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Veröffentlicht am 22.07.2017

Süße und nerdige Liebesgeschichte

Ana und Zak
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Ich würde diesem Buch so gerne die volle Punktzahl geben. Die Thematik hat mir gefallen, das Setting ist toll, die Charaktere sind liebenswert und es gibt jede Menge nerdige Anspielungen. Wäre das Ende ...

Ich würde diesem Buch so gerne die volle Punktzahl geben. Die Thematik hat mir gefallen, das Setting ist toll, die Charaktere sind liebenswert und es gibt jede Menge nerdige Anspielungen. Wäre das Ende nicht so schwach ausgefallen, hätte ich nichts zu bemängeln...

Zu Beginn des Buches werden uns die beiden Protagonisten vorgestellt. Sie erzählen jeweils abwechselnd aus der Ich-Perspektive, was einen guten Einblick in ihr Leben und ihre Gefühle gibt.

Ana ist geordnet, strukturiert, eine Streberin. Doch das ist nicht selbst gewählt. Ihre Eltern erwarten nicht weniger als Perfektion von Ana und ihrem Bruder Clayton und stellen harte Regeln auf. Das gibt Ana nicht gerade viel Raum sich zu entfalten und ihren eigenen Interessen nachzugehen. Obwohl sie das Spiel ihrer Eltern mitspielt, zeigt sich bereits zu Beginn ihr Widerstand:

"Wie Roboter gehen wir an unsere Plätze. Manchmal gebe ich mich wilden Gedankenspielen hin, wie es wohl wäre, mit Clayton die Stühle zu tauschen, um alles ein bisschen durcheinanderzubringen." (S. 28)

Zak hingegen nimmt die Schule nicht allzu ernst. Er tut nur das Nötigste und beschäftigt sich ansonsten lieber mit seinem Nerd-Kram. Wäre da nicht sein nerviger Stiefvater Roger, der sich ihm aufdrängt, könnte sein Leben kaum besser sein. Doch seine Faulheit und Nachlässigkeit hat Folgen: seine Lehrerin verdonnert ihn dazu an einem Quiz-Bowl-Tunier teilzunehmen, um seine Note zu retten - und das ausgerechnet am Tag der wichtigsten Convention!

Auch Anas kleiner Bruder Clayton nimmt an dem Tunier teil. Doch neugierig geworden durch Zaks Erzählungen über die Convention, haut er einfach aus dem Hotel ab, um sich die Sache mal genauer anzuschauen. Ana und Zak begeben sich auf die Suche nach ihm, um schlimmeres zu verhindern.

"Mein eigener Bruder bringt uns in größere Schwierigkeiten, als wir jemals hatten, und der Einzige, der das verhindern kann, ist ein Typ, der an Hobbits glaubt." (S. 171)

Soviel zur Grundstory und den Charakteren. Nun kommen wir zum Wesentlichen.

Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen, die Story schreitet rasch voran und es kommt keine Langeweile auf, deswegen konnte ich das Buch auch kaum aus der Hand legen.

Die Beschreibungen der Convention sind klasse. Ich konnte mir richtig vorstellen wie es dort abgeht und auch wenn ich einiges etwas übertrieben fand, war es doch insgesamt sehr unterhaltsam und lustig.

Die Suche nach Clayton gestaltet sich in dem Chaos der Convention natürlich sehr schwierig. Wo soll man da anfangen? Da wundert es mich nicht, dass die Suche ziemlich unkoordiniert und vielleicht nicht immer sinnvoll verläuft. Trotzdem ist der Fokus, der ja eigentlich auf der Suche lag, hin und wieder etwas zu sehr in den Hintergrund gerückt.

Den Mittelteil des Buchs fand ich aber generell sehr gut. Ana und Zak suchen Clayton und finden sich selbst. Die beiden kommen sich näher und erfahren dabei die Wünsche, Probleme und Vergangenheiten des jeweils anderen. Zusammen mit dem abenteuerlichen Setting der Convention ergibt das eine interessante Kombination.

Das Ende konnte mich dann aber nicht so wirklich begeistern und ist eigentlich auch mein einziger (großer) Kritikpunkt an dem Buch. Darauf kann ich ohne klitzekleine Spoiler leider nicht näher eingehen, deshalb:

SPOILER-WARNUNG
1. der große "Showdown", der wohl extra Spannung erzeugen sollte, aber meiner Meinung nach gar nicht nötig gewesen wäre, denn das Buch war auch ohne diesen "Showdown" unterhaltsam genug.
2. die Sache mit den Eltern... Nachdem Ana die ganze Zeit Angst vor den Konsequenzen und der Reaktion ihrer Eltern hatte, läuft das Ende einfach viel zu glatt und unkompliziert.

Das fand ich wirklich schade, denn das Buch ist ansonsten überraschend tiefgründig und hätte auch ein "komplizierteres" Ende gut vertragen können. Aber dass plötzlich einfach alle Probleme aus der Welt sind und sich alle lieb haben, hat für mich kein stimmiges Bild abgegeben, nach alldem was man vorher erfahren hat.
SPOILER ENDE

Für die jugendliche Zielgruppe, für die es gedacht ist, kann ich das Buch trotz des schwachen Endes auf jeden Fall weiterempfehlen. Aber auch Nicht-Jugendliche können an dieser rasanten, lustigen und zuckersüßen Liebesgeschichte Gefallen finden.

"Es ist so schön, wenn Leute eine gemischte Ehe zustande bringen", flüstere ich.
"Ist einer von den beiden Jude?"
"Nein, aber John ist Star-Trek-Fan, und Mark mag Star Wars..."
(S. 183)

Positiv hervorheben will ich auch noch das Cover. Viele werden das Buch gerade deswegen gar nicht erst in die Hand nehmen, weil es auf den ersten Blick wenig ansprechend ist, aber ich finde es einfach mehr als passend für die Story.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Als Begleitbuch okay, ansonsten eher mittelprächtig

Die Blutschule
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Es fällt mir wirklich schwer, dieses Buch zu bewerten. Soll ich es als Begleitbuch zu „Joshua-Profil“ betrachten oder als eigenständigen Roman? Ändert meine Sichtweise etwas an der Qualität der Geschichte? ...

Es fällt mir wirklich schwer, dieses Buch zu bewerten. Soll ich es als Begleitbuch zu „Joshua-Profil“ betrachten oder als eigenständigen Roman? Ändert meine Sichtweise etwas an der Qualität der Geschichte? Das vielleicht nicht, aber es beeinflusst doch meine Bewertung.

Als Begleitbuch bzw. Bonus-Story finde ich „Die Blutschule“ okay. Es ist spannend aufgebaut und lässt sich flüssig lesen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Simon geschildert, der die Erlebnisse seiner Kindheit als eine Art Therapie aufschreibt. Es fängt alles ganz harmlos an, als die Familie nach Brandenburg in ein altes Haus zieht. Doch schon bald häufen sich die merkwürdigen Ereignisse.

Ich fand das Tempo, mit dem die Geschichte voranschreitet, sehr angenehm. Am Anfang nimmt sich der Autor Zeit, die einzelnen Personen einzubringen und die Ausgangssituation zu beschreiben. Kaum ist die Familie im neuen Zuhause angekommen, werden die ersten Spannungselemente eingebaut und das Tempo zieht langsam an. Als der Vater seine Söhne auf die Insel bringt, um sie zu „unterrichten“, entwickelt sich die Story zu einer Art Horror-Schocker mit Folter, Tod und jeder Menge Angst.

Soweit so gut. Betrachte ich das Buch nun als eigenständigen Roman, gibt es einige Dinge zu bemängeln. Zuerst dachte ich beim Lesen noch: „Wow, die Story könnte von Stephen King himself sein“. Leider fehlt dem Buch dazu jedoch die nötige Tiefe und Originalität. Es wirkt alles relativ oberflächlich und ist (wie ich so gerne sage) „nichts Halbes und nichts Ganzes“. Die Handlung rauscht so vorbei, ist zwar spannend aufgebaut, wirkt aber irgendwie unausgegoren. Einige Handlungselemente hätten etwas mehr Aufmerksamkeit verdient, wie z.B. die Hintergründe des Seelenspiegels oder Stotter-Peters Geschichte.

Ich kann irgendwie verstehen, dass sich Herr Fitzek für dieses Bonus/-Begleitbuch nicht so sehr ins Zeug gelegt hat, wie für seine „richtigen“ Bücher, trotzdem hatte ich mir etwas mehr erhofft. Als eigenständiges Werk kann es einfach nicht mit anderen Büchern dieses Genres mithalten. Trotzdem hat das Buch einen gewissen Unterhaltungswert und lässt sich wirklich gut lesen. Dafür gibt’s immerhin noch 3 Sterne.