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Veröffentlicht am 22.03.2023

✎ Judith Allert - Trudi Trödelliese hat’s nie eilig

Trudi Trödelliese hat’s nie eilig
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Jeder mit Kindern zu Hause weiß, was "trödeln" heißt. Wir Erwachsene haben oft einen Zeitplan im Kopf, den wir unbedingt einhalten wollen. Kinder wissen davon nichts. Und vor allem interessiert sie es ...

Jeder mit Kindern zu Hause weiß, was "trödeln" heißt. Wir Erwachsene haben oft einen Zeitplan im Kopf, den wir unbedingt einhalten wollen. Kinder wissen davon nichts. Und vor allem interessiert sie es meistens nicht, weil gerade kleine Kinder noch gar kein Konzept von 'Zeit' haben. Sie meinen es nicht böse, sondern achten einfach viel mehr auf sich.

Mich stresst sowas. Ich bin jemand, die gerne pünktlich ist - am liebsten vor der vereinbarten Zeit. Doch seitdem ich Mama bin, gibt es (mindestens) 2 Menschen, die fertig sein müssen, wenn wir das Haus verlassen.

Anfangs habe ich mich davon runter ziehen lassen. Ich war nervös, entkräftet, manchmal auch schlecht gelaunt. Obwohl ich immer früh genug anfing, alles fertig zu machen, musste ich am Ende feststellen, dass wir die Wohnung erneut unter Stress verließen.

Irgendwann habe ich bei mir selbst den Stopp-Knopf gedrückt.

Ich bin in mich gegangen und habe mich ganz bewusst gefragt, was passiert, wenn wir nicht pünktlich sind. Ich habe geschaut, ob wir, wenn wir 5 oder 10 Minuten später raus gehen, wirklich verspätet ankommen. Und vor allem habe ich geschaut, wie es die Beziehung zwischen mir und meiner Tochter verändert, wenn ich sie nicht permanent herumkommandiere, bevor wir los wollen.

Unser Aufbruch ist nun viel entspannter. Wir sind beide gut gelaunt und keine weint. Wir kommen trotzdem noch immer pünktlich, denn mein Zeitpuffer ist großzügig bemessen. Und falls es mal 10 Minuten später werden sollte, sage ich eben kurz Bescheid und keine
r ist sauer.

So ähnlich hatte ich mir auch "Trudi Trödelliese hat’s nie eilig" vorgestellt. Eben dass wir Erwachsene einen Spiegel vorgehalten bekommen und Kinder in ihrem Trödeln sowohl bestärkt werden, als auch dass aufgezeigt wird, wann man trotzdem vielleicht mal pünktlich aus dem Haus gehen muss. (Arzttermine oder Kinobesuche oder dergleichen) Eine Geschichte, aus der beide Parteien lernen können.

Doch das vorliegende Werk ist ein bisschen anders.

Alle Tiere des Waldes flitzen an Trudi vorbei, weil sie es eilig haben, ein Fest zu organisieren. Als die Schildkröte fragt, was es zu feiern gibt, kann dies niemand beantworten. Am Ende vergessen alle die Hektik und erfreuen sich an den wunderschönen Sachen drumherum und an der Gemeinschaft.

Ich finde, die Erzählung ist ein bisschen an der Zielgruppe vorbei geschrieben. Meine 5-Jährige kann sich damit kaum identifizieren. Ja, sie ist langsamer als ich, doch sie hat immer etwas zu tun. Ob das jetzt wichtig ist oder nicht, liegt nicht in meinem Ermessen. Für sie scheint es wichtig zu sein (noch schnell ein Bild zu malen oder sich die Haare zu machen), sonst würde sie es nicht tun.
Es liegt in meiner Verantwortung als Erwachsene, dass wir trotzdem pünktlich zu einem Arzttermin kommen. Oder ich lerne eben, mich auch mal zu entspannen, wenn es die Zeit zulässt.

Die Botschaft - dass wir manchmal nicht wissen, warum wir uns eigentlich so stressen -, verstehen die Kinder nicht. Sie ist eindeutig an Erwachsene gerichtet. Kinder stressen sich nicht.

Auch die Message, dass nicht alles perfekt sein muss, um toll zu sein, ist in unserer Familie ein längst gelebter Glaubenssatz. Wir sind zwar beide perfektionistisch, doch erinnern uns oft gegenseitig daran, dass der Weg zum Ergebnis (beim Basteln zum Beispiel) uns Freude bereitet hat. Daher genießen wir die Leistung am Ende umso mehr.

Die Illustrationen von Marlit Kraus sind wunderschön anzusehen und laden dazu ein, eine eigene kleine Geschichte zu erzählen. Doch so, wie sie niedergeschrieben steht, mag sie meine Tochter nach dem ersten Hören nicht mehr vorgelesen bekommen.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 13.03.2023

✎ Mary E. Garner - Das Buch der gelöschten Wörter 2 Zwischen den Seiten

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
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Nachdem ich "Der erste Federstrich" beendet hatte, wollte ich wissen, wie es mit der Bücherwelt weitergeht. Ich hoffte auf ein bisschen mehr Tempo, doch im 2. Band geht es genauso weiter wie es im 1. begonnen ...

Nachdem ich "Der erste Federstrich" beendet hatte, wollte ich wissen, wie es mit der Bücherwelt weitergeht. Ich hoffte auf ein bisschen mehr Tempo, doch im 2. Band geht es genauso weiter wie es im 1. begonnen hat - gemächlich ...

Mary E. Garner wiederholt oft vergangene Handlungen oder Zusammenhänge. Das mag hilfreich sein, wenn man lange auf eine Fortsetzung warten muss oder wenn die Handlungen sehr komplex sind. Beides ist hier jedoch nicht gegeben. Alle 3 Teile erschienen im selben Jahr und die wichtigsten Auftritte sind überschaubar.

Dass Hope über 40 Jahre alt sein soll, merkt man ihr mit keiner Zeile an. Da hätte ich mir manchmal etwas weniger Jugendhaftes und mehr Erfahrung gewünscht. Ansonsten hätte man direkt eine Protagonistin nehmen können, die der Zielgruppe eher entspricht.

Generell sind die Charaktere austauschbar. Tiefgang sucht man meist vergebens und eine Entwicklung findet in meinen Augen ebenfalls nicht statt.

Ann Vielhaben ist eine gute Sprecherin - wenn es wenige Charaktere zu besetzen gilt. In dieser Trilogie finde ich sie fehlbesetzt, weil die unterschiedlichen Stimmen nicht gut herauskommen. Sie bemüht sich, doch das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend.

Ich muss leider sagen, dass ich den Großteil der Geschichte bald schon wieder vergessen haben werde. Es ist halt nichts, was hängen bleibt, was nachhallt. Die Grundidee ist gut, doch die Autorin verliert sich in Nebensächlichkeiten.

Teil 3 befindet sich trotzdem bereits auf meinen Ohren, denn ich möchte wissen, wie die Erzählung endet.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 10.03.2023

✎ Mary E. Garner - Das Buch der gelöschten Wörter 1 Der erste Federstrich

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Ich habe es erst im zweiten Anlauf geschafft, diesen Jugendroman zu Ende zu hören ...

So sehr mich die Idee faszinierte, in Bücher(n) reisen zu können, so sehr langweilte mich anfangs die Geschichte.

Es ...

Ich habe es erst im zweiten Anlauf geschafft, diesen Jugendroman zu Ende zu hören ...

So sehr mich die Idee faszinierte, in Bücher(n) reisen zu können, so sehr langweilte mich anfangs die Geschichte.

Es fingt bereits damit an, dass ich sicher war, einen Jugendfantasy vor mir zu haben - zumindest wird "Das Buch der gelöschten Wörter" auf der Homepage ab 16 beworben. Hope jedoch ist über 40 Jahre alt. Längst also noch keine Identifikationsfigur der Zielgruppe.
Und doch denke ich, dass auch ältere Jugendliche den Roman mögen können. Hope ist vom Charakter her nämlich recht jung geblieben.

Das Setting ist eher durchwachsen.
Mary E. Garner musste sich Bücher für ihre Buchwelten heraussuchen, deren Autoren & Autorinnen bereits seit mindestens 70 Jahren verstorben sind. (Urheberrecht und so) Das bringt mit sich, dass man zumindest die Titel meist kennt. Auch die handelnden Buchpersonen waren mir oft ein Begriff, obwohl ich die Werke nicht immer selbst gelesen hatte. Ob das ebenso für die anvisierten Lesenden gilt, die vielleicht mit ganz anderen Werken aufgewachsen sind?

Leider verliert sich die Autorin in vielen Klischees. Es gibt zwar einige Aufbrüche der eigentlichen Handlungen, doch zu den Charakteren habe ich wenig Bezug gefunden. (außer Gwen - mein absoluter Lieblingscharakter)

Dass hier eine Trilogie zugrunde liegt, merkt man dem ersten Band sehr an. Alles wird ganz genau beschrieben und teilweise (mehrmals) wiederholt. Das bringt eine gewisse Tiefe mit sich, einen Weltenaufbau, den ich so bildlich selten vor mir sehe. Aber eben auch, dass man über manche Strecken den Fokus verliert, weil viel nebenbei geschildert wird. Meist schlendern wir gemütlich nebenher.

"Der erste Federstrich" funktioniert als eigenständige Geschichte nicht. Es bleiben am Ende zu viele Fragen offen. Der Cliffhanger hat zumindest das Ruder bei mir rum gerissen und ich werde Hope weiterhin folgen, obwohl ich nicht gänzlich überzeugt bin und hoffe, dass in Band 2 und 3 das Tempo ein bisschen angezogen wird ...

Die Sprecherin Ann Vielhaben finde ich nicht sehr überzeugend. Die Stimmen der verschiedenen Protagonisten klingen zu ähnlich. Sie hat sich zwar bemüht, Unterschiede herein zu bringen, doch das ist ihr nicht immer gelungen.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 27.02.2023

✎ Paul Reinker - Die Tiere der Lichtung am kleinen Bach 1 Das große Fest

Die Tiere der Lichtung am kleinen Bach - Band 1 - »Das große Fest«
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"Die Tiere der Lichtung am kleinen Bach" ist eine süße Geschichte rund um Freundschaft und Hilfsbereitschaft.

Die ca. 120 Seiten werden in 15 Kapitel zu jeweils ca. 8 Seiten aufgeteilt. Davon sind die ...

"Die Tiere der Lichtung am kleinen Bach" ist eine süße Geschichte rund um Freundschaft und Hilfsbereitschaft.

Die ca. 120 Seiten werden in 15 Kapitel zu jeweils ca. 8 Seiten aufgeteilt. Davon sind die ersten beiden Illustrationen und dann kommen 5 oder 6 Seiten Text.

Mir fällt es zunehmend schwerer, Selfpublisher im Kinderbereich zu unterstützen. Nicht, weil sie nicht schreiben können, sondern weil sie oft nicht die finanziellen Mittel haben, um zum Beispiel viel Geld in die Zeichnungen zu stecken. Doch genau diese sind vor allem im Kindergarten und bei den Erstlesenden wichtig. Ich sehe es immer wieder in unser Schulbibliothek, in der ich mich ehrenamtlich engagiere: Kinder, die gerade anfangen zu lesen, schauen erstmal ins Buch, ob viele Bilder drin sind. Sind es zu wenig, wird die Lektüre zurückgestellt. (egal, ob der Inhalt interessant klingt oder nicht)

Die vorliegende Lektüre bewegt sich auf einem dünnen Seil. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, die Illustrationen jedoch zu geballt. Sie ist also eher für Kinder geeignet, die nicht so viel zum Schauen benötigen.

Die Handlung an sich ist ok.
Meine knapp 5-Jährige mochte die Erzählung leider nicht, weswegen ich bereits nach ein paar Seiten alleine weitergelesen habe. Es hat sich in letzter Zeit herauskristallisiert, dass sie auf viele Bilder und wenig Text steht. Sie liebt es, ihrem Hasi "vorzulesen". Dazu benötigt sie am besten bunte Abbildungen und eine einprägsame Abhandlung, die sie sich leicht merken oder anhand der Bilder zusammenreimen/ausdenken kann.

In "Das große Fest" kommen jedoch sehr viele Charaktere vor. Und da sie auch alle näher beschrieben und mit Namen benannt werden, war es sogar mir als Erwachsene irgendwann zu viel.

Wir haben anfangs nicht verstanden, wie all die Tiere dachten konnten, dass sie alleine auf der Lichtung leben - vor allem die Biene. Dies gab uns die Möglichkeit, näher zu forschen und so haben wir etwas über Solitärbienen erfahren.

Als Vorlesebuch bekommt es von uns eine eingeschränkte Empfehlung. Vielleicht als Abendlektüre, wenn man sowieso möchte, dass die Kleinen die Augen zu machen.

Als Erstlesebuch werde ich es in den kommenden Monaten testen. Ich werde es unserer Schulbibliothek spenden und schauen, wie es dort ankommt.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 07.02.2023

✎ Heather Morris - Die Schwestern von Auschwitz

Die Schwestern von Auschwitz
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Es kann nicht genug Literatur zu diesem Thema. Und es kann nicht genug Leute geben, die diese Literatur in die Welt hinaus tragen.

Ich habe bereits viele Werke über den Holocaust gelesen - und doch gleicht ...

Es kann nicht genug Literatur zu diesem Thema. Und es kann nicht genug Leute geben, die diese Literatur in die Welt hinaus tragen.

Ich habe bereits viele Werke über den Holocaust gelesen - und doch gleicht kaum eines dem anderen. Obwohl so viele Menschen das gleiche Leid erfahren mussten, vielleicht sogar den gleichen Weg gehen mussten, ist doch jede Geschichte individuell.

Dies ist die erste Erzählung, in der es noch ein langes Leben »danach« gibt. Oft enden die Geschichten der Überlebenden kurz nach der Befreiung, hier jedoch wird man weit in die Gegenwart mit hinein genommen.

Damit hatte ich nicht gerechnet. Der zweite Teil - die neue Existenz - zog sich stellenweise leider auch ein wenig.

Die Zeit im Konzentrationslager und die erste Zeit danach hingegen war sehr intensiv.
Ich ertappte mich aber dabei, dass ich an einigen Stellen dachte: Ist dies wirklich so geschehen? War der Zufall tatsächlich so zugegen, dass die drei es immer wieder schafften, zusammenzubleiben oder wieder zusammenzukommen?

Am Ende gibt es ganz viele Nachworte. Von verschiedenen Personen. Mit verschiedenen (zusätzlichen) Informationen.

Für mein Befinden war vor allem die Zeit in Israel zu sehr in die Länge gezogen. Das hätte man gut kürzen und trotzdem interessant gestalten können. Ich finde es gut, wenn Heather Morris zeigen möchte, was mit den Menschen im späteren Leben geschieht. Doch hier geschah dies ein wenig zu ausführlich.

Ich tu mich schwer, eine Hörempfehlung auszusprechen. Der erste Teil ist sehr emotional, der zweite ist ein bisschen ausschweifend. Wenn euch das Leben der drei Schwestern interessiert, dann greift gerne zu. Ich werde mir noch die beiden anderen Bücher der Autorin besorgen, denn ihren Schreibstil fand ich sehr gut.

©2023 Mademoiselle Cake