch hätte ich mir hier im ersten Drittel und auch im Mittelteil zwischendurch gewünscht, dass sie in ihrer Erzählung etwas anzieht und manche Beschreibungen oder Dialoge, bei denen ich nicht das Gefühl hatte, dass sie die Story irgendwie voranbringen, gestrichen hätte. Hätte ich nicht im Flieger gesessen und viereinhalb Stunden irgendwie totkriegen müssen, hätte ich mich wohl schneller von dem Buch abgewendet und dann auch wesentlich länger hierfür gebraucht.

Sobald man dann aber über diesen Punkt hinaus und in der zweiten Hälfte des Buches angekommen ist, kann „The Atlas Six“ aber überzeugen! Vor allem das Magiesystem hat mich hier tief beeindruckt, was bei jemandem, der hauptsächlich Fantasy liest, und auch schon vielen spannenden Magiesystemen begegnet ist, gar nicht unbedingt oft vorkommt.
Aber die Art und Weise, wie Blake Physik und Magie miteinander verbunden, Raumzeit-Theorien aufgegriffen und in ihrer Story verwoben und nebenbei auch noch Psychologie mit einfließen lassen hat, und das alles vor dem Hintergrund der magischen Bibliothek von Alexandria, ist mir so bisher noch nie untergekommen – und das ist die große Stärke des Buches und auch der Grund, weshalb es mich trotz des Einstiegs letztlich so sehr überzeugen konnte, dass ich mich auf die Fortsetzung sehr freue!

Auch die Figuren konnten mich, nachdem ich sie irgendwann dann mal auseinanderhalten und mich auf sie einlassen konnte, überzeugen, wobei ich Callum und Tristan von den fünf Protagonisten deshalb am interessantesten fand, weil man (gerade bei Callum) nicht so richtig weiß, wie man sie einordnen soll. Vor allem Libby, aber auch Nico und Parisa kann man relativ gut einschätzen, aber meine Meinung über Callum und Tristan hat sich dagegen oft geändert. Dennoch habe ich auch die beiden selbst nach fast 600 Seiten noch nicht so richtig greifen können. Das ist bei so vielen Hauptfiguren neben so einem ausführlichen und komplizierten Worldbuilding aber natürlich auch nicht weiter überraschend, ich hoffe bloß, dass man sie in der Fortsetzung besser kennenlernt.


Fazit:
„The Atlas Six“ hat definitiv seine Stärken, aber so begeistert von dem Buch, dass ich sagen würde, es hätte den Hype verdient, bin ich dann doch nicht. Das liegt hauptsächlich an dem zähen Anfang und den Längen zwischendurch, die meines Erachtens auch vermeidbar gewesen wären.
Kommt man aber über dieses Stellen hinweg, belohnt das Buch mit einem grandiosen, cleveren und sehr komplexen Magiesystem, das mir so noch nicht untergekommen ist, und fünf spannenden Protagonisten, die in der Fortsetzung aber gerne noch mehr Form annehmen dürfen.
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Schwieriges Buch, das große Überraschungen bereithält

Book of Night
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich finde es super, ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich finde es super, dass der Verlag das Originalcover übernehmen konnte, es passt einfach perfekt zum Buch! Der dunkelblaue Hintergrund scheint eine an den Ecken mit Stuck verzierte Wand zu sein, die in der Mitte von einem Riss durchbrochen wird, durch den ein schwarzer Nachthimmel mit stilisierten Sternen und einem Mond zu sehen ist.
All das zeigt auf den ersten Blick, dass das Buch in der Dunkelheit spielt – metaphorisch und buchstäblich.
Der Titel sowie der Autorinnenname sind in mattem Gold gehalten, was dem Buch etwas Edles gibt, und die schwarzen Innenklappen sind jeweils mit dem Mond vom Cover und einem Zitat aus dem Buch geschmückt. Insgesamt erhält das Buch so eine sehr hochwertige Aufmachung, die den doch sehr stolzen Preis von 18 € fast schon wieder rechtfertigt.
Wie immer bin ich von der Aufmachung des Verlages absolut begeistert!


Meine Meinung:
„Book of Night“ gehört zu den von mir am meisten ersehnten Neuerscheinungen des Jahres, da ich die „Elfenkrone“-Trilogie der Autorin geliebt habe und sehr gespannt auf ihr erstes Werk für Erwachsene war. Umso mehr habe ich mich dann natürlich über das Rezensionsexemplar gefreut!
Wegen meinen Klausuren Ende November kam ich dann wider Erwarten leider nicht sofort zum Lesen und in der Zwischenzeit habe ich dann bei Bookstagram die ersten Meinungen über das Buch mitbekommen – die leider alle eher nüchtern oder sogar negativ ausfielen. Aus genau diesem Grund versuche ich eigentlich insbesondere bei Büchern, auf die ich mich riesig freue, den Meinungen anderer Leser aus dem Weg zu gehen, bis ich mir selbst ein Bild machen konnte, damit meine Vorfreude nicht verloren geht. Da „Book of Night“ aber in letzter Zeit praktisch überall auf Instagram zu sehen war, wie es bei der Neuerscheinung einer großartigen Autorin ja auch gar nicht anders zu erwarten ist, kam ich dann aber doch nicht darum herum, sodass meine Begeisterung unweigerlich etwas gedämpft wurde.

Natürlich hat es das Buch verdient, dass ich das trotzdem nicht an mich heranlasse und mir meine eigene Meinung bilde, was ich auch getan habe, aber die Meinungen der anderen, insbesondere derjenigen, von denen ich weiß, dass sie einen ähnlichen Lesegeschmack haben wie ich, bleiben einem selbstverständlich trotzdem im Hinterkopf.
Die meisten haben dabei kritisiert, dass der Anfang viel zu langatmig und zäh sei, der Schreibstil zu distanziert und die Protagonistin nur wenig greifbar. Im Nachhinein kann ich das alles sehr gut nachvollziehen, wenn ich es auch nicht ohne Protest unterzeichnen würde. Es stimmt zwar alles, aber mit einer entsprechenden Erwartung an das Buch kann es einen trotzdem begeistern!

Gerade die erste Hälfte des Buches zieht sich aber sehr stark in die Länge, man kommt nur schwer in die Geschichte und muss sich sehr stark auf das Geschehen konzentrieren, um überhaupt eine Chance haben mitzukommen. Aus diesem Grund würde ich Genreeinsteigern auch sehr stark davon abraten zu diesem Buch zu greifen!

Denn „Book of Night“ ist ein sehr verworrenes Buch mit einem hochkomplexen und sehr detailreichen Magiesystem, dessen Regeln man sich erst einmal alle merken und dann auch noch verstehen muss.
Darüber hinaus lebt dieses Buch weniger von Action, flotten Dialogen oder Humor, was in Fantasy oft eine Stütze für den Leser bei schwierigem Worldbuilding sein kann. Stattdessen fokussiert sich Black in ihrer Erzählung auf die Arbeit von Charlie, wie sie ihr Handwerk gelernt hat, worauf sie bei Raubzügen achten muss und wie man Schlösser knackt. Der Plot ist dabei extrem auf Charlies Ermittlungen konzentriert, bei denen man selbst sehr gut aufpassen muss, damit einem keine Details entgehen, sodass man nicht zwischendurch den roten Faden verliert. Das wäre fatal, denn die Spannung steigert sich vor allem dadurch, dass man als Leser selbst miträtselt und versucht, die Geheimnisse, auf die Charlie stößt, zu verstehen, zu entwirren und zu lüften. Holly Blacks Erzähltempo ist also extrem langsam, und wessen Fall das gar nicht ist oder wer zwischendurch etwas Lockerheit braucht, wird „Book of Night“ sehr wahrscheinlich sehr anstrengend oder langweilig finden.


Das gilt umso mehr für diejenigen, die sehr stark figurbezogen lesen und vielleicht schonmal festgestellt haben, dass sie Schwierigkeiten mit einem distanzierten Schreibstil haben.
Black schreibt hier nämlich in der dritten Person und lässt kaum Nähe zu ihren Figuren, auch nicht zu ihrer Protagonistin Charlie zu; hin und wieder sind Kapitel aus der Sicht einer weiteren Person geschrieben, ohne dass man lange Zeit weiß, wer sich dahinter verbirgt. Das erschwert es einem natürlich, sich in Charlie hineinzuversetzen und mit ihr warm zu werden.
Darüber hinaus ist sie keine Heldin. Sie ist eine Verbrecherin, der es einen Kick gibt, andere Leute zu bestehlen und zu betrügen, die in ihren Raubzügen aufgeht und die auf sich selbst kaum achtet. Einzig ihre Schwester Posey ist ihr wichtig, alle anderen benutzt sie nur für ihre eigenen Zwecke. Sie hat keinen Moralkompass und handelt opportunistisch ohne Rücksicht auf Verluste. Charlie ist ziemlich „abgewrackt“ und man möchte nicht in ihrer Haut stecken.

„Wenn sie nicht verantwortungsvoll oder vorsichtig oder gut oder liebenswert sein konnte, wenn sie dazu verdammt war, ein loderndes Streichholz zu sein, dann konnte sie sich genauso gut etwas suchen, das sie verbrennen konnte.“ (S. 224/478)

Trotzdem hat sie mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Nicht, weil ich all ihre Handlungen und Entscheidungen verstehen oder gutheißen konnte, sondern weil sie authentisch ist. Durch Rückblenden, Erinnerungen und innere Monologe kann man gut nachvollziehen, weshalb sie sich zu der Person entwickelt hat, die sie in der Gegenwart ist. Ihr Werdegang und ihr Verhalten sind zwar abschreckend, aber logisch und menschlich, und das macht sie echt. Der Hauptfokus des Buches liegt natürlich auf ihren Ermittlungen, aber Black webt ihre Charakterisierung und ihre Entwicklung so geschickt in die Handlung mit ein, dass sich die Figur Charlie lebendig anfühlt und trotz des durchaus sehr distanzierten Schreibstils nahbar und greifbar wird – vorausgesetzt, man kann sich an den Schreibstil gewöhnen. Dabei kann aber das Hörbuch stark helfen, das auch bei mir wesentlich dazu beigetragen hat, dass ich doch so gut ins Buch gefunden habe, also probiert es einfach mal aus. 😉

Auch die anderen Figuren, allen voran Vince und Posey, sind genauso interessant wie die Protagonistin und vor allem auch fast so vielschichtig. Wie bei Charlie weiß man insbesondere bei Vince die ganze Zeit über nicht so richtig, was man von ihnen halten soll, ob man ihnen trauen kann und was ihre eigentlichen Ziele sind. Zwar hat Black sie zwangsläufig nicht ganz so facettenreich ausgestaltet wie ihre Protagonistin, aber spannend und greifbar sind sie dennoch, und für die Fortsetzung ist sehr viel Potenzial da.
Charlies Beziehung zu Vince ist ebenso undurchsichtig wie die Figuren. Sie steht weniger im Fokus der Handlung als Charlies Ermittlungen, aber sie steht dennoch im Zentrum des Buches, ohne zu viel Raum einzunehmen. Die ganze Zeit über weiß der Leser nicht, ob er nun für Charlie und Vincent hoffen soll, oder ob er für die beiden lieber möchte, dass sie sich nicht wiedersehen. Wenn ein Satz jeden Aspekt, so auch diesen, dieses Buches widerspiegelt, dann folgender: Man weiß nicht, was gut und was böse ist. Und genau das macht in meinen Augen den Reiz von „Book of Night“ aus!


Wenn man sich dann nämlich erstmal an den Schreibstil gewöhnt und akzeptiert hat, dass das Erzähltempo einen nicht durch „Book of Night“ jagen wird, und man stattdessen sehr aufmerksam lesen muss, entpuppt sich Holly Blacks erster Roman für Erwachsene als ein bis ins letzte Detail durchdachter, sehr komplizierter und cleverer Urban Fantasy-Krimi, bei dem manche Elemente vielleicht offensichtlich erscheinen, der es aber doch immer wieder schafft, einen zu überraschen. Bis zum Schluss wusste ich nicht, wie Charlie die Rätsel und ihre Probleme lösen würde. Die Art, wie sie kontinuierlich alle austrickst, um die Ecke denkt und eine wirklich überzeugende Betrügerin ist, hat mich nicht nur durchweg begeistert, sondern letztlich wohl auch dazu beigetragen, dass ich nicht durchschauen konnte, wie das Buch enden würde! Da kann ich nur beeindruckt meinen Hut vor der Autorin ziehen.

Das Magiesystem ist hier ebenso schwer zu fassen und kompliziert wie der Plot, weshalb ich hier gar nicht allzu viele erklärende Worte verlieren möchte. Ich möchte nur noch sagen, dass ich die Idee der belebten Schatten so spannend und vor allem auch so glaubwürdig und echt beschrieben fand, dass ich beim Lesen nicht nur einmal auf meinen eigenen Schatten geschielt habe. Sobald eine Autorin das bei mir hinbekommt, ist die Katze eigentlich schon aus dem Sack! Ich würde von mir behaupten, dass ich grundsätzlich nicht so leicht zu überzeugen bin. Wenn es ein Magiesystem, das so vielseitig wie dieses hier ist, aber schafft, mich völlig einzunehmen, dann ist es einfach nur grandios ausgebaut und geschrieben!


Fazit:
Das Buch ist hundertprozentig nicht für jeden etwas, und vor allem auch nicht für ausschließlich jeden „Elfenkrone“-Fan. Zwar ist Charlie, wenn auch noch durchtriebener und egoistischer, ähnlich wie Jude eine Antiheldin, aber anders als „Elfenkrone“ mangelt es „Book of Night“ jeglicher Magie (im übertragenden Sinne). Das Buch ist düster, die Protagonistin ist eine Verbrecherin und ob man nun dem Guten oder Bösen die Daumen drückt, weiß man einfach nicht – es ist eben eindeutig für Erwachsene geschrieben.
Die weit verbreitete Kritik, der Anfang sei viel zu zäh, der Schreibstil zu distanziert und die Protagonistin nur wenig greifbar, kann ich sehr gut nachvollziehen; insbesondere der Einstieg fiel auch mir nicht leicht, da hat mir aber das Hörbuch viel weitergeholfen. Wer sich jedoch an Distanz gewöhnen kann, sich auf eine opportunistische, „abgewrackte“ Protagonistin einlassen und einem Buch folgen möchte, das ein sehr langsames Erzähltempo aufweist und weniger auf Action oder flüssige Dialoge, sondern auf Ermittlungen, Geheimnisse und Betrügereien setzt, bei denen man sehr aufmerksam lesen muss, um nicht verloren zu gehen, der wird in „Book of Night“ einen unheimlich komplexen, raffinierten und cleveren Urban-Fantasy-Roman mit starkem Krimibezug trotz aller Distanz greifbaren und nahbaren Figuren und einem so echt wirkenden Magiesystem finden, dass man selbst gegenüber dem eigenen Schatten misstrauisch wird.
Das Ende hält einige Überraschungen und einen besonders fiesen Cliffhanger bereit, der einen die Fortsetzung kaum abwarten lässt!
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 01.12.2022

Schwieriger Start, aber hintenraus sehr vielversprechend

The Other Side of the Sky – Die Göttin und der Prinz
1

Vielen lieben Dank an vorablesen.de und den dtv-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an vorablesen.de und den dtv-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Buch war eindeutig mal wieder eine Coverauswahl! Zwar bin ich nicht unbedingt der größte Fan von großformatigen Personen auf dem Cover, vor allem, wenn sie den Betrachter direkt anschauen, aber hier finde ich es von der Gesamtkomposition durchaus passend, zumal das Mädchen auch in etwa so aussieht, wie ich mir Nimh vorgestellt habe.
Darüber hinaus gefällt mir die im Hintergrund angedeutete Skyline der Stadt, die sich augenscheinlich auf Wolken befindet, optisch sehr, und auch inhaltlich hat dies einen Bezug. Dieses Wolkenstadt-Thema setzt sich im Übrigen auch unter dem Umschlag auf dem naked cover fort, wodurch das Buch insgesamt sehr hochwertig aussieht. Den Abschluss bildet der goldfolierte Titel, der nicht nur ein hübscher Hingucker ist, sondern sich auch wunderbar in das restliche Bild einfügt.
Bei dem Titel finde ich es auch super, dass der deutsche Verlag den Originaltitel einfach übernommen und ihm nur einen Reihentitel zugefügt hat. Beide passen hervorragend zur Geschichte und stellen einen starken Bezug zu den beiden Protagonisten her. Die Aufmachung ist also ausnahmslos gelungen!


Meine Meinung:
Wie man es am Rezensionstitel („Schwieriger Start, aber hintenraus sehr vielversprechend“) schon erahnen kann, hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten mit dem Buch.
Das lag vor allem daran, dass gerade Nimhs Kapitel, die als Göttin einer eher mittelalterlich anmutenden Welt sehr isoliert unter Gelehrten aufwächst, einen doch gehobeneren Umgangston pflegt und ihre Sprech- und Denkweise dadurch etwas schwierig auf die eigene zu übertragen ist. Man braucht sehr lange, bis man sich an den Schreibstil in ihren Kapiteln gewöhnt hat. Darüber hinaus wird man praktisch ins kalte Wasser in diese neue Welt mit unbekannten, sehr verwirrenden Regeln, einem komplexen, ungewöhnlichen Magiesystem und fremden Umgangsformen geworfen. Ihr könnt euch also denken: Bis man sich da zurechtgefunden hat, dauert es eine Weile. Selbst mir, wo ich ja doch relativ viel High Fantasy lese, fiel das nicht ganz so leicht.

Das ändert sich dann aber schnell, sobald man mehrere Kapitel aus Norths Sicht gelesen hat. Er stammt aus der Himmelsstadt Alciel, die von ihren Gepflogenheiten und ihrer Sprache sehr modern ist und auch gut in unsere Welt passen würde. Dort gibt es, anders als in Nimhs Reich, keine Magie, stattdessen ist die Technik sehr weit fortgeschritten und man merkt, dass sich die Autorinnen dabei stark an unserer orientiert haben. Als Leser gewöhnt man sich also sehr leicht an Norths Welt, da man sich in ihm wiederfindet, wodurch der Bezug zu ihm zunächst natürlich stärker ist als zu Nimh.

Als North dann in Nimhs Welt fällt, kann man daher sehr gut nachvollziehen, wie es ihm geht. Ähnlich wie North versteht auch der Leser nämlich noch nicht so ganz was Sache ist und muss sich erstmal zurechtfinden. Norths Probleme helfen einem beim Lesen also sehr stark, in das Buch zu finden. Die Art und Weise, wie die Autorinnen den Leser damit also in das Buch eingebunden und ihm die Welt gezeigt haben, fand ich gleichzeitig genial und auch sehr subtil. Denn man merkt beim Lesen überhaupt nicht, dass sie North praktisch als „Schlüssel“ verwenden, um dem Leser die Welt und ihr Magiesystem näherzubringen. Man wird Schritt für Schritt durch die Konflikte und Regeln von Nimhs Welt geführt, Norths Unwissenheit sowie die des Lesers fügen sich absolut natürlich in die Geschichte ein. So löst sich der Knoten, den man zu Beginn noch hatte, mit Leichtigkeit und unbemerkt auf und man kann sich fallenlassen.

Sobald dieser Schritt überwunden ist, fällt einem dann umso stärker auf, wie komplex, genial und wahnsinnig gut durchdacht Nimhs Königreich und die Wolkenstädte sind, die unterschiedlichen Religionen, die sozialen Konflikte und das Magiesystem. Es wird offensichtlich, dass diese Dilogie unheimlich viel Potenzial hat und lange nicht den Hype erhält, den sie eigentlich verdient hätte.

Das ist nicht nur am Worldbuilding erkennbar, wobei das alleine für sich durch die Kontraste mit der vielfältigen Flora, den Flussländern, dem Tempel und den Ruinen auf der Erde und der modernen Stadt mit ihrem verborgenen Untergrund und dem Palast in der Wolkenstadt eigentlich mehr als eine Erwähnung in einem Absatz wert wäre. Wenn ich hier allerdings zu weit ausholen würde, würde ich erstens vermutlich gar nicht mehr aus dem Schwärmen kommen und zweitens ginge dann vielleicht auch der Zauber des Entdeckens bei euch verloren. 😉


Auch die beiden Protagonisten, Nimh und North, haben beide so unfassbar viel Potenzial, das zwar hier schon angekratzt wurde, das aber noch so viel mehr zu bieten hat.
Auch bei den beiden werden die oben bereits angesprochenen Kontraste wieder sehr deutlich: North, der moderne junge Prinz, der nicht an die Magie glaubt, abenteuerlustig und verspielt ist; Nimh, die sehr junge Göttin, die durch ihren Glauben und die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, sehr eingeschränkt und zwangsläufig eher zurückhaltend ist.
Neben all den Kontrasten haben Nimh und North aber auch viele Gemeinsamkeiten, die man zusammen mit ihnen im Laufe der Handlung erkennt. Beide sind auf ihre Art einsam und isoliert, getrieben, sich selbst und Autoritäten in ihrem Leben etwas zu beweisen, und auf der Suche nach etwas Größerem.

Die Protagonisten sind im Einzelnen bereits wunderbar ausgearbeitet: Trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit Nimh kann man sich in beide sehr gut hineinversetzen und ihre jeweiligen (inneren) Konflikte ausgezeichnet nachvollziehen und nachempfinden. Aber auch gemeinsam sind sie ein super Team, das sich untereinander ergänzt, herausfordert und stärkt.
Die Romanze zwischen ihnen ist dabei sehr subtil, diskret und eher ruhig im Hintergrund, aber dafür nicht weniger herzergreifend und mitreißend.

„‚Ich bin immer noch hier, hier bei dir‘, sage ich leise, jedoch laut genug, dass sie mich ansieht. ‚Und ich bin wirklich. Du hast mir beigebracht zu glauben, Nimh. An Dinge, die ich weder sehen noch anfassen kann. Aber mehr als alles andere glaube ich an dich.‘“ (S. 344/459)

Wie ihre Gegensätzlichkeiten und Gemeinsamkeiten, genau wie die beiden selbst, miteinander harmonieren, wird durch den (absolut gelungenen) Plottwist gegen Ende noch einmal besonders deutlich – ohne allzu viel zu spoilern: Es wird sehr spannend und es gibt einen fiesen Cliffhanger. 😉


Ich habe gar nicht mehr so viel zu dem Buch zu sagen. Es ist ein absolut unterschätzter Stern am YA-Himmel, der so viel zu bieten hat und hoffentlich bald viel mehr Lesern in die Hände fällt! Auch wenn es zu Beginn gerade für Genreeinsteiger sicher nicht leicht wird, dem Plot zu folgen, kann ich nur raten, durchzuhalten und auf Norths Ankunft auf der Erde zu warten – ab dann wird das Lesen einfacher und man kann gar nicht anders, als sich in dieser magischen, hochkomplexen, wunderbar durchdachten Geschichte zu verlieren und mit Nimh und North mitzufiebern.
„The Other Side of the Sky“ ist nicht perfekt und es ist noch einige Luft nach oben, aber ich habe hohe Erwartungen an die Fortsetzung!


Fazit:
Der Einstieg ist aufgrund der Fremdartigkeit von Nimhs Situation, der Gepflogenheiten und Regeln ihres Volkes sowie der Komplexität des Worldbuildings und Magiesystems alles andere als leicht. Sobald man das aber überwunden hat, merkt man, wie komplex, genial und wahnsinnig gut durchdacht Nimhs Königreich und die Wolkenstädte sind, die unterschiedlichen Religionen, die sozialen Konflikte und das Magiesystem. Es wird offensichtlich, dass diese Dilogie unheimlich viel Potenzial hat und lange nicht den Hype erhält, den sie eigentlich verdient hätte.
North stellt einen tollen Gegenpart zu Nimh dar; bei ihnen und ihren Welten spielen die Autorinnen viel mit Kontrasten, aber auch Gemeinsamkeiten. Sie sind tolle Protagonisten, denen man gerne folgt und über die man unbedingt mehr erfahren möchte!
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 11.11.2022

Ein bisschen oberflächlicher als nötig, aber trotzdem wunderschöne (Vor-) Weihnachtsgeschichte

From Tokyo with Love
1

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover finde ich richtig schön! Vor dem dunkelblauen Hintergrund ist der Titel, der mit seiner schnörkeligen, blauen Leuchtschrift, umrandet von einem pinken Kreis aussieht wie ein Neon-Leuchtschild. Im Fokus. Drumherum sieht man einige stilisierte große Schneeflocken sowie viele weiße Farbtupfer, die es aussehen lassen, als würde es vor dem Nachthimmel schneien. Alles zusammen erweckt sofort einen weihnachtlichen Eindruck und passt somit wunderbar zur Ästhetik des Buches.
Der Titel „From Tokyo With Love“ ist, wie man am Ende erfährt, nicht nur deshalb hervorragend gewählt, weil sich Finn und Hailee in Tokio verlieben.
Sehr süß und eine schöne Ergänzung zur Geschichte sind im Übrigen auch die Ausschnitte der Songtexte von Hailee und Finn (wobei mich ein Zitat aus Hailees „I like you more than I planned“ seeeeehr stark an die zweite Strope aus „Wildest Dreams“ von Taylor Swift erinnert hat :D).


Meine Meinung:
Ich hatte tatsächlich keine großen Erwartungen, als ich das Buch angefangen habe. Insofern bin ich umso überraschter davon, wie viel Spaß mir das Lesen hier gemacht hat!
Dabei gibt es hier durchaus ein, zwei Dinge, die mir nicht hundertprozentig gefallen haben, was letztlich für den minimalen Punktabzug am Ende gesorgt hat. Aber nichtsdestotrotz hat mich das Buch so sehr gefesselt, dass ich es fast vollständig in einem Rutsch durchgelesen habe.

Das liegt zum einen an der wunderschönen Kulisse des weihnachtlichen Tokios. Ich habe schon einige Bücher gelesen, die in Japans Hauptstadt spielen, aber keines hat es so sehr wie dieses geschafft, dass ich gleichzeitig Fernweh habe und mich dort wie zuhause fühle. Zusammen mit Hailee und Finn lernt man die Metropole und ihre Kultur ein klein wenig kennen und ist verzaubert von den Lichtern, der bunten Coziness und der Familiarität. Alleine das macht „From Tokyo With Love“ schon zu einem wunderbaren Buch zum Abschalten in der Vorweihnachtszeit (oder eben im Oktober), bei dem einen das Herz warmwird!

Darüber hinaus sind aber auch Hailee und Finn ein wesentlicher Grund dafür, weshalb man sich hier so leicht fallenlassen kann.
Hailee ist eine sehr sympathische Protagonistin, deren Begeisterung und Träume ansteckend sind, die aber auch Zukunftsängste hat, die man sehr gut nachvollziehen kann. Ihre Karriere nimmt einen großen Teil der Handlung ein und man kann sich den Druck, unter dem sie steht, sehr gut vorstellen.
Trotzdem hat einen frechen Humor, sie kämpft für ihre Träume und lässt sich von kleineren oder größeren Niederlagen nicht niederstrecken.

„‚Aber mal im Ernst. Meine Mutter hat immer gesagt, man soll sich das Jetzt nicht ruinieren, nur weil man denkt, dass da noch was kommt – was Besseres oder Schlechteres. Sie meinte, dass sie es bereut, nicht jeden Tag im Bikini am Strand getanzt zu haben, als sie zwanzig war. Stattdessen hat sie sich über ihre Oberschenkel aufgeregt.‘“ (S. 252 f./ 384)

Während es dabei auf den ersten Blick so scheint, als sei sie der Sonnenschein-Part im grumpy vs. sunshine-trope, wird im Laufe der Handlung deutlich, dass mehr in ihr steckt, als sie mit ihrem Lächeln zeigt. Ihr Bühnen-Alter-Ego steht dabei sinnbildlich für ihren inneren Konflikt und dieses Motiv hat mir sehr gut gefallen.

Finn ist demgegenüber der etwas grummelige, scheinbar unnahbare Rockstar, der zunächst eigentlich gar nichts mit ihr zu tun haben möchte, aber von seiner Managerin dazu gedrängt wird, Zeit mit Hailee zu verbringen. Dass auch hinter ihm mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat, liegt auf der Hand. Er hat ein Trauma zu verarbeiten, aufgrund dessen er immer noch unter Panikattacken leidet. Zwar kann man sich auch in ihn gut hineinversetzen, allerdings hatte ich gerade bei seiner Vergangenheit oft das Gefühl, dass die Autorin nur an der Oberfläche kratzt und nicht ganz das rausholt, was an Potenzial in Finn Wolfcraft steckt. So wird seine Figur leider etwas oberflächlich, was schade ist. Trotzdem mochte ich ihn ebenso gerne wie Hailee, vor allem die Szenen, in denen sein Schalk zum Vorschein kommen, haben mir gut gefallen. Da hätte es gerne mehr von geben können! Die Zeit, die er braucht, um in Hailees Nähe aufzutauen, war mir dagegen etwas zu kurz.

Darüber hinaus hätte ich mir persönlich manchmal eeetwas mehr Kommunikation zwischen ihr und Finn gewünscht, so wie das meistens in dem Genre ist. Da die beiden aber durchaus (nachdem sie sich etwas unnötig aufregen) miteinander reden, fällt das hier nicht so stark negativ auf.


Etwas stärker gestört haben mich dagegen die winzigen Ungereimtheiten, die mir im Laufe der Handlung immer mal wieder aufgefallen sind, und die dafür gesorgt haben, dass ich mich dann doch nicht zu hundert Prozent fallenlassen konnte. So werden z. B. manche wichtige Aspekte bspw. hinsichtlich des Charakters der Protagonisten einfach nur schnell im Nebensatz in bereits relativ weit fortgeschrittener Handlung erwähnt, obwohl man da eigentlich erwartet hätte, dass das schon früher Thema gewesen oder jedenfalls ab diesem Zeitpunkt etwas mehr ausgebaut worden wäre. Dadurch, dass es eben nur einmal kurz erwähnt und dann nicht weiter aufgegriffen wird, wirkt das alles nicht ganz so rund und in sich schlüssig, wie es hätte sein können und stattdessen eher oberflächlich.


Das alles ändert aber nichts daran, dass „From Tokyo With Love“ ein mitreißendes, süßes Buch ist, das einen auf gemütliche Art und Weise durch die Vorweihnachtszeit trägt und gleichzeitig Fernweh nach Tokio weckt.
Nicht zuletzt der leichte, umgangssprachliche Schreibstil sorgt dann schließlich dafür, dass man sich trotz etwaiger Ungereimtheiten und Oberflächlichkeiten sehr gut fallenlassen, den Alltag für einige Stunden vergessen und das Buch in einem Rutsch weglesen kann.


Fazit:
Vom Setup erinnert „From Tokyo With Love“ ein wenig an Mona Kastens „Lonely Heart“, wobei solche Doppelungen in der Rockstar-Sparte dieses Genres ja gar nicht wirklich vermeidbar sind. Im Vergleich ist „From Tokyo With Love“ zwar nicht ganz so herzergreifend und tiefgründig, aber aufgrund des lockeren, leichten Schreibstils fällt es einem trotzdem alles andere als schwer, sich in Hailees und Finns Geschichte zu verlieren, die beide wirklich tolle Protagonisten sind.
Getoppt wird das ganze dann noch von dem wunderschönen weihnachtlichen Tokio, das Fernweh weckt und sich gleichzeitig wie zuhause anfühlt. Jedem, der kurz dem Alltag entfliehen und sich für eine Weile wegträumen möchte, spreche ich eine Herzensempfehlung aus!
4/5 Lesehasen.

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