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Veröffentlicht am 15.12.2022

Spannender Schwedenkrimi

Witwenwald
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Inhalt: Kristoffer Bark arbeitet mit seinem Team gerade an dem ungelösten Cold Case von Emilie Kartmann, die vor etwa zehn Jahren grausam ermordet wurde. Das Opfer war vor seiner Ermordung gestalkt und ...

Inhalt: Kristoffer Bark arbeitet mit seinem Team gerade an dem ungelösten Cold Case von Emilie Kartmann, die vor etwa zehn Jahren grausam ermordet wurde. Das Opfer war vor seiner Ermordung gestalkt und immer wieder anonym angezeigt worden. Auch Kristoffers Kollegin Sara, die schon seit zwei Jahren wegen Burnout krankgeschrieben ist, bekommt durch anonyme Anzeigen beim Jugendamt oder bei der Krankenkasse immer wieder Ärger. Sara ist verzweifelt und bekommt ihr Leben ohne Unterstützung nicht in den Griff. Auch ihr Mann und ihre kleine Tochter leiden unter der Situation. Dann wird nach einem wichtigen Geschäftsessen ihr Mann ermordet und die Ähnlichkeiten zu dem alten Fall häufen sich. Gibt es eine Verbindung? Ist Sara auch in Gefahr? Kristoffer und sein Team versuchen alles, um Sara zu helfen und den Fall zu lösen.

Meine Meinung: Schon der erste Teil „Leichenschilf“ hat mir gut gefallen, aber „Witwenwald fand ich - zu einem großen Teil wegen der Weiterentwicklung der Charaktere - sogar noch besser.
Anna Jansson erzählt diese Geschichte im Wechsel aus den Perspektiven von Kristoffer und Sara. Es dauert eine Weile, bis die Handlung Fahrt aufnimmt, da zuerst ausführlich Saras Situation erklärt wird. Langweilig fand ich es deswegen aber nicht. Ich mag Sara und konnte mit ihr mitfühlen und Kristoffer ist mir in diesem 2.Teil sogar noch sympathischer. Er hat eine positive Entwicklung gemacht und seine Wut inzwischen viel besser im Griff. Auch seine Ex-Frau Ella macht ihm keine Probleme mehr, da sie inzwischen in einer Klinik ist. Beide Protagonisten sind mir beim Lesen sehr nah gekommen. Aber auch die anderen Kollegen aus dem Team, Alex, Hendrik und Ingrid, fand ich toll. Sie alle werden aus verschiedenen Gründen als problematisch angesehen und auch wenn Kristoffer am liebsten allein arbeitet, so erkennt er doch die wertvolle und kompetente Arbeit seiner Kollegen an.
Nach dem Tod von Saras Mann zieht das Tempo schnell an, die Spannung steigt und es gibt einige Überraschungen. „Witwenwald“ ist ein Krimi zum Mitraten, und auch wenn ich den Täter (oder die Täterin) schon früh im Verdacht hatte, war ich mir nie ganz sicher, denn es gibt mehrere Verdächtige.
Das Ende ist spannend und hat mir gut gefallen. Ich freue mich jetzt schon sehr auf den 3.Teil der Reihe „Puppenblut“, der leider erst im Juli 2023 erscheint.

Fazit: Ein fesselnder Schweden-Krimi mit sehr sympathischen Charakteren.

Veröffentlicht am 01.12.2022

Eine ungewöhnliche und spannende Geschichte

Ein Lied vom Ende der Welt
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Inhalt: Der Forscher Wyatt Speeks hat den Körper eines kleinen Mädchens im Eis eines Gletschers gefunden. Zusammen mit seiner Kollegin, der Mechanikerin Jeanne, hat er sie in einem Eisblock herausgeschnitten ...

Inhalt: Der Forscher Wyatt Speeks hat den Körper eines kleinen Mädchens im Eis eines Gletschers gefunden. Zusammen mit seiner Kollegin, der Mechanikerin Jeanne, hat er sie in einem Eisblock herausgeschnitten und aufgetaut - und sie lebt! Sie ist etwa 8 Jahre alt und spricht in einer Sprache, die Wyatt noch nie gehört hat. Aus diesem Grund bittet er die Linguistin Valerie um Hilfe. Valerie zögert zunächst in die Arktis zu reisen, denn ihr Zwillingsbruder Andy, ein Kollege von Wyatt, nahm sich nur vor wenigen Monaten auf der einsamen Forschungsstation das Leben. Doch ihre Neugier auf das Mädchen Naaja ist größer und so macht sie sich auf den Weg in das ewige Eis. Schon bald fasst das Kind Vertrauen zu ihr und auch Valerie spürt eine tiefe Zuneigung. Aber Naaja wird täglich schwächer und die Situation auf der kleinen Forschungsstation spitzt sich zu.

Meine Meinung: Wie soll man dieses Buch beschreiben? Es geht um ein aufgetautes Mädchen, das lebt! Ist es mystisch? Utopisch? Unglaubwürdig? Doch trotz meiner anfänglichen Zweifel hat mich dieser Roman absolut gefesselt.
Die Handlung braucht eine Weile, bis sie Fahrt aufnimmt und immer spannender wird, doch dann habe ich das Buch nur noch ungern zur Seite gelegt. Die Zahl der Charaktere beschränkt sich (fast) ausschließlich auf die Mitarbeiter der Forschungsstation und natürlich Naaja. Wyatt war mir von Anfang an äußerst unsympathisch und Jeanne, die Mechanikerin, konnte ich nur schwer einschätzen. Ganz sympathisch dagegen fand ich Nora und Raj, ein Polarmeerforscher-Ehepaar, das zusammen mit Valerie auf der Forschungsstation angekommen ist. An Valerie selbst musste ich mich erst gewöhnen. Sie leidet stark unter dem Verlust ihres Bruders und bewältigt den Tag nicht ohne Lorazepam und Alkohol. Aber sie macht eine positive Entwicklung durch, was vor allem an ihrer Zuneigung zu Naaja liegt und ich mochte sie im Lauf der Geschichte immer lieber. Die Versuche von Valerie und Naaja miteinander zu kommunizieren und die Fortschritte, die sie dabei gemacht haben, fand ich sehr interessant.
Das Setting in der Arktis und die Atmosphäre dort haben mir richtig gut gefallen. Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, Eiswinde, sowie Schnee und Eis, wohin man schaut. Dazu die Dunkelheit.
Zitat S. 86: „Ab Ende Oktober bleibt es vier Monate lang vierundzwanzig Stunden dunkel. Die Temperaturen sinken unter minus fünfzig Grad.“ Da ist es auch nicht verwunderlich, dass es zwischen den sehr unterschiedlichen Charakteren zu Spannungen kommt, zumal es um eine sehr wichtige wissenschaftliche Entdeckung geht.
Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und auch wenn vieles unrealistisch ist, fand ich es doch spannend zu lesen.

Fazit: Ein ungewöhnliches, aber überraschend spannendes und abenteuerliches Buch, das mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 01.12.2022

Atmosphärisch und fesselnd

Dunkelschnee
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Inhalt: Auf einem Feld bei Oslo werden die Leichen von zwei elfjährigen Jungen gefunden, zwischen ihren Körpern liegt ein toter Fuchs. Kommissar Holger Munch übernimmt mit seiner neuen Ermittlungseinheit ...

Inhalt: Auf einem Feld bei Oslo werden die Leichen von zwei elfjährigen Jungen gefunden, zwischen ihren Körpern liegt ein toter Fuchs. Kommissar Holger Munch übernimmt mit seiner neuen Ermittlungseinheit den Fall. Schon bald holt er die 21-jährige Polizeischülerin Mia Krüger, die an der Akademie durch ihre gute Intuition heraussticht, zur Unterstützung ins Team. Schnell wird deutlich, dass es Parallelen zu einem acht Jahre zurückliegenden Fall in Schweden gibt. Handelt es sich um denselben Mörder? Die Polizei kommt nur langsam mit den Ermittlungen voran. Dann verschwinden wieder zwei Jungen.

Meine Meinung: Ich habe bereits die anderen drei Bücher der Reihe mit Holger Munch und Mia Krüger gelesen und war sehr überrascht, dass „Dunkelschnee“ zeitlich vor den anderen Teilen spielt, was mir aber eigentlich sehr gut gefallen hat.
Der Schreibstil von Samuel Bjørk lässt schon wegen der relativ kurzen, bis sehr kurzen Sätze, schnell und flüssig lesen. Er erzählt seine Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven und beschreibt seine Charaktere sehr detailliert. Die Zusammensetzung seines neuen Teams mit den sehr unterschiedlichen, interessanten und fast ausschließlich sympathischen Charakteren (Ausnahmen gibt es immer) fand ich gut gelungen. Im Verlauf der Handlung werden häufig neue Charaktere und Handlungsstränge eingeführt, die zunächst scheinbar gar nichts mit dem Fall zu haben und auch sie werden - leider - sehr ausführlich beschrieben. Das hat meinen Lesefluss immer etwas gestört. Am Ende laufen dann natürlich alle Fäden zusammen, aber einige Passagen waren mir doch etwas zu langatmig.
Der Fall ist komplex aufgebaut und immer wieder gehen die Ermittler falschen Spuren, ebenso wie falschen Verdächtigen nach. Ich persönlich war auch auf der falschen Spur. Gegen Ende nimmt die Spannung nochmal deutlich zu. Die Auflösung hat mich zwar überrascht, aber nicht völlig zufriedengestellt, denn es bleiben noch Fragen offen.

Fazit: Ein atmosphärischer und fesselnder Norwegen-Krimi mit interessanten Charakteren, der mir trotz kleiner Kritikpunkte gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 22.11.2022

Fesselnd wie immer

Einsame Nacht
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Inhalt: Ein einsames Auto wird auf einem verschneiten Feldweg entdeckt. Die junge Frau darin wurde mit 18 Messerstichen getötet. Eine Zeugin hatte nachts einen Mann in das Auto einsteigen sehen. War es ...


Inhalt: Ein einsames Auto wird auf einem verschneiten Feldweg entdeckt. Die junge Frau darin wurde mit 18 Messerstichen getötet. Eine Zeugin hatte nachts einen Mann in das Auto einsteigen sehen. War es der Mörder? Gefundene Fingerabdrücke führen die Polizei zu einem neun Jahre alten Fall, den damals Caleb Hale bearbeitet hatte, und der nie aufgeklärt werden konnte. Gibt es einen Zusammenhang? Kate Linville und ihre neue Vorgesetzte Pamela Graybourne stehen vor einem Rätsel, vor allem als es weitere Morde gibt…

Meine Meinung: Ich glaube, ich habe bisher alle Romane von Charlotte Link gelesen und auch mit ihrem neuen Kriminalroman konnte sie mich wieder fesseln. „Einsame Nacht“ ist bereits der 4. Fall für Kate Linville, die mir inzwischen schon richtig ans Herz gewachsen ist - in Teil 1 war das noch nicht so. Ich habe mich gefreut, dass Caleb Hale wieder dabei ist und auch Kates neue Vorgesetzte Pamela wurde mir im Verlauf der Handlung immer sympathischer. Allerdings haben alle drei Protagonisten starke psychische Probleme, was die Atmosphäre immer wieder etwas bedrückend wirken lässt. Minderwertigkeitsgefühle, Einsamkeit, Schuldgefühle, Alkoholismus und Depression, alles ist dabei. Für eine Fortsetzung würde ich mir sehr eine positivere Entwicklung der drei Protagonisten wünschen. Aber auch die anderen Charaktere, die Charlotte Link in diesem Buch beschreibt, sind von Ereignissen in der Vergangenheit stark geprägt.
Die Geschichte lässt sich durch den mitreißenden Schreibstil, die vielen Perspektivwechsel und die Neugier auf die Auflösung flüssig lesen. Auf den ersten ca. 200 Seiten verläuft die Handlung noch etwas ruhiger, doch dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und die Spannung steigt permanent an. Die extremen Wetterverhältnisse erschweren die Ermittlungen noch zusätzlich und die winterlich kalte Atmosphäre mit dem vielen Schnee hat mir gut gefallen. Und auch wenn Pamela und Kate sich nicht immer an die Vorschriften halten, was manchmal vielleicht etwas unglaubwürdig wirkt, so erhöht es doch die Spannung und störte mich nicht. Genau wie Kate konnte ich den roten Faden in diesem komplexen Fall lange nicht finden, doch irgendwann verbinden sich dann alle losen Fäden und Handlungsstränge miteinander. Einiges konnte ich im Lauf der Geschichte bereits erahnen, aber vom Täter war ich dann doch überrascht.

Fazit: Ein komplexer, spannender und undurchschaubarer Kriminalroman, bei dem ich miträtseln konnte und der mich gut unterhalten hat. Ich hoffe, es gibt bald einen 5. Teil der Reihe.

Veröffentlicht am 10.11.2022

Ein dunkles Kapitel unserer Vergangenheit

Feldpost
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Inhalt: In einem Café setzt sich eine ältere Dame zu der Anwältin Cara Russo an den Tisch. Die Frau macht auf Cara einen verwirrten Eindruck und spricht von einer Adele, die sie nicht finden kann. Kurz ...

Inhalt: In einem Café setzt sich eine ältere Dame zu der Anwältin Cara Russo an den Tisch. Die Frau macht auf Cara einen verwirrten Eindruck und spricht von einer Adele, die sie nicht finden kann. Kurz darauf steht sie auf und verschwindet überraschend aus dem Café. Zurück lässt sie einen alten Koffer mit Feldpostbriefen, sowie Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel-Wilhelmshöhe zu einem symbolischen Preis und einige Fotos. Cara ist neugierig und beginnt zu recherchieren. Bald kommt sie einer überaus tragischen Geschichte auf die Spur.

Meine Meinung: Mechthild Borrmann erzählt in ihrem neuen Roman „Feldpost“ aus verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen. In den Jahren 1935 - 45 geht es um die beiden befreundeten Familien Martens und Kuhn und zudem um eine tragische Liebesgeschichte. Im Jahr 2000 versucht die Anwältin Cara mit Hilfe von Richard Martens - dem Absender der berührenden Briefe, den sie ausfindig machen konnte - herauszufinden, was damals geschehen ist. Der Autorin gelingt es wunderbar beide Zeitebenen miteinander zu verknüpfen und von Anfang an konnte mich die Geschichte fesseln. Schon nach kurzer Zeit gibt es eine Wendung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte und die die Geschichte von den üblichen Liebesgeschichten, die wir aus der NS-Zeit kennen, etwas abhebt. Denn diese Liebe war in der damaligen düsteren Zeit verboten und äußerst gefährlich. Aber nicht nur die Liebesgeschichte ist hier ein Thema, sondern es geht auch um Flucht, Verrat und eine nicht wieder gutzumachende Entscheidung. Die oft dunkle und bedrohliche Atmosphäre gibt glaubwürdig den Zeitgeist des Krieges und des Nazi-Terrors wieder und auch die Charaktere habe ich als authentisch beschrieben empfunden.
Mich hat dieser Roman durch viele unvorhersehbare Wendungen immer wieder überrascht und von der ersten bis zur letzten Seite sehr berührt.

Fazit: Ein spannendes und bewegendes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.