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Veröffentlicht am 01.07.2023

Die Vergangenheit kann man nicht ändern

Der Laden der unerfüllten Träume
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„Der Laden der unerfüllten Wünsche“ ist eine Geschichte über drei Generationen von Frauen. Die Großmutter, Glory Ann, heiratet in die Old Depot Grocery ein, die Tochter, Rosemary, fühlt sich nach dem Tod ...

„Der Laden der unerfüllten Wünsche“ ist eine Geschichte über drei Generationen von Frauen. Die Großmutter, Glory Ann, heiratet in die Old Depot Grocery ein, die Tochter, Rosemary, fühlt sich nach dem Tod des Vaters verpflichtet, ihrer Mutter im Laden zur Hand zu gehen, anstatt, wie geplant, der Enge des kleinen Städtchens zu entfliehen, und Sarah, die Enkelin, kehrt nach dem Tod ihres Ehemanns in ihr Heimatstädtchen zurück und will ebenfalls im Laden mitarbeiten und die mittlerweile durch die Konkurrenz von Supermärkten arg in Bedrängnis geratene Old Depot Grocery auf Vordermann bringen. Womit sie nicht gerechnet hat, ist, dass ihre Mutter den Laden so schnell wie möglich verkaufen will. Die Gründe, die Rosemary dafür hat, behält sie zunächst für sich.
Überhaupt verbergen die drei Frauen viel voreinander. Statt Liebe und Offenheit gibt es Misstrauen und Geheimnisse, keine der drei Frauen spielt mit offenen Karten. Um herauszufinden, warum ihre Mutter nie über den Großvater spricht, schnüffelt Sarah in alten Tagebüchern und öffnet heimlich eine verschlossene Kiste der Mutter – für mich ein absolutes No Go!
Doch ihre Mutter Rosemary ist nicht besser, hatte sie doch vor vielen Jahren einen an GloryAnn adressierten Brief geöffnet und vor der Mutter versteckt.
Die Geschichte dieses Romans hörte sich nicht schlecht an, doch leider plätschert sie so dahin. Es gibt unzählige Wiederholungen, immer wieder ist beispielsweise die Rede davon, dass Sarahs verstorbener Ehemann ein Workaholic und die Ehe unglücklich war. Das ist aber auch das Einzige, was wir über ihn und Sarahs Ehe erfahren. Die Personen bleiben allesamt ziemlich blass und relativ unsympathisch, die einzig sympathische Person ist die zupackende Glory Ann.
Einen großen Stellenwert in diesem Roman nimmt die Religion ein. Ständig wird gebetet, aber damit hätte ich wahrscheinlich rechnen müssen, denn es war ja angegeben, dass die Autorin Seelsorgerin ist. Aber wenn ein Ex-Soldat in einen Laden geht mit der Absicht, die ganzen Biervorräte aufzukaufen und stattdessen mit einer Bibel rausgeht, erscheint mir das wenig wirklichkeitsnah.
Noch ein Wort zum Titelbild, das im unteren Teil die Old Depot Grocery und im oberen Teil drei junge Frauen zeigt, die sich in den Armen liegen und vor Lachen ausschütten. Wer sind die drei und was haben sie mit der Geschichte zu tun? Die Antwort lautet rein gar nichts. Nur weil sich drei junge Frauen auf dem Titelbild besser verkaufen als Frauen aus drei Generationen, denn davon handelt die Geschichte nun mal? Ich finde das total daneben.
Für mich war „Der Laden der unerfüllten Träume“ eine ziemlich enttäuschende Erfahrung. Es ist eine leichte und vorhersehbare Lektüre, die man zwischendurch lesen kann, aber man sollte nicht zuviel davon erwarten.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Eitelkeiten, Machtspiele und interne Rangeleien

Die Spur der Aale
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Die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang hat ein schlechtes Gewissen. Der Zollfahnder Mathissen hatte sie um einen dringlichen Termin gebeten, weil er angeblich einer großen Sache auf der Spur war. ...

Die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang hat ein schlechtes Gewissen. Der Zollfahnder Mathissen hatte sie um einen dringlichen Termin gebeten, weil er angeblich einer großen Sache auf der Spur war. Jetzt wird er tot im Frankfurter Hafenbecken gefunden. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall beim Angeln aus und würde den Fall am liebsten sofort ad acta legen. Vogelsang beginnt auf eigene Faust nachzuforschen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn sie ist nicht für den Fall zuständig und zwischen den einzelnen Abteilungen gibt es jede Menge Eitelkeiten, Machtspiele und interne Rangeleien.
Eigentlich ist es ein interessanter Fall, Schmuggel mit seltenen Tierarten, doch leider hat man als Leser von vornherein einen Wissensvorsprung, was der Spannung nicht gerade zuträglich ist. Greta Vogelsang selbst war mir weder sympathisch noch unsympathisch bis zu dem Punkt, als sie überlegt, ob sie zum Frustabbau lieber eine Stunde Radfahren oder Sex mit ihrem Partner haben sollte. Egal ob Männlein oder Weiblein: so ein Spruch geht gar nicht. Überhaupt könnte man den Vornamen Greta jederzeit durch einen männlichen Vornamen ersetzen, denn dass es sich um eine weibliche Ermittlerin handelt, merkt man nicht, so taff wie sie sich gibt. Sympathische Personen findet man in diesem Roman nur selten. Der in Frankreich von seinem nichtsnutzigen Freund als Kurier angeheuerte Paul ist so naiv, um nicht zu sagen dumm, dass man ihn am liebsten schütteln möchte.
Alles in allem ist „Die Spur der Aale“ kein schlechter Roman, aber auch kein herausragender. Völlig unnötig fand ich eine Szene, in der Greta Vogelsang eine traumatische Szene aus ihrer Vergangenheit wiedererlebt. Dass es sich um ein altes Trauma handelt, erfährt man lediglich aus dem Klappentext, im Roman wird überhaupt nicht darauf eingegangen. Was soll das? Ich glaube kaum, dass ich die geplanten Folgebände lesen werde.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Wie viel Zeit bleibt mir noch?

Weite Sicht
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Diese Frage stellt sich die 71-jährige Charlotte nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes. Was Charlotte nicht ahnen konnte: bei der Testamentseröffnung erfährt sie vom jahrelangen Doppelleben ihres Mannes. ...

Diese Frage stellt sich die 71-jährige Charlotte nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes. Was Charlotte nicht ahnen konnte: bei der Testamentseröffnung erfährt sie vom jahrelangen Doppelleben ihres Mannes. Nicht nur er hat sie hintergangen, noch schlimmer empfindet sie den Verrat seiner Geliebten.
Bei der Beerdigung sieht Charlotte eine Freundin aus Jugendtagen, die Dänin Bente, nach vielen Jahrzehnten wieder. Kurzerhand beschließt sie, Bente, die mittlerweile in Berlin lebt, zu besuchen. Charlotte erkennt, dass Alleinsein auch gute Seiten hat und sie nicht verlernt hat, sich allein zurechtzufinden. Nach und nach kehrt ihr Selbstvertrauen zurück und sie sucht sich einen neuen Platz im Leben.
Das Buch behandelt nicht nur Charlottes Geschichte, auch ihre jüngere Schwester Gesine hat sich von ihrem Mann getrennt und macht eine schwierige Zeit durch. Die dritte Schwester, Susanne, die von den Eltern adoptiert wurde, muss sich ebenfalls entscheiden, wie es weitergeht. Ihre Wohnung wurde gekündigt, ihr Mann ist schon vor einiger Zeit gestorben. Auch sie muss sich mit Mitte 60 neu orientieren.
Bei „Weite Sicht“ hat mich zunächst einmal das wunderschöne Cover angesprochen. Eine junge schlanke Frau, deren Gesicht man nicht sieht, steht in einem roten Badeanzug bis zur Hüfte im blau-türkisen Wasser und blickt in die Ferne. Insofern passt das Bild zum Titel, allerdings hätte eine ältere Frau im Kanu weitaus besser zur Geschichte gepasst, da Charlotte Kanu fährt. Der Klappentext hat mich ebenfalls angesprochen, aber meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Die Geschichte wird sehr nüchtern und sachlich erzählt und ich konnte mich mit keiner der Personen identifizieren und nur selten Empathie mit ihnen empfinden. Für mich war es eine eher enttäuschende Lektüre.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Rückblick auf ein Leben innerhalb einer Sekunde

Die Sekunde zwischen dir und mir
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Jenn und Robbie scheinen das perfekte Paar zu sein, doch dann passierte etwas, was Jenn dazu veranlasst, Schottland von heute auf morgen zu verlassen und auf Reisen zu gehen, was für die junge, pflichtbewusste ...

Jenn und Robbie scheinen das perfekte Paar zu sein, doch dann passierte etwas, was Jenn dazu veranlasst, Schottland von heute auf morgen zu verlassen und auf Reisen zu gehen, was für die junge, pflichtbewusste Ärztin äußerst untypisch ist. Nach acht Monaten kehrt sie zurück. Eigentlich wollte sie nicht mehr mit Robbie zusammenkommen, doch die Anziehung ist immer noch da. Nach einer gemeinsamen Nacht sitzen sie zusammen im Auto. Plötzlich rast ein LKW auf sie zu, ein Entkommen scheint unmöglich. In diesem Moment hat Jenn eine Nahtoderfahrung: ihr Leben läuft wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab. Dabei springen ihre Erinnerungen in der Zeit hin und her, was am Anfang sehr verwirrend ist.
So weit, so gut. Allerdings wird es jetzt wirklich seltsam, denn nicht nur Jenn sieht ihre Erinnerungen, sondern Robbie ist als stiller Gast in den Erinnerungen zugegen. Er spürt Jenns Gefühle: Freude, Kummer, Enttäuschung, die Liebe, die in den frühen Tagen ihrer Beziehung zwischen ihnen herrschte. Kurz vor der LKW auftauchte, wollte Jenn ihm etwas Wichtiges sagen, doch es kam nicht mehr dazu. Robbie ist sicher, wenn er herausfinden kann, um was es sich handelt, kann er den Unfall abwenden. Wie er auf diese Idee kommt und vor allem, wie er dadurch den Unfall verhindern will, war mir bis zum Schluss nicht klar. Sehr seltsam ist außerdem, dass Robbie sich sozusagen als Geist in Jenns Erinnerungen bewegt, er kann mit ihr sprechen, sie anfassen, er kann Dinge bewegen und eine Botschaft in den Sand schreiben, doch er ist unsichtbar.
Eigentlich ist die Geschichte gut erzählt und den Ansatz, eine Beziehung in Rückblicken zu erzählen, fand ich auch nicht schlecht. Allerdings ergibt es für mich absolut keinen Sinn, dass Jenn in der Sekunde zwischen dem Auftauchen des LKWs und dem Aufprall 400 Seiten an Erinnerungen sehen soll, darunter auch ziemlich unwichtige Situationen.
Alles in allem ist „Die Sekunde zwischen dir und mir“ kein schlechtes Buch, doch man darf nicht nach Logik fragen, und die vielen Wiederholungen und Beschreibungen von Alltagssituationen machen die Geschichte vor allem gegen Ende mühsam zu lesen. Es ist eines jener Bücher, die man zwischendurch mal lesen kann, die aber, zumindest bei mir, keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Spannung in homöopathischen Dosen

Verschwiegen
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Die Polizistin Elma kehrt nach einigen Jahren in Reykjavik wieder in ihre Geburtsstadt Akranes zurück. Die beschauliche Kleinstadt ist nicht gerade eine Hochburg des Verbrechens und die Polizei hat höchstens ...

Die Polizistin Elma kehrt nach einigen Jahren in Reykjavik wieder in ihre Geburtsstadt Akranes zurück. Die beschauliche Kleinstadt ist nicht gerade eine Hochburg des Verbrechens und die Polizei hat höchstens mit Kleinkriminellen zu tun. Doch dann wird eine Tote am alten Leuchtturm des Orts aufgefunden, die offensichtlich ermordet wurde. Aufgrund einer Vermisstenanzeige kann die Tote identifiziert werden. Auch sie wuchs in Akranes auf, hatte jedoch eine schwierige Kindheit mit einer Alkoholikerin als Mutter. Mittlerweile lebte sie mit Mann und Kindern in Reykjavik. Was hat sie also bewogen, jetzt nach Akranes zurückzukehren und warum tat sie das heimlich, ohne das Wissen ihres Ehemanns?

Stück für Stück finden Elma und ihr Kollege Saelva mehr über die Vergangenheit der toten Beta und ihr damaliges Umfeld heraus, auch wenn es scheint, als ob mancher Bewohner von Akranes mehr weiß, als er sagen will.

Die Geschichte hörte sich spannend an, aber leider sucht man Spannung so gut wie vergebens. Die vielen Nebenschauplätze mit unzähligen Personen, die im Endeffekt nichts zu der Geschichte oder der Aufklärung des Verbrechens beitragen, machten die Lektüre mühselig. Über weite Strecken erfahren wir mehr über die Ermittlerin Elma als über den Fall, wobei vieles angedeutet und dem Leser in Salamitechnik präsentiert wird. Was das Rätsel, warum Elma Reykjavik verlassen hat, anbelangt, muss man sich für eine Antwort bis ganz zum Schluss gedulden.

Ich fand diesen ersten Band einer geplanten Trilogie leider ziemlich enttäuschend, von Islands Nummer 1 Bestseller hatte ich mir deutlich mehr versprochen. Ich glaube nicht, dass ich die weiteren Bände lesen werde.

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