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Veröffentlicht am 18.07.2017

Geheimnisvoll und vielschichtig

Das Versprechen eines Sommers
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Auf eine literarische Reise entlang der Riviera begibt man sich mit dieser sommerlichen Lektüre. Ausgangspunkt ist allerdings Rom, und wer schon einmal in der Ewigen Stadt war, wird vom ersten Moment an ...

Auf eine literarische Reise entlang der Riviera begibt man sich mit dieser sommerlichen Lektüre. Ausgangspunkt ist allerdings Rom, und wer schon einmal in der Ewigen Stadt war, wird vom ersten Moment an verzaubert sein. Hal führt nicht nur Stella durch die verwinkelten Gassen dieser ehrwürdigen Metropole, auch als Leser bekommt man einen schönen Blick darauf.

Hal begegnet der geheimnisvollen Stella auf einer Party der Contessa, bei der er sich alles andere als wohl fühlt. Hal gehört nicht zu dieser Gesellschaftsschicht, das lassen ihn die meisten Gäste auch spüren. In einem stillen Winkel des Hauses kreuzen sich ihre Wege und Stella bittet ihn, ihr sein Rom zu zeigen. Sie durchstreifen die Stadt und verbringen die Nacht miteinander. Am nächsten Tag ist Stella verschwunden. Erst ein Jahr später will es das Schicksal, dass sich die beiden auf der Yacht der Contessa wieder begegnen. Hal ist hin und her gerissen von seinen Gefühlen zu der rätselhaften jungen Frau. Doch dann lernt er ihren Mann kennen. Tagelang begegnen sich Stella und Hal auf distanzierte aber freundliche Art und lernen sich immer besser kennen, kommen sich immer näher. Bald ist für Hal klar, dass Stella in ihrer Ehe unglücklich ist und schmiedet einen gewagten Plan für ihre gemeinsame Zukunft …..

Der Anfang beginnt mit einem Teil des Endes und macht natürlich gleich Neugierig, welche Tragödie sich denn zwischen Stella und Hal, bzw. auf dem Schiff abgespielt hat. Denn es muss etwas schreckliches passiert sein, am Ende der Reise. Man hört auf diesen wenigen Seiten schon die Melancholie, die Hal anhaftet, deutlich heraus. Er ist kein Mann, der die Kriegsjahre einfach leicht wegsteckte. Ein Ereignis hat ihn geprägt und lässt ihn auch Jahre später nicht los. So wie er, hat auch Stella ein Trauma während des Krieges erfahren. Diese Schwermut ist sehr präsent und man spürt sie als Leser sehr intensiv. Besonders wenn die Beiden von dieser Zeit und ihren Erlebnissen erzählen, taucht man selber in diese Traurigkeit ein. Während Hals Trübsinn zwar traurig ist, ist Stellas Melancholie noch viel tiefgreifender. Zumindest ist das mein persönlicher Eindruck. Sie hat den Krieg als Zivilistin erlebt, ebenso viel schreckliches durchgemacht wie Hal, und doch gefühlsmäßig noch einiges mehr. Frank Truss, ihr Mann , hat sie aus ihrem Elend regelrecht gerettet. Beim Lesen fragt man sich natürlich schon, wie Stella an diesen Mann gekommen ist. Doch dies klärt sich alles auf. Er ist kein Sympathieträger, hat die junge Stella nach seinem Geschmack geformt. Stella begreift aber erst Jahre später, dass sie keine Marionette mehr ihres Mannes sein will. Und so ergibt eines das andere. Natürlich erhofft man sich als Leser, dass sich alles zum Guten wendet, doch das Leben oder die Menschen spielen da nicht immer mit. Am Ende erlebt man ein Drama mit einer überraschenden Wendung.

Die Geschichte ist sehr vielschichtig. Bewegt sich im Hier und Jetzt, aber auch in der Vergangenheit von Hal und Stella. Trotz der Melancholie der beiden Hauptcharaktere, ist sie aber auch voller Schönheit. Das Italien der 50er Jahre kann man sich bildgewaltig Vorstellen. Die Mode und die schönen Menschen, das Dolce Vita nach dem Motto “La vita è bella”, einfach nur lesenswert!

“Das Versprechen eines Sommers” ist der zweite Roman der jungen britischen Autorin Lucy Foley. Sie reist gerne um sich für ihre Geschichten inspirieren zu lassen. Das merkt man diesem Buch an. Die Landschaften, Städte und Menschen wirken nicht nur sehr authentisch, man kann das beim Lesen auch gut spüren.

Das Cover ist ein schönes sommerliches italienisches Motiv und passt gut zu der Geschichte.

Mein Fazit:

Geheimnisvoll und vielschichtig mit wunderbar unterschiedlichen Charakteren. So schön zu lesen, auch wenn mich das Ende nicht so überzeugen konnte, wie all die Seiten vorher. Trotzdem ein wunderschöner Roman, der einen mitnimmt auf eine Reise entlang der Riviera.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Rasantes Tempo, geschickte Wendungen - super Spannend!

Das Opfer Null
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Der Beginn war schon sehr spannend, auch wenn mir nicht klar war, was das mit der eigentlichen Handlung zu tun hatte. Man befindet sich in diesen Anfangskapiteln in einer ganz und gar anderen Handlung ...

Der Beginn war schon sehr spannend, auch wenn mir nicht klar war, was das mit der eigentlichen Handlung zu tun hatte. Man befindet sich in diesen Anfangskapiteln in einer ganz und gar anderen Handlung und fragt sich natürlich, ob da parallel zwei Ermittlungen ablaufen. Erst als Lucas zu Annas Ermittlungen hinzugezogen wird und er seine Ergebnisse schildert wird einiges klarer. Geschickt verstrickt der Autor die eine Handlung mit der anderen und baut die Geschichte so auf. Das Tempo ist sehr rasant. Die Ermittlungen ziehen sich nur über wenige Tage. Immer wieder kommen überraschende Wendung hinzu, mit denen man so nicht gerechnet hat. Auch Anna und Lucas sind sehr undurchsichtig. Man weiß nie genau was da als nächstes kommt. Das hält die Spannung sehr hoch. Seite um Seite will man einfach wissen, wie das Ganze denn ausgeht. Denn eines ist schon früh klar: die Zeit läuft gegen die Ermittler und gegen ein noch lebendes Opfer!

Anna und Lucas sind ein Ermittlerpaar, das ich so noch nie erlebt habe. Beide haben schreckliches durchgemacht in ihrer Vergangenheit, beide zwar auf unterschiedliche Art und Weise, doch beide kämpfen mit ihren persönlichen Dämonen. Während Anna irgendwie eine Möglichkeit gefunden hat mit ihren Ängsten und ihrer Wut umzugehen, ist es für Lucas ungleich schwerer. Er ist nicht nur psychisch sehr angeschlagen, seine Krankheit sieht man ihm auch äußerlich an. Diese Krankheit lässt ihn Dinge tun, die nicht nur sein Leben gefährden. Durch seine Gedanken und Träume ist man als Leser ganz nah dran, das ist verwirrend und spannend gleichzeitig.

Die Anmerkung des Autors am Ende der Geschichte fand ich auch sehr interessant. Hier erfährt man, warum er seinen Hauptfiguren diese “Kopfnote” verpasst hat, seine Faszination für ein bestimmtes Thema in der Neurowissenschaft. Es erklärt gut, warum Lucas so ist wie er ist. Ich kannte diese Krankheit vorher nicht, hab in diesem Thriller das erst mal davon gelesen. Auch in der Geschichte selber erfährt man einiges darüber und bekommt ein besseres Bild zu dem Ermittler. Sehr interessant, auch wenn ich persönlich nicht so die Liebhaberin von Lateinischen Fachausdrücken bin!

Mein Fazit:

Ein rasanter temporeicher Thriller, der einem kaum Zeit zum Atmen lässt. Eine gut durchdachte Handlung mit geschickt platzierten Wendungen und einem Ermittlerpaar das man so nicht erwarten würde.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Makaber, grandios - ein Lesehighlight

Wir sehen uns dort oben
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“Wir sehen uns dort oben” war ein absolutes Lesehighlight! Von der ersten bis zur letzten Seite war es ein Genuss diese Geschichte zu lesen. Ein Genuss sowohl im positiven als auch im negativen Sinn, denn ...

“Wir sehen uns dort oben” war ein absolutes Lesehighlight! Von der ersten bis zur letzten Seite war es ein Genuss diese Geschichte zu lesen. Ein Genuss sowohl im positiven als auch im negativen Sinn, denn die Handlung ist alles andere als genüsslich.

Die Hauptakteure in dieser manchmal doch recht makaber anmutenden Geschichte sind Albert, Édouard und der Offizier Pradelle. Während der letzten Kriegstage kommt der schüchterne Albert beinahe zu Tode. Schuld daran hat Hauptmann Pradelle. Als Albert auf dem Schlachtfeld seltsames entdeckt, ist dies beinahe sein sicherer Tod. In letzter Sekunde rettet Édouard ihn und wird dabei selber schwer verwundet. Fortan sieht sich Alber verpflichtet seinem Retter und Kriegskammeraden beizustehen. Es entwickelt sich eine seltsam anmutende Freundschaft, die sich für beide nicht immer als einfach gestaltet. Nach dem Krieg ziehen die Freunde zusammen. Das hat naheliegende Gründe, darauf möchte ich aber an dieser Stelle nicht näher eingehen um nicht zu viel von der Geschichte zu verraten. Im Verlauf der Monate nach dem Krieg hat sich Pradell ein eigenes Unternehmen aufgebaut, durch das er sich Reichtum und Anerkennung erhofft. Seine Geschäftsstrategie ist aber alles andere als anständig. Für ihn zählt vor allem sein eigenes auskommen. Derweil fristen Albert und Édouard ein weniger gutes Dasein. Denn Albert musste Édouard das Versprechen geben, seiner Familie nicht zu sagen, dass er den Krieg überlebt hat. Als Édouard eine Geschäftsidee entwickelt um sie aus diesem Elend zu bringen, ist Albert alles andere als angetan. Denn auch Édouard will sich auf Kosten anderer bereichern ……

Schon nach den ersten paar Seiten wusste ich, dass diese Geschichte etwas Besonderes ist und sie mir gefallen wird. Der Autor versteht es die Situationen bildhaft darzustellen. Das Kriegsgeschehen, die trübe Stimmung und die Verzweiflung der Männer sorgt für ein bedrückendes Gefühl bei Lesen. Im nächsten Moment passiert etwas, dass so ernst ist, aber so komisch dargestellt wird, dass man sich ein Lachen kaum verkneifen kann. Manchmal hatte ich das Gefühl in einer dieser urkomischen französischen Komödien festzustecken, deren Handlung zwar ein ernstes Thema in sich hatte, aber so groteske Szenen und Dialoge bot, dass man einfach nur lachen muss. Auch wenn der Roman einiges an Situationskomik zu bieten hat, ist er doch auch sehr ernst. Man liest über Korruption auf der einen Seite – Geld war schon immer ein Wegebner. Auf der anderen Seite sind die Kriegsheimkehrer, die Verwundeten, die Krüppel, die psychischen Wracks. Um sie schert sich niemand, sie müssen selber schauen wie sie zurecht kommen. Pierre Lemaitre hat diesen Spagat der Gesellschaft gut dargestellt und auch wenn sich neben Pradelle auch die beiden Freunde Albert und Édouard auf skurrile Art bereichern, kann man den beiden gar nicht mal böse sein. Selten habe ich einen Roman gelesen, dessen Protagonisten ich allesamt als gelungen bezeichnen würde. Pierre Lemaitre ist dies in “Wir sehen uns dort oben” aber gelungen. Sowohl die Sympathieträger Albert und Édouard, als auch Widerlinge wie Pradelle und all die anderen dubiosen, netten, liebenswürdigen käuflichen, deprimierten, verzagten Charaktere sind gut durchdacht und verkörpern die ihnen angegebene Rolle zu 100 Prozent. Pierre Lemaitre wurde in Frankreich für diesen Roman mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Das Buch erschien bereits 2014 als deutschsprachige Ausgabe. Ich bin erst in diesem Jahr durch die Taschenbuchausgabe darauf aufmerksam geworden.

Das Cover finde ich auch sehr gelungen. Auf der einen Seite der junge Mann, der mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl ruht und dann der andere Mensch ohne Gesicht, nur die Beine sind zu sehen. Sehr passend für Albert und Édouard.

Mein Fazit:

Das Ende makaber, aber passend. Eine lange nachhallende Geschichte. Besonders Édouards Part hat mich schockiert und fasziniert. Alber der liebenswürdige Jüngling, verzweifelter Freund, über ihn muss ich schmunzeln. Tage später geistern mir die beiden immer noch im Kopf herum. So soll es sein!

Veröffentlicht am 25.06.2017

Gott, hilf dem Kind

Gott, hilf dem Kind
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Wie reagiert eine Mutter, die es aufgrund ihrer Hautfarbe selber nicht immer leicht hat im Leben und in der Gesellschaft. Die weiß, dass was Rassismus ist. Die weiß, dass man sich nur durch anpassen, unterwürfig ...

Wie reagiert eine Mutter, die es aufgrund ihrer Hautfarbe selber nicht immer leicht hat im Leben und in der Gesellschaft. Die weiß, dass was Rassismus ist. Die weiß, dass man sich nur durch anpassen, unterwürfig und gehorsam sein schützen kann. Wie reagiert nun diese Mutter, als sie merkt, dass ihr Baby nicht nur braun ist, sondern tiefschwarz. Sweetness ist entsetzt, kann es sich selber nicht erklären. Ihr Mann wirft ihr vor, ihn hintergangen zu haben, denn nie und nimmer kann dieses rabenschwarze Baby von ihm sein. Sweetness zieht also die kleine Lula Ann alleine groß. Schlägt sich mehr oder weniger gut durch das Leben und erzieht das Mädchen. Lula Ann wächst zu einer wunderschönen Frau heran, die sich von ihrer Mutter löst und in Kalifornien Karriere macht. Sie ändert ihren Namen in Bride, kleidet sich nur noch in Weiß und erhält durch diesen Kontrast zu ihrer tiefschwarzen Hautfarbe und ihrem atemberaubenden Aussehen Bewunderung und Anerkennung. Auch ihre große Liebe findet sie dort. Doch eines Tages verlässt Brooker sie mit den Worten “Du bist nicht die Frau die ich will.” Das ist der Moment in dem Bride’s glamouröse, taffe Fassade zu bröckeln beginnt und man sich als Zuhörer fragt, was steckt hinter dieser Aussage. Was ist da passiert? Was ist das für ein Mann, der die Frau, mit der er das Bett teilt, mit solchen Worten von sich stößt und einfach verschwindet?

Aufgebaut ist die relativ kurze Geschichte in mehrere Teile. Den Anfang macht Sweetness mit ihren Gedanken und Eindrücken zu Lula Ann. Wie sie gemerkt hat, dass das Baby anders ist und welche Überlegungen ihr durch den Kopf gingen, als sie sah wie sich die Farbe des Kindes verändert hat und es immer dunkler wurde. Wie der Vater darauf reagierte und wie sie sich schließlich mit Lula Ann allein durchschlug. In einer sozialen Schicht, wo man aufpassen muss, dass man nicht unter die Räder kommt. Geliebt hat sie Lula Ann wohl auf ihre ganz eigene Art, gezeigt hat sie das aber doch nicht. So war zumindest mein Eindruck. Eine Art Schutz für sich und für Lula Ann?

In Lula Anns Teil begibt man sich auf Spurensuche in die Vergangenheit. Auslöser dieser Spurensuche, ist ein gewaltsamer Übergriff an Lula Ann und das Verschwinden ihres Geliebten. Lula Anns Handlung kann man zu Beginn nicht nachvollziehen. Wieso tut sie, was sie tut? Erst allmählich dringt man zum Kern ihrer persönlichen Geschichte vor und alles lichtet sich. Man erfährt, was sich in ihrer Kindheit zugetragen hat und warum sie als Kind getan hat, was sie getan hat. Was, wie man später dann auch erfährt der Grund für Bookers Verschwinden ist.

Auf ihrer Suche nach Booker und auch nach sich selbst, lernt sie die unterschiedlichsten Menschen kenn, mit all ihren Sorgen und Nöten. Und Bride muss feststellen, dass auch im Leben von Kindern und Frauen die nicht ihre Hautfarbe haben, nicht alles gut läuft. Dass auch die sich im Leben behaupten müssen und oft noch schlimmeres durchlebten als sie. Am Ende findet sie nicht nur Booker und die Erklärung zu seinem Verschwinden, am Ende findet Bride aber auch zu sich selber, nachdem sie ihr Leben quasi rückwärts aufgearbeitet hat.

Der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison hat mit “Gott, hilf dem Kind” eine Geschichte geschrieben, die sich nicht einseitig nur um Rassendiskriminierung dreht. Nichts ist nur schwarz und weiß. Neben Bride und Sweetness erzählt die Geschichte auch noch von anderen Frauen unterschiedlichsten Alters, und von Brooker. Jeder hat etwas erlebt, jeder hat etwas zu sagen und kein Leben gleicht dem anderen. Toni Morrison gibt den unterschiedlichsten Charakteren in dieser Erzählung eine Stimme. Man erfährt was sie bewegt, was ihnen zugestoßen ist.

Nina Kunzendorf mag ich als Sprecherin sehr. Ihre Stimme passt zu der Handlung und zu den Charakteren. Sie versteht es, ihre leicht nuschelige Sprechweise (zumindest empfinde ich sie als leicht nuschelig) gut einzusetzen.

Das Cover passt zur Geschichte. Es zeigt die junge hübsche tiefschwarze Frau, die sich in ihrem weißen Kleid von dem hellen Hintergrund gut abhebt. Der Titel “Gott, hilf dem Kind” kommt auch am Ende der Erzählung vor.

Mein Fazit:

Eine tolle Geschichte, zu dessen Kern man erst langsam vordringt. All die Fragen, die sich einem anfangs stellen, werden nach und nach beantwortet. Wie immer im Leben ist auch hier nicht alles nur schwarz und weiß. Ein Ereignis ausgelöst durch einen schrecklichen Fehler in der Vergangenheit, bringt die Geschichte ins Rollen. Überraschende Wendungen, aber auch bedrückende Wahrheiten, nicht nur in Brides Leben, vereinen sich und öffnen den Blick auch auf die anderen Charaktere.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Überraschende Wendungen und einiges an Spielraum für Eigeninterpretationen

Good as Gone
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Entführt von einem Fremden, mitten in der Nacht und aus dem eigenen Haus. Niemand hat es gemerkt, außer die jüngere Schwester. Versteckt aus dem Wandschrank beobachtet sie das Entsetzliche. Spurlos verschwindet ...

Entführt von einem Fremden, mitten in der Nacht und aus dem eigenen Haus. Niemand hat es gemerkt, außer die jüngere Schwester. Versteckt aus dem Wandschrank beobachtet sie das Entsetzliche. Spurlos verschwindet die 13-jährige Julie. Acht Jahre lang, dann steht sie plötzlich vor der Tür. Ist das wirklich möglich?

Die Autorin kreiert ein, naja, mehr oder weniger glaubhaftes Szenario, das viele Fragen aufwirft. Begonnen bei der Rückkehr und durch die Aussagen von Julie fragt man sich schon mal, wie kann sie den Weg nach Hause überhaupt gefunden haben, wenn sie von dort kommt wo sie angeblich war? Das meiste, was Julie von sich gibt, erscheint als Lüge. Alles deutet auf eine Betrügerin hin. Durch die abwechselnden Erzählstränge aus Annas und Julies Sicht, verdichtet sich diese Annahme. Erst allmählich durchschaut man das ganze Szenario und kommt einer unfassbaren Sache auf den Grund. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Die Auflösung des ganzen Dramas ist wirklich gut, unfassbar aber gut.

Die unterschiedlichen Blickwinkel auf die Geschehnisse sind wirklich gut gemacht. Während man Annas Abläufen gut folgen kann, ist es bei Julie schon etwas kniffliger. Unterschiedliche Mädchennamen kommen in ihrer Erzählung vor und es ist nicht immer klar, von wem sie gerade spricht. Gerade diese unterschiedlichen Namen lassen aber die Vermutung aufkommen, dass sie eine Betrügerin ist. Dazu kommen noch die Aussagen eines Ex-Polizisten, der Zweifel an Julies Echtheit hat und Anna informiert. Zusammen mit Anna begibt man sich sozusagen auf Wahrheitsfindung. Julies Schwester und der Vater spielen in der ganzen Geschichte nur eine Nebenrolle, was ich eigentlich schade fand.

Das Mutter-Tochter-Team Anna und Nellie Thalbach erzählen die beiden Sichtweisen jede für sich klasse. Beide drückten der jeweiligen Protagonistin ihren Stempel auf, Anna mit ihrem gewohnten Tempo und Aggressivität, Nellie mit ihrer jugendlichen mädchenhaften Stimmlage.

Mein Fazit:
Ein spannender Roman, der viel Spielraum für Eigeninterpretation bietet mit überraschenden Wendungen und einer gut durchdachten Auflösung, die ich so nicht erwartet hätte!