Liebe zur Literatur als Abgrenzung zur Wirklichkeit
SimónWas ein schwieriges Buch! Ich habe mich sehr gefreut einen neuen spanischen Autor für mich zu entdecken, aber Miqui Otero ist leider nicht meins. So ganz und gar nicht.
Es geht wie der Titel des Romans ...
Was ein schwieriges Buch! Ich habe mich sehr gefreut einen neuen spanischen Autor für mich zu entdecken, aber Miqui Otero ist leider nicht meins. So ganz und gar nicht.
Es geht wie der Titel des Romans offenbart um Simón und dessen Lebensjahre 1992 bis 2018 in und um Barcelona.
„Wenn alles vorbei ist, wirst du weinen.“ Und genauso melancholisch wie dieser erste Satz ist das Scheitern, der Verfall und die Verschlechterung der Zustände ein immer wiederkehrendes Motiv im Roman.
Simón, Jahrgang 1984, der scheinbar der Erzählende ist, was aber nie so richtig aufgelöst wird und mich daher leicht ratlos zurücklasst, bekommt jeden Sonntag von seinem 10 Jahre älteren Cousin ein Buch geschenkt. Denn in Romanen kann man eintauchen und sich von der Realität abwenden und echte Freundschaft nachempfinden. Simóns Eltern betreiben eine Kneipe für die Übriggebliebene der Gesellschaft. Otero ergründet viele seiner erschaffenen Personen bis in die letzten Winkel und hat vor allem für gebrochene Charaktere etwas übrig.
Und eines kommt zum anderen, wenn der heißgeliebte Cousin von der Bildfläche verschwindet und Simón eine Lehre als Koch in einem noblen Restaurant beginnt und nicht sehr löblich behandelt wird.
Otero bettet seine Geschichte in zeithistorische Ereignisse ein, wenn beispielsweise Spanien in die wirtschaftliche Krise rutscht, aber trotzdem scheinen die Emotionen seiner Charaktere die dominante Hauptrolle zu spielen.
Schön sind die vielen Bilder die von Barcelona entstehen, liest man dieses Buch. Einer der wenigen Wehrmutstropfen, denn sonst lies mich das Buch doch an vielen Stellen irritiert zurück. Fast hatte ich das Gefühl beim Lesen, dass der rote Faden der erzählten Geschichte eine Nebensächlichkeit für Otero darstellte und die unfertigen Handlungen ein Teil seiner Schaffensfreiheit.
Fazit: Linksliberale Geschichte mit offenen Erzählsträngen und einer larmoyanten Grundstimmung, die mich nicht überzeugt hat.