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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2023

Katz- und Mausspiel

Schere, Stein, Papier
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Inhalt: In der Ehe von Adam und Amelia kriselt es. Als sie ein Wochenende in den schottischen Highlands gewinnen, nehmen sie es als letzte Chance, ihre Ehe zu retten. Doch in der zu einem Ferienhaus umgebauten ...

Inhalt: In der Ehe von Adam und Amelia kriselt es. Als sie ein Wochenende in den schottischen Highlands gewinnen, nehmen sie es als letzte Chance, ihre Ehe zu retten. Doch in der zu einem Ferienhaus umgebauten Kapelle geschehen merkwürdige und unheimliche Dinge und bald möchten sie nur noch von dort fliehen …

Meine Meinung: Alice Feeney erzählt ihre Geschichte aus den Perspektiven von Adam, Amelia und Robin. Zwischen den Kapiteln gibt es noch Briefe, die Adams Frau in jedem Jahr an ihren Hochzeitstag geschrieben hat und die Rückblicke auf die zehn Jahre ihrer Ehe sind. Allerdings hat sie diese Briefe nie abgeschickt.
Leider war mir keiner der Charaktere besonders sympathisch. Adam ist gesichtsblind, er kann Personen nur an ihrer Kleidung, Körperform, Frisur oder Geruch erkennen, Gesichter sieht er nur verschwommen. Er ist Drehbuchautor und geht voll in seiner Arbeit auf. Amelia hat außer ihrem Mann keine Freunde oder Bekannte und arbeitet in einem Tierheim. Robin wohnt in der Nähe der alten Kapelle und ist zunächst schwer einzuschätzen. Ihre Rolle wird erst später deutlich.
Durch die relativ kurzen Kapitel und schnellen Perspektivwechsel lässt sich das Buch schnell lesen und man bekommt Einblicke in die Handlungen und Gedanken der Charaktere, was zunächst etwas verwirrend ist, denn man weiß überhaupt nicht, wem man trauen kann und wer hier wem Übles will. Ein subtiles Katz- und Mausspiel beginnt und ein Entkommen scheint unmöglich. Die unheimliche Kapelle, sowie die tief verschneiten Highlands tragen zusätzlich zur düsteren und beklemmenden Atmosphäre bei.
Der Schreibstil von Alice Feeney ist flüssig und sie hat ein tolles Setting für einen Thriller gewählt. Trotzdem hat mich das Buch zuerst nicht so richtig gepackt. Vor allem die Briefe fand ich etwas zäh und sie störten meinen Lesefluss. Doch wie sich später zeigt, sind die Briefe wichtig und sollten aufmerksam gelesen werden. Nach dem etwas langgezogenen Beginn steigt die Spannung kontinuierlich und fesselte mich immer mehr an das Buch.
Ich hatte zwar irgendwann schon einen bestimmten Verdacht (der sich später auch bewahrheitet hat), doch die komplette - leider etwas zu absurde - Auflösung hat mich dann doch völlig überrascht.

Fazit: Ein düsterer Thriller mit einigen unerwarteten Wendungen und einem tollen Setting, aber leider unsympathischen Charakteren.

Veröffentlicht am 24.02.2023

Bewegende Geschichte

Der Ruf des Eisvogels
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Der Roman beginnt sehr dramatisch und emotional und hat mich sofort gefesselt. Ganz besonders berührt hat mich das enge und äußerst liebevolle Verhältnis zwischen Olga und ihrem Großvater, den sie Pa ...

Der Roman beginnt sehr dramatisch und emotional und hat mich sofort gefesselt. Ganz besonders berührt hat mich das enge und äußerst liebevolle Verhältnis zwischen Olga und ihrem Großvater, den sie Pa nennt. Pa ist mein Lieblingscharakter in dieser Geschichte, denn er ist nicht nur warmherzig und naturverbunden, sondern auch noch weltoffen, fortschrittlich und lässt sich von der Nazi-Ideologie nicht beeinflussen. Er macht Olga immer Mut, ihren eigenen Weg zu gehen und unterstützt sie dabei. Auch Olga mochte ich gerne, obwohl ich einige ihrer Handlungen und Lügen in ihrer Jugendzeit nicht nachvollziehen konnte. Sie hat nicht nur sich selber damit geschadet, sondern auch die Leben einiger Freunde in die falsche Richtung gelenkt.
Anne Pretin erzählt diese Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen. Während die Ereignisse der Gegenwart (hier 1991), die von der inzwischen 66-jährigen Olga handeln, die kurz nach der Wende zurück in ihren Heimatort Ginsterburg kommt, und sich an längst vergangenen Jahre erinnert, nur wenige Tage dauern, springt die Geschichte in der Vergangenheit zeitlich hin und her. Das hat mich ziemlich irritiert und gestört und ich hatte immer das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben. Doch nach und nach klären sich alle Geheimnisse und zum Ende gibt es eine große Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
Olga und ihre Freunde Fritz, Gero, Lotte und Annemarie wachsen in einer schwierigen politischen Zeit auf und das einst idyllische Leben auf dem Land verändert sich immer mehr. Im Laufe des Krieges wird die Clique auseinandergerissen und das Schicksal der einzelnen Charaktere erfahren wir nur häppchenweise. Ich persönlich fand die Geschichte nach der Trennung der Freunde wesentlich interessanter, spannender und bewegender als die erste Hälfte des Buches.

Fazit: „Der Ruf des Eisvogels“ ist die bewegende Geschichte einer willensstarken jungen Frau in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Eine Geschichte über die große Liebe zu einem Mann und die noch größere Liebe zu einem Kind, eine Geschichte über Verlust, Mut und Willensstärke.

Veröffentlicht am 17.02.2023

Düsterer Schwedenthriller

Rotwild
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Inhalt: Nach dem Notruf einer Mädchen-Motorradclique findet die Kommissarin Sanna Berling auf einer verlassenen Farm einen sterbenden jungen Mann. Er ist nackt und sein Körper übersät mit Verletzungen. ...


Inhalt: Nach dem Notruf einer Mädchen-Motorradclique findet die Kommissarin Sanna Berling auf einer verlassenen Farm einen sterbenden jungen Mann. Er ist nackt und sein Körper übersät mit Verletzungen. Bevor er stirbt, versucht er Sanna noch etwas mitzuteilen, doch mehr als „das Mädchen“ kann er nicht mehr sagen.
Obwohl Sanna inzwischen auf einem kleineren Revier arbeitet, lässt sie sich überreden, zusammen mit ihrer ehemaligen Kollegin Eir Pedersen in dem Fall zu ermitteln …

Meine Meinung: „Rotwild“ ist bereits der zweite Fall für Sanna und Eir. Da häufig Bezug auf den ersten Fall „Fuchsmädchen“ genommen wird, würde ich zum besseren Verständnis empfehlen, diesen Teil zuerst zu lesen. Ist aber kein Muss!
Der Schreibstil von Maria Grund lässt sich flüssig lesen und gefällt mir gut. Sie beschreibt die Umgebung und die Charaktere sehr anschaulich und erzeugt eine düstere und bedrohliche Atmosphäre. Die Spannung steigert sich langsam und leider gibt es auch einige Längen bei der Aufklärung des Falls, doch gegen Ende konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ich mochte Sanna und Eir schon im ersten Teil sehr gerne. Inzwischen haben sich beide positiv weiterentwickelt. Sanna, die Mann und Sohn bei einem Feuer verloren hat, möchte endlich damit abschließen. Sie lenkt sich mit dem großen Wolfshund Sixten und ihrer Arbeit ab, macht jedoch immer wieder gefährliche Alleingänge. Zudem bekommt sie anonyme Anrufe, die sie vermuten lassen, dass der entkommene Mörder des Fuchsmädchens (Teil 1) ein makabres Spiel mit ihr treibt. Auch Eir hatte eine schwere Vergangenheit. Sie leicht reizbar und aufbrausend, aber sie ist auch eine verlässliche und empathische Kollegin und hat eigentlich einen weichen Kern. Beide Frauen sind scharfsinnige Ermittlerinnen und inzwischen auch gute Freundinnen. Der neue Chef, Niklas Jovanovic, ist so nett, kollegial und verständnisvoll, dass er mir sofort verdächtig war :).
In dem Thriller geht es hauptsächlich um die Ermittlungsarbeit der Polizei, aber auch um das Leben der beiden unterschiedlichen Protagonistinnen außerhalb der Dienstzeiten. Besonders spannend und unheimlich fand ich die Szenen, in denen Sanna ein Gefühl der Bedrohung gespürt hat … .

Fazit: Ein komplexer Thriller mit Höhen und Tiefen. Ich fand „Rotwild" etwas schwächer als „Fuchsmädchen", freue mich aber schon wegen Sanna und Eir, sowie ihrem Team, auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 11.01.2023

Eine Familientragödie

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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„Kuckuckskinder“ ist bereits der elfte Fall für Erica und Patrik. Ich habe bisher alle Bücher der Reihe gelesen oder gehört und freute mich sehr auf dieses Buch.
Camilla Läckberg erzählt diese Geschichte ...

„Kuckuckskinder“ ist bereits der elfte Fall für Erica und Patrik. Ich habe bisher alle Bücher der Reihe gelesen oder gehört und freute mich sehr auf dieses Buch.
Camilla Läckberg erzählt diese Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen, die sich im Laufe der Geschichte immer weiter verknüpfen.
Der Anfang hat sich leider etwas gezogen, da zuerst einige Charaktere vorgestellt wurden. Doch spätestens nach dem ersten Mord nimmt die Handlung mehr Fahrt auf.
Erica und Patrik haben drei kleine Kinder und führen neben ihren Berufen ein ganz normales Familienleben. Die Einblicke in ihr Privatleben sind oft humorvoll und lockern die Krimihandlung auf. Auch von einigen Kollegen wird Privates berichtet. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Polizisten sehr menschlich dargestellt werden und sie die Anblicke von besonders grausamen Morden und Tatorten nicht so leicht verkraften. Auch ich musste an dieser Stelle schwer schlucken.
Den Täter/die Täterin hatte ich schon ziemlich früh im Verdacht, aber das Wie und Warum war für mich trotzdem überraschend, allerdings fand ich die komplette Auflösung etwas zu konstruiert.

Fazit: „Kuckuckskinder“ ist ein spannender 11.Teil mit sehr sympathischen Protagonisten, die mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen sind. Es ist nicht der beste Teil der Reihe, hat mir aber trotzdem gut gefallen und ich würde mich sehr freuen, wenn Camilla Läckberg noch einen 12.Teil schreiben würde.

Veröffentlicht am 10.01.2023

Wo ist Alice?

Das Geheimnis des Mädchens
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Inhalt: England 1945: Wilfred Hilton, dem Herrn von Yew Tree Manor, ist die Hebamme Tessa James, die im alten Pfarrhaus auf seinem Anwesen lebt, schon lange ein Dorn im Auge. Vor allem, weil sein Sohn ...

Inhalt: England 1945: Wilfred Hilton, dem Herrn von Yew Tree Manor, ist die Hebamme Tessa James, die im alten Pfarrhaus auf seinem Anwesen lebt, schon lange ein Dorn im Auge. Vor allem, weil sein Sohn Eli mit Tessas Tochter Bella ein uneheliches Kind hat, das Wilfred nicht anerkennen will. Als seine Frau bei der schweren Geburt ihres dritten Kindes stirbt, gibt er Tessa die Schuld. Tessa wird verurteilt und Bella muss mit dem kleinen Alfie das Pfarrhaus verlassen.
England 1969: Am Silvesterabend verschwindet die sechsjährige Alice Hilton spurlos aus Yew Tree Manor und taucht nie wieder auf. Der letzte, der sie gesehen hat, ist der dreizehnjährige Bobby James.
England Gegenwart: Willow James betreut ein großes Bauprojekt auf dem Anwesen der Hiltons. Als sie erfährt, dass sie von ihrem Kunden Leo Hilton, sowie von ihrem Chef hereingelegt wurde, um einen Sündenbock zu haben, beginnt sie über das Yew Tree Anwesen zu recherchieren und stößt dabei auf die schon lange andauernde Familienfehde zwischen den Hiltons und den James. Dann verschwindet Sienna, Leos Tochter und die Geschichte scheint sich zu wiederholen.

Meine Meinung: Die Geschichte ist schon von der ersten Seite an spannend. Sie wird auf drei Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Glücklicherweise gibt es vorne im Buch die Stammbäume der Familien Hilton und James, so dass man leichter den Überblick behalten kann.
Der Schreibstil von Emily Gunnis lässt sich schnell und flüssig lesen. Das Setting mit dem Herrenhaus und dem alten heimeligen Pfarrhaus mit seinem Geheimnis wird sehr bildhaft beschrieben und hat mir gut gefallen. Auch die Charaktere werden anschaulich, wenn auch nicht sehr ausführlich, beschrieben. Seit der Verurteilung von Tessa hat die Familie James viel Unglück erlebt und bekommt von den Hiltons immer wieder Steine in den Weg gelegt. Doch auch die Hiltons sind trotz ihres großen Hauses und Anwesens nicht glücklich. So entsteht im ganzen Buch eine bedrückende und dunkle Atmosphäre.
Das spurlose Verschwinden von Alice hat mich lange rätseln lassen und auf die (eigentlich vorhersehbare) Auflösung bin ich erst spät gekommen. Auch das Geheimnis um Nell hat mich überrascht und mir gefallen, auch wenn ich ihre Entwicklung und ihr späteres Handeln unglaubwürdig fand.

Fazit: Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, aber ein Highlight ist es nicht.