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Veröffentlicht am 14.02.2023

Kräftezehrende Konfrontation

Macht
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Inhalt:
„Liv ist Pflegerin, Mitte dreißig und führt ein scheinbar perfektes Leben in einem Osloer Einfamilienhaus. Sie liebt ihren Mann Terje und ihre beiden Kinder Rosa und Johannes. Aber was kaum jemand ...

Inhalt:
„Liv ist Pflegerin, Mitte dreißig und führt ein scheinbar perfektes Leben in einem Osloer Einfamilienhaus. Sie liebt ihren Mann Terje und ihre beiden Kinder Rosa und Johannes. Aber was kaum jemand weiß, nicht einmal ihr Mann: Liv ist vor Jahren vergewaltigt worden.

Der Gang zum Zahnarzt ist für sie eine Herausforderung, wenn sie nachts von der Bushaltestelle nach Hause läuft, muss sie Terje anrufen. Überall lauert die Angst. Liv bemüht sich, die Oberfläche frei von Kratzern zu halten. Auch wenn sie hinter der Fassade damit beschäftigt ist, ihr Trauma zu bewältigen: Sie will die Opferrolle nicht annehmen. Der Vorfall liegt ein halbes Leben zurück, warum soll er immer noch bestimmen, was sie im Hier und Jetzt tut? Doch als eine neue Patientin ins Pflegeheim eingeliefert wird, deren Bruder vor Jahren wegen einer Vergewaltigung angeklagt worden ist, muss Liv ihr mühsam aufgebautes Leben verteidigen. Bei ihrer Familie und ihrer Freundin Frances findet sie Kraft und Trost: Sie wagt die Konfrontation und übt den Befreiungsschlag – denn sie will unbedingt die Macht über sich selbst zurück.“


Schreibstil/Art:
In einer scheinbar heilen Welt erlebte Liv etwas Schreckliches - eine Vergewaltigung. Ihre Art mit damit umzugehen ist zwar einerseits sehr beeindruckend, anderseits aber auch erschreckend. Es scheint so als würde sie sich selbst Schmerz zufügen um abzuhärten, um sich nicht dem Erlebten zu stellen. Doch später wagt sie doch die Konfrontation und befreit sich selbst.

Die Art der Erzählung machte es mir nicht einfach eine Verbindung zu Liv aufzubauen. Heide Furre beschreibt Livs Gedanken sehr klar, geradlinig aber auch ein wenig abgehackt und deshalb distanziert. Interessant aber auch bedrückend fand ich Livs Alltagsroutine und Beobachtungen, wodurch sich Erkenntnisse zu ihrer Vergangenheit gewinnen ließen.


Fazit:
Es ist wichtig über genau solche Themen zu schreiben um Tabus zu brechen und sie aus dieser Zone herauszuholen. Dieses Buch beschreibt was für einschneidende Folgen sexuelle Gewalt noch nach einer langen Zeitspanne haben kann. Aber die erzeugte Distanz ließ bei mir keine emotionale Nähe zu, trotz der schweren Thematik. Ich kann das Buch deshalb nur beschränkt weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Anspruchsvolle aber auch verwirrende Lektüre

Schwerer als das Licht
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Inhalt:

„Eine Frau lebt auf einer tropischen Insel. Berichtartig gibt sie Auskunft über all die seltsamen Dinge, die passieren. Die Blätter der Bäume färben sich schwarz. Am Ufer liegen tote Fische. Sterne ...

Inhalt:

„Eine Frau lebt auf einer tropischen Insel. Berichtartig gibt sie Auskunft über all die seltsamen Dinge, die passieren. Die Blätter der Bäume färben sich schwarz. Am Ufer liegen tote Fische. Sterne fallen vom Himmel. Und in ihr wächst die Angst vor denen, die im Norden der Insel leben. Sie baut ihr Haus zu einer Festung aus, ständig gefasst auf den Angriff ihrer Feinde.Realität und Traum, Gegenwart und Vergangenheit, Licht und Schatten - alles überlagert sich und bald ist nicht mehr klar: Sind es die anderen, oder ist sie sich selbst die größte Bedrohung?“





Schreibstil/Art:

Die bildgewaltigen Beschreibungen haben mich zunächst neugierig gemacht und ich habe meinen Gedanken freien Lauf erlaubt. Die tropische Insel konnte ich mir klar und deutlich vorstellen.
 Doch nach anfänglichen Interpretationen und Spekulationen, forderte mich dieses Buch vollkommen und brachte mich schließlich vollends durcheinander. Parallel dazu fing alles an zu verschwimmen; die Zeitebenen, die Gedanken und Taten der Protagonistin, die Handlung selbst. Die Atmosphäre entwickelte sich zu etwas Bedrohlichem, nicht Greifbarem. 





Fazit:

Puh, was für eine anspruchsvolle literarische Lektüre. Ich weiß noch nicht wie ich meine Gedanken richtig zusammenfassen soll. Einerseits ist dieses Büchlein sehr anspruchsvoll und besonders, andererseits lässt es mir persönlich zu viel Raum für Auslegung wie etwas hätte sein können aber möglicherweise nicht ist?! Schwierig und abstrakt.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine starke Protagonistin, mit der ich aber zu kämpfen hatte

Wie ein Herzschlag auf Asphalt
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Inhalt:

„Wenn dir alles genommen wird, was kannst du dann tun, außer davonzulaufen? Genau das tut Annabelle. Sie läuft und läuft und hört nicht wieder auf. Ihr kurzentschlossener Plan: Von Seattle bis ...

Inhalt:

„Wenn dir alles genommen wird, was kannst du dann tun, außer davonzulaufen? Genau das tut Annabelle. Sie läuft und läuft und hört nicht wieder auf. Ihr kurzentschlossener Plan: Von Seattle bis nach Washington DC laufen – über viertausendreihundert Kilometer – einem Ziel entgegen, das sie selbst nicht recht versteht. Sie läuft durch Gebirge, Dörfer, Großstädte und Einöden, will nur ihr Herz pumpen, ihre Muskeln brennen und ihre Füße pochen spüren. Doch die schrecklichen Erinnerungsfetzen an Den Stehler holen sie immer wieder ein. Nur dank ihrer Familie und Freunde und allen voran Opa Ed, der Annabelle im Wohnmobil begleitet, schafft sie es, weiterzumachen. Von Fremden angefeuert und ermutigt wird sie zu einer Aktivistin gegen das, was ihr passiert ist. Und mit jedem Schritt, mit jedem Herzschlag, kommt Annabelle einer Heilung und der Kraft, wieder Liebe und Hoffnung in ihr Leben zu lassen, ein Stückchen näher."





Schreibstil/Art:

Leider hab ich mich mit diesem Buch echt schwer getan, denn weder der Schreibstil noch der Aufbau haben mir zugesagt. Die Sprache selbst ist zwar stellenweise ziemlich eindringlich und schön beschrieben aber aufgrund der Außenstehenden Perspektive hatte ich das Gefühl ständig auf Distanz gehalten zu werden. Zudem kam die Geschichte nicht in Fahrt. Es fängt zwar direkt mit dem Lauf an aber ohne jegliche Erklärungen. Erst nach und nach erfährt man immer mehr über die Beweggründe aber bis zum Schluss passiert, bis auf Annabelles persönlichen Marathon, nicht wirklich viel.



Fazit:

Zum Ende hin, ist es eine starke Geschichte, mit einer tollen Botschaft und einer Kämpferin, die zu sich selbst findet aber der Weg bis dahin war für mich persönlich steinig und mit recht vielen Hürden versehen. Ich hab zwar einige Charaktere in mein Herz geschlossen aber die Geschichte konnte mich in Gänze leider nicht überzeugen.

Leser:innen, die auf der Suche nach einem Jugendroman sind, der eher ruhig und langsam erzählt wird, sind hier wahrscheinlich richtig.

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Hat mich nicht ganz überzeugen können

Das Schlaflabor
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Inhalt:
„Tom Sonnborn hat alles versucht, um seine Schlafstörungen loszuwerden - ohne Erfolg. Als er von einem Schlaflabor in den Schweizer Alpen hört, das auf eine neuartige Therapieform setzt, schöpft ...

Inhalt:
„Tom Sonnborn hat alles versucht, um seine Schlafstörungen loszuwerden - ohne Erfolg. Als er von einem Schlaflabor in den Schweizer Alpen hört, das auf eine neuartige Therapieform setzt, schöpft er neue Hoffnung. Und tatsächlich: Bereits kurz nach seiner Ankunft in der Klinik schläft Tom so gut wie lange nicht mehr. Auch zuhause wird er zum regelrechten Langschläfer. Er ist überglücklich - bis er eines Morgens blutverschmiert aufwacht und die Polizei ihn verdächtigt, einen Mord begangen zu haben. Tom kann sich nicht erinnern und zweifelt plötzlich: Schläft er nachts wirklich? Schlafwandelt er etwa? Noch ahnt er nicht, dass die Wahrheit düsterer ist als jeder Albtraum.“


Schreibstil/Art:
Dass der Autor viel über Schlafstörungen recherchiert hat, merkt man direkt. Er listet gekonnt alle Probleme und einige Hoffnungsschimmer auf, jedoch wird klar, dass auch das alles Tom nicht wirklich weiterhelfen wird. Als das Schlaflabor ins Spiel kommt, kommt auch das ganze Fachlatein hinzu.
Tom selbst äußert sich mehrmals so:

„Ich spürte, wie mir sein intellektuelles Gefasel allmählich auf die Nerven ging, und unterbrach ihn erneut.“

„Nur wusste ich nicht, was mich mehr auf die Palme brachte: das arrogante Fachchinesisch meines Freundes oder die Möglichkeit, dass ich als Versuchskaninchen missbraucht worden war.“

Diese ganze Informationsfülle ging auch mir irgendwann ziemlich auf die Nerven, denn ich hab nur Bahnhof verstanden. Als ich einen kleinen Durchblick hatte, ging’s zwar aber ich hätte mir an manchen Stellen deutlich mehr Einfachheit gewünscht. Zudem fand ich ein paar Szenen ziemlich konstruiert und überladen. Da häuften sich auch die Zufälle.


Fazit:
Prinzipiell hat mir der Plot gefallen, die wissenschaftliche Grundlage ist jedoch Geschmacksache. Alle Leser:innen, die an ähnlichen Schlafproblemen wie Tom leiden, werden sich in diesem Thriller wiederfinden und verstanden fühlen.

Ein recht regionaler Thriller, der mir zwar keine schlaflosen Nächte bereitet hat, aber dennoch dem/r ein oder anderen Leser:in gefallen könnte.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Wenn Fürsorge Grenzen überschreitet

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Inhalt:
„Drei Mal schon musste Antiquitätenhändler Terence Cave den Verlust eines geliebten Menschen verkraften: erst den Selbstmord seiner Mutter, dann den Mord an seiner Frau, und schließlich den tragischen ...

Inhalt:
„Drei Mal schon musste Antiquitätenhändler Terence Cave den Verlust eines geliebten Menschen verkraften: erst den Selbstmord seiner Mutter, dann den Mord an seiner Frau, und schließlich den tragischen Tod seines Sohnes Reuben. Geblieben ist ihm nur noch seine Tochter Bryony, Reubens Zwillingsschwester – und das Gefühl, dass ihm alle genommen werden, die er liebt.
Umso verzweifelter versucht Terence nun, seine wunderschöne Tochter vor jeder Gefahr zu schützen, koste es, was es wolle! Doch die 15-jährige Byrony riskiert immer mehr, um aus dem goldenen Käfig ihres Vaters auszubrechen, und Terence muss sich fragen, ob er sie wirklich nur beschützen will?“


Schreibstil/Art:
Mr. Cave widmet sich in diesem Roman/Brief persönlich an seine Tochter Bryony und schreibt seinen Leidensweg nieder. Wie es zu den Toden und vor allem dieser Überfürsorge kam. Seine Gedanken(gänge), Erklärungen und Gefühle sind ziemlich ehrlich und offen und deshalb auch etwas schockierend. Anfangs hab ich sein Verhalten noch verstehen können aber irgendwann mutierte er zu einem Vater dessen Liebe und Beschützerinstinkt einfach krank wurden. Sein Handeln zog mich runter, ich sah keinen Sinn denn ich fühlte mit Bryony und fing an mich zurückzuziehen. Seine Depression entwickelte sich stetig in eine düstere und traurige Stimmung. Ich hab nichts Positives mitnehmen können. Ich war genauso wie er verwirrt und konnte dem Ganzen nicht mehr folgen.


Fazit:
Das Verhalten des Vaters konnte ich nur schwer ertragen da es auf Dauer nicht nur für die Beteiligten sondern auch für mich anstrengend wurde. Bis zu einem gewissen Grad ist es ja noch in Ordnung in allem eine Bedrohung zu sehen aber diese Art der Einengung ging für mich zu weit und ich verstehe den Sinn dieser Geschichte letztendlich nicht. Insgesamt ist das Buch sehr bedrückend und aufwühlend, ich kann es nur bedingt weiter empfehlen.

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