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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2023

Gar nicht mal so schlecht

Der Spiegelmann
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Es ist wieder einmal eines jener Bücher, die ich rein nach Kladden Text gekauft habe. Also nur gelesen, was hinten auf dem Umschlag steht. Entsprechend erschrocken war ich als ich feststellen musste, das ...

Es ist wieder einmal eines jener Bücher, die ich rein nach Kladden Text gekauft habe. Also nur gelesen, was hinten auf dem Umschlag steht. Entsprechend erschrocken war ich als ich feststellen musste, das X-te Buch einer Reihe erstanden zu haben. Na bravo. Aber, auch das stand da, man könne es unabhängig lesen. Und das stimmt auf jeden Fall. Nun, denn man hüh…

Das Buch liest sich leicht und flüssig, der Plot „hält“ fast bis zum Schluss, das ist absolut lesenswert. Ein paar Abstriche muss man machen in Bezug auf Örtlichkeiten und Charaktere aber das dürfte halt dem Umstand geschuldet sein, kein Einzelwerk sondern Teil einer Reihe zu sein. Im Zweifel darf hier von „Wiederholungen langweilen“ gesprochen werden, in diesem Fall für die Stammleser. Das geht alles in Ordnung, das Buch ist einfach zu konsumieren, passt. Auch dass Gewaltszenen nicht unbedingt ein neues Ekel-Höchst-Level erreichen (müssen), ist gut. Manches wird der Fantasie überlassen, einiges quasi beiläufig erzählt, da muss man erstmal kurz stocken und überlegen, was einem da gerade an Grausamkeit serviert wurde. Macht es umso intensiver und interessanter.

Soweit zum ersten Eindruck. Der ein wenig geschmälert wird, wenn man intensiver darüber nachdenkt. Im Grunde ist das Buch so ähnlich wie ein wärmstens empfohlener Wein, zunächst äußerst schmackhaft, je länger man jedoch seinem Abgang nachspürt, umso mehr kommen auch einige fade Bestandteile hoch.

Der Plot ist wie der Zaubertrick des zersägen der eisernen Jungfrau, nur fällt hier im entscheidenden Moment der Vorhang, weil jeder noch so kleine Blick darauf den Trick verraten würde. Das ist gegenüber dem geneigten Leser ein Stück weit unfair, weil der zugrunde liegende Zirkel zwar am Ende klar wird, zwischendurch jedoch aufgrund der mangelnden Informationen absolut nicht ersichtlich ist. Das fand ich ein wenig schade, zumal auch der Einstieg in den Zirkel auf mich den Eindruck macht, als wäre er bei einem Erstlingswerk so nicht akzeptiert worden.

Atmosphärisch haut es manchmal nicht so richtig hin. Die Mordszene im Dunkeln, im strömenden Regen, das kommt wunderbar rüber. Die Handlung spielt jedoch im Sommer, einem sehr heißen Sommer. Da wünscht man sich schon manchmal ein wenig mehr von an der Stuhllehne klebenbleibenden Hemden, Lobliedern auf Klimaanlagen oder dergleichen mehr. So richtig kam das bei mir nicht an.

Noch ein Wort zur Übersetzung. Ich denke, sie sollte dem Original folgen, demnach dürfte dieses stakkato hafte in den Sätzen gewollt sein. Das ist nicht so mein Fall, aber nur weil es nicht mein Fall ist, muss es ja nicht schlecht sein. Wer das mag, wird hier reichlich gut bedient.

Eine Bemerkung noch zum Schluss. Menschen, die hochprozentigen Alkohol zu jeder Tageszeit aus Wassergläsern trinken, haben ein Problem. Es in der Rubrik „ich habe es im Griff, kann jederzeit aufhören, wenn ich muss“ zu behandeln halte ich für sehr problematisch.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Auf jeden Fall lesenswert

Der Junge aus dem Wald
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Um es gleich vorneweg zu sagen – das Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Ich bin hier ja nun Wiederholungstäter, lese den Autor zum zweiten Mal. Und was soll ich sagen, im Prinzip ist es wie bei seinem ...

Um es gleich vorneweg zu sagen – das Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Ich bin hier ja nun Wiederholungstäter, lese den Autor zum zweiten Mal. Und was soll ich sagen, im Prinzip ist es wie bei seinem Vorgänger („In deinem Namen“), der Plot ist gut und lesenswert, an manchen Stellen sollte man allerdings wohlwollend über nicht hundertprozentige Stimmigkeit hinwegsehen (können). Aber das tut dem Unterhaltungswert keinen Abbruch. Zumal es ja auch wieder noch um mehr unterschwellige Themen geht wie welche Zwecke heiligen welche Mittel, was ist die Wahrheit, was wissen wir oder glauben wir nur zu wissen… Das wird gegen den Satz der Anwältin Hester Crimstein geprüft „Ja, ich würde das Anwaltsgeheimnis auch dann bewahren, wenn ich bei einem Verstoß einen zweiten Hitler verhindern könnte“. Und bevor man jetzt ein schnelles Urteil fällt, es gibt da auch noch den Satz „Und wenn statt Hitler ein fähigerer Irrer an die Macht gekommen wäre, und zwar erst nachdem die deutschen die Atombombe entwickelt hätten…?“. Gerade heutzutage in einer Welt mit angeblich unbegrenzter Verfügbarkeit von Nachrichten sollten wir vorsichtig sein mit dem, was wir meinen tatsächlich zu wissen. All das verwebt Coben zu einem lesenswerten Thriller.
Ein wenig muss man abziehen bei der Bewertung, weil es zum Schluss hin einfach zu zuckerig wird. Etwas mehr Salz in die Suppe hätte durchaus nicht schaden können
Was auch noch hätte nicht schaden können wäre ein klein wenig mehr Vertrauen in die Intelligenz und Aufmerksamkeit des geneigten Lesers. Schlichtes zeigen des Verhaltens, die reine Handlung ist oftmals absolut hinreichend, da muss man nichts noch ausdrücklich erklären.
Ganz zum Schluss noch ein Wort zur Übersetzung. Sie ist dieses Mal leider nicht so gut gelungen. Was allerdings mehr in Richtung Goldmann Verlag geht.

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Spannende Unterhaltung

Todesfrist
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Ich hatte, bevor ich dieses Buch anfing, noch nie etwas von dem Autor gehört, hab es von einem Bekannten empfohlen bekommen, nur die Beschreibung auf dem Umschlag gelesen. Der pure Stoff, alles weitere ...

Ich hatte, bevor ich dieses Buch anfing, noch nie etwas von dem Autor gehört, hab es von einem Bekannten empfohlen bekommen, nur die Beschreibung auf dem Umschlag gelesen. Der pure Stoff, alles weitere egal.
Unter diesem Motto gehe ich seit gut eineinhalb Jahren deutsche (sprachige) Autoren (m/w/d) an – und verdammt nochmal, es geht doch!
Der Autor erzählt eine Geschichte. Man merkt, er liebt seine Geschichte, liebt die Protagonisten, lässt die Geschichte an unterschiedlichen Orten spielen. Orten die er zum Leben erweckt. Es riecht und schmeckt, ist heiß, kalt, muffig oder die Sonne brennt vom Himmel. Das lebt, das atmet, da hab man als Leser (m/w/d) Spaß dran.
Die Protagonisten der Geschichte kommen glaubhaft rüber. Natürlich ist es nichts gänzlich neues, junge, ambitionierte Kollegin, stänkerndes, älteres Ekelpaket, das alles kann, weiß und macht, aber die Beiden werden langsam und ordentlich aufgebaut. Man bekommt ein Gefühl für ihr Handeln vermittelt, ihnen bei den Ermittlungen zu folgen macht schlicht Freude.
Die Story an sich ist mit Sicherheit nicht klischeefrei. Aber sie ist sauber aufgebaut, der Spannungsbogen stimmt. Wer der Täter ist, ist für meinen Geschmack etwas früh erkennbar. Dafür wird das Warum gut gezeigt, dass hinterher hecheln der Ermittler ist stets unterhaltsam. Das Ende des Falles, der letzte Fehler des Mörders, ist dann leicht grenzwertig in seiner Glaubwürdigkeit, was dem Lesevergnügen allerdings keinen Abbruch tut.
Zum Schluss gibt es noch was zum Schmunzeln, und Appetit auf einen zweiten Fall wird auch gemacht. Ganz ohne Holzhammer und zu Ende ist der Fall tatsächlich auch.
Da fällt einem eigentlich nur ein – Geht doch! – und Spaß machen kann es auch aus deutschsprachiger Feder. Ich denke, da könnte noch ein weiterer Band Vergnügen bereiten.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Ich denke, es ist alles erzählt...

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Okay, herzlich willkommen zu Teil vier – der für den Verfasser allerdings Teil drei ist, „Das Fundament der Ewigkeit“, habe ich ausgelassen. Und zu einem einigermaßen ratlosen Leser. Es sind über tausend ...

Okay, herzlich willkommen zu Teil vier – der für den Verfasser allerdings Teil drei ist, „Das Fundament der Ewigkeit“, habe ich ausgelassen. Und zu einem einigermaßen ratlosen Leser. Es sind über tausend Seiten, irgendwas muss das Buch also haben, sonst würde man die nicht schaffen, nur was, tja, das ist die große Frage.
Fangen wir vorne an. Handwerklich sauber aufgebaut ist die Geschichte selbstverständlich wieder. Und Follett bleibt sich wieder treu – sein Protagonist kämpft nicht mit der Waffe in der Hand, außer ums eigene Leben, und er ist Handwerker. Und auch sonst sind sie alle wieder da, die wir kennen und lieben, die Bösen aus Adel und Klerus, die nicht-adligen Bösen, welche für die alltägliche Gemeinheit benötigt werden, auf der anderen Seite die gutartigen Kirchenvertreter. Solche aus dem guten Adel sind selbstverständlich auch vorhanden, wie immer, und gebraucht, so quasi eine halbe Rangstufe unter der Bösen oder mit nicht ausreichend Zeit gesegnet, das Böse sehen zu können oder…na halt so wie es geeignet ist, um eine spannende Geschichte aufbauen zu können.
Aber es gibt auch etwas Neues. Neben den Handwerker-Helden tritt eine weibliche Protagonistin. Als eine der Haupt Handlungsträgerinnen, Ragna. Das gibt „Kingsbridge“ eine ganz neue Erzählperspektive im Gegensatz zu seinen Vorgängern. Aus meiner Sicht allerdings keine wirklich gute. Ein guter Teil der Geschichte wird aus Ragnas Sicht erzählt. Wie bereits gesagt, handwerklich ist das in Ordnung, nur wirklich neues gibt es auch nicht. Ganz im Gegenteil, die Geschichte wirkt seltsam flach und nichtssagend. Und so ein wenig wie eine Pampelmuse heutzutage: das intensiv saure, das früher ihren Reiz ausmachte, hat man weggezüchtet. Bedeutet, die Guten sind zu gut, die Konflikte flach, die Bösen nicht bösartig genug, alles plätschert so fröhlich seicht vor sich hin. Von Nägel kauender Spannung ist das ungefähr so weit entfernt wie der Mond von der Erde, kompensiert von unterhaltsam informativ wird es leider aber auch nicht.
Man erfährt eine Menge über das Leben im zehnten Jahrhundert in England, besonders aus der Sicht einer (adeligen) Frau. Das Ganze ist nur, ja…, es fehlt einfach der Pfeffer. Den Konflikten fehlt das absolut mörderische, die alltägliche Brutalität, welche einem, wenn das Gute doch siegt, so richtig durchatmen lässt, so mit geballter Faust, ja, jetzt hat er es aber gekriegt, der Bösewicht. Haben wir leider nicht. Schade. Insgesamt kann man wohl sagen, ohne den Namen Follett, als Erstlingswerk, hätte das Buch wohl kaum den Weg zu den Druckmaschinen gefunden.
Zum Schluss gibt es dann doch nochmal was zum Aufmerken, Selbstjustiz, der aus meiner Sicht fragwürdige Umgang damit. Selbstverständlich ist sie so, wie sie dargestellt, bzw. begründet wird, absolut gerechtfertigt…oder? Es ist, meine ich, ein äußerst schmaler Grat, der hier beschritten wird. In der Fiktion mag das okay sein, mir scheint allerdings, es gibt zu viele Menschen, die solche Art Einstellung getrieben durch einseitige Berichterstattung auf die Realität übertragen. Hier muss aus meiner Sicht auch der kleinste Vorwand zur Rechtfertigung vermieden werden.
Bleibt noch die Frage, hole ich Teil drei nach? Ehrlich gesagt, ich denke nein.

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Schade, daraus hätte man mehr machen können…

Der Tausch – Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg.
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Ich hatte, bevor ich dieses Buch anfing, noch nie etwas von der Autorin gehört, habe nur die Inhaltsangabe hinten gelesen, nichts anderes. Der pure Stoff, alles weitere egal.
Nun zum Buch. Interessiert ...

Ich hatte, bevor ich dieses Buch anfing, noch nie etwas von der Autorin gehört, habe nur die Inhaltsangabe hinten gelesen, nichts anderes. Der pure Stoff, alles weitere egal.
Nun zum Buch. Interessiert hat mich natürlich, welche neuen Sichten die Autorin dem Thema „Der Fremde im Zug“ abgewinnen kann. Der Einstieg war etwas verwirrend, ein bisschen viel „Ich“ Sichten, aber das war schnell vorbei. Das Buch lies sich locker und flüssig lesen - da es ja aus dem Amerikanischen übersetzt ist an dieser Stelle ein ausdrückliches Lob an die Übersetzer. Die Geschichte wird langsam entwickelt, mal mit kurzen Erinnerungen, dann wieder längere Teile. Interessant fand ich, der eine Teil wird immer in der „Ich Perspektive“ erzählt, der andere aus jener des neutralen Erzählers. Wobei auch hier das Wissen des Lesers nie über jenes der Protagonistin hinaus geht. Interessant gemacht.
So weit, so gut, kommen wir zum Inhalt. Womit wir bei „Schade, hätte man mehr draus machen können“, sind. Das liegt vor allem daran, der Antagonist ist kaum mehr als ein verwaschenes Bild, ein Klischee. Die beiden Protagonistinnen werden zwar sauber aufgebaut, doch die wirkliche Interaktion fehlt. Womit der Geschichte leider frühzeitig die Luft ausgeht. Auf den letzten zwanzig Seiten sieht man den Mangel dann sehr deutlich. Es ist einfach so, will man etwas demontieren muss man es zuvor aufbauen. Um Spoilern zu vermeiden ein beliebiges Beispiel - soll die Verschrottung des geliebten VAN´s die Herzen der Leser berühren muss man seine Protagonisten darin zuvor Lieben, Hassen, streiten und sich wieder versöhnen lassen. Sonst bleibt es nur ein lebloses Stück Blech, dessen weiterer Verbleib nicht von Belang ist.
Am Ende war ich dann auch noch völlig enttäuscht. Die letzten paar Seiten sind ein totaler Bruch mit dem Anfang. In der Überzeugung, Darstellung der einen Protagonistin. Es wirkt auf mich wie etwas, das die Autorin unbedingt so schreiben wollte. Sei ihr gegönnt, nur passte es leider nicht zum Anfang.
Schade.

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