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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2017

Nicht ganz überzeugend

Falsche Schwestern
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Inhalt
Vor 13 Jahren wurde Laurel Logan aus dem heimischen Garten entführt, ihre jüngere Schwester Faith wurde dabei zurück gelassen. Nun ist Faith 17, doch in ihrer Familie mehr ein Schatten als eine ...

Inhalt
Vor 13 Jahren wurde Laurel Logan aus dem heimischen Garten entführt, ihre jüngere Schwester Faith wurde dabei zurück gelassen. Nun ist Faith 17, doch in ihrer Familie mehr ein Schatten als eine Tochter. Obwohl Laurel nicht da ist, drehen sich alle Dinge nach wie vor um sie. In Zeitungen und im Fernsehen wird ihr Bild allgegenwärtig gehalten. Eines Tages kommt dann aber ein Anruf von der Polizei, Laurel ist wieder aufgetaucht. Plötzlich steht das Familienleben Kopf und Faith weiß nicht recht, wie sie auf ihre Schwester reagieren soll. Besonders schlimm wird es aber, als Laurel sich immer mehr in ihr Leben drängt und sich schließlich sogar an ihren Freund ranschmeißt. Doch darf man seine Schwester nach ihren Erlebnissen für ihr Handeln hassen?

Meine Meinung
Cat Clarke hat sich ein schwieriges Thema vorgenommen, die Umsetzung konnte aber nicht völlig überzeugen. Irgendwas hat noch gefehlt.

Die Geschichte selbst wird aus der Sicht von Faith erzählt. Sie ist die jüngere Schwester, die immer im Schatten von Lauren steht. Sie war vier Jahre alt, als ihre Schwester verschwand, doch ihr Verschwinden wurde in der Familie nie wirklich verarbeitet. Obwohl Laurel nicht da ist, ist sie allgegenwärtig. Faith fühlt sich dabei ins Abseits gedrängt und vernachlässigt, denn ihre Meinung wird von ihren Eltern kaum wahrgenommen. Zum Glück sind wenigstens ihre beste Freundin Martha und ihr Freund Thomas für sie da. Als Laurel zurück in die Familie kommt, weiß Faith nicht, wie sie sich verhalten soll. Einerseits will sie eine gute Freundin und Schwester sein, andererseits will sie nicht noch mehr ignoriert und verdrängt werden.

Faiths Charakter wird äußerst interessant gestaltet. Sie wünscht sich Aufmerksamkeit, als Person wahrgenommen zu werden und mehr Nähe zu ihren Eltern. Mit der Zeit hat sie allerdings gelernt, dass ihre Wunsche nicht anerkannt werden. Ihre Eltern haben Laurel verloren und irgendwie auch Faith aufgegeben. Sie klammerten sich an das verlorene Kind, ohne das Verbliebene wirklich zu beachten. Trotz aller Schwierigkeiten ist aus ihr eine starke Persönlichkeit geworden. Sie weiß, wer sie ist, auch wenn andere es nicht bemerken.

Der Leser erlebt Faiths Reaktion auf die Rückkehr ihrer Schwester. Plötzlich ist da eine Person, die zu deiner Familie gehört, die du nicht kennst, aber akzeptieren musst. Das ganze Leben steht Kopf, alle wollen etwas von dir oder erwarten etwas. Wie soll man in einer solchen Reaktion reagieren? Wie geht man damit um, dass man immer nur hinten ansteht?

Während Faith gefühlsbetont und nachvollziehbar dargestellt wird, bleibt Laurel undeutlich. Man bekommt augenblicklich mit, dass da etwas nicht stimmt. Ihre Art und ihr Verhalten machen stutzig. Natürlich kann höchst wahrscheinlich niemand wirklich sagen, wie sich ein solches Opfer fühlt oder wie es sich verhält. Niemand kann nachvollziehen, was diese durchgemacht haben.

Die Art, wie Cat Clarke die Geschichte schreibt, die Schwere, die mit eingebracht wird, ist überaus emotional. Das tolle ist, dass sie dabei die Perspektive der verbliebenen Tochter wählt, statt die des Opfers. So bekommt der Leser den Eindruck, wie es sich anfühlen muss in einer zerrissenen Familie zu leben und immer nur an zweiter Stelle zu stehen. Dadurch wird Empathie erzeugt und Faith wird greifbarer.

Wie bereits zu Beginn erwähnt, hat mir hier etwas gefehlt. Ich konnte absolut nicht mit Laurel mitfühlen. Ja, es gibt in diesem Zusammenhang ein Geheimnis, doch es ändert nicht daran, dass diese ein Opfer darstellt. Die Laurel, die man kennen lernt, bleibt unnahbar. Versteht mich nicht falsch, viele der erzählten Details sind furchtbar und grausam, doch die Art, wie sie vermittelt werden, stellt nicht zufrieden. Es wirkt, als wären es einfach alltägliche Sachen, die man so nebenbei erzählt. Es hat einfach nicht gepasst, was schließlich auch Faith auffiel.

Überhaupt hätte ich etwas mehr Drama erwartet, mehr Sorge um Faith und vielleicht sogar Überfürsorge aus Angst ihr könnte was Ähnliches passieren, stattdessen gab es aber eher Geldgier. Man hat nicht versucht zu einem normalen Leben zurückzukehren, man wollte Profit aus der Sache schlagen. Auch die Sache mit Laurel, die immer im Mittelpunkt stehen will, hat mich wirklich verständnislos gelassen.

Fazit
Obwohl Faith und ihre Geschichte gut umgesetzt wurden, hatte ich nicht das Gefühl, dass der Hintergrund passend war. Ja, ihre Rolle des Kindes, das in den Hintergrund gedrängt wurde, ist glaubhaft und lädt zum Mitfühlen ein, doch alles außerhalb erschien katastrophal. Das Verhalten der Eltern und auch das von Laurel erschien realitätsfremd. Man bekam einfach nicht den Eindruck, dass dieses Mädchen etwas durchgemacht haben soll. Es fehlten die Emotionen. Cat Clarke hat einen tollen Schreibstil, doch der kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung nicht ganz passend ist.

Veröffentlicht am 12.06.2017

Ein neues Kapitel in Jessies Leben

Das verrückte Leben der Jessie Jefferson
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Inhalt
Jessies Leben gerät aus den Fugen, als ihre Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt. Um der Wut und dem Schmerz zu entkommen, beginnt sie zu rebellieren und über die Strenge zu schlagen. Nach ...

Inhalt
Jessies Leben gerät aus den Fugen, als ihre Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt. Um der Wut und dem Schmerz zu entkommen, beginnt sie zu rebellieren und über die Strenge zu schlagen. Nach einem heftigen Streit mit ihrem Stiefvater, stellt sie endlich die Frage nach ihrem wahren Vater. Eine Frage, die ihre Mutter nie beantworten wollte. Stu offenbart ihr, dass sie die Tochter des weltbekannten Rockstars Johnny Jefferson ist. Natürlich will Jessie diesen kennen lernen, doch in der Glitzerwelt LAs herrschen andere Regeln. Während sie versucht ihren Vater und dessen Familie von sich zu überzeugen, läuft ihr auch der heiße Gitarrist Jack über den Weg und lässt ihr Herz so richtig höher schlagen.

Meine Meinung
Vor diesem Buch hatte ich noch nie etwas von Paige Toon gelesen, irgendwie hatte mich ihre Bücher nicht angesprochen. Doch nachdem ich sie 2016 auf der FBM treffen durfte, wuchs meine Neugier. Mittlerweile kann ich sagen, dass man sich von den Covern nicht abschrecken lassen sollte, denn der Inhalt ist nicht halb so kitschig, wie man glauben könnte

Jessie Pickerill hat es nicht ganz leicht. Ihre Mutter starb an ihrem Geburtstag und ihren Vater hat sie nie kennen gelernt. Sie hat jetzt nur noch ihren Stiefvater, den sie aber nicht sonderlich mag. Doch durch ihn erfährt sie endlich die Wahrheit. Durch ihn erfährt sie, dass sie die Tochter eines bekannten Rockstars ist. Johnny Jefferson ist ihr Vater. Jessie hat nicht wirklich eine Ahnung, was das bedeutet, will ihn aber um jeden Preis kennen lernen.

Der Handlungsaufbau klingt simpel. Ein normales Mädchen erfährt, dass ihr Vater bekannt und reich ist und möchte Teil seiner Welt werden. Doch so einfach wird es dann doch nicht. Jessie muss sich vielem stellen, eher sie dem Mann, der ihr Vater sein soll, gegenüber treten kann. Dabei werden auch einige Geheimnisse der Vergangenheit offenbart und sie muss einsehen, dass damals viel Schmerz auf den verschiedensten Seiten zu finden war. Jessie muss auch damit fertig werden, dass auch Johnnys Leben weiter ging. Er hat sich eine Familie und ein Leben aufgebaut, in dem sie jetzt der Eindringling ist. So pendelt sie zwischen dem Wunsch ihn näher kennen zu lernen, aber auch der Angst unerwünscht zu sein.

Auf der Gefühlsebene hat dieses Buch für den Leser viel zu bieten. Es ist nicht einfach Jessie ins Herz zu schließen, da sie oft über die Stränge schlägt. Insbesondere ihr Verhalten Stuart, ihrem Stiefvater, gegenüber, kann als unterirdisch angesehen werden. Dieser Mann, der beinahe ihr ganzes Leben lang an ihrer Seite war, wird oft von ihren Launen gestraft. Sie lässt ihn nur zu genau spüren, dass er nicht ihr Vater ist und es ihr egal ist, was er zu sagen hat. Selbst als sie die Wahrheit von damals erfährt, ändert sich dieses Verhalten kaum. Gleichzeitig vermittelt sie aber auch den Eindruck, dass er ihr doch überaus wichtig ist. Dies kommt aber eher indirekt, durch kleine Gesten, ans Licht.

Etwas unrealistisch empfand ich Jessies Aufenthalt in LA. Sie wird ja nicht sofort als Johnnys Tochter offenbart, aber doch recht schnell in eine Klicke aus Kindern von reichen und bekannten Persönlichkeiten aufgenommen. Mal ehrlich, warum sollten sie ein Kindermädchen, als das sie erstmal dargestellt wird, als eine von ihnen aufnehmen? Überhaupt scheint es für Jessie leicht zu sein in diese Welt einzutauchen und sich als eine von ihnen darzustellen.

Es mag jetzt so klingen, dass ich mich nur über die Geschichte aufrege, Jessie furchtbar finde und alles als zu leicht ansehe, doch so schlimm ist es nun auch nicht. Ja, ich empfand die Handlung als zu leicht konstruiert, allerdings ist mir auch klar, dass dies ein Jugendbuch ist. Trotz all ihrer Fehler, sind die Protagonisten sehr sympathisch. Paige Toons Schreibstil macht es leicht in die Handlung einzutauchen und sich wohl zu fühlen. Die Aufregung über die Charaktere gehört genauso zum Ganzen, wie die zarte Annäherung zwischen Vater und Tochter. Klar, der Einstieg in die Trilogie könnte stärker aufgestellt sein, doch er macht Spaß und weckt die Neugier auf Jessies weiteres Leben. Genau das, sollte ein Buch doch können.

Fazit
Nach dem Tod ihrer Mutter, muss Jessie ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen, sie sucht nach ihrem Vater. Dass dieser ein Rockstar ist, ist natürlich eine große Überraschung. Doch um ihn kennen zu lernen, ist Jessie bereit sich der Welt der Stars zu stellen. Eine tolle Idee, sympathische Charaktere aber auch eine Handlung, die noch so manche Schwächen hat. Trotz allem macht das Lesen Spaß, weshalb das Buch gerne empfohlen werden kann.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Viele offene Fragen

Ära der Drachen - Schattenreiter
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Inhalt
Aufgewachsen in New York, hat Sira nie wirklich den Himmel gesehen, denn die Stadt gehört den Drachen und Menschen überleben nur tief in den Enklaven. Einzig Diebe wagen sich herauf und sie gehört ...

Inhalt
Aufgewachsen in New York, hat Sira nie wirklich den Himmel gesehen, denn die Stadt gehört den Drachen und Menschen überleben nur tief in den Enklaven. Einzig Diebe wagen sich herauf und sie gehört zu den Besten. Eines Tages tauchen Drachenreiter im Enklave auf. Männer, die es wagen mit den Bestien zu leben und sich gegen den König aufstellen. Leider folgen ihnen die Königsreiter und zerstören alles, was ihnen in den Weg kommt. In einem Kampf gelingt es Sira den obersten Krieger Nhor'garoth zu verletzen, der daraufhin ihr Leben fördert. Norik erkennt dabei das Drachenblut in ihr und bietet ihr eine Ausbildung zur Drachenreiterin an. Von Rache getrieben lässt Sira sich darauf ein, doch sie ahnt nicht, wie schwer der Weg werden wird.

Meine Meinung
Ich habe bereits Bücher der Autorin gelesen, weshalb ich mich auf dieses gefreut habe. Sie hat mich bisher immer mit ihrer Weltbildung und ihren Charakteren beeindrucken können, daher war es ein Muss zu diesem Buch zu greifen.

Der Leser findet sich in einer zukünftigen Welt wieder, die vom grausamen König und seinen Drachenreitern beherrscht wird. Vielerorts ist nicht einmal mehr der Himmel sichtbar und die Luft so vergiftet, dass ein Mensch diese nicht atmen kann. So auch in New York.
Die letzten Überlebenden haben sich Enklaven tief unter der Erde geschaffen, wo jeder Tag ein Kampf ist. Um etwas zu verdienen, wagen sich so manch Mutige an die Oberfläche um Drachenkristalle zu sammeln. Sie sind ein seltenes und begehrtes Gut, doch ihre Reinheit ist es, die den Wert bestimmt.

In dieser Welt stehen zwei Parteien einander gegenüber. Da sind die Königsreiter, Getreue von König Arkaron, der alle seinem Willen unterwerfen will. Als oberster Krieger vollführt Nhor'garoth dessen Willen und zerstört alles, was sich ihm in den Weg stellt. Dem stellen sich die Drachenreiter entgegen. Sie kämpfen für die Freiheit aller Menschen und versuchen diese zu beschützen. Für manche sind sie bloß Legenden, ein Hoffnungsschimmer in der untergehenden Welt.

Unfreiwillig gerät Sira zwischen die Fronten und muss mit ansehen, wie die Königsreiter das Enklave, ihre Heimat, zerstören. Nach einigem Hin und Her schließt sie sich den Drachenreitern an, muss sich aber auch hier durchsetzen, denn die Männer wollen nur widerwillig eine Frau in ihre Reihen aufnehmen.

Das Buch ist voller Licht und Schatten. Die wenigen Momente des Lichts offenbaren Sira wie ein Leben in Sicherheit und unter freiem Himmel aussehen könnte. In ihnen kann sie sich erlauben glücklich zu sein und zu lächeln, doch diese Momente sind selten und zumeist recht kurz.

Über der ganzen Handlung liegt eine dunkle und drückende Stimmung. Man weiß, dass die Gefahr all gegenwärtig ist, was wirklich an den Nerven zehrt, die Spannung aber dadurch konstant hält.

Die Erzählstimmen von Sira, Norik aber auch Nhor'garoth bieten die verschiedensten Einsichten und führen dem Leser interessante Informationen zu, die schließlich auch ihre Taten erklären. Die Entwicklung ist gut aufgebaut und passt sehr gut, ist an mancher Stelle aber leider in die Länge gezogen. Ein wenig haben mir in dem Ganzen aber die Erklärungen gefehlt. Einerseits haben wir das uns bekannte Amerika, doch dann ist da auch König Arkaron. Und überhaupt, wo kommen die Drachen her? Wie konnte das Fantastische überhaupt entstehen?

Es scheint beinahe, dass nach dem Großen Krieg die Welt wieder in mittelalterliche Verhältnisse gefallen ist. Alles Moderne ist ausradiert worden. Da frage ich mich allerdings, warum die ganze Handlung nicht von Anfang an in einer alternativen Welt spielt.

Fazit
Es ist schwer dieses Buch zusammen zu fassen. Wir haben hier den typischen Schreibstil der Autorin, der ja eh nicht alle überzeugen kann, den ich aber liebe, und eine spannende Geschichte mit einem Hauch Romantik. Mit durchaus interessanten Charakteren wird aber eine Handlung aufgebaut, die doch so manche Schwächen hat. Die Autorin schafft es nicht alle auftauchenden Fragen zu beantworten, was das ganze Gerüst nicht sonderlich stabil macht. Einige kleine Änderungen hätten dem Ganzen einen anderen Touch verliehen und die Geschichte anders aufgestellt.

Veröffentlicht am 10.05.2017

Das seltsame Leben der Eleanor Oliphant

Ich, Eleanor Oliphant
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Inhalt
Eleanor Oliphant ist Finanzbuchhalterin einer Grafikdesign-Agentur. Ihr Leben folgt einem strikten Tagesplan. Alles wiederholt sich. Sie geht nicht aus. Freundschaftliche Beziehungen sind ihr fremd. ...

Inhalt
Eleanor Oliphant ist Finanzbuchhalterin einer Grafikdesign-Agentur. Ihr Leben folgt einem strikten Tagesplan. Alles wiederholt sich. Sie geht nicht aus. Freundschaftliche Beziehungen sind ihr fremd. Die Nähe anderer Menschen kennt sie nicht. Um die Wochenenden voller Einsamkeit zu ertragen, ertränkt sie diese in Alkohol. Doch dann treten zwei Männer in ihr Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Durch deren Zutun beginnt sie langsam ihr Schneckenhaus zu verlassen und die Welt neu kennen zu lernen. Als sie sich aber zu öffnen beginnt, kommen auch die Schatten der Vergangenheit hoch. Sich diesen zu stellen, kann zu einem wahren Alptraum werden.

Meine Meinung
Nie hätte ich gedacht, dass Gail Honeymans Roman, der als Spiel zwischen Humor und Verstörtheit aufgebaut ist, mich beeindrucken könnte und gleichzeitig enttäuschen.

Der Leser lernt Eleanor Oliphant kennen, eine 30-jährige Angestellte, die auf den ersten Blick eine ganz normale Frau sein könnte. Erst bei genauer Betrachtung fallen Eigenheiten auf, die sie anders machen. Niemand ahnt, dass ihr Leben völlig durchorganisiert ist und sie sich beinahe von allem "normalen" zurückzieht. Diese Weltfremdheit führt dazu, dass ihre sozialen Kontakte unterentwickelt sind und Freundschaften nicht einmal bestehen. Zu ihren einzigen Regelmäßigkeiten in dieser Beziehung, gehören einzig die Besuche des Sozialdienstes und die wöchentlichen Anrufe von "Mummy". Diese sind aber weder fördernd noch aufbauend.

Eleanor stellt sich leider als schwieriger Charakter heraus. Sie schafft es mal liebenswert zu erscheinen, dann aber auch wieder als extrem anstrengend. Ja, man merkt, dass sie einsam ist, doch manchmal gewann der Eindruck, dass sie es gar nicht anders will. Es kam vor, dass sie sich über andere stellte und sich als etwas Besseres ansah, was sie mir unsympathisch machte. Auch ihre Vorstellung von gesunder Lebensweise und die Verurteilung anderer machte dieses Bild nicht besser. Was mich aber am meisten an Eleanor nervte, war sicherlich ihr Gerede von Geld. Dauernd beschwert sie sich, dass alles so viel kosten würde. Wenn es aber darum geht Kollegen etwas zu schenken und jeder etwas fürs Geschenk dazu gibt, ist ihr dies unbegreiflich und verschwendet. Wenn es dann aber darum geht sich Alkohol zu kaufen, ist alles in Ordnung. Nee, musste nicht sein.

Die Geschichte nimmt aber erste Fahrt auf, als gleich zwei Männer in ihr Leben treten. In den einen verliebt sie sich augenblicklich und erklärt es zu ihrem "Projekt" ihr zu erobern. Dabei geht sie mit einer Ernsthaftigkeit vor, die schon an Obsession grenzt. Einerseits ist dies durchaus amüsant, andererseits aber auch verstörend, da es schon dem Stalking nahe kommt. Der andere Mann wird zu einem gewissen Grad ein Freund, über den sie aber viel meckert, da er in ihren Augen ein verschwenderisches Leben führt.

Traurig war auch, dass Eleanor viel auf Äußerlichkeiten legte. Sie es nun bei den Männern oder ihr selbst. All die Veränderungen, die sie anstrebt, haben nichts mit ihrem Charakter zu tun. Sie arbeitet daran hübsch zu werden, statt zu einer liebenswerten Person. Leider ist dies aber auch eine gute Zusammenfassung der heutigen Gesellschaft. Schönheit wird zumeist höher gewertet als ein gutes Herz, denn diese ist auch ohne Anstrengung sichtbar, während man den Charakter erst kennen lernen muss.

Versteht mich nicht falsch, aber der Humor und die oft verstörenden Handlungen so wie Eleanors Seltsamkeiten sind es nicht, die diesen Roman so lesenswert machen. Viel mehr ist es Eleanors Vergangenheit. Über die gesamte Handlung werden dem Leser Brotkrumen zugeworfen, einzelne Abschnitte vorgeführt, die erst später das große Ganze enthüllen. Sie sind es, die bei der fehlenden Spannung, den Leser an den Seiten halten. Die Tatsachen, die schließlich ans Licht kommen, passen zu der Person, die Eleanor geworden ist. Es wird offenbart, was sie zu dieser unsozialen Einzelgängerin machte. Zwar werden hier die meisten Fragen beantwortet, doch manches blieb mir dann doch zu offen.

Fazit
"Ich, Eleanor Oliphant" ist durchaus ein Buch, das unterhalten kann. Zwar bleibt der Humor recht flach und die Handlung eher spannungsfrei, doch die Eigenheiten der Charaktere machen trotzdem viel aus. Wer keine hohen Erwartungen an die Handlung stellt, wird durchaus auf seine Kosten kommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Humor
  • Originalität
Veröffentlicht am 03.04.2017

Etwas zu rasant

Forever 21
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Inhalt
Ava ist verflucht. Seit sie eine schwere Schuld auf sich lud, ist sie gezwungen durch die Zeit zu springen. Immer wieder erwacht sie in fremden Körpern, in den unterschiedlichsten Situationen, nur ...

Inhalt
Ava ist verflucht. Seit sie eine schwere Schuld auf sich lud, ist sie gezwungen durch die Zeit zu springen. Immer wieder erwacht sie in fremden Körpern, in den unterschiedlichsten Situationen, nur eines bleibt gleich: Sie muss zwei Seelenverwandte zusammen bringen. Doch während sie Liebende einander zuführt, darf sie selbst nicht lieben. Allerdings ändert eine Begegnung etwas in ihr. Während ihrer Aufträge wird ihr Blut mit der Zeit wie Säure und bereitet ihr ungemeine Schmerzen, doch eine Berührung von Kyran bringt Beruhigung. Gerne würde sie bei dem geheimnisvollen jungen Mann bleiben, weiß aber auch, dass dies unmöglich ist.

Meine Meinung
Wie der Titel bereits verrät, geht es um zwei Liebende, zwischen denen die Zeit steht.

Ava ist verflucht. Sie wird für immer 21 sein, doch nie an einem Ort bleiben. Ihre Seele ist nicht länger an einen Körper gebunden. Durch einen Fluch, den sie durch eine Schuld auf sich lud, ist sie gezwungen von Körper zu Körper zu wandern. Ungebunden in der Zeit und im Raum, kann sie überall eine Aufgabe erhalten, doch diese ist immer gleich. Ava soll zwei Liebende, die eine Seelenverwandschaft verbindet, zusammen bringen. Je länger sie dazu braucht, desto mehr muss sie leiden, denn mit dem Verstreichen der Zeit werden die Schmerzen in ihrem Körper größer. Bei einem Sprung begegnet sie zufällig dem Studenten Kyran. Obwohl er ein ganz gewöhnlicher junger Mann zu sein scheint, hat er eine besondere Wirkung auf sie. Er oder auch bloß seine Nähe lindern ihre Schmerzen. In seiner Nähe fühlt sie sich sicher und besonders geborgen, doch leider ist ihr auch klar, dass sie ihm nie wirklich nahe sein wird. Sie wird nie in derselben Zeit bleiben können und damit auch nie bei ihm.

Man merkt allerdings schnell, dass Kyrans Beteiligung an diesem Buch nicht nach dieser ersten Begegnung vorbei ist. Er scheint besonders zu sein. Doch Kyran scheint auch eine gewisse Neugier zu haben, die ihn wahrscheinlich noch in Schwierigkeiten bringen wird. Seine Neugier wird von einer selbst auferlegten Schuld getragen und einem Schmerz, den er nicht loslassen kann.
Ich will jetzt eigentlich nicht zu viel verraten, aber gegen Ende des Buches hätte ich ihm am liebsten eine verpasst. Wie konnte er so gedankenlos die Sache angehen? Mal ehrlich, wenn man so was macht, sollte man sich vielleicht auch daran erinnern, dass dabei Konsequenzen entstehen können.

Ja, ich geb es zu, die Charaktere haben mich so manches Mal aufgeregt. Ob nun Ava oder Kyran oder auch manch andere, wirklich sympathisch waren sie jetzt nicht. Klar teilweise lässt sich nachvollziehen was sie tun, manchmal aber ganz und gar nicht. Da fragt man sich, warum sie ihren gesunden Menschenverstand nicht benutzen.

In diesem Band folgt man Ava durch vier Sprünge. Sie führen an verschiedene Orte und verschiedene Zeiten. Zwar ist dies wirklich interessant, doch es wurde einfach zu schnell abgehandelt. Sie landet immer dort, wo die Seelenverwandten praktisch vor ihrer Nase sind und sich nur etwas sträuben nach ihrem Glück zu greifen. Mit etwas Geschrei und kleinen Handlungen ist plötzlich die große Liebe da. Da hätte man wirklich einiges ausbauen können. Wirklich irritierend fand ich auch, dass es Ava so leicht fällt sich anzupassen. Hey, sie landet im Jahr 1907 und weiß, wie sie reden soll und sich benehmen. Mal ehrlich, wo lernt man so was? Ich kann mich nicht erinnern, dass wir so etwas in Geschichte durchgenommen hätten.

Übrigens, wenn man darauf hofft hier zu erfahren, was Ava angestellt hat, um verflucht zu werden, wird man enttäuscht. Es gibt einige Hinweise, die zu den verschiedensten Theorien führen, aber nichts Konkretes. Da muss wohl noch auf weitere Bände gewartet werden.

Fazit
Die Autorin hat eine tolle Idee gehabt, diese aber nicht so überzeugend umgesetzt. Die Handlung geht zu schnell voran und Ava scheint kaum Mühe zu haben etwas zu tun. Obwohl sie viel jammert, fällt ihr praktisch alles in den Schoß. Leider kommt kaum Spannung auf und die Gefühle zwischen ihr und Kyran erreichen den Leser nicht, denn auch hier geht alles zu schnell. Alles in Allem bleiben zu viele offene Fragen, die ein wenig enttäuschen.

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